Vernetzungsprojekt im unteren Rhonetal

Das Rhonetal ist eine ehemalige Auen- und Sumpflandschaft, die heute grösstenteils intensiv landwirtschaftlich genutzt wird. Im unteren Teil, nicht weit vom Genfersee entfernt, ist das Potenzial besonders hoch mit einem Vernetzungsprojekt die Biodiversität deutlich zu erhöhen, weil noch einige naturnahe Flächen verblieben sind.

Ziele

Durch das Anlegen von grossflächigen Biodiversitätsförderflächen mit Qualität wollen wir die Bestände von Kiebitz, Feldlerche, Schwarzkehlchen, Neuntöter, Sumpfrohrsänger und anderen Brutvogelarten stärken und die Rückkehr von verschwundenen Arten wie der Dorngrasmücke oder der Grauammer ermöglichen. Auch andere Zielorganismen (Feldhase und insbesondere Pflanzen und Insekten von Feuchtgebieten) sollen vom Projekt profitieren. Allgemein soll die Situation für die Biodiversität im Kulturland auf regionaler Ebene verbessert werden und gleichzeitig sollen die Landwirte von verbesserten Ökosystemleistungen profitieren.

Vorgehen

Die Zusammenarbeit mit den Landwirten begann 2001 mit dem Aufhängen von Turmfalken-Nistkästen. Dies führte zu einer starken Zunahme der lokalen Turmfalken-Population. Die Lebensraum-Aufwertungen begannen mit der Agrarpolitik 2014–2017, welche die Rahmenbedingungen für das erste Vernetzungsprojekt in der Rhoneebene verbesserten. Das Projekt wird vom Kanton Wallis unterstützt.

Seit 2014 haben die Biodiversitätsförderflächen deutlich zugenommen. Das ursprüngliche Ziel war einen Anteil von 12 % der landwirtschaftlichen Nutzfläche zu erreichen. Im Perimeter von 1‘300 ha wurde dieser Wert bereits im Jahr 2015 erreicht. Landwirte haben Bunt- und Rotationsbrachen, Säume auf Ackerland und neue Niederhecken angelegt. In den kommenden Jahren werden nun besondere Anstrengungen unternommen, um die Qualität der Biodiversitätsförderflächen mit Hilfe von angepassten Pflegemassnahmen zu erhöhen.

Dieses Projekt besteht aus zwei Modulen. Im Bereich Artenschutz legen wir spezielle Biodiversitätsförderflächen an, die dem Kiebitz im letzten noch besiedelten Gebiet des Rhonetals bessere Brutmöglichkeiten bieten. Die Kiebitzkolonie überwachen wir sorgfältig. Zäune schützen die Bruten gegen Land-Raubtiere. Im Bereich Lebensraumschutz steht die Revitalisierung des Flachmoors von Rigoles de Vionnaz und der angrenzenden Pufferzonen im Zentrum. Diese insgesamt 70 ha grosse Fläche ist das Kernstück im noch jungen Vernetzungsprojekt. Zusammen mit Pro Natura Wallis setzten wir in diesem Gebiet Schottische Hochlandrinder und seit kurzem Wasserbüffel ein. Langfristig soll ein grosser Teil der Fläche extensiv beweidet werden.

Bedeutung

Das untere Rhonetal hat aus ornithologischer Sichtweise ein grosses Potential, sowohl für Brutvögel wie auch für Zugvögel. Eine Habitatanalyse für den Steinkauz in der Schweiz zeigt, dass die Region sehr gut geeignet für eine Wiederbesiedelung dieser Art wäre. Häufig rasten zudem Zugvögel auf den Feldern im Rhonetal, bevor sie Richtung Col de Bretolet weiterziehen. Von Bedeutung ist aber auch das Interesse an einer engen Zusammenarbeit mit der Landwirtschaft (Kanton, Landwirte), da sie eine hohe Verantwortung für die Biodiversität haben.

Ergebnisse

Es ist noch zu früh, um die Wirkung der Biodiversitätsflächen auf die Ziel- und Leitarten zu beurteilen. Eine sehr erfreuliche Entwicklung zeigt aber die Kiebitzkolonie. Mit 22 ausgeflogenen Jungvögeln aus mindestens 6 Brutpaaren konnten wir 2016 ein Rekordergebnis festhalten.

Projektleitung

Emmanuel Revaz

Partner

Agriculteurs du Chablais valaisan
Communes de Collombey-Muraz, Vionnaz, Vouvry et Port-Valais
Hirzel-Callegari Stiftung
Dienststelle für Landwirtschaft (DLW)
Dienststelle für Wald und Landschaft (DWL)
Pro Natura Wallis

Publikationen