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News - Hintergrund

Vögel und Drohnen – wie Konflikte vermieden werden

Dezember 2016

Die private und kommerzielle Nutzung von Drohnen hat enorm zugenommen. Für Vögel und andere Tiere können Drohnen eine erhebliche Störungsquelle darstellen. Durch das Einhalten einfacher Richtlinien lassen sich Störungen aber deutlich reduzieren.

Die Drohnentechnologie wurde in den letzten Jahren stark weiterentwickelt. Moderne Drohnen sind leicht zu bedienen und günstig. Laufend kommen Geräte mit neuen Funktionen und Eigenschaften auf den Markt. Diese Faktoren haben zu einem sprunghaften Anstieg der Verkaufszahlen geführt. Für die Schweiz sind keine Verkaufszahlen bekannt. In den USA werden laut offiziellen Schätzungen 2016 rund 2,5 Millionen Drohnen zwischen 250 Gramm und 25 kg über den Ladentisch gehen – ein Viertel davon für kommerzielle, drei Viertel für private Zwecke.

Auch der Artenschutz und die ökologische Forschung nutzen die neue Drohnentechnologie, beispielsweise für Bestandserhebungen und Nestkontrollen. Teilweise können die gelieferten Bilder sogar mit Hilfe von Computerprogrammen automatisch ausgewertet werden. Dank dem Einsatz der neuen Technologie können Störungen reduziert, die Effizienz gesteigert oder die Messgenauigkeit verbessert werden.

Vögel und Drohnen bewegen sich beide im tiefen Luftraum und in Bodennähe. Es liegt nahe, dass Drohnen von Vögeln als Eindringlinge oder Gefahr eingestuft werden können. Die Vogelwarte sah Handlungsbedarf und hat den aktuellen Wissensstand analysiert. Unter der Federführung der Spanischen Drohnenexpertin Margarita Mulero-Pázmány wurde eine Arbeitsgruppe formiert, die mit einer umfassenden Literaturrecherche untersuchte, wie Vögel auf Drohnen reagieren. Die gefundenen Reaktionen reichen von gesteigerter Aufmerksamkeit bis hin zu Flucht. In vielen Fällen schienen Vögel allerdings gar nicht auf Drohnen zu reagieren. Ob ein Vogel auf eine Drohne reagiert, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Eine direkte Annäherung bewirkt in den allermeisten Fällen eine Fluchtreaktion des Vogels. Fluggeräte mit Benzinmotor führen eher zu einer Reaktion als elektrische Geräte, was durch den höheren Lärmpegel von Benzinmotoren bedingt ist. Bei grossen Drohnen ist die Fluchtdistanz grösser als bei kleinen Drohnen. Einzelvögel oder kleine Gruppen von Vögeln zeigen geringere Fluchtdistanzen als Vogelschwärme. Schliesslich wurde beobachtet, dass grosse Vögel eher eine Reaktion zeigen als kleinere. Dabei ist allerdings anzumerken: Zeigt ein Vogel keine sichtbare Reaktion, bedeutet das nicht zwingend, dass er nicht gestresst ist. Brütende Vögel beispielsweise nehmen grössere Störungen in Kauf, ohne das Nest zu verlassen. Unter Stress können sie trotzdem stehen.

Die Nutzung von Drohnen ist ein weit verbreitetes Hobby, und die Naturbeobachtung mit Hilfe von Drohnen erfreut sich grosser Beliebtheit. Durch das Respektieren weniger Regeln kann die Störungen für Vögel deutlich reduziert werden:

  • In der Umgebung von Brutstandorten sensibler Arten (z.B. Wanderfalke, Steinadler) soll auf Drohnenflüge verzichtet werden, besonders während der Brutzeit von Februar bis Juli. Wir empfehlen, immer einen Abstand von mindestens 200 m, besser 500 m zum Neststandort einzuhalten.
  • Ein Abstand von mindestens 200 m zu Naturschutzgebieten sollte nicht unterschritten werden.
  • Sensible Gebiete sollen in grösstmöglicher Höhe (>100 m) in gerader Flugbahn überflogen werden.
  •  Ein direktes Anfliegen von Vögeln ist absolut zu unterlassen.
  • Zu Vogelschwärmen soll ein Mindestabstand von 200 m eingehalten werden.
  • Kleine und leise Geräte sind zu bevorzugen.

Die Verordnungen über die Wasser- und Zugvogelreservate von internationaler und nationaler Bedeutung (WZVV) und die eidgenössischen Jagdbanngebiete (VEJ) verbietet zudem einen Betrieb von Drohnen in den entsprechenden Gebieten.