Die ersten Pläne zur Gründung einer Vogelwarte wurden von Alfred Schifferli sen., dem späteren Gründer der Vogelwarte, folgendermassen zusammengefasst: «Seit vielen Jahren wurde in ornithologischen Kreisen das Fehlen einer wissenschaftlichen Zentrale für Vogelkunde und Vogelschutz empfunden. Es fehlte eine Stelle, welche die Berichte der Beobachter sammelte. Statt der Privatsammlungen, die da und dort zerstreut im Lande herum bestehen, oder neben ihnen sollte eine zentrale Sammlung da sein, zur Benützung für unsere Forscher. Die Beringung wurde lange Jahre von zwei Mitgliedern des Vorstandes der S.G.V.V. (Schweizerische Gesellschaft für Vogelkunde und Vogelschutz, heute Ala) auf eigene Kosten und privat durchgeführt. Im Vorstande unserer Gesellschaft wurde schon früher, im Jahre 1912 an einer Sitzung in Olten, die Schaffung einer Zentrale angeregt, doch fehlte es an Mut, an Zuversicht, an Geld, an allem.»
Der formelle Beschluss, eine schweizerische ornithologische Zentralstelle zu gründen, wurde am 10. Juni 1922 an der Frühjahrsversammlung der S.G.V.V. in Luzern gefasst, obschon die Finanzierung weiterhin nicht gesichert war. Ziele waren die Sammlung von präparierten Vögeln und Eiern, der Aufbau einer Handbibliothek und die «Kontrollen über die Beringungen der Vögel […] und die Ringabgabe». Als Ort wurde Sempach vorgeschlagen, weil das historische Städtchen zentral gelegen sei, mit dem See, Teichen und Bächen ein reiches Vogelleben beherberge und frei von Industrie sei. Weitere Argumente waren die Nähe zum Reservat Längenrain am Seeufer, dem ersten Schutzgebiet der S.G.V.V., und das Entgegenkommen der Behörden von Sempach. Vor allem aber wohnte der Mitinitiant Alfred Schifferli in Sempach und anerbot sich, die Arbeiten der Zentrale nach Möglichkeit in seiner Freizeit zu besorgen.
Er erledigte die Arbeiten für die Vogelwarte in seinem Wohnhaus. Die Eröffnungsfeier fand im Rahmen einer Tagung der S.G.V.V. am Sonntag, dem 6. April 1924, in Sempach statt. Der Präsident Albert Hess schilderte die Vorgeschichte und Alfred Schifferli referierte über «Die Bedeutung von Sempach als Vogelzugsbeobachtungspunkt ».