Einfluss von Freizeitaktivitäten auf Vögel

Störungen durch menschliche Aktivitäten gelten zusammen mit der Zerstörung von Lebensräumen und der Verminderung der Lebensraumqualität als Hauptursachen für den Rückgang vieler Vogelarten. Es ist zu erwarten, dass menschliche Störungen, insbesondere Freizeitaktivitäten, in Zukunft zunehmen werden.

Ziele

In einer umfassenden Überblicksarbeit haben wir aufgezeigt, wie die Reaktionen von Tieren durch menschliche Störungen beeinflusst werden (Tablado & Jenni 2015). Diese Erkenntnisse führten zur Frage, welche Auswirkung anthropogene Störungen auf das Ansiedlungsverhalten haben. Untersucht wurde auch, wie kurzfristige Störungen die Raumnutzung während des Brutgeschäfts beeinflussen.

Bedeutung

In der Praxis taucht immer häufiger die Frage auf, ob menschliche Aktivitäten beispielsweise die Ansiedlung von Vögeln beeinflussen und ähnlich der Präsenz von Beutegreifern nicht-lethale Effekte auf die Brutinvestition und die Körperreserven haben. Ob sich Vögel an Menschen gewöhnen, scheint art- und ortsspezifisch zu sein. Erkenntnisse über die Auswirkungen von niederschwelligen Störungen auf das Verhalten eines Vogels bilden die Grundlage für Richtlinien über Mindestabstände zwischen einem bestimmten Lebensraum und einem Weg und liefern Argumente für Schutzzonen.

Ergebnisse

Yves Bötsch wies im Rahmen seiner Dissertation nach, dass menschliche Störungen das Ansiedlungsverhalten von Vögeln beeinflussen. In Waldgebieten, die im Frühling häufig gestört wurden, siedelten sich weniger Vögel und auch weniger Arten an als in ungestörten Waldgebieten (Bötsch 2018; Bötsch et al. 2017). Menschliche Aktivitäten beeinflussten auch das Fluchtverhalten der Vögel (Bötsch et al. 2018).
Patrizia Ugolini zeigte in ihrer Masterarbeit mit Hilfe von Aktivitätsloggern, dass bereits ein einmaliges Vorbeilaufen an in Hecken brütenden oder fütternden Amseln Verhaltensänderungen auslöst, die sich je nach Geschlecht und Status unterschieden und auch noch 30 Minuten nach der Störung sichtbar waren (Ugolini 2018). In einer zweiten Masterarbeit untersucht nun Daniel Scherl mit Hilfe von VHF-Sendern, wie Amseln nach einer einmaligen Begegnung mit Menschen den Raum nutzen.

Projektleitung

Lukas Jenni, Susi Jenni-Eiermann

Publikationen

Bötsch, Y., S. Gugelmann, Z. Tablado & L. Jenni (2018):
Effect of human recreation on bird anti-predatory response.
Bötsch, Y., Z. Tablado, D. Scherl, M. Kéry, R. Graf & L. Jenni (2018):
Effect of Recreational Trails on Forest Birds: Human Presence Matters
Tablado, Z. & M. D'Amico (2017):
Impacts of terrestrial animal tourism.