Die grösste Gefahr für Vögel ist die Lebensraumzerstörung, die keine direkten Todesopfer zur Folge hat, es den Vögeln aber unmöglich macht, sich anzusiedeln und zu brüten. Am dringendsten müssen daher Vogelschutzmassnahmen im Kulturland und in Feuchtbiotopen ergriffen werden, wo bereits die Hälfte bzw. rund zwei Drittel der Brutvogelarten wegen des Lebensraumverlusts als gefährdet gelten. Auch alle weiteren Gefährdungsursachen für Vögel, ob Glas, Katzen, Störungen, Verkehr, Freileitungen, Windenergieanlagen oder andere, müssen gleichzeitig minimiert werden, unabhängig von der Anzahl getöteter Vögel.
Selbst wenn sie existieren, sagen die absoluten Zahlen von getöteten Vögeln nicht zwingend etwas über die Relevanz einer Gefahr aus. Erstens kann eine Gefahr gravierend sein, wenn bedrohte Arten stark betroffen sind, auch wenn insgesamt nur wenige Vögel getötet werden. Von einer vermeintlich geringen Anzahl Opfer kann deshalb noch nicht auf die Relevanz einer Gefahr für eine bestimmte Art geschlossen werden. Zweitens sind längst nicht für alle Todesursachen Zahlen getöteter Vögel in ausreichendem Mass verfügbar, um gute Hochrechnungen zu ermöglichen. Indirekte Hinweise, etwa durch Bestandsrückg.nge, genügen aber, dass Massnahmen gegen eine Todesursache ergriffen werden sollten. Drittens muss nicht jede Gefahr einen toten Vogel zur Folge haben. Beispielsweise können Störungen durch Freizeitaktivitäten in bisher ruhigen Gebieten für Vögel fatal sein. Ein Vogel stirbt kaum direkt an Störungen, sie können sich aber langfristig auf den Gesundheitszustand oder den Bruterfolg auswirken und ansonsten geeignete Lebensräume unbewohnbar machen.