© Marcel Burkhardt
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Hoffmann, J. & S. Michler (2015)
Unterschiede zwischen Natur- und Kunstnestern der Mehlschwalbe (Delichon urbicum): Nestbau, Besetzung und Bruterfolg.
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Schweizerische Vogelwarte Sempach
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stephanie.michler@vogelwarte.ch
Zusammenfassung
Mehlschwalben leiden in unserem Lande an einem Mangel an geeigneten Nistmöglichkeiten. Indem sie Kunstnester, aber auch Nestmaterialquellen (Lehmtümpel) zur Verfügung stellen, versuchen engagierte Schwalbenfreunde schon seit längerem, der Mehlschwalben unter die Flügel zu greifen. Diese Studie untersucht nun an 12 ausgewählten Kolonien an landwirtschaftlichen Gebäuden, ob Kunstnester eine gute Fördermassname sind und mit welchen weiteren Massnahmen sich die Art am besten unterstützen lässt.
Als Nestmaterial diente den Mehlschwalben auf den 12 untersuchten Höfen neben Schlamm und feuchter Erde aus der näheren Umgebung auch frischer Kuhmist- oder Kot. Das Material wurde in der Regel in unmittelbarer Umgebung der Nistplätze gesammelt, nur in einem Fall konnte die Nestmaterialquelle nicht ausfindig gemacht werden. Naturnester wurden repariert, aber es wurden auch neue Nester gebaut, wenn noch beschädigte Nester vorhanden waren. Der Nestbau war nicht abhängig von der Entfernung zur nächsten Nestmaterialquelle, aber in Kolonien ohne Material und mit fast ausschliesslich Kunstnestern wurden keine oder kaum Naturnester gebaut. Wahrscheinlich wurden in der Vergangenheit eher Kunstnester dort aufgehängt, wo ein Mangel an Nestmaterial herrscht.
Kunst- und Naturnester werden gleich früh im Jahr besetzt. Kunstnester weisen im Vergleich zu Naturnestern eine höhere Besetzungsrate auf. Dabei muss beachtet werden, dass auch beschädigte Nester zu den Naturnestern gezählt wurden, und diese beschädigten Nester wurden oft nicht besetzt. Der Bruterfolg in Kunstnestern ist leicht höher, vermutlich, weil Naturnester leichter von Fressfeinden wie Elstern oder Turmfalken (eigenen Beobachtungen und Meldungen von Hofbesitzern) aufgebrochen oder durch Spatzen besetzt werden können. Ausserdem ist es vermutlich schwieriger, Prädation in Kunstnestern nachzuweisen. Insgesamt sind Kunstnester eine sehr wirksame Methode, um Schwalben zu fördern. Da Mehlschwalben in der Wahl des Nestmaterials nicht sehr wählerisch zu sein scheinen, könnte auch zur Verfügung gestelltes Material den Bau von Naturnestern ankurbeln.