© Marcel Burkhardt
Überlebensrate, Raumnutzung und Wanderungen von Steinkäuzen
Warum die Schweizer Steinkauzpopulation bislang nicht von den Bestandszunahmen im grenznahen Ausland begünstigt wurde, ist derzeit unklar. Ein Forschungsprojekt der Schweizerischen Vogelwarte klärt die offenen Fragen zu Lebensraumansprüchen und Ausbreitungsverhalten.
Ziele
Seit vielen Jahren setzen sich Vogelschützer beispielhaft für die Erhaltung der letzten Vorkommen des Steinkauzes ein. Mit Erfolg, denn die Bestände der kleinen Eule nehmen im grenznahen Ausland stetig zu. Leider sind die einheimischen Steinkauzbestände nach wie vor sehr klein. Weshalb dies so ist, ist unklar.
Schwerpunkt des Projekts ist die Ausbreitung und Ansiedlung junger Steinkäuze, eine kritische Phase, in der die Sterblichkeit hoch ist. Wir klären, wann und warum Vögel sich auf die Suche nach einem eigenen Brutrevier machen, welche Lebensräume sie dabei unterwegs nutzen und welche Faktoren ihr Überleben beeinflussen. Auch bei Altvögeln fehlen Kenntnisse über die Raumnutzung und das Verhalten nach dem Selbständigwerden ihrer Jungen.
Vorgehen
In einer Steinkauzpopulation in Württemberg (Deutschland) werden jährlich rund 100 Jung- und Altvögel mit Kleinstsendern ausgerüstet. Die Verfolgung dieser Vögel zeigt, dass auch grosse Ortsverschiebungen häufig sind, und wie hoch der Austausch zwischen den Teilpopulationen ist. Weiter lässt sich mit Hilfe der Telemetrie die Sterblichkeit der Steinkäuze im Jahresverlauf exakt feststellen.
Obstgärten mit knorrigen Bäumen, die viele natürliche Höhlen bieten, sind für wandernde Steinkäuze sichere und warme Raststätten. An Stelle der fehlenden Naturhöhlen könnte warmer und sicherer Unterschlupf in der Schweiz auch mit künstlichen Höhlen angeboten werden.
Bedeutung
Der Steinkauz ist eine von 50 Prioritätsarten des Programms Artenförderung Vögel Schweiz, das die Schweizerische Vogelwarte Sempach und der SVS/BirdLife Schweiz mit Unterstützung des BAFU durchführen. Für den erfolgreichen, nachhaltigen Schutz von Arten ist die Schliessung der bestehenden Wissenslücken von zentraler Bedeutung. Dank der ähnlichen Lebensraumbedingungen können die in Württemberg erarbeiteten Erkenntnisse direkt auf die Schweizer Verhältnisse übertragen werden. Sie tragen somit zum Schutz und zur Förderung dieser seltenen Art in der Schweiz bei. Die Populationen in Süddeutschland und dem französischen Jura sind zudem die wichtigste Quelle für eine natürliche Wiederbesiedlung des schweizerischen Mittellandes.
Projektleitung
Beat Naef-Daenzer und Martin Grüebler
Partner
Max Planck Institut für Ornithologie, Vogelwarte Radolfzell
Forschungsgemeinschaft zur Erhaltung einheimischer Eulen e.V.
Donatoren
Publikationen
Reduced habitat quality increases intrinsic but not ecological costs of reproduction.
Experimentally disentangling intrinsic and extrinsic drivers of natal dispersal in a nocturnal raptor
Steinkauz – Forschung für die Artenförderung in der Schweiz.
Calibrating an individual-based movement model to predict functional connectivity for little owls.
Parental sex allocation and sex-specific survival drive offspring sex ratio bias in little owls.
Habitat selection and range use of little owls in relation to habitat patterns at three spatial scales.
Little owls in big landscapes: Informing conservation using multi-level resource selection functions.
Brood provisioning and reproductive benefits in relation to habitat quality: a food supplementation experiment.
Reproductive consequences of farmland heterogeneity in little owls (Athene noctua).
Bias in ring-recovery studies: causes of mortality of little owls Athene noctua and implications for population assessment.
Post-fledging survival of Little Owls Athene noctua in relation to nestling food supply.
Time and travelling costs during chick-rearing in relation to habitat quality in Little Owls Athene noctua.
Individual responses of adult Little Owls (Athene noctua) to environmental conditions.
Intraguild predator drives forest edge avoidance of a mesopredator.
Juvenile survival and onset of natal dispersal in Little Owls (Athene noctua) in relation to nestling food supply.
Dispersal und Ansiedlung von Steinkäuzen – Erkenntnisse für die Artenförderung in der Schweiz.
Temperature characteristics of winter roost-sites for birds and mammals: tree cavities and anthropogenic alternatives,
Experimental food supplementation affects the physical development, behaviour and survival of Little Owl Athene noctua nestlings.
Roost site selection by Little Owls Athene noctua in relation to environmental conditions and life-history stages
The occurrence of cavities in fruit trees: effects of tree age and management on biodiversity in traditional European orchards.