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News - Medienmitteilung

In wenigen Tagen nach Afrika

03. November 2020

Der Einsatz von Geolokatoren hat für einen sprunghaften Anstieg der Kenntnisse über den Jahreszyklus des Alpenseglers gesorgt: Kein Vogel zieht schneller ins Winterquartier, und auch die genauen Reiseziele sind mittlerweile bekannt.

Sempach. – Eine neue Studie der Schweizerischen Vogelwarte über den Jahreszyklus des Alpenseglers lüftet bislang unerforschte Geheimnisse: Die Zugperiode dieses Langstreckenziehers ist so kurz wie bei keiner anderen bisher untersuchten Vogelart; sie dauert pro Zugsaison nämlich nur rund eine Woche! Dies legt nahe, dass diese Vögel ihre mehrere Tausend Kilometer lange Reise ohne Zwischenlandung hinter sich bringen. Zu diesen Erkenntnissen gelangten die Forscher dank Geolokatoren von 215 aus der Schweiz, Spanien, Bulgarien und der Türkei stammenden Alpenseglern. Am schnellsten waren die türkischen Vögel, die für ihre Reise in den Südsudan lediglich 58 Stunden brauchten.

Hauptautor Christoph Meier und seine Kollegen konnten zudem die Winterquartiere der untersuchten Alpensegler bestimmen, die alle im tropischen Afrika südlich der Sahelzone liegen. Vögel aus der Schweiz ziehen dabei über die iberische Halbinsel und überwintern schliesslich in Westafrika, vor allem in Mali und Guinea. Vor dieser Studie gab es erst wenige Hinweise darauf, dass diese Art im tropischen Afrika überwintert.

Weiter zeigt die Studie, dass Alpensegler, die in nördlicheren Regionen mit kürzeren Sommern brüten, ihren Jahreskalender entsprechend anpassen und weniger Zeit im Brutgebiet verbringen. Im Schnitt sinkt die Dauer der zum Brüten geeigneten Saison mit jedem zusätzlichen Breitengrad um 3,4 Tage. Die Schweizer Alpensegler als nördlichste der vier untersuchten Populationen dürften also am kürzesten im Brutgebiet verweilen.

Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang allerdings, dass alle untersuchten Alpensegler trotzdem länger in Europa bleiben als für die Fortpflanzung nötig wäre. Was sie in dieser Zeit tun, ist nicht bekannt – dieses Rätsel gilt es also noch zu lösen.

Quelle
Meier C. M., Karaardiç, H., Aymí, R., Peev, S. G., Witvliet, W., Liechti, F. (2020). Population-specific adjustment of the annual cycle in a super-swift trans-Saharan migrant. Journal of Avian Biology; doi.org/10.1111/jav.02515.

Geolokatoren

Die indirekte Ortung mit Geolokatoren basiert auf dem alten Prinzip der Positionsbestimmung anhand des Zeitpunkts von Sonnenauf– und –untergang. Die von der Schweizerischen Vogelwarte konzipierten und von der Berner Fachhochschule Burgdorf weiterentwickelten Geräte wiegen lediglich 0.5 g und werden dem Vogel ähnlich einem kleinen Rucksack angezogen. Während eines Jahres messen die Geolokatoren nun die Intensität des Sonnenlichts und die Uhrzeit. Anhand dieser Daten lassen sich Rückschlüsse auf die Reiseroute ziehen. Hierfür muss man dem Vogel nach seiner Rückkehr den „Rucksack“ wieder abnehmen.Der Alpensegler ist für Studien mit Geolokatoren bestens geeignet, weil er an dieselben Brutplätze zurückkehrt und sich die Geolokatoren folglich leicht zurückgewinnen lassen.

Weitere Informationen: vogelwarte.ch/geolocator

Im Beitrag erwähnte Vogelarten

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