© Luc Hoogenstein
Dank Rückenwind schneller ins Brutgebiet
Indem sie im Frühjahr günstige Winde nutzen, sparen Vögel Flugkosten und können auf Zwischenstopps während des Zugs verzichten. Dadurch gelangen sie schneller in ihre Brutgebiete.
Wind hat einen erheblichen Einfluss auf den Vogelzug bis hin zur Entstehung von Zugrouten. Vor allem im Frühling haben Vögel ein grosses Interesse daran, die Rückkehr ins Brutgebiet schnell hinter sich zu bringen, um möglichst rasch ein geeignetes Revier besetzen zu können. Eine höhere Fluggeschwindigkeit würde dies zwar ermöglichen, der damit verbundene höhere Energieaufwand müsste aber mit längeren Rastphasen kompensiert werden. Einfach schneller zu fliegen, bringt einem Vogel also keine Vorteile, zumal die effektive Flugzeit nur 7 % der gesamten Zugzeit ausmacht. Es ist aber bereits bekannt, dass der Vogelzug im Frühjahr generell schneller stattfindet als im Herbst. Wie also schaffen es die Vögel, rascher im Brutgebiet anzukommen?
Wetterradare sind bestens geeignet, um diese Frage zu beantworten, da sie konstant auch die Flugbewegungen von Vögeln registrieren. Bisherige Studien zeigten aber unterschiedliche Resultate, da sie entweder zeitlich oder räumlich begrenzt waren. Ein Team, hauptsächlich bestehend aus Sempacher Forschenden, hat nun erstmals mit ganzjährigen Daten von 37 Wetterradars den nächtlichen Vogelzug über ganz Westeuropa analysiert. Das Team konnte zeigen, dass die Fluggeschwindigkeit ziehender Vögel zeitlich und räumlich kaum variiert. Vögel wählen zum Ziehen bevorzugt Nächte mit besonders günstigen Windbedingungen aus. Die höhere Zuggeschwindigkeit im Frühjahr ist vor allem auf günstigere Windbedingungen zurückzuführen. So können sie Flugkosten senken und somit Zeit bei Zwischenlandungen zum Auftanken sparen. Insgesamt beschleunigen günstige Winde die Zugzeit im Frühling um fast 40 %, deutlich mehr als im Herbst, dann sind es «nur» 11 %.
Nussbaumer, R., B. Schmid, S. Bauer & F. Liechti (2022): Favorable winds speed up bird migration in spring but not in autumn. Ecol. Evol. 12: e9146. https://doi.org/10.1002/ece3.9146.