© Marcel Burkhardt
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Hohl, S. & R. Graf (2021)
Wauwiler Ebene: Jahresbericht 2020. Mit integriertem Bericht aus dem Naturschutzgebiet Wauwilermoos.
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Schweizerische Vogelwarte, Sempach.
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Zusammenfassung
In der Wauwiler Ebene führt die Schweizerische Vogelwarte Sempach zusammen mit ehrenamtlichen Mitarbeitern diverse angewandte Forschungs- und Umsetzungsprojekte durch. Der vorliegende Bericht fasst die Aktivitäten in diesen Projekten während des Jahres 2020 zusammen und gibt einen Überblick über die Resultate. Das Hauptgewicht liegt in der Berichterstattung über das Vernetzungsprojekt Wauwiler Ebene, welches vom Verein „Netz Wauwiler Ebene“ getragen wird. Die Vogelwarte stellt in diesem Vernetzungsprojekt den Projektleiter (Roman Graf). Des Weiteren werden Resultate aus anderen in der Wauwiler Ebene angesiedelten Projekten zusammenfassend vorgestellt.
Das Vernetzungsprojekt steht in der dritten Umsetzungsphase, welche noch bis 2022 dauern wird. Die Beratung der Landwirte im Rahmen dieser Umsetzungsphase ist mittlerweile abgeschlossen. Im Vernetzungsprojekt werden kontinuierlich Biotopaufwertungen durchgeführt.
2020 wurden wiederum im Rahmen des Zauneidechsenprojekts der Albert Koechlin Stiftung Lebensraumaufwertungen vorgenommen. Im Ettiswilermoos wurde zudem im Frühjahr eine neue Flutmulde gebaut, die u.a. der Kreuzkröte und dem Kiebitz zu Gute kommen soll.
Des Weiteren wurden Wirkungskontrollen durchgeführt. Diese haben zum Ziel, die Wirkung der getroffenen Massnahmen zu evaluieren. Im Rahmen dieser Kontrolle wurden im Jahr 2020 die Bestände der Kreuzkröte, der Heuschrecken sowie ausgewählter Tagfalter und Brutvögel erhoben. Die Mehrheit der Ziel- und Leitarten zeigt eine erfreuliche Entwicklung. Die Kreuzkröte hat sich 2020 an mindestens vier Standorten erfolgreich fortgepflanzt. Bei den Heuschrecken wurden fünf neue Arten nachgewiesen. Die Ziel- und Leitarten Grosse Goldschrecke und Sumpfschrecke konnten ihre Verbreitung halten und/oder punktuell ausdehnen. Bei den Tagfaltern sieht es weniger gut aus. Tagpfauenauge und Mattfleckiger Dickkopffalter wurden nur spärlich festgestellt. Die Aufnahmen werden im kommenden Jahr nochmals wiederholt. Bei den Brutvögeln entwickeln sich die Bestände vieler Arten erfreulich. Goldammer und Sumpfrohrsänger nahmen im Vergleich zu 2013 zu. Die Feldlerche verliert weiter an Boden, 2020 wurden lediglich 28 Reviere festgestellt. Im Vergleich zur letzten Erhebung (2013: 44 Reviere) entspricht dies einem Rückgang von 36 %. Erfreulich ist die Bestandsentwicklung des Weissstorchs: 2020 wurden in der Wauwiler Ebene zwölf Horstpaare gezählt, fünf am Mauensee und sieben auf der JVA Wauwilermoos. Der Feldhasenbestand war deutlich tiefer als im Vorjahr. Die Kiebitze erlebten mit 42 anwesenden Brutpaaren und einem Bruterfolg von 0,33 Flügglingen pro Paar eine unterdurchschnittliche Brutsaison. Trotz gutem Schlupferfolg überlebten nur 14 Jungvögel bis zum Flügglingsalter, was vermutlich auf die aussergewöhnliche Trockenheit während der Brutzeit zurückzuführen ist. Im Beringungsprojekt der Vogelwarte konnte ermittelt werden, dass 2020 ein gutes Brutjahr für den Teichrohrsänger war.
Die Brutvogelkartierungen im Rahmen des „Monitoring Feuchtgebiete (MF)“ in den Schutzgebieten Mauensee, Hagimoos und Wauwilermoos ergaben hohe Arten- und Revierzahlen. Erwähnenswert sind fünf Reviere der Zwergdommel mit mindestens zwei erfolgreichen Bruten (eine im Wauwilermoos, eine im Hagimoos). Zwei oder sogar drei Wachtelkönige hielten sich im Mai zeitgleich in der Wauwiler Ebene auf. Am NAVO-Streifen bestand Brutverdacht, weswegen der Schnittzeitpunkt in Zusammenarbeit mit den Bewirtschaftern und dem Kanton auf Anfang August verschoben wurde.
Als avifaunistische Überraschungen sind ein Mittelspecht und ein grosser Trupp Trauerseeschwalben zu erwähnen, die 2020 in der Wauwiler Ebene zu Gast waren.
Bemerkenswert ist zudem der Erstnachweis der Gabel-Azurjungfer Coenagrion scitulum am Mauensee.