Den Zugvögeln auf der Spur (12.10.2017)

    Mit einer Art Radarkontrolle überwacht die Schweizerische Vogelwarte Sempach diesen Herbst den Vogelzug über dem Schweizer Mittelland. Jenseits der Grenze zählen Ornithologen der LPO Haute-Savoie beim Défilé de l'Écluse im angrenzenden Frankreich die Zugvögel. Das dadurch gewonnene kombinierte Wissen dient letztlich dem besseren Schutz der Zugvögel.

    Auf dem Dach des Besuchszentrums der Vogelwarte misst ein Radar ohne Unterbrechung die Vogelaktivität am Sempacher Himmel.
    Auf dem Dach des Besuchszentrums der Vogelwarte misst ein Radar ohne Unterbrechung die Vogelaktivität am Sempacher Himmel.
    Foto © Schweizerische Vogelwarte Sempach Bild in Druckqualität
    Der Mäusebussard ist mit 10‘000-20‘000 Individuen jeden Herbst der häufigste ziehende Greifvogel beim Défilé de l’Écluse.
    Der Mäusebussard ist mit 10‘000-20‘000 Individuen jeden Herbst der häufigste ziehende Greifvogel beim Défilé de l’Écluse.
    Foto © Markus Varesvuo Bild in Druckqualität
    Die Tannenmeise.
    Die Tannenmeise.
    Foto © Marcel Burkhardt Bild in Druckqualität
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    Sempach. – Diesen Herbst erfassen Ornithologinnen und Ornithologen die Zugvögel, welche die Schweiz auf ihrem Weg in wärmere Gebiete überfliegen, mit besonderer Präzision. Mithilfe von drei Radarstationen in Winterthur ZH, Sempach LU und Epeisses GE stellt die Schweizerische Vogelwarte fest, wo und wann wie viele Vögel über das Mittelland ziehen. Da 90% der Zugvögel in der Nacht unterwegs sind, sind Radarstationen ein unverzichtbares Werkzeug bei der Erfassung der Vögel rund um die Uhr.

    Erste Auswertungen der Radardaten zeigen, dass sich der Strom der über das Mittelland ziehenden Zugvögel stark in der Nähe von Genf konzentriert, wo der Jura und die Alpen aufeinandertreffen und damit wie ein Trichter wirken. An diesem topografisch günstigen Ort, wenige Kilometer ausserhalb von Genf, zählen unsere Kollegen der LPO Haute-Savoie beim Défilé de l’Écluse die vom Mittelland her kommenden Greifvögel. Diese Zählungen finden seit Ende der sechziger Jahre statt und liefern wertvolle Langzeitdaten.

    Diese Kombination unterschiedlicher Forschungsprojekte über die Zugvögel liefert bessere Kenntnisse über den Zustand der Vogelwelt, den Ablauf des Vogelzugs und die Zugwege. Letztlich helfen die Kenntnisse mit, Bestrebungen zum Schutz der Zugvögel zu verbessern.

    Vogelzug live auf dem Bildschirm
    Der Vogelzug über Sempach kann im Besuchszentrum der Vogelwarte hautnah mitverfolgt werden. Die Radarbilder werden stündlich auf einen Bildschirm übertragen, was die Intensität des Vogelzugs über dem Gebäude anschaulich sichtbar macht. Aktuell befindet sich der Herbstzug in den Süden auf seinem Höhepunkt – eine ganz besondere Attraktion. www.vogelwarte.ch/de/besuch/

     

    Invasion der Tannenmeisen
    Die Schweizerische Vogelwarte untersucht den Vogelzug auch mithilfe der Beringung. Auf der französisch-schweizerischen Grenze gelegen, werden auf der Forschungsstation Col de Bretolet jeden Herbst zwischen 10’000 – 20’000 Vögel aus mehr als 100 Arten gefangen. Jeder Vogel erhält einen kleinen Ring mit einer einmaligen Ringnummer. Dies ermöglicht die Rekonstruktion der Zugrouten von Vögeln, deren Ring wieder gefunden wird. Mit bis jetzt mehr als 6’600 gefangenen Tannenmeisen diesen Herbst spricht man bereits von einem „Invasionsjahr“ für diese Art. Bei der Tannenmeise wird eine solche Invasion in grosser Zahl wohl hauptsächlich durch einen sehr guten Fortpflanzungserfolg verursacht, der zu einer starken Abwanderung aus den Brutgebieten in Nordosteuropa führt.
    www.vogelwarte.ch/de/vogelwarte/mitarbeit/beringung/col-de-bretolet

    Weitere Auskünfte

    Sophie Jaquier
    Schweizerische Vogelwarte
    6204 Sempach
    Tel. 041 462 97 98
    sophie.jaquier@vogelwarte.ch