Überwachung der Vogelwelt in der Schweiz
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Als häufigste Art der Schweiz wird der Buchfink im Rahmen des Projekts «Monitoring Häufige Brutvögel» (MHB) erfasst. Die jährliche Beurteilung seiner Bestandsentwicklung basiert auf durchschnittlich 14‘900 Beobachtungen in rund 250 der total 267 kartierten Kilometerquadrate. © Marcel Burkhardt
In den Achtzigerjahren hat die Vogelwarte verschiedene Monitoringprojekte lanciert, die zusammen mit Freiwilligen durchgeführt werden. Diese gestatten die Berechnung von Brutbestandsindizes ab 1990 und somit eine Beurteilung der langfristigen Trends. Alle 20 Jahre gibt zudem ein Brutvogelatlas ein detailliertes Bild der Verbreitung sämtlicher Brutvogelarten.
Die Bestandsentwicklung einer einzelnen Art ist abhängig von vielen Faktoren, die sich auf unterschiedlichen zeitlichen Skalen auswirken. Kurzfristige, beispielsweise wetterbedingte Schwankungen bestimmen Zu- oder Abnahmen von Jahr zu Jahr. Solche jährlichen Ausschläge können nur auf der Basis von langen Zeitreihen von effektiven, langfristigen Bestandstrends unterschieden werden. Die Monitoringprojekte zur Überwachung der Vogelwelt in der Schweiz haben zum Ziel, diese kurzfristigen Fluktuationen von echten Populationsveränderungen zu unterscheiden. Langfristige Bestandstrends werden oft von menschgemachten Einflüssen verursacht. Sie sollen möglichst früh erkannt werden, damit allenfalls Gegenmassnahmen erfolgen können. Um die Gründe für die Bestandsveränderungen zu eruieren, sind jedoch in der Regel nachgelagerte Studien erforderlich.
Damit das Monitoringziel erfüllt werden kann, dokumentiert die Vogelwarte jährlich die Entwicklung der einheimischen und regelmässigen Brutvögel mit möglichst repräsentativen Aufnahmen. Ohne eingeführte Arten (z.B. Höckerschwan, Rostgans) sind dies derzeit 177 Arten, wovon für 174 Brutvogelarten jährlich aktualisierte Bestandsindizes berechnet werden können. Die Bestandsindizes der einzelnen Arten werden zum sogenannten Swiss Bird Index SBI® kombiniert, der die gesamthafte Entwicklung der Brutvögel seit 1990 dokumentiert. Der SBI® hat einen festen Platz in verschiedenen nationalen Statistiken.
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Die Überwachung der Vogelwelt in der Schweiz erfolgt auf jährlicher Basis für derzeit 174 regelmässige Brutvögel basierend auf spezifischen Monitoringprojekten und alle 20 Jahre für alle Brutvogelarten im Rahmen des Brutvogelatlas.
Seit 1972–1976 gibt es zudem alle 20 Jahre einen Brutvogelatlas. Der Atlas gibt ein detailliertes Bild der Verbreitung sämtlicher Brutvogelarten. Zusätzlich zu den regelmässigen Brutvögeln werden auch unregelmässig brütende und nicht-einheimische Arten innerhalb von 467 Flächen von 10 × 10 km, sogenannten Atlasquadraten, möglichst vollständig erfasst. Basierend auf den Kartierungen in über 2300 Kilometerquadraten (1 × 1 km) lassen sich für viele Arten detaillierte Dichte- oder Verbreitungskarten sowie entsprechende Veränderungskarten seit 1993–1996 erstellen.
Diese Kombination der jährlichen Bestandsüberwachung mit den Atlasprojekten ergibt vergleichsweise einmalige Kenntnisse über Zustand und Entwicklung der Vogelwelt in der Schweiz. Dieser detaillierte Kenntnisstand kann nur dank dem langjährigen Engagement von über 2000 freiwilligen Mitarbeitenden aktuell gehalten werden.
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