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News - Medienmitteilung

Allein, aber nicht verlassen

15. April 2020

Der Frühling liegt in der Luft, und dies spüren auch unsere Singvögel. Viele Arten haben schon vor einiger Zeit zu brüten begonnen und ziehen nun ihre Jungen auf. Auch die ersten Vogelkinder verspüren bereits den Drang, sich in die Welt ausserhalb des Nests zu wagen – teilweise sogar, bevor sie richtig fliegen können. Die Eltern sorgen aber für sie, weswegen unsere Hilfe meist nicht benötigt wird.

Sempach. – Unsere Singvögel zählen zu den sogenannten Nesthockern. Nach dem Schlüpfen sind die Jungen zunächst blind und unbefiedert, sie sind folglich vollständig von der Fürsorge ihrer Eltern abhängig. Während rund zwei bis drei Wochen werden die Jungvögel von ihren Eltern gefüttert und anfänglich auch gewärmt. Anschliessend fliegen sie aus. Amseln, Hausrotschwänze und viele andere Arten verlassen das schützende Nest manchmal bereits, bevor sie richtig fliegen können. Sie sind aber gut gerüstet, um ausserhalb des Nestes zu überleben, und werden von ihren Eltern noch einige Zeit gefüttert, bis sie selbstständig sind. Für die Vogelfamilie ist dieses frühe Losziehen des Nachwuchses ein Vorteil – getrennt voneinander sind die Jungvögel für Feinde nämlich schwieriger zu entdecken.

In den meisten Fällen sind am Boden oder in einem Gebüsch sitzende Jungvögel nicht hilfsbedürftig. Es wäre falsch, sie mitzunehmen, zumal selbst die kompetenteste Pflegeperson die Aufzucht nie so geschickt meistert wie die Vogeleltern. In menschlicher Obhut aufgezogene Jungvögel dürften daher eine geringere Überlebenschance haben.

Befinden sich die Jungvögel in akuter Gefahr, beispielsweise durch lauernde Katzen oder Strassenverkehr, so können sie in ein nahe gelegenes Gebüsch gesetzt werden. Der Geruch des Menschen stört die Vogeleltern nicht, angefasste Jungvögel werden nach wie vor umsorgt. Wenn man unsicher ist, ob die Vogeleltern in der Nähe sind, so beobachtet man den Jungvogel aus mindestens 50 m Distanz. Wenn er während einer Stunde nicht von den Eltern mit Futter versorgt wird, gehört er in eine Pflegestation. Von einer Aufzucht zu Hause raten wir ab – die Haltung und Pflege einheimischer Singvögel erfordert nämlich nicht nur Fachwissen, sondern auch eine kantonale Bewilligung.

Wann braucht ein Jungvogel Hilfe?

Gelegentlich kommt es vor, dass Vogelkinder versehentlich aus dem Nest fallen, wenn beispielsweise der Platz eng und ein Junges an den Rand gedrängt wird. Zu früh aus dem Nest gefallene Jungvögel erkennt man daran, dass sie nicht fähig sind, herumzuhüpfen. Sie sind zudem meist kaum befiedert. Solche zu früh aus dem Nest gefallenen Pechvögelchen sind verloren, wenn sie nicht in eine Pflegestation gebracht werden.
Ist man unsicher, ob es sich wirklich um einen zu früh aus dem Nest gefallenen Jungvogel handelt, so empfiehlt es sich, den Vogel zu fotografieren und sich bei einer Pflegestation nach deren Einschätzung zu erkundigen.

Weitere Informationen

Merkblatt „Jungvögel – was tun?“: vogelwarte.ch/jungvoegel-was-tun
Verletzte und kranke Vögel sowie verwaiste Jungvögel gehören in die Hände von Fachleuten! Die Schweizerische Vogelwarte Sempach betreibt eine eigene Pflegestation. Diese kann unter Tel. 041 462 97 00 (Mo-Fr 8-12 Uhr und 13.30-17 Uhr) erreicht werden; an Wochenenden und Feiertagen ist ein Pikettdienst organisiert.

Spezialfälle

Mauersegler, welche am Boden liegen, brauchen immer Hilfe und sollten umgehend in eine Pflegestation gebracht werden. Weitere Informationen hierzu: vogelwarte.ch/was-tun-mit-einem-mauersegler
Stockenten brüten in Dörfern und Städten manchmal auf Balkonen oder Flachdächern. Der Weg ans Wasser ist für die Entenfamilie oft sehr gefährlich und unter Umständen nur mit menschlicher Hilfe zu bewältigen. Wie dies am besten geschieht, kann man hier nachlesen: vogelwarte.ch/entenbruten-auf-flachdaechern-und-balkonen