Von 2019 bis 2021 wurde deshalb entlang des Jurasüdfusses mit einer neuen Massnahme getestet, ob sich der Wendehals mit Klangattrappen anlocken und zur Ansiedlung anregen lässt. Gleichzeitig wurden die Vorkommen und Dichten der Ameisen erhoben.
Als Nahrung sind für den Wendehals Ameisen ab ca. 3 mm Grösse interessant. Wiesenameisen, insbesondere die Schwarze und die Gelbe Wiesenameise (Lasius niger und L. flavus), wurden im Projektgebiet am häufigsten festgestellt. Weil deren Arbeiterinnen 3 bis 5 mm messen, machen sie hier wohl den wichtigsten Teil der Wendehalsnahrung aus. Die Dichte der Ameisen und ihrer Nester unterschieden sich je nach Lebensraum. Auf den mosaikartig angelegten Rebflächen, die viel offenen Boden aufweisen und sich vorwiegend sonnenbeschienenen Lagen befinden, stellten wir die höchsten Dichten fest. Etwas geringer waren sie in extensiv bewirtschafteten Wiesen und Weiden, am niedrigsten waren sie auf intensiv bewirtschafteten Wiesen und Weiden. Wie vermutet, hielten sich Wendehälse bevorzugt in Gebieten mit einer hohen Ameisendichte auf. Dies stellten wir sowohl in der Zeit fest, in der sie sich auf Reviersuche befanden (April bis Mitte Mai), als auch während der Brutzeit (Mitte Mai bis Anfang Juli).
Das Abspielen von Wendehalsrufen mit Klangattrappen (fünfmal pro 24 Stunden, für je eine Minute) hatte während der Reviersuche einen positiven Effekt auf das Auftreten von Individuen – jedoch nur auf Flächen mit geringer, aber nicht auf solchen mit hoher Ameisendichte. Gar keinen Einfluss hatte das Abspielen darauf, ob sich ein Wendehals zum Brüten niederlässt. Diese Ergebnisse zeigen, dass sowohl soziale Faktoren als auch Lebensraumeigenschaften für die Gebietswahl wichtig sind. Wendehälse lassen sich also während der Reviersuche mit Klangattrappen bis zu einem bestimmten Mass anlocken. Die Entscheidung, in welchen Gebieten sich ein Wendehals dann zum Brüten ansiedelt, hängt aber hauptsächlich von der Qualität des Lebensraums ab.