Vögel und Windkraft: Empfehlungen der Vogelwarte

Die Hauptrisiken für Vögel durch die Windenergienutzung liegen in Beeinträchtigungen des Lebensraums und in der Kollisionsgefahr mit den Rotoren und Masten der Windenergieanlagen (WEA). Generell müssen Anlagen und Bauten, die die Umwelt erheblich belasten oder beeinträchtigen können, von Gesetztes wegen einer Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) unterzogen werden. Windenergieprojekte sind ab einer Leistung von 3 Megawatt UVP-pflichtig. Offizielle nationale Vorgaben bezüglich der Anforderungen an eine Umweltverträglichkeitsprüfung im Bereich Windenergienutzung existieren bislang nicht, was je nach Kanton zu einer sehr unterschiedlichen Qualität solcher Umweltverträglichkeitsprüfungen führt. Die Schweizerische Vogelwarte bietet mit einem Leitfaden eine Hilfestellung, die Methodenstandards für diese Abklärung bezüglich der Vögel empfiehlt. Aus Sicht des Vogelschutzes sind WEA bevorzugt in Gebieten mit möglichst geringem Konfliktpotenzial zu errichten.

Leitfaden UVP

Eine fundierte Methodik im Rahmen von UVPs ist die Basis für eine fachgerechte Beurteilung möglicher Auswirkungen eines geplanten Windparks auf Vögel. Grundsätzlich müssen im Rahmen einer UVP alle Arten der Roten Liste und alle national prioritären Arten betrachtet werden. Nach derzeitigem Kenntnisstand sind in der Schweiz 46 Brutvogelarten und 2 weitere Gastvogelarten als windkraftsensibel einzustufen, während auf dem Vogelzug alle ziehenden Arten als kollisionsgefährdet gelten. Im Rahmen des UVP-Prozesses sind Felderhebungen vor Ort nötig, um den potenziellen Einfluss eines geplanten Windpark-Projektes auf Vögel abzuschätzen. Der Leitfaden der Vogelwarte liefert eine Übersicht über potenzielle Vermeidungs-, Minderungs- und Ersatzmassnahmen sowie deren Wirksamkeit. Basierend auf wissenschaftlichen Erkenntnissen sind die wirksamsten Massnahmen eine geeignete Standortwahl und das Einhalten von Mindestabständen zu wichtigen Brut- und Aktivitätsräumen windkraftsensibler Vögel. Technische Massnahmen zur Konfliktminderung werden ebenso diskutiert, wie verschiedene Untersuchungsmethoden zur Wirkungskontrolle.

Konfliktpotenzialkarten

Im Jahre 2013 veröffentlichte die Vogelwarte im Auftrag des Bundesamts für Umwelt (BAFU) Konfliktpotenzialkarten Windenergie – Vögel Schweiz. Diese zeigten, wo Brut- und Gast- bzw. Zugvögel durch WEA potenziell gefährdet sind und waren als Orientierungshilfen in einem sehr frühen Planungsstadium gedacht.

Die Verbreitung der Brut- und Gastvögel unterliegt einer gewissen Dynamik, was dazu führt, dass die Karte, die diesen Teilbereich abdeckt, nicht mehr aktuell ist. Auch müssen heute mehr Vogelarten als relevant berücksichtigt werden. Zudem wurde der Zweck und die Aussagekraft dieser Karte oft fehlinterpretiert. Daher wird diese Karte nicht mehr zur Verfügung gestellt. Für den Teilbereich Kleinvogelzug kann die modellierte Karte noch immer als Basis für eine frühe Vorbeurteilung von Standorten dienen. Im Alpenraum ist diese Modellierung jedoch nicht aussagekräftig.

Downloads

Hier können Sie den Leitfaden und die Erläuterungsberichte zum Konfliktpotenzial als PDF herunterladen

Download Leitfaden

Download Bericht Teilbereich Brutvögel, Gastvögel, WZVV
Download Bericht Teilbereich Vogelzug