Mit den Schwalben nach Afrika und zurück

    Ungarische Mehlschwalben überwintern weit verteilt im östlichen und südlichen Afrika, ungarische Uferschwalben eng begrenzt im Gebiet des Tschadsees.
    Ungarische Mehlschwalben überwintern weit verteilt im östlichen und südlichen Afrika, ungarische Uferschwalben eng begrenzt im Gebiet des Tschadsees.
    Foto © Markus Varesvuo

    Die Brutbestände der Mehl- und Uferschwalbe nehmen in Ost- Mitteleuropa seit Jahrzehnten ab. Um die Gründe herauszufinden, sollten wir wissen, wo sich die Vögel beider Arten ausserhalb der Brutzeit aufhalten.

    Funde beringter Uferschwalben haben gezeigt, dass diese Vögel dann weit über den Mittelmeerraum und Afrika verteilt sind. Es ist deshalb anzunehmen, dass sie unterschiedliche Zugrouten nutzen. Bei der Mehlschwalbe sieht es aufgrund der verfügbaren Daten so aus, als ob sich die Aufenthaltsorte von Vögeln unterschiedlicher europäischer Populationen ausserhalb der Brutzeit entlang der Längengrade trennen liessen.

    Um die Zugwege der Vögel beider Arten besser kennenzulernen und um zu erfahren, wo sie den Winter verbringen, haben Wissenschaftler der ungarischen Universität Nyíregyháza und der Schweizerischen Vogelwarte einige Brutvögel der Pannonischen Tiefebene mit Datenloggern ausgerüstet.

    Alle Schwalben überquerten das Mittelmeer auf der Linie Griechenland – Libyen. Die vier Uferschwalben verbrachten den Winter in Nordkamerun und im Tschadbecken, maximal 700 km voneinander entfernt. Die fünf Mehlschwalben überwinterten dagegen weit auseinander und in drei klar abgegrenzten Gebieten in Zentral-, Ost- und Südafrika. Weiter ergab sich, dass Mehlschwalben auf dem Rückweg aus dem Winterquartier doppelt so schnell fliegen wie beim Wegzug: Im Frühling bewältigten sie pro Tag mehr als 800 km und kehrten bereits nach rund 10 Tagen in ihr Brutgebiet zurück! Demgegenüber waren die Uferschwalben auf dem Heimzug mit 14 Tagen und 350 km pro Tag nur wenig schneller als auf dem Weg ins Winterquartier, der 17 Tage dauerte und bei dem sie im Tagesmittel 230 km zurücklegten.

    Szép, N. et al. (2017). Discovering the migration and non-breeding areas of sand martins and house martins breeding in the Pannonian basin (central-eastern Europe). Journal of Avian Biology 48: 114–122.