Erfassungsmethoden der Arten

Je nach Vorkommen, Häufigkeit und Biologie der Brutvögel ist eine andere Erfassungsmethode nötig. Wir unterteilten die Arten daher in fünf Kategorien. Diese wiederum definieren die Aufnahmemethoden. Minimalziel war, für jede Art pro Atlasquadrat mindestens einen Nachweis zu realisieren.

In den meisten Atlasquadraten ist ein Hausrotschwanz als Brutvogel meist sehr einfach zu finden, wohingegen es für den Nachweis einer Waldschnepfe unter Umständen einen grossen Aufwand und Spezialerhebungen braucht. Daher haben wir die Brutvögel fünf verschiedenen Kategorien zugeordnet. Die Einteilung war sehr ähnlich wie beim Atlas 1993–1996. Zusätzlich zu den Kategorien «verbreitete Arten», «seltene Arten» und «Koloniebrüter» wurden im Atlas 2013–2016 die Kategorien «seltene Arten im Mittelland und Jura» sowie «Koloniebrüter im Siedlungsgebiet» unterschieden.

Für alle Arten galt, pro Atlasquadrat mindestens einen gültigen Nachweis zu erhalten und damit in jedem Atlasquadrat möglichst alle vorkommenden Brutvogelarten nachzuweisen. Vor allem die Lebensräume der nicht als verbreitet kategorisierten Arten waren möglichst gut zu kontrollieren, damit für diese Arten Daten aus möglichst vielen Quadratkilometern vorliegen. Zudem galten für die fünf Kategorien die folgenden Richtlinien:

Verbreitete Arten (V)

93 Arten wurden als verbreitete Arten (V) kategorisiert. Diese gelten gesamtschweizerisch oder zumindest in gewissen Gegenden als mehr oder weniger verbreitet. Sie wurden primär durch vereinfachte Revierkartierungen in vorgegebenen Kilometerquadraten erfasst. Konnten diese Arten während den Kartierungen nicht nachgewiesen werden, galt es diese Arten auf der restlichen Fläche des Atlasquadrats zu suchen.

Seltene Arten (S und S*)

Die Kategorie der seltenen Arten (S) umfasste insgesamt 126 Arten. Von diesen sollten sämtliche Beobachtungen wenn möglich punktgenau erfasst werden. Pro Atlasquadrat waren möglichst viele potenzielle Lebensräume dieser Arten aufzusuchen. Das Ziel war, dass am Schluss wenn möglich Nachweise aus mehreren Quadratkilometern pro Atlasquadrat vorlagen. Elf dieser seltenen Arten (v.a. nachtaktive Arten) waren schwierig zu erfassen (S*). Damit die Feldarbeit nicht zu aufwändig wurde, reichte bei diesen Arten bereits ein gültiger Nachweis pro Atlasquadrat. Klangattrappen sollten generell nur sehr zurückhaltend eingesetzt werden.

Beim Atlas 1993–1996 genügte im Prinzip bei allen seltenen Arten bereits ein gültiger Nachweis pro Art. Bei der Feldarbeit zum Atlas 2013–2016 wurde mehr Wert darauf gelegt, dass der Suchaufwand für diese seltenen Arten nicht nach einem Nachweis reduziert, sondern auf weitere potenzielle Lebensräume ausgedehnt wurde. Damit erhielten wir ein umfassenderes Verbreitungsbild und konnten mit den zusätzlichen Meldungen bessere Verbreitungskarten modellieren.

Seltene Arten im Mittelland und Jura (SMJ)

Diese Kategorie (SMJ) umfasste neun Arten, die in den Alpen mehr oder weniger verbreitet, im Mittelland und/oder Jura aber sehr spärlich oder deutlich rückläufig sind: Kuckuck, Wendehals, Felsenschwalbe, Mauerläufer, Ringdrossel, Steinschmätzer, Bergpieper, Birkenzeisig, Zitronenzeisig. Für diese Arten sollten in den biogeografischen Regionen Mittelland und Jura möglichst viele potenzielle Habitate pro Atlasquadrat aufgesucht werden, ähnlich wie bei der Kategorie der seltenen Arten.

Koloniebrüter (K)

Zu dieser Kategorie (K) zählten die folgenden zehn Arten: Alpensegler, Graureiher, Kormoran, Kiebitz, Lachmöwe, Mittelmeermöwe, Flussseeschwalbe, Dohle, Saatkrähe, Uferschwalbe. Für die seltenen Koloniebrüter wie Kormoran, Kiebitz, Lach- und Mittelmeermöwe sowie Flussseeschwalbe werden seit vielen Jahren im Rahmen laufender Überwachungsprojekte der Vogelwarte alle bekannten Kolonien gut dokumentiert. Ein spezieller Fokus der Feldarbeiten wurde daher auf Alpensegler, Graureiher, Dohle, Saatkrähe und Uferschwalbe gelegt, deren Vorkommen meist nur in einigen Regionen durch systematische Beobachtungen verlässlich überwacht werden. 2014 riefen wir die Mitarbeiter zudem speziell dazu auf, einen Fokus auf die fünf häufigeren Koloniebrüter zu legen. Sämtliche Vorkommen und Bestände von allen Koloniebrütern sollten im ganzen Atlasquadrat gesucht und möglichst punktgenau erfasst werden. In vielen Fällen wurden die Bestände jedes Jahr erfasst. Das Ziel war, die Verbreitung und den Bestand pro Atlasquadrat möglichst vollständig zu erheben.

Koloniebrüter in Siedlungen (KS)

Mauersegler und Mehlschwalbe brüten – oft zerstreut – vor allem in Kolonien in Siedlungen (KS). Es wäre nicht realistisch gewesen, flächendeckend sämtliche Kolonien dieser zwei Arten auszuzählen. Daher waren bei ihnen möglichst alle Kolonien mit mindestens zehn Paaren zu erfassen. Auch Meldungen kleinerer Kolonien waren willkommen.

Text: Peter Knaus

Literatur

Gonseth, Y., T. Wohlgemuth, C. Sansonnens & A. Buttler (2001): Die biogeographischen Regionen der Schweiz. Erläuterungen und Einteilungsstandard/Les régions biogéographiques de la Suisse. Explications et division standard. Umwelt-Materialien/Cahier de l'environnement Nr./n° 137. Bundesamt für Umwelt, Wald und Landschaft (BUWAL)/Office fédéral de l'environnement, des forêts et du paysage (OFEFP), Bern.

Schmid, H., R. Luder, B. Naef-Daenzer, R. Graf & N. Zbinden (1998): Schweizer Brutvogelatlas. Verbreitung der Brutvögel in der Schweiz und im Fürstentum Liechtenstein 1993–1996/Atlas des oiseaux nicheurs de Suisse. Distribution des oiseaux nicheurs en Suisse et au Liechtenstein en 1993–1996. Schweizerische Vogelwarte/Station ornithologique suisse, Sempach.