Schliessen

Habitatpräferenzen der Waldschnepfe im Neuenburger Jura

Die Waldschnepfe ist zur Brutzeit eine heimlich lebende Wald-Limikolenart, deren Lebensweise und Habitatansprüche in der Schweiz nur wenig erforscht sind. Klar ist, dass die Brutbestände in den letzten Jahrzehnten abgenommen haben. Im Rahmen eines Radiotelemetrieprojekts wurde die Raumnutzung der Waldschnepfe in der Region Val de Travers (Neuenburger Jura) untersucht, um die Habitatansprüche während der Brutzeit besser zu verstehen und Fördermassnahmen zu formulieren.

Ziele

Gemäss dem neuen Brutvogelatlas geht es den Vögeln im Wald verhältnismässig gut. Dennoch zeigen die Daten, dass die Bestände sensibler Waldarten aus ungeklärten Gründen abnehmen. Eine dieser Arten ist die Waldschnepfe.

Mögliche Ursachen könnten Veränderungen der Waldstruktur (Verdichtung, Verdunkelung) oder der Bodenbeschaffenheit und Nahrungsverfügbarkeit sein (Versäuerung, Entwässerung der Böden). Zudem könnten Störung durch Menschen sowie Prädation durch natürliche Feinde und additive Mortalität durch die Jagd eine Rolle spielen.

Im Rahmen eines vom Bundesamt für Umwelt (BAFU) initiierten Forschungsprojekts untersuchte die Schweizerische Vogelwarte Sempach zusammen mit dem Centre de Cartographie de la Faune (CSCF), wie Waldschnepfenmännchen im Neuenburger Jura (Region Val de Travers) ihren Lebensraum nutzen, und wie das Vorkommen der Waldschnepfe mit verschiedenen Lebensraumvariablen zusammenhängt.
Die Resultate sollen unsere Kenntnisse über die Lebensraumansprüche der Art verbessern, damit griffige Förder- und Schutzmassnahmen formuliert werden können.

Vorgehen

Von 2016 bis 2018 wurden über 50 Waldschnepfenmännchen im Neuenburger Jura gefangen und mit Telemetriesendern ausgestattet. So konnten genaue Informationen über die Raumnutzung gesammelt werden. 2017 wurde zudem der Waldlebensraum im Studiengebiet an Orten mit sicherer Präsenz und mutmasslicher Absenz detailliert beschrieben. Erhoben wurden Daten zu Vegetation, Bodenbeschaffenheit, Kleinstrukturen und Störungen. In der Masterarbeit von Chris Venetz wurde die Verfügbarkeit der Regenwürmer, der Hauptnahrung der Waldschnepfe, in besetzten und unbesetzten Wäldern quantifiziert.

Bedeutung

Untersuchungen zu Habitatansprüchen der Waldschnepfe während der Brutzeit wurden primär in England und Frankreich durchgeführt. Aus der Schweiz gibt es eine Studie, die anhand weniger Vögel die Brutbiologie in den Voralpen untersucht hat. Aus dem westlichen Jura, einem der Hauptverbreitungsgebiete der Waldschnepfe in der Schweiz, fehlen entsprechende Daten. Die Studie hilft uns, die Lebensraumansprüche der heimlichen Waldschnepfe während der Brutzeit im Hauptverbreitungsgebiet besser zu verstehen. Die gewonnenen Daten liefern Grundlagen für wissenschaftliche Arbeiten und Empfehlungen für die Praxis. Behördenvertreter, Förster oder lokale Naturschützer sollen verlässlich informiert und Fördermassnahmen effizient umgesetzt werden können.

Ergebnisse

Die Waldschnepfe besiedelt strukturreiche Waldhabitate, in denen Störungen durch Menschen selten sind, und die zudem gute Deckung und gleichzeitig auch offene Bereiche bieten. Insbesondere sollten die Böden für die Nahrungssuche und Fortbewegung geeignet sein. Dauerfeuchte Böden mit einem pH-Wert zwischen 5 und 6 werden bevorzugt, was mit der Nahrungsverfügbarkeit zusammenhängt. Die Häufigkeit von Regenwürmern spielt eine wichtige Rolle: Je mehr Regenwürmer in einer Fläche verfügbar sind, desto intensiver werden die Flächen genutzt.
Unsere Studie liefert wichtige Erkenntnisse über die differenzierten Lebensraumansprüche der Waldschnepfe während der Brutzeit.

Projektleitung

Benjamin Homberger
Pierre Mollet
Martin Grüebler

Partner

Schweizerisches Zentrum für die Kartografie der Fauna
Bundesamt für Umwelt BAFU

Publikationen