© Marcel Burkhardt
Publikationen
Hohl, S., M. Hochreutener, L. Lüthy, M. Roth & R. Spaar (2021)
Artenförderung Kiebitz in der Wauwiler Ebene, Kanton Luzern: Jahresbericht 2021.
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Schweizerische Vogelwarte, Sempach
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Zusammenfassung
Der Kiebitzbestand in der Schweiz ist in den letzten Jahrzehnten stark zurückgegangen. Brüteten in den 1970er-Jahren rund 1000 Brutpaare in der Schweiz, waren es 2009 nur noch knapp 90 Brutpaare. Ein bedeutender Teil der Schweizer Population brütet seit jeher in der Wauwiler Ebene im Kanton Luzern. In Zusammenarbeit mit den Bewirtschaftern und dem Kanton Luzern führt die Vogelwarte seit 2005 ein wissenschaftlich begleitetes Förderprojekt durch. Im regionalen Vernetzungsprojekt wurden seit 2011 speziell kiebitzfreundliche Bewirtschaftungsmassnahmen umgesetzt. Die Erfahrungen, die in der Wauwiler Ebene gemacht wurden, ermöglichten, dass dem Kiebitz auch in anderen Regionen der Schweiz geholfen werden konnte. Dank diesen Bemühungen hat sich der Bestand der Kiebitze in der Schweiz in den letzten Jahren leicht erholt und lag 2020 bei 188 Brutpaaren (Ritschard 2020). Doch ist dieser Bestand noch nicht gross genug, um die Art von der Roten Liste streichen zu können – der Kiebitz gilt nach wie vor als «vom Aussterben bedrohte» Vogelart (Keller et al. 2010a).
Kiebitze brüten in lockeren Kolonien, was besonders bei der Verteidigung gegen Fressfeinde einen grossen Vorteil hat. Nähert sich ein Prädator (z.B. Rotfuchs oder Rabenkrähe) tagsüber den Nestern, wird er von vielen Kiebitzen gleichzeitig angegriffen und meistens erfolgreich vertrieben. Das einzelne Brutpaar in der Kolonie muss so weniger Zeit und Energie in die Überwachung des Nestraumes investieren als Pärchen, die weitab von den anderen allein ihr Nest verteidigen müssen. Kiebitzen, welche in Kolonien brüten, bleibt so mehr Zeit für die Nahrungssuche und die Betreuung des Nests oder der Jungen. Sinkt die Anzahl Brutpaare in einem Gebiet, wird die Verteidigung der Nester für die übriggebliebenen Vögel immer aufwändiger. Je grösser die Kiebitzkolonie, desto grösser sind die Überlebenschancen der Küken. Und da viele Weibchen als Brutvogel in ihr Geburtsgebiet zurückkehren, können lokale Fördermassnahmen, wie sie in der Wauwiler Ebene durchgeführt werden, einen merklich positiven Einfluss auf den Bestand des Kiebitzes haben.