Kartierung in Kilometerquadraten

Die Bestände der verbreiteten Arten wurden mit der Methode der vereinfachten Revierkartierung in 2318 Kilometerquadraten (1 × 1 km) erhoben. Die drei bis fünf pro Atlasquadrat (10 × 10 km) ausgewählten Kilometerquadrate waren betreffend Lebensraumtypen und Höhe repräsentativ. Die Auswertung der Kartierungen erfolgte mit «Terrimap online».

Dank des Atlas 1993–1996 und des Projekts «Monitoring Häufige Brutvögel» (MHB) war die Methode der vereinfachten Revierkartierung vielen freiwilligen Mitarbeitenden bereits bekannt. Daher war es naheliegend, diese bewährte Methode auch für den Atlas 2013–2016 einzusetzen. Bei der vereinfachten Revierkartierung wird ein Kilometerquadrat (1 × 1 km) entlang einer vorgegebenen Route dreimal pro Brutsaison kartiert. In Kilometerquadraten oberhalb der Waldgrenze finden nur zwei Rundgänge pro Brutsaison statt. Die Beobachtungen der jeweiligen Rundgänge werden später zu Revieren zusammengefasst. Diese Methode hat den Vorteil, dass nicht die gesamte Fläche eines Atlasquadrats (10 × 10 km) kartiert werden muss, sondern eine Stichprobe einzelner Kilometerquadrate ausreicht, um Aussagen über die gesamte Fläche machen zu können. Vorgängige Simulationen zeigten, dass für die zwischenzeitlich entwickelten Modellierungsmethoden eine Stichprobe von fünf Kilometerquadraten pro Atlasquadrat ausreichend war. In hochalpinen Atlasquadraten und solchen mit einem hohen Seeanteil wurden nur drei bis vier Kilometerquadrate ausgewählt. Schliesslich lag die Zahl mit 2318 kartierten Kilometerquadraten für den Atlas 2013–2016 tiefer als die 2943 Kilometerquadrate im Atlas 1993–1996. 2013–2016 wurde also rund 5 % des Atlasperimeters kartiert.

Auswahl der Kilometerquadrate

Bei der Auswahl der fünf Kilometerquadrate pro Atlasquadrat galt es, drei Bedingungen zu erfüllen: (1) Alle Kilometerquadrate, die für die Projekte «Monitoring Häufige Brutvögel» (MHB) und «Biodiversitätsmonitoring Schweiz» (BDM) kartiert wurden, waren in der Stichprobe für den Atlas enthalten. Die 267 MHB-Quadrate wurden auch 2013–2016 jährlich kartiert. Von den 264 BDM-Quadraten wurde jedes Jahr nur ein Fünftel kartiert, so dass jedes Quadrat alle fünf Jahre erhoben wird. Damit alle BDM-Quadrate in die Berechnungen des Atlas miteinbezogen werden konnten, wurden die Kartierungen in 56 BDM-Kilometerquadraten, die bereits 2012 stattfanden, ebenfalls berücksichtigt. (2) Es waren möglichst viele Kilometerquadrate dabei, die schon 1993–1996 kartiert worden sind. (3) Die fünf Kilometerquadrate waren bezüglich des Lebensraums und der Höhe repräsentativ für das Atlasquadrat. Folgende Lebensraumtypen und deren Anteile wurden bei der Auswahl berücksichtigt: Wald, offene Flächen, Siedlungen, Feuchtgebiete inkl. Seen sowie Länge der Strassen und Wege.

Insbesondere in den höheren Lagen wurden auch die Erreichbarkeit und Begehbarkeit berücksichtigt. Kilometerquadrate, die sehr schlecht erreichbar waren und deren Bearbeitung als zu gefährlich eingeschätzt wurde, wurden weggelassen. Während beim Atlas 1993–1996 Kilometerquadrate in Lagen über 2300 m deutlich untervertreten waren und kein Kilometerquadrat oberhalb von 2600 m miteinbezogen wurde, war die Auswahl 2013–2016 besser auf die Höhenverteilung abgestimmt. Das höchste Kilometerquadrat erreichte nun 3100 m.

Insgesamt wurden schliesslich 2318 Kilometerquadrate kartiert. Davon waren 267 MHB-Quadrate, 264 BDM-Quadrate, 1600 bereits 1993–1996 kartierte Kilometerquadrate und 187 neu ausgewählte Kilometerquadrate. Die Kartierungen der Kilometerquadrate (exkl. MHB-Quadrate) verteilten sich wie folgt auf die vier Feldsaisons: 2013 505, 2014 606, 2015 569 und 2016 315 Kilometerquadrate.

Verteilung der Kilometerquadrate in Bezug auf die Höhe. Die roten Balken bezeichnen die Häufigkeit jedes Höhenabschnittes in der ganzen Schweiz. Die blauen Balken zeigen die jeweiligen Frequenzen für die kartierten Kilometerquadrate. Beim Atlas 1993–1996 waren die Quadrate in den Niederungen über- und jene in den Bergen untervertreten.

Vorgehen bei der Kartierung

In jedem Kilometerquadrat sollte in einem der vier Jahre 2013–2016 die vereinfachte Revierkartierung erfolgen. Nur in den MHB-Quadraten fanden alljährliche Aufnahmen statt. Bei den BDM-Quadraten war das Erfassungsjahr vorgegeben, bei den anderen Kilometerquadraten konnte es von den Kartierenden frei gewählt werden.

Um die Kartierungen in den verschiedenen Kilometerquadraten möglichst vergleichbar zu machen, gaben wir den Kartierenden folgende Empfehlungen ab: Der erste Kartierungsrundgang sollte im Flachland zwischen dem 15. und 30. April erfolgen; nur 2013 konnte bereits am Wochenende vom 13. und 14. April kartiert werden. Von Anfang bis Mitte Mai konnte der zweite Rundgang durchgeführt werden. Der dritte und letzte Rundgang sollte nicht vor Mitte Mai stattfinden, spätestens aber bis Mitte Juni. In höheren Lagen waren Kartierungen zwischen Ende April und Ende Juni erwünscht, im Hochgebirge je nach Schneelage zwischen Ende Mai und Mitte Juli.

Der Kartierungsbeginn am 15. April wurde analog zur Methode des Atlas 1993–1996 und des MHB gewählt. Zu diesem Zeitpunkt haben viele Standvögel und Kurzstreckenzieher zumindest in den tieferen Lagen die Revierbildung weitgehend abgeschlossen. Einzig einige Arten, die schon sehr früh im Jahr ihre höchste Gesangsaktivität erreichen (z.B. Spechte, Kleiber und Meisen), könnten dadurch in zu geringer Zahl erfasst worden sein. Im Vorfeld der Atlasaufnahmen wurden daher Phänologie-Daten von verschiedenen Arten ausgewertet, um zu prüfen, ob der Zeitpunkt für die Feldaufnahmen nach vorne hätte gelegt werden müssen. Die Ergebnisse zeigten, dass sich die Aktivitätspeaks der Arten gemäss den vorliegenden Daten gegenüber 1993–1996 nicht deutlich verändert haben. Deswegen wurde der 15. April als Kartierungsbeginn beibehalten.

Für die anschliessende Revierausscheidung waren vor allem Simultanbeobachtungen (z.B. zwei gleichzeitig festgestellte singende Männchen) wichtig. Daher legten wir unseren freiwilligen Mitarbeitenden regelmässig nahe, besonders sorgfältig auf Simultanbeobachtungen zu achten.

Wie es sich beim MHB bereits bewährt hatte, wurden die Routen für sämtliche Kilometerquadrate durch das Atlasteam vorgegeben. Wenn es sich als unumgänglich erwies, von der vorgegebenen Route abzuweichen, musste die korrigierte Route auf den Tageskarten klar festgehalten und in folgenden Durchgängen ebenfalls so begangen werden. Die Routen wurden so gewählt, dass sie möglichst das ganze Kilometerquadrat abdeckten. Meist umfassten sie eine Länge von 3–6 km. Falls möglich sollten die Kartierenden auf jedem der Durchgänge einen anderen Startpunkt oder einen anderen Drehsinn wählen. In Kilometerquadraten, die beispielsweise wegen Felswänden nur teilweise begehbar waren, wurden die restlichen Flächen mit dem Fernglas bestmöglich abgesucht. Im Gegensatz dazu konnte die Routen beim Atlas 1993–1996 bei jedem Rundgang durch die Kartierenden anders gewählt werden.

Bei den Kartierungen war wie beim MHB der Gesamtbestand jeder Art zu erheben. Es galt ausserdem auch die Vorgabe, sämtliche Feststellungen von Individuen aller Arten zu notieren. Beim Atlas 1993–1996 hingegen war für verbreitete Arten ein oberes Limit von Revieren definiert, ab dem die Kartierung in einem Kilometerquadrat für diese Art eingestellt werden konnte. So brauchte man beispielsweise den Buchfinken ab der 11. Feststellung nicht mehr weiter zu kartieren. Zudem war damals die Liste der zu erfassenden Arten im Wesentlichen auf die als verbreitet klassierten Arten beschränkt.

Auswertung der Kartierungen

Die für die Kartierungen verwendeten Tageskarten wurden neu gestaltet und im Jahr 2012 im Rahmen der MHB-Aufnahmen getestet. Neu waren sie im Format A3 und mit vier QR-Codes (Quick Response Codes) versehen, die eine automatische Georeferenzierung ermöglichten. Nach den Kartierungsrundgängen wurden die Feldkarten per Post an die Vogelwarte zurückgesendet. Die dort erfolgten Scans standen den Kartierenden anschliessend auf «Terrimap online» zur weiteren Bearbeitung zur Verfügung.

Die Digitalisierung sämtlicher Artnachweise auf den Feldkarten und das Ausscheiden der Reviere gehörten zu den Aufgaben der Kartierenden. Dabei wurden nur Feststellungen, welche die artspezifischen Aufnahmekriterien erfüllten, für die Revierausscheidung verwendet. Die Ausscheidung eines Reviers, das ausschliesslich auf Beobachtungen vor dem Stichdatum oder zu tiefen Atlascodes basierte, wurde von «Terrimap online» verhindert. Hingegen erlaubten auch Beobachtungen auf nur einem Durchgang die Ausscheidung eines Reviers, wenn sie die Kriterien erfüllten. Über die Grenze des Quadrats hinausreichende Reviere wurden mitgezählt, sofern mindestens eine Feststellung innerhalb des Kilometerquadrats erfolgte. Für offensichtliche Durchzügler, Vertikalwanderer und umherstreifende Individuen wurden keine Reviere ausgeschieden. Für Nahrungsgäste wie beispielsweise jagende Greifvögel wurden Reviere ausgeschieden, falls es in der Nähe mögliche Brutplätze gab.

Text: Peter Knaus

Literatur

Schmid, H., M. Burkhardt, V. Keller, P. Knaus, B. Volet & N. Zbinden (2001): Die Entwicklung der Vogelwelt in der Schweiz/L’évolution de l’avifaune en Suisse. Avifauna Report Sempach 1, Annex/annexe. Schweizerische Vogelwarte/Station ornithologique suisse, Sempach.

Schmid, H., N. Zbinden & V. Keller (2004): Überwachung der Bestandsentwicklung häufiger Brutvögel in der Schweiz/Surveillance de l'évolution des effectifs des oiseaux nicheurs répandus en Suisse. Schweizerische Vogelwarte/Station ornithologique suisse, Sempach.

Strebel, N., M. Kéry, M. Schaub, H. Schmid & R. B. O'Hara (2014): Studying phenology by flexible modelling of seasonal detectability peaks. Methods Ecol. Evol. 5: 483–490.