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Gartenrotschwanz

Der Gartenrotschwanz gilt als typischer Bewohner der Hochstamm-Obstgärten. Seit Mitte des 20. Jahrhunderts ist sein Bestand in der Schweiz aber stark zurückgegangen, und in den meisten Obstgärten sucht man ihn heute vergebens. Etwas besser steht es im Alpenraum und in der Südschweiz, wo die Bestände in den letzten Jahren leicht zunahmen.

Ziele

In den grossen Hochstamm-Obstgärten der Gemeinden Egnach, Amriswil, Zihlschlacht-Sitterdorf (TG) und Muolen (SG) befindet sich noch ein Gartenrotschwanz-Bestand von 20-30 Revieren. Es handelt sich um eine der letzten bekannten Populationen im Mittelland. Gemeinsam mit den örtlichen Landwirten soll dieses Vorkommen gesichert werden.

Vorgehen

Interessierten Landwirten aus dem Projektgebiet bieten wir eine Beratung zur Aufwertung ihrer Hochstamm-Obstgärten für den Gartenrotschwan an. Zur Information geben wir einen Flyer ab, der das Projekt und die Fördermassnahmen vorstellt. Zu den Massnahmen gehören das Schaffen von mehr Strukturen in den Hochstamm-Obstgärten (Biodiversitätsförderung Qualitätsstufe II), das Aufstellen von Sitzwarten und das Bereitstellen von offenen Bodenstellen sowie permanent kurzrasiger Vegetation durch die gestaffelte, streifenförmige Mahd unter den Hochstammbäumen. Damit werden die Nahrungsverfügbarkeit und die Nahrungssuche am Boden verbessert. Unterstützt wird auch die Einsaat von Blumenwiesen in unmittelbarer Nähe der Hochstammzone. Weiter möchten wir in den Hochstamm-Obstgärten gezielt sogenannte Biotopbäume erhalten, wie die im Untersuchungsgebiet noch gelegentlich anzutreffenden, sehr hohen und bis zu 250 Jahre alten Birnbäume. Auch die Erhöhung des Nistplatzangebots ist ein wichtiges Thema. Im Projektgebiet testen wir einen speziell für den Gartenrotschwanz entwickelten Nistkasten (Typ Harr).

Bedeutung

Der Gartenrotschwanz war früher eine typische Art der Hochstamm-Obstgärten. Aus diesen ist der Gartenrotschwanz in der Schweiz weitgehend verschwunden. Bekannte Vorkommen befinden sich heute eher in Siedlungsgebieten (z.B. in La-Chaux-de-Fonds), und teilweise werden Freizeitgärten oder Friedhöfe besiedelt. Die wichtigsten Vorkommen nördlich der Alpen liegen in der Region Basel.

In Hochstamm-Obstgärten wird der Gartenrotschwanz oft als Zielart aufgeführt. Die Erfahrung zeigt aber, dass eine Wiederbesiedlung kaum stattfindet in Gebieten, aus denen die Art verschwunden ist. Das Projektgebiet im Oberthurgau/St. Gallen ist damit eines der letzten Gartenrotschwanz-Vorkommen in Hochstamm-Obstgärten in der Schweiz. Dieses gilt es unbedingt zu erhalten.

Ergebnisse

In den Jahren 2018 bis 2020 haben sich 26 Landwirte beraten lassen und Massnahmen für den Gartenrotschwanz in ihren Hochstamm-Obstgärten umgesetzt. In den kommenden Jahren ist die Beratung weiterer Landwirte geplant.

Von den Harr-Nistkästen wurden im Projektgebiet rund 130 Stück aufgehängt. Dazu beigetragen hat eine Schulklasse in Muolen, die 60 dieser Nistkästen gezimmert hat. Weitere Nistkästen wurden von einer geschützten Werkstatt in der Region gebaut.

Der Gartenrotschwanzbestand im 25 km2 grossen Projektgebiet lag zwischen 31 Revieren im Jahr 2017 und 22 Revieren im Jahr 2020. Die Erfolgskontrolle zeigt, dass die Harr-Nistkästen vom Gartenrotschwanz angenommen werden, aber nur selten von anderen Höhlenbrütern. In den Jahren 2019 und 2020 fanden wir je fünf bis sechs Bruten in Harr-Nistkästen, während keine Brutnachweise in den klassischen Gartenrotschwanz-Nistkästen mit zwei ovalen Öffnungen gelangen. Letztere wurden von anderen Höhlenbrütern, v.a. Feldsperlingen, gerne genutzt.

Projektleitung

Dominik Hagist, Mathis Müller, Reto Spaar

Partner

Nina Moser Traber Naturschutz- und Biodiversitätsförderprojekte

Kanton Thurgau: Amt für Raumentwicklung, Abteilung Natur und Landschaft

Kanton St. Gallen: Amt für Landwirtschaft, Amt für Natur, Jagd und Fischerei

Gemeinde Muolen

Donatoren

  • Stiftung Yvonne Jacob
  • Dr. Hans Giaccobo und Sigrid Blome
  • Anonyme Stiftung
  • Walter und Eileen Leder
  • Kierzek Wälti Stiftung

Publikationen

Moser, V., R. Spaar, K. Meichtry-Stier & N. Martinez. (2019):
Territory quality differs between paired male Common Redstarts Phoenicurus phoenicururs.