Förderung der Vogelwelt in Rebbergen

Weinberge sollen wieder zu einem Refugium für gefährdete Vogelarten werden – dies sowohl für Brutvögel als auch für überwinternde Vogelarten. Die Schweizerische Vogelwarte Sempach unterstützt naturnahe Formen des Weinanbaus.

Ziele

Rebbauflächen können attraktive Lebensräume für viele Vogelarten sein, darunter gefährdete Arten der Roten Liste. Die Eignung der Weinberge für Vögel hängt aber von der Art und Weise der Bewirtschaftung ab. Im Projekt werden die Ansprüche der in Weinbergen lebenden Vogelarten im Jahresverlauf abgeklärt, geeignete Formen der Nutzung entwickelt und in Walliser Rebbergen ausgetestet und umgesetzt.

Vorgehen

Der Vergleich verschiedener Rebberge bezüglich Arten und Anzahl von Vögeln und bezüglich Bewirtschaftungsformen zeigt, wie eine Rebparzelle genutzt werden soll, um qualitativ hochwertigen Wein zu produzieren und gleichzeitig auch die Vogelwelt zu fördern. Die gewonnenen Erkenntnisse werden mit Unterstützung durch Winzer und Winzervereinigungen in die Praxis umgesetzt.

Bedeutung

Landesweit gibt es rund 150 km2 Rebbaufläche, ein Drittel davon im Wallis. Diese Spezialkulturen haben das Potenzial, eine Vielfalt an bedrohten Vogelarten zu beherbergen, die in der intensiv genutzten Kulturlandschaft ansonsten kaum mehr geeigneten Lebensraum finden. Mit einfachen Mitteln können Weinberge durch eine ökologische Bewirtschaftung als Lebensraum für Wiedehopf, Heidelerche, Bluthänfling und Zaunammer aufgewertet werden.

Ergebnisse

In mehreren Studien, welche die Lebensraumansprüche aller Vogelarten im Jahresverlauf in Weinberggebieten im Wallis untersuchen, konnte die Bedeutung der Weinberge sowohl für überwinternde Vögel als auch für Brutvögel gezeigt werden. Besonders wichtig für die Vögel sind Rebflächen mit einer in allen 4 Jahreszeiten lückigen Bodenbegrünung. Kleine Hecken und Baumgruppen zwischen den Weinbergparzellen scheinen sich ebenfalls positiv sowohl auf die Artenvielfalt als auch auf die Anzahl der Vögel auszuwirken.

Interessant ist auch, dass verschiedene Vogelarten unterschiedliche Vorlieben zeigen. So zeigt die Heidelerche eine Präferenz für kurze lückige Vegetation, wohingegen der Bluthänfling höher wachsende Krautpflanzen mit einer reichen Samenmischung bevorzugt. Eine ideale Bodenbegrünung weist eine grosse Heterogenität auf und bildet sich idealerweise durch eine spontane Bodenbegrünung (und nicht durch Einsaat).

Projektleitung

Alain Jacot

Partner

VITIVAL

Publikationen

Bosco, L., V. Moser, M. M. Jones, Ø. Opedal, O. Ovaskainen, G. Sonja, R. van Klink, S. A. Cushman, R. Arlettaz & A. Jacot (2023):
Habitat area and local habitat conditions outweigh fragmentation effects on insect communities in vineyards.