© Marcel Burkhardt
Publikationen
Sattler, T., V. Keller, P. Knaus, H. Schmid & B. Volet (2015)
Zustand der Vogelwelt in der Schweiz. Bericht 2015.
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Schweizerische Vogelwarte Sempach
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Zusammenfassung
Eine Haupttätigkeit der Schweizerischen Vogelwarte ist die Überwachung der Vogelwelt der Schweiz, eine Aufgabe, die vom Bundesamt für Umwelt massgeblich unterstützt wird.
Vögel bewohnen alle Arten von Lebensräumen, sind tag- aber auch nachtaktiv, territorial oder brüten in Kolonien, sind mehr oder weniger auffällig. Deshalb mussten wir verschiedene Überwachungsprogramme aufbauen, damit wir über die Verbreitung und die Bestände aller Brutvögel und der meisten Durchzügler und Wintergäste Bescheid wissen. Bisher wurde über diese verschiedenen Monitoringprojekte in unterschiedlichen Berichten informiert, ein Gesamtüberblick fehlte. Mit dieser ersten Nummer der Reihe «Zustand der Vogelwelt in der Schweiz» möchten wir jährlich eine Gesamtschau über die Entwicklung der Vogelwelt bieten. Der vorliegende Bericht enthält auch die Nachführung des Swiss Bird Index SBI® und löst somit das SBI®-Faktenblatt ab, das seit 2005 jährlich erschienen ist; er enthält aber neu auch die Trends der einzelnen Vogelarten. Zu verdanken haben wir diesen aktuellen Überblick der engagierten Arbeit unserer über 2000 freiwilligen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Die Vogelwelt der Schweiz ist im Umbruch. Dank der Monitoringprogramme können wir ein facettenreiches, auf den ersten Blick vielleicht verwirrendes Bild aufzeigen. Über alle Arten betrachtet zeigt der SBI® eine leicht positive Entwicklung und tatsächlich gibt es einige Arten, deren Bestände zunehmen. Das sind aber vor allem anpassungsfähige Generalisten wie etwa Krähen und Meisen, während die Spezialisten abnehmen, ebenso wie die Arten der Roten Liste (also die gefährdeten Arten) und die Arten des Kulturlandes. Aber auch hier gibt es Ausnahmen: Kiebitz und Steinkauz konnten sich in den letzten Jahren etwas erholen. Besondere Sorge bereiten die noch relativ häufigen und verbreiteten Arten, die schleichend zurückgehen. Zum SBI® tragen alle Arten gleich bei, unabhängig davon, ob in der Schweiz wenige Dutzend oder Zehntausende von Paaren brüten. Wenn wir aber die Anzahl Vogelindividuen betrachten, so zeigt eine neue Studie in den letzten 30 Jahren für ganz Europa eine dramatische Abnahme um 421 Millionen Vögel (20 %), was auf die Abnahme häufiger Arten insbesondere im Kulturland zurückgeht. Mit dem neuen Brutvogelatlas, für den die Feldarbeiten jetzt laufen, werden wir die Entwicklung der Gesamtzahl der Vögel auch für die Schweiz aufzeigen können.
Die Vogelwelt spiegelt den Umgang des Menschen mit der Umwelt wider und die Veränderungen sind beunruhigend. Es ist deshalb äusserst wichtig zu verfolgen, wie sich die Avifauna der Schweiz verändert, ob als Folge des Klimawandels oder der Veränderungen in der Nutzung der verschiedenen Lebensräume durch den Menschen. Die Vögel sind ein untrüglicher Gradmesser auf dem Weg in eine nachhaltige Zukunft. Bleiben wir dran!
Prof. Dr. Lukas Jenni