© Marcel Burkhardt
Geringe Produktivität führt zu Bestandsrückgang
Der Kiebitz ist auf Fördermassnahmen angewiesen. Über seine Populationsdynamik und die für die Förderung entscheidenden Lebensphasen ist jedoch kaum etwas bekannt.
Intensive Landwirtschaft und Prädation führten beim Kiebitz europaweit zu starken Bestandsrückgängen, sodass er mittlerweile als potenziell gefährdet gilt, in der Schweiz sogar als vom Aussterben bedroht. Forschende der Vogelwarte Sempach haben nun mit verschiedenen Datensätzen aus den Niederlanden und dem deutschen Bundesland Schleswig-Holstein die Populationsdynamik modelliert. Dabei stellten sie fest, dass die durchschnittliche Produktivität, also die Anzahl flügger Jungvögel pro Weibchen, sehr tief war. In den Niederlanden wurden nur 0,46 Jungvögel pro Weibchen flügge, und auch in Schleswig-Holstein waren es lediglich 0,55. Der Schutz der Nester hatte zwar einen positiven Effekt auf die Produktivität, jedoch kaum auf die Wachstumsrate der Population. Die zu geringe Produktivität war denn auch der Hauptgrund für den Populationsrückgang. Für eine stabile Population wären in den Niederlanden 0,91 und in Schleswig- Holstein 0,76 flügge Jungvögel pro Weibchen nötig.
Um dies zu erreichen, genügt der Nesterschutz alleine nicht, auch wenn er wichtig ist. Fördermassnahmen sollten sich insbesondere auf eine Reduktion der Prädation und eine Verbesserung der Habitatqualität für die Jungen fokussieren. In einem Mosaik aus trockenen und nassen Stellen sowie kurzrasiger und dichter Vegetation können einerseits mehr Kiebitze nebeneinander brüten, was den Schutz vor Räubern verbessert. Andererseits finden die Jungen mehr Nahrung und können sich bei Gefahr einfacher in Deckung begeben.
Plard, F., Bruns, H.A., Cimiotti, D.V., Helmecke, A., Hötker, H., Jeromin, H., Roodbergen, M., Schekkerman, H., Teunissen, W., van der Jeugd, H. and Schaub, M. (2019), Low productivity and unsuitable management drive the decline of central European lapwing populations. Anim Conserv. doi:10.1111/ acv.12540