Bereits 1949 schrieb Fritz Amann im Ornithologischen Beobachter, dass sich in solchen mausreichen Jahren sehr wenige Reviere des Waldlaubsängers finden liessen, während dieser im gleichen Waldgebiet schon ein Jahr später wieder deutlich häufiger anzutreffen war. Dieses Muster wurde inzwischen in mehreren Studien bestätigt. Lange vermutete man, dass der bodenbrütende Waldlaubsänger Gebiete mit vielen Mäusen meidet, um Nestraub durch Mäuse und dadurch hervorgerufene Brutverluste zu reduzieren. Unsere Untersuchungen im Schweizer Jura, bei Marburg in Hessen und im polnischen Białowieża-Nationalpark sowie Studien aus England und Wales unterstützen diese Vermutung allerdings nicht.
Obwohl insgesamt die Hälfte der Bruten von über 600 mit Kameras überwachten Nestern erfolglos blieben, fielen nur sehr wenige den Mäusen zum Opfer. Dies könnte daran liegen, dass Waldlaubsänger, falls sie sich überhaupt ansiedeln, kleinräumig Orte wählen, wo es weniger Waldmäuse hat. Als Nesträuber weitaus bedeutender waren Eichelhäher, Marder und Rotfuchs. Sie waren zusammen für fast 60 % aller ausgeraubten Nester verantwortlich, wobei deren Bedeutung von Gebiet zu Gebiet variierte. In Jahren mit vielen Mäusen stellten wir im Schweizer Jura zudem eine erhöhte Aktivität von Mardern und Rotfüchsen fest, die entsprechend häufiger als Nesträuber auftraten. Unter dem Strich waren sowohl die Wahrscheinlichkeit, dass aus einem Nest Jungvögel ausfliegen, als auch die Anzahl ausfliegender Jungvögel in Mausjahren deutlich tiefer als in anderen Jahren. Dass Waldlaubsänger in mausreichen Jahren seltener brüten und kleinräumig mausreiche Gebiete meiden, ist demnach sinnvoll, aber offenbar nicht einem direkten Einfluss der Mäuse auf den Waldlaubsänger zuzuschreiben.