Förderung von Wiesenvögeln (13.06.2018)

    Ab dem 15. Juni werden in den Tallagen die Ökowiesen gemäht. Nur hier waren die Nester und brütenden Altvögel der Wiesenvögel bis jetzt vor dem Mähen sicher. Doch es braucht mehr spät geschnittene Blumenwiesen, sonst sterben Braunkehlchen und Baumpieper im Mittelland ganz aus. Im Unterengadin und im Obergoms haben die Vogelwarte Sempach und engagierte Landwirte gezeigt, dass eine vogelfreundliche Wiesennutzung möglich ist.

    Wiesenvögel wie das Braunkehlchen brauchen grossflächige, spät gemähte Wiesen, um erfolgreich brüten zu können. Solche gibt es aber immer weniger, weshalb die Wiesenvögel in den letzten Jahrzehnten massive Bestandseinbrüche erlitten haben.
    Wiesenvögel wie das Braunkehlchen brauchen grossflächige, spät gemähte Wiesen, um erfolgreich brüten zu können. Solche gibt es aber immer weniger, weshalb die Wiesenvögel in den letzten Jahrzehnten massive Bestandseinbrüche erlitten haben.
    Foto © Marcel Burkhardt Bild in Druckqualität
    Eine spät gemähte, blumenreiche Wiese hilft nicht nur den Wiesenvögeln, sondern auch vielen weiteren Tier- und Pflanzenarten und sieht zudem noch wunderschön aus.
    Eine spät gemähte, blumenreiche Wiese hilft nicht nur den Wiesenvögeln, sondern auch vielen weiteren Tier- und Pflanzenarten und sieht zudem noch wunderschön aus.
    Foto © Roman Graf Bild in Druckqualität
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    Sempach. – Am 15. Juni ist es wieder so weit: Ab dem „Nationalen Heutag“ in den Tallagen werden die extensiv genutzten Wiesen, so genannte Ökowiesen, gemäht. Nur in den Ökowiesen können die am Boden brütenden Wiesenvögel ihre Jungen aufziehen. Im übrigen Grünland finden sie keine sicheren Brutgebiete mehr: Mit vier bis sechs Schnitten bereits ab April ist hier nicht an eine erfolgreiche Brut zu denken. Durch das häufige Mähen haben Braunkehlchen, Baumpieper und weitere Wiesenvögel in den Tallagen der Schweiz in den letzten Jahrzehnten massive Bestandseinbrüche erlitten und stehen dort kurz vor dem Aussterben.

    Auch im Berggebiet muss gehandelt werden. Hier werden die Ökowiesen der Höhenlage entsprechend zwar erst ab dem 15. Juli gemäht, so dass den Wiesenvögeln etwas mehr Zeit zum Brüten bleibt. Aber die Vogelwarte konnte im Engadin, einer bisherigen Hochburg der Wiesenvögel, exemplarisch zeigen, dass sich im Zeitraum 1987/1988-2009/2010 die Fläche von extensiv genutzten Wiesen verkleinerte und die der intensiv genutzten Wiesen zunahm. Als Folge davon ging der Bestand von Braunkehlchen, Feldlerche und Baumpieper um rund die Hälfte zurück.

    Das Rezept zur Verbesserung der Situation ist bekannt: Mehr spät gemähte extensive Wiesen. Zusammen mit engagierten Landwirten konnte die Vogelwarte bei Tschlin im Unterengadin ein Wiesenvogelgebiet einrichten, im Obergoms Fördergebiete für das Braunkehlchen. Und auf dem Schamserberg im Kanton Graubünden setzt sich die Vogelwarte ein, dass eine der wichtigsten Populationen der Feldlerche in den Alpen nicht einer landwirtschaftlichen Melioration zum Opfer fällt.

    Von einer auf grossen Flächen praktizierten späten Mahd profitieren auch Junghasen, zahlreiche Schmetterlinge, Heuschrecken, Orchideen und andere Wiesenblumen, und wir Menschen können uns am tollen Anblick einer schönen, lebendigen Blumenwiese erfreuen.

    Weitere Auskünfte

    Livio Rey
    Schweizerische Vogelwarte
    6204 Sempach
    Tel. 041 462 97 14
    livio.rey@vogelwarte.ch