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Turmfalke und Schleiereule

Die Schleiereule und der Turmfalke sind im Mittelland seit den 1960er-Jahren wesentlich seltener geworden. Ihr Rückgang wird in erster Linie auf das ungenügende und schlecht erreichbare Nahrungsangebot aufgrund der intensivierten landwirtschaftlichen Nutzung und auf ein Fehlen geeigneter Brutplätze zurückgeführt.

Ziele

Die Bestände der beiden Prioritätsarten Turmfalke und Schleiereule sollen mit Förderungsmassnahmen wie dem Bereitstellen von Nisthilfen und Aufwertungen auf der landwirtschaftlichen Fläche gesteigert werden. Die Wirksamkeit der Massnahmen wird im Rahmen von Erfolgskontrollen lokal überprüft. Gleichzeitig sollen mit einem Populationsmonitoring kritische Phasen im Lebenszyklus dieser beiden typischen Kulturland-Vogelarten erkannt werden, um eine umfassende Beurteilung ihrer Bestandssituationen vornehmen zu können. In einem angewandten Forschungsprojekt werden die Lebensraumansprüche der Schleiereule ausserhalb der Brutzeit untersucht.

Vorgehen

Schweizweit fördern zahlreiche ehrenamtliche Gruppen Turmfalke und Schleiereule durch das Anbringen und Betreuen von Nistkästen. Die Fördergebiete sind ökologisch abgegrenzte Räume mit einem Bestand von möglichst mehr als 10 Paaren oder einer Fläche von mindestens 10 km2. Neben der Erhöhung des Nistplatzangebots wird mit der Platzierung von Nistkästen versucht, die Landwirte dazu zu bewegen, für die Vögel geeignete Biodiversitätsförderflächen in Nestnähe anzulegen, insbesondere Buntbrachen und extensiv genutzte Wiesen, welche die Dichte von Kleinsäugern und Grossinsekten erhöhen.

Zur Erfolgskontrolle der Massnahmen wird der Brutbestand jährlich erhoben, die Anzahl Eier und Jungvögel ermittelt sowie die Jung- und Altvögel teilweise beringt und vermessen. Die Daten der ehrenamtlichen Arbeitsgruppen fliessen in das Projekt "Integriertes Populationsmonitoring von Turmfalke und Schleiereule" ein. Einige Arbeitsgruppen haben in ausgewählten Nistkästen sogar Webcams installiert, welche faszinierende Einblicke ins Brutgeschehen dieser beiden Vogelarten ermöglicht: Pro Riet, Naturschutzverein Lausen.

Über die Raumnutzung und die Lebensraumansprüche der Schleiereule ausserhalb der Brutzeit weiss man bisher wenig. Weder Nahrungsangebot, räumliche Ressourcenverteilung noch deren Nutzung durch die Eulen sind bekannt. In dieser Studie untersuchen wir, wie sich die Aktionsräume von Schleiereulen im Jahresverlauf ändern und welche Landschaftsstrukturen zu unterschiedlichen Jahreszeiten von Bedeutung sind. Dazu werden adulte Schleiereulen mit kleinen GPS-Loggern ausgerüstet, welche während acht Monaten nächtliche Koordinaten registrieren. Zudem nehmen wir das Angebot an Kleinsäugern durch Zählungen von Mäusespuren entlang von Transekten und auf Spurenplatten auf. Die Resultate der Studie sollen helfen, die Förderbemühungen für die Schleiereule zu verbessern.

Bedeutung

Die zahlreichen ehrenamtlichen Gruppen liefern mit ihren Daten wertvolle Grundlagen, um die Bestandsentwicklung von Turmfalke und Schleiereule lokal, aber auch schweizweit besser beurteilen zu können.

Das Förderungsprojekt mit den beiden populären Arten bietet die Möglichkeit, bei den Landwirten stärker für eine ökologischere Landbewirtschaftung zu Gunsten gefährdeter Arten zu werben. Ein speziell für sie konzipiertes Merkblatt "Turmfalken & Schleiereulen fördern", wurde in Zusammenarbeit mit dem SVS/BirdLife Schweiz und AGRIDEA produziert. Darin werden den Landwirten konkrete Massnahmen zur Förderung der beiden Arten auf den landwirtschaftlichen Betrieben vorgestellt. Weiter wird darauf hingewiesen, wie Unglücksfälle dieser Vogelarten auf dem Betrieb vermieden werden können.

Ergebnisse

2015 wurden schweizweit 3472 Nistkästen von ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern betreut. Zwischen 2002 und 2015 wurden insgesamt mind. 7105 Turmfalken-Bruten und 1583 Schleiereulen-Bruten kontrolliert. Dabei wurden 18‘560 Nestlinge und 344 Altvögel des Turmfalken sowie 5913 Nestlinge und 513 Altvögel der Schleiereule beringt und vermessen. Der Bestand des Turmfalken nahm dank den Förderbemühungen in fast allen Projektgebieten von 2002–2015 zu. Für die Schleiereule hingegen sind starke Bestandsschwankungen zu beobachten, mit Teils dramatischen Einbrüchen der Brutbestände vor allem nach kalten und schneereichen Wintern.

Die Ergebnisse aus 14 Jahren koordiniertem Artenförderungsprogramm wurden in einem Bericht zusammengestellt (Michler et al. 2016). Veröffentlichungen zur Habitatnutzung und zur Brutbiologie des Turmfalken in den unterschiedlichen Projektregionen sind unter Publikationen zu finden.

Projektleitung

Stephanie Michler (Förderprojekt)
Bettina Almasi, Nadine Apolloni (Raumnutzung der Schleiereule im Jahresverlauf)

Partner

Le Groupe Broyard de Recherches Ornithologiques (GBRO)
Pro Riet Rheintal
Freiwillige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in mehreren Arbeitsgruppen
Natur- und Vogelschutzvereine /Sektionen des BirdLife Schweiz

Publikationen

Zellweger-Fischer, J., M. Schaub, C. Müller, M. Rudin †, M. Spiess & L. Jenni (2011):
Der Bruterfolg des Turmfalken Falco tinnunculus: Resultate und Erkenntnisse aus fünf Jahren integriertem Populationsmonitoring. test
Martin Spiess, Michael Schaad (2010):
Turmfalken & Schleiereulen fördern. Faktenblatt test