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Waldohreulen, Turmfalken und Ökoflächen

Welche Bedeutung haben die Kleinsäuger in den ökologischen Ausgleichsflächen als Nahrung für Waldohreulen und Turmfalken?

Ziele

Waldohreulen und Turmfalken ernähren sich vorwiegend von kleinen Wühlmäusen, in der Schweiz hauptsächlich von der Feldmaus. In der intensiv genutzten Kulturlandschaft der Schweiz sind Feldmäuse selten geworden. Es gibt Hinweise, dass sich in ökologischen Ausgleichsflächen, vor allem in Buntbrachen, Extensivwiesen und Säumen, vermehrt Feldmäuse fortpflanzen und so eine gute Nahrungsgrundlage für Mäusefresser bilden. In der Wauwiler Ebene untersuchten wir 2003 im Rahmen einer Diplomarbeit folgende Fragen:

Ist die Dichte der Feldmaus (und anderer Kleinsäuger) in Buntbrachen und/oder Extensivwiesen höher als in den umgebenden Kulturen?
Nutzt die Waldohreule das Nahrungsangebot in den Ökoflächen? Werden die Beutetiere gemäss ihrer Häufigkeit genutzt?
Welchen Einfluss hat die Ernte der Kulturen auf den Feldmausbestand? Werden die Ökoflächen zur Erntezeit der Kulturen als Rückzugsgebiete genutzt?

Vorgehen

Die Wauwilerebene ist seit 1995 eine der Regionen, in denen die Schweizerische Vogelwarte Sempach in Zusammenarbeit mit den Landwirten ökologisch wertvolle ökologische Ausgleichsflächen anlegt, vor allem Buntbrachen und Extensivwiesen. In diesen Flächen und in den angrenzenden Kulturen fingen wir die Kleinsäuger mit Lebendfallen. Zudem beobachteten wir, wo und wie oft die Turmfalken und Waldohreulen versuchten, Beute zu schlagen.

Bedeutung

Waldohreule und Turmfalke sind zwei Prioritätsarten für die Artenförderung. Als mögliche Gefährdungsursache für beide Arten wird vor allem ein durch die intensive landwirtschaftliche Nutzung bedingter Nahrungsmangel vermutet. Um die beiden Arten zu fördern, müssen wir mehr über deren Verhalten bei der Nahrungssuche wissen.

Das Projekt stellt exemplarisch die Wirkung von ökologischen Ausgleichsflächen über die Nahrungskette von den Wildkrautsamen über Kleinnager bis zu den Beutegreifern Waldohreule und Turmfalke dar und liefert somit stichhaltige Argumente für eine verstärkte ökologische Aufwertung des Kulturlands.

Ergebnisse

Die höchsten Kleinsäugerdichten traten in Buntbrachen und Krautsäumen auf. Auf Kunstwiesen und Extensivwiesen waren hingegen nur wenige Feldmäuse und andere Kleinsäuger anzutreffen. Entgegen den Erwartungen bevorzugten Waldohreulen und Turmfalken jedoch nicht diejenigen Flächen mit hohen Kleinsäugerdichten, sondern sie jagten vor allem auf frisch gemähten Kunst- und Extensivwiesen. Mit Vorliebe nutzten die beiden Arten jene frisch gemähten Wiesen, die unmittelbar an Buntbrachen und Krautsäumen grenzten. Vermutlich waren die Mäuse, welche ihre Deckung verliessen und Streifzüge ins offene Feld unternahmen, eine leichte Beute. Damit haben die Ökoflächen eine indirekte, sehr positive Auswirkung auf Turmfalken und Waldohreulen.

Projektleitung

Simon Birrer

Publikationen