Nistkästen für Höhlenbrüter

Mit Nistkästen können wir jenen Vögeln helfen, die zum Brüten auf Höhlen angewiesen sind. Allerdings sind uns da Grenzen gesetzt. Nistkästen helfen einer Art nur dann, wenn sie auch den passenden Lebensraum und die richtige Nahrung zur Verfügung hat. Leider ist dies gerade bei unseren bedrohtesten Nistkastenbewohnern meist nicht der Fall: Mit dem Aufhängen von Nisthilfen allein sind Steinkauz, Wiedehopf und Wendehals kaum zu retten. Hingegen können wir die Meisen und ein paar andere Arten fördern, vor allem dort, wo das natürliche Höhlenangebot knapp ist. Gut gebaute Nistkästen ermöglichen zudem einen überdurchschnittlichen Bruterfolg.

Wo können Nisthilfen angebracht werden?

  • in Gärten
  • an Fassaden
  • in Obst- und Parkanlagen
  • in Wäldern
  • am Rand von Feuchtgebieten

Wieviele Nisthilfen sind sinnvoll?

Die Zahl der Nisthilfen richtet sich danach,

  • wie viele Vögel von höhlenbrütenden Arten im betreffenden Gebiet Nahrung und Unterschlupf finden. Das Merkblatt «Vogelfreundlicher Garten» zeigt auf, wie sich der Umschwung des eigenen Hauses diesbezüglich verbessern lässt. Es ist bei der Vogelwarte und bei BirdLife Schweiz erhältlich.
  • welche Arten man fördern will: Je grösser sie sind, umso mehr Raum braucht jedes Brutpaar. Je ähnlicher die verschiedenen Arten ihren Lebensraum nutzen, umso eher kommt es auf engem Raum zu Streitereien, z.B. bei nahe verwandten Meisenarten. Deshalb gilt die Faustregel: Je unterschiedlicher die Lochgrössen der aufgehängten Nistkästen sind, desto mehr Vogelarten kommen als Nutzer in Frage und umso mehr Nistkästen sind sinnvoll.

Die folgenden Zahlen gelten als Richtwerte:

  • Garten: 1 Nisthilfe an jedem zweiten Baum; die nicht mit Nestern belegten Kästen haben als Übernachtungsplätze Bedeutung.
  • Obstgärten und Wald: bis 30 Stück pro 10 Hektaren.

Welche Standorte sind geeignet?

Modell 1
Modell 1

Nistkästen sind ein Ersatz für natürliche Baumhöhlen. Letztere gibt es in allen Höhen, Grössen und Expositionen. Deshalb kann man auch beim Bau und Aufhängen der Kästen etwas flexibel sein und sich nach den jeweiligen Umständen richten.

Die Idealhöhe liegt für kleinere Vogelarten zwischen 1,8 und 3 Metern (siehe Tabelle). Wo mit mutwilligen Beschädigungen gerechnet werden muss, hängt man die Kästen besser etwas höher. Drehen Sie die Einfluglöcher von der Wetterseite weg und richten Sie sie möglichst gegen Osten oder Südosten. Nistkästen sollen niemals längere Zeit der prallen Sonne ausgesetzt sein, sondern tagsüber im Schatten oder mindestens im Halbschatten hängen. Wenn die Morgensonne den Kasten etwas erwärmt, ist dies hingegen von Vorteil.

Masse für Nistkästen des Modells 1 (Angaben in cm, Holzstärke 2 cm):

Vogelart Dach A Seitenwand B Front C Boden D Rückwand E Flugloch F

Blau-, Sumpf-, Hauben- und Tannenmeise

20 × 20 25 × 17 × 28 25 × 13 13 × 13 28 × 13 26–28 mm

Kohlmeise, Trauerschnäpper, Feldsperling,
Haussperling, Kleiber

22 × 22 25 × 18 × 28 25 × 14 14 × 14 28 × 14 30–32 mm
Gartenrotschwanz 22 × 22 25 × 18 × 28 25 × 14 14 × 14 28 × 14

1–2 × 32 mm oder
1–2 x 30 × 50 mm
(senkrecht oval)

Star 24 × 24 30 × 20 × 34 30 × 16 16 × 16 34 × 16 45–50 mm
Hohltaube 27 × 27 35 × 22 × 40 35 × 18 18 × 18 40 × 18 70 × 85 mm (oval)
Dohle * 27 × 27 35 × 22 × 40 35 × 18 18 × 18 40 × 18 80 mm
Waldkauz 35 × 35 44 × 29 × 50 44 × 25 25 × 25 50 × 25 120 mm

* Masse für Nistkästen des Modells 1 (Angaben in cm, Holzstärke 2 cm). Die angegebenen Masse sind als Mindestwerte anzusehen. Wenn bei der Gestaltung von Nistplätzen an Gebäuden mehr Platz zur Verfügung steht, haben sich Aussenmasse von 30 × 40 × 50 cm bewährt, wobei die Ausrichtung (hoch oder quer) keine Rolle spielt.

Masse für Nistkästen des Modells 2 (Angaben in cm, Holzstärke 2 cm)
Masse für Nistkästen des Modells 2 (Angaben in cm, Holzstärke 2 cm)

Wie befestigt man Nistkästen?

Am besten hängt man Nistkästen an Aststummel (z.B. mit Drahtbügel oder Plastikkordel), damit man sie zur jährlichen Kontrolle und Reinigung leicht abnehmen kann. Sie können sie gegen den Stamm lehnen oder – an windgeschützten Orten – auch an einem Seitenast frei hängen lassen. Sie werden damit katzensicherer. Verwenden Sie an lebenden Bäumen keine Nägel und keine dünnen Drähte.

Wann bringt man die Nisthilfen an? Wann werden sie gereinigt?

Nisthilfen sollen spätestens im Vorfrühling, möglichst jedoch schon im Spätsommer oder Herbst montiert werden, damit sich die Vögel frühzeitig mit ihnen vertraut machen können. Zudem bieten ihnen die Nistkästen im Winter Schutz vor Nässe und Kälte. Die jährliche Reinigung sollte zwischen September und Ende Januar erfolgen. Dabei werden die Kästen von Nestern und Kot befreit. Im Normalfall reicht dafür trockenes Ausbürsten. Frostige Temperaturen am Reinigungstag verhindern, dass allfällige Parasiten auf Sie selbst „überlaufen“. Bei starkem Parasitenbefall können Sie den Kasten mit einer brennenden Zeitung ausräuchern oder mit heissem Schmierseifenwasser ausspülen und gut trocknen lassen. Wenn Sie das Ausfliegen der Jungen einwandfrei festgestellt haben, dürfen Sie das Nest auch gleich anschliessend entfernen. Der Kasten steht dann für eine allfällige Folgebrut wieder in sauberem Zustand zur Verfügung.

Wie baut man Nistkästen?

Für Nistkästen verwendet man üblicherweise 20 mm dickes, ungehobeltes Fichten- oder Tannenholz. Sperrholz oder Pressplatten sind zu wenig atmungsaktiv und deshalb ungeeignet. In feuchten Jahren könnte dies zu erhöhter Sterblichkeit bei den Nestlingen oder sogar zur Brutaufgabe führen. Schrauben halten die Holzteile vor allem auf lange Sicht besser zusammen als Nägel.

Wenn Sie die Aussenflächen mit einem Imprägnierungsmittel gegen Feuchtigkeit, Pilz- und Insektenbefall schützen möchten, empfehlen wir Ihnen, ein biologisches Produkt zu verwenden, z.B. Leinöl.

Ein schräg gebohrtes, nach innen ansteigendes Einflugloch verhindert, dass Regen eindringt. Eine Sitzstange unter dem Einflugloch ist nicht nötig.

Kästen müssen für die Reinigung geöffnet werden können. Die technisch einfachste Lösung ist eine bewegliche Vorderwand (Modell 1) beziehungsweise Rückwand (Modell 2). Zur Lüftung und Entfeuchtung bohren Sie in den Boden mindestens 2 Löcher von ca. 5 mm Durchmesser. Achten Sie beim Reinigen darauf, dass sie nicht verstopft sind.

Vor Spechten schützt ein verzinktes Blechplättchen mit gut abgeschliffenen Kanten rund ums Einflugloch.

Der Gartenrotschwanz schätzt einen gewissen Lichteinfall ins Innere seiner Nisthöhle. Das erreichen Sie z.B. mit 1–2 hochovalen, aber trotzdem starensicheren Fluglöchern von 30 mm Breite und 50 mm Höhe, mit 1–2 runden 32 mm-Schlupflöchern oder indem Sie oberhalb eines runden 32 mm-Schlupfloches weitere 1–3 Löcher von max. 20 mm in die Kastenfront bohren.

Welches Modell?

Wir haben zwei bewährte Modelle skizziert. Modell 1 zeigt den am weitesten verbreiteten und am einfachsten herzustellenden Kasten. Modell 2 ist praktisch nur für Lochgrössen bis 32 mm im Einsatz, hat aber deutliche Vorteile: Die Altvögel gelangen dank dem Vorraum nicht direkt zu den Jungen. Damit leiden diese bei Schlechtwetter weniger unter der hereingebrachten Nässe und können beim Ausfliegen leichter hinausgelangen. Zudem schützt der Vorbau die Brut besser vor Katzen und Mardern.

Wo kann man Nistkästen kaufen?

Nistkästen sind bei der Schweizerischen Vogelwarte (nur Modell 1), bei Vogelschutzvereinen und da und dort in Behindertenwerkstätten, bei der Landi und in Gartenbauzentren erhältlich. Achten Sie beim Kauf darauf, dass die Kästen die hier aufgeführten Kriterien (Mindestmasse, Fluglochgrösse, Holzqualität, etc.) erfüllen.

Unerwünschte Gäste?

Nistkästen sind für viele verschiedene Tierarten attraktiv. Welche Arten sie schliesslich wirklich nutzen, lässt sich nicht vorhersagen. So nisten in einem «Meisenkasten» mit 30 mm Lochdurchmessser z.B. gerne auch Haussperlinge. Es können sich Hornissen, Wespen oder Hummeln ansiedeln. Besonders in Wäldern ziehen auch gerne Siebenschläfer oder Haselmäuse, gelegentlich sogar Fledermäuse ein. Auch diese Tiere haben ein Existenzrecht. Deshalb empfehlen wir, sie zu dulden.

Nisthilfen für andere Arten?

Modell 1 kann auch für grössere Arten wie Star, Hohltaube oder Waldkauz gebaut werden. Allenfalls muss man für grössere Kästen etwas dickeres Holz verwenden und die Masse entsprechend anpasssen.

Für speziellere Nisthilfen (Turmfalke, Segler, Schleiereule, Wasseramsel, Wendehals, Wiedehopf, etc.) wenden Sie sich bitte an die Schweizerische Vogelwarte oder an BirdLife Schweiz.

Vogelart
empfohlene Aufhängehöhe
Höhenverbreitung
Nestbaubeginn
Lebensraum
Kohlmeise 1,8–2,5 m lokal bis 2 000 m ab Ende März Gärten, Parks, Laub- und Mischwald
Blaumeise 1,8–2,5 m lokal bis 1 400 m ab Ende März Gärten, Parks, Laub- und Mischwald
Sumpfmeise 1,8–3,0 m lokal bis 1 200 m ab Ende März Gärten, Parks, Laub- und Mischwald
Tannenmeise 1,8–3,0 m bis zur Waldgrenze ab Ende März Wälder und Parks mit alten Fichten/Tannen
Haubenmeise 1,8–2,5 m bis zur Waldgrenze ab Mitte März Wälder und Parks mit alten Nadelbäumen
Trauerschnäpper 1,8–2,5 m lokal bis 1 200 m ab Ende April aufgelockerte parkartige (Laub-)Baumbestände mit genug Sitzwarten
Gartenrotschwanz 1,8–2,5 m lokal bis 2000 m ab Ende April aufgelockerte parkartige Baumbestände mit genug offenen Bodenstellen
Kleiber 1,8–2,5 m bis zur Waldgrenze ab März Wälder und Parks mit grobborkigen Bäumen
Feldsperling 1,8–2,5 m lokal bis 1 200 m ab Ende März Gärten, Hecken, Waldränder
Star 1,8–2,5 m lokal bis 1 200 m ab Mitte März Gärten, Parks, Waldränder
Hohltaube ≥ 3 m lokal bis 1 200 m ab März Laub- und Mischwald, Altholz in Waldrandnähe
Dohle 5-10 m bis 800 m ab März Laub- und Mischwald, Altholz in Waldrandnähe
Waldkauz ≥ 5 m fördern nur bis 1200 m ab Februar Parks, Laub- und Mischwald, Altholz in Waldrandnähe

 

Impressum: Merkblätter für die Vogelschutzpraxis

© Schweizerische Vogelwarte & SVS/BirdLife Schweiz, Sempach & Zürich 2000, Revision 2019
Autor: H. Schmid
Das Kopieren mit Quellenangabe ist erwünscht.

Merkblatt

Nistkästen für Höhlenbrüter