© Petra Horch
Kulturlandschaft Weidist und Artenförderung
Wie kann der Wert von baumbestandenen Kulturlandschaften für den Gartenrotschwanz erhalten und verbessert werden? Ein Fallbeispiel im St. Galler Rheintal soll Lösungen zeigen.
Ziele
Das Projekt eröffnet die Chance, aus einer engen Zusammenarbeit von Landwirten, Grundeigentümern und Bewirtschaftern Erfahrungen mit der Aufwertung einer Landschaftskammer zu machen. Diese sind dann auch in anderen Regionen anwendbar.
Folgende Ziele stehen im Vordergrund:
- Verbessern der Lebensbedingungen für seltene Vogelarten wie den Gartenrotschwanz sowie für andere Tier- und Pflanzenarten der baumbestandenen Kulturlandschaft.
- Sammeln von Erfahrungen mit neuen Förderungsmassnahmen für den Gartenrotschwanz.
- Ökologische Aufwertung der Kulturlandschaft und damit auch Förderung eines Naturerlebnisraums.
Merkblatt Kulturlandschaft Weidist
Vorgehen
Die Fallstudie wird im Gebiet Weidist, am Südhang des St. Galler Rheintals in der Gemeinde Altstätten gelegen, durchgeführt. Damit die Auswirkungen des Projekts dokumentiert werden können, wird eine Erfolgskontrolle auf Niveau Bestand Brutvögel und Dichte ausgewählter Insektengruppen (Heuschrecken und Ameisen als Indikatoren für die Artenvielfalt bzw. Nahrungsgrundlage) durchgeführt. Die erste Bestandsaufnahme der Vogelarten erfolgt vor jeglicher Aufwertung, um den Ausgangszustand zu kennen. Ein Lebensrauminventar wird erhoben. Während der Aufwertungsmassnahmen erfolgen weitere Bestandserhebungen der Vögel jährlich; nach Abschluss der Eingriffe nach 2, 4 und 6 Jahren (Erfolgskontrolle).
Für die Aufwertung des Gebietes braucht es eine enge Zusammenarbeit mit den Landwirten. In Gesprächen sollen sie motiviert werden, Obstwiesen wo immer möglich zu erhalten und aufzuwerten. Durch Beratung der beteiligten Landwirte wird die Bewirtschaftung auch wirtschaftlich optimiert, ohne die Ziele für die Ökologie zu gefährden. Folgende weitere Massnahmen stehen im Vordergrund:
- Aktuelles Höhlenangebot optimieren durch Aufhängen von Nistkästen.
- Ersatzlebensräume realisieren: Einzelbäume (Ahorn, Linde, Eiche etc. oder pflege-extensive Obstbäume wie Vogel-Kirsche, Nussbaum), Gebüschgruppen, Kleinstrukturen.
- Versuchsweise extensive Beweidungssysteme installieren (Rotationsweiden, Koppelweiden, Dauerzäune; Pferde, Esel, Ziegen, Rinder). Verwaldende Parzellen extensiv beweiden (Ziegen).
- Wald und Waldränder ökologisch aufwerten (sanfte Übergänge, standortfremde Bäume entfernen); extensive Waldweide.
- Weitere Begleitmassnahmen zur Förderung der Insektenvielfalt umsetzen, z.B. gestaffelte Mahd, Streifenmahd, Entbuschen der ausgewachsenen Feldgehölze.
Bedeutung
Die Bestände allgemein als "Obstgartenvögel" bezeichneter Vogelarten haben in den letzten Jahrzehnten stark abgenommen. Im Prinzip handelt es sich dabei um Vogelarten der lichten Wälder und baumbestandenen Grasländer, die ihre Lebensraumansprüche in den Hochstammobstgärten erfüllt fanden und sich mit dem Verschwinden der Obstgärten wieder neu orientieren müssen. Beispielsweise ist der Gartenrotschwanz daher eine prioritäre Art für Artenförderungsprogramme gemäss dem Rahmenprogramm "Artenförderung Vögel Schweiz" der Schweizerischen Vogelwarte Sempach, des Schweizer Vogelschutzes/SVS BirdLife Schweiz und des Bundesamtes für Umwelt BAFU.
Ergebnisse
Mit dem Projekt wird einerseits eine noch heute vielfältige Kulturlandschaft ökologisch aufgewertet und erhalten. Andererseits erhalten wir Erfahrung mit möglichen Ersatzlebensräumen für Obstgartenvögel.
Projektleitung
Partner
Arbeitsgruppe Kulturlandschaft Weidist
Grundbesitzer und Landwirte in Altstätten
Stadt Altstätten
Ökobüro Hugentobler AG, Altstätten
Donatoren
Amt für Raumentwicklung des Kantons St. Gallen
Stadt Altstätten
Malou-Stiftung für Tierschutz
Paul Schiller Stiftung
Fonds Landschaft Schweiz (FLS)
Dr. Bertold Suhner-Stifung
Karl Mayer Stiftung
Rotary Club Rheintal
Publikationen
Förderung von Vogelarten der baumbestandenen Kulturlandschaft im St. Galler Rheintal.
Förderung von Vogelarten der baumbestandenen Kulturlandschaft im St. Galler Rheintal.