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    Schifferli, L., O. Rickenbach, A. Koller & M.U. Grüebler (2009)

    Massnahmen zur Förderung des Kiebitzes Vanellus vanellus im Wauwilermoos (Kanton Luzern): Schutz der Nester vor Landwirtschaft und Prädation.

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    Ornithol. Beob. 106: 311–326

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    Abstract

    Das Wauwilermoos im Kanton Luzern ist einer der traditionsreichsten Brutplätze des Kiebitzes in der Schweiz. 1880 wurde der Bestand auf etwa 100 Paare geschätzt. In den Dreissigerjahren waren es aber nur noch wenige. Bis in die Fünfzigerjahre stieg der Bestand auf 40 – 60 Paare. Seit den Achtzigerjahren ging die Paarzahl wie auch in der übrigen Schweiz stark zurück. 1990 – 2003 waren es noch rund 10 Paare. 2005 – 2009 schwankte der Bestand zwischen 17 und 27 Paaren, was rund ein Viertel des Schweizer Bestands ausmacht. 2009 wurde das Wauwilermoos mit dem für die Schweiz bedeutenden Kiebitzbrutplatz in die «Verordnung über die Wasser- und Zugvogelreservate von internationaler und nationaler Bedeutung» (WZVV) aufgenommen. Seit 2005 erprobt die Schweizerische Vogelwarte in einem Förderungsprojekt Massnahmen zum Schutz der Kiebitzbruten vor Landwirtschaft und Prädation. Alle Nester wurden im Feld markiert und in partnerschaftlicher Zusammenarbeit mit den lokalen Landwirten vor den Landmaschinen in Sicherheit gebracht. Zudem wurden die meisten Felder mit Kiebitzgelegen grossflächig mit Elektrozäunen vor bodenlebenden Prädatoren geschützt. Dank diesen beiden Massnahmen stieg der Schlüpferfolg auf 68,7 %. Von 129 eingezäunten Gelegen schlüpften 74,4 %, 19,4 % wurden verlassen, meist als Folge der Bewirtschaftung, und 6,2 % wurden ausgeraubt. Von 24 nicht eingezäunten Bruten schlüpften 29,2 %, 4,2 % wurden aufgegeben und 66,7 % fielen Prädatoren zum Opfer. Vom Schlüpfen bis zum Selbstständigwerden der Küken im Alter von 35 – 40 Tagen überlebten 2005 – 2007 nur gerade 0,4 pro Paar und Jahr; gemäss britischen Ringfundauswertungen braucht es zur Stabilität des Bestands etwa 0,7 flügge Junge pro Paar. Die meisten Küken verschwanden nachts und ausserhalb der Elektrozäune und waren vermutlich Opfer nächtlicher Prädatoren. Aus diesem Grund wurden ab 2008 auch Nahrungsgebiete eingezäunt. 2009 wurden zudem zwei über den Winter brach liegende Flächen mit insgesamt 17 Gelegen erst nach dem Schlüpfen der jungen Kiebitze mit Mais bepflanzt. Dank diesen Massnahmen wurden 2008 und 2009 0,78 bzw. 1,26 Junge pro Paar flügge. Der Bruterfolg konnte somit auf ein Mass gesteigert werden, das für die Stabilität einer Kiebitzpopulation erforderlich ist. Künftig geht es darum, den beträchtlichen Aufwand für den Schutz der Nester und Familien zu optimieren.