Publikationen

    

    Michler, S., S. Rüesch, J. Hoffmann, N. Apolloni & R. Spaar (2015)

    Mehlschwalbenvolkszählung 2012-2014. Wo findet die kleine Flugkünstlerin noch ein Zuhause? Schlussbericht

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    Schweizerische Vogelwarte Sempach

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    stephanie.michler@vogelwarte.ch

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    Zusammenfassung

    Im Rahmen des Artenförderungsprojekts für die Mehlschwalbe führte die Schweizerische Vogelwarte Sempach von 2012–2014 mit Hilfe von zahlreichen freiwilligen Teilnehmern eine Mehlschwalbenvolkszählung durch. Das Ziel dieses Projekts war einerseits, das Wissen über noch grosse Mehlschwalbenvorkommen in der Schweiz zu verbessern und die Koloniestandorte in einer Datenbank zu erfassen. Andererseits sollten die Ansprüche der Art an ihre Neststandorte genauer studiert werden, um die Grundlagen für Schutz und Förderung zu optimieren. Weiter wollten wir mit dieser Publikumsaktion breite Teile der Bevölkerung für die Probleme der Mehlschwalbe sensibilisieren. In den drei Jahren 2012, 2013 und 2014 wurden 123, 676 und 547 Zählgebiete bearbeitet und Daten zu 4'439, 25'559 und 22'854 Nestern gemeldet. Grosse Mehlschwalbenkolonien von über hundert besetzten Nestern fanden sich vor allem noch im Tessin und in der Westschweiz. Die Resultate der Volkszählung zeigen ausserdem, dass heute etwa die Hälfte der gemeldeten Mehlschwalben in Kunstnestern brüten und die Art somit stark von menschlicher Unterstützung abhängt. Regional ist diese Abhängigkeit jedoch sehr unterschiedlich ausgeprägt: Vor allem im Mittelland und nördlichen Jura brüten Mehlschwalben zum grössten Teil in Kunstnestern; dort steht meist auch nur noch wenig offener Boden zur Verfügung, wo die Mehlschwalben Nestmaterial sammeln können. In der Westschweiz, im Tessin und in den Alpen hingegen brüten noch viele Mehlschwalben in Naturnestern, dort ist auch noch vermehrt offener Boden vorhanden. Die meisten Naturnester befanden sich an Wohnhäusern, während die meisten Kunstnester an landwirtschaftlichen Gebäuden angebracht sind. Dies zeigt, dass Wohnhäuser immer noch zu den beliebtesten Neststandorten zählen, und somit ist das Werben um Toleranz für Naturnester an Hausfassaden von Wohnhäusern weiterhin sehr wichtig. An landwirtschaftlichen Gebäuden bietet die Verstärkung bestehender Mehlschwalbenkolonien mit Kunstnestern eine gute zusätzliche Fördermöglichkeit, da Landwirte meist eine sehr positive Einstellung gegenüber den Schwalben haben. Vorsicht ist beim Erstellen sogenannter Mehlschwalbenhotels geboten, denn viele dieser künstlichen Bauten werden zurzeit nur sehr spärlich von den Mehlschwalben besiedelt. Eine gute Standortevaluation ist dabei unerlässlich und günstigere Alternativen, wie Kunstnester an bestehende Gebäude anzubringen, sollten Priorität haben.