© Markus Jenny
Holznutzung und Naturschutz
Eine verstärkte Holznutzung und die Förderung der Biodiversität müssen sich nicht ausschliessen. Werden gewisse Rahmenbedingungen eingehalten, kann eine stärkere Holznutzung sogar die Artenvielfalt im Wald fördern. Die Schweizerische Vogelwarte Sempach zeigt in ihrem 2005 abgeschlossenen Projekt wie.
Ziele
Der Schweizer Wald hat viele verschiedene Funktionen zu erfüllen: Produktion von Holz, Lebensraum für Tiere und Pflanzen, Schutz von Siedlungen, Verkehrswegen und Grundwasser, Erholungsraum für die Menschen.
Heute steht eine Neuausrichtung der schweizerischen Waldpolitik zur Diskussion. Ziel ist, in Zukunft mehr Holz zu nutzen als bisher.
Auf jeden Fall ist der Förster die Schnittstelle, wo die oftmals divergierenden Ansprüche an den Wald zusammenlaufen. Diese unter einen Hut zu bringen, macht die Holzanzeichnung im Wald schwierig.
Im Auftrag des BAFU beurteilt die Schweizerische Vogelwarte Sempach die Folgen einer verstärkten Holznutzung für den Naturschutz im Wald und erarbeitet Merkblätter, die es dem praktizierenden Förstern ermöglichen, im normalen Wirtschaftswald vermehrt Massnahmen zugunsten der Natur umzusetzen.
Vorgehen
Als erstes wurden die "Wirtschaftswälder" der Schweiz in sechs "Gruppen von Wäldern" zusammengefasst. Aufgrund eines mehrstufigen Prozesses wurde für jede Gruppe von Wäldern mögliche Ziele aus Sicht des Naturschutzes festgelegt und Massnahmen zum Erreichen der Ziele diskutiert. Die Merkblatt-Entwürfe wurden dann von bisher nicht am Projekt beteiligten Förstern anhand konkreter Holzzeichnungen auf ihre Tauglichkeit geprüft und allenfalls aufgrund der Erfahrungen angepasst.
Bedeutung
Etwa die Hälfte der rund 41'000 Tier-, Pilz- und Pflanzenarten der Schweiz leben im Wald. Auch für die Brutvögel ist der Wald der arten- und individuenreichste Lebensraum. 58 der 195 einheimischen regelmässigen Brutvogelarten (30 %) sind existenziell auf den Wald angewiesen. Von den 10 häufigsten Brutvogelarten leben deren acht im Wald.
Die Ausgestaltung der Waldpolitik hat somit sehr direkte Auswirkungen auf die Vogelwelt im Wald und generell auf die Artenvielfalt.
Ergebnisse
Um die Artenvielfalt im Wald steht es, verglichen mit dem Kulturland, relativ gut. Wegen der standortgerechten Nutzung in den vergangenen Jahrzehnten finden wir heute unter den Vögeln der Wälder nur wenig gefährdete Arten - viel weniger als etwa im Kulturland und in Feuchtgebieten. Trotzdem sind in letzter Zeit eine Reihe früher häufiger Waldarten seltener geworden. Vor allem im Mittelland fehlen empfindlichere Arten in weiten Landstrichen. Die meisten davon sind licht- und wärmeliebend und brauchen lockere bis lückige Wälder. Die Artenvielfalt im Wald kann mit einer verstärkten Holznutzung gefördert werden, falls gewisse Bedingungen eingehalten werden. Eine starke Intensivierung der Bewirtschaftung mit dem alleinigen Ziel der Holzproduktion hätte jedoch negative Folgen. Merkblätter und Steckbriefe helfen dem Förster, die Bedürfnisse anspruchsvoller Arten auch bei einer starken Holznutzung berücksichtigen zu können.
Projektleitung
Partner
Donatoren
Sophie und Karl Binding Stiftung
Jubiläumsstiftung Jutzler
Publikationen
Holznutzung und Naturschutz. Praxishilfe mit waldbaulichen Merkblättern.
Holznutzung und Naturschutz, Grundlagenbericht. Schriftenreihe Umwelt Nr. 378.