Der Einsatz von Geolokatoren hat auch unser Wissen darüber revolutioniert, wie Langstreckenzieher ökologische Barrieren überqueren. Besonders das Mittelmeer und die Sahara bieten weder Nahrung noch Rastmöglichkeiten. Bis anhin war die Annahme, dass die meisten Singvögel die rund 2000 km breite Sahara in Etappen, nachts ziehend und tagsüber rastend, durchqueren. Die Daten zu Licht, Luftdruck und Beschleunigung von mit Multisensor-Geolokatoren ausgerüsteten Vögeln wiesen aber ein anderes Muster auf: Die Vögel verlängerten regelmässig ihre Nachtflüge bis weit in den Tag hinein und schafften die Wüstenquerung in einigen Fällen sogar in einem Mal. Ein Drosselrohrsänger aus dem russischen Kaliningrad unternahm einen solchen Marathonflug und flog in 44 Stunden nonstop über die Sahara. Von den Drucksensoren des Geolokators wissen wir zudem, dass Drosselrohrsänger während ihrer Flüge tagsüber teilweise in unglaubliche Flughöhen von bis zu 6000 m ü. M. aufsteigen. Wahrscheinlich tun sie dies, um die günstigen Windverhältnisse in der oberen Troposphäre zu nutzen und/oder um der Tageshitze der Wüste zu entkommen.
Keine Vogelgruppe vollführt aber eindrücklichere Marathonflüge als die Segler. Der Einsatz von Geolokatoren an Alpenseglern in einer Aargauer Brutkolonie in Baden erbrachte den ersten eindeutigen Beweis: Während der gesamten Zeitdauer von sechs Monaten auf dem Zug und im Überwinterungsgebiet hielten sich die Vögel ununterbrochen in der Luft auf! Das bedeutet, dass alle physiologischen Vorgänge, einschliesslich Ruhephasen, Mauser und Schlaf, ebenfalls im Flug erfolgen müssen. Die Drucksensoren enthüllten zudem ein interessantes alltägliches Verhalten: Jeden Abend und jeden Morgen stiegen die Vögel für ungefähr eine Stunde mehrere hundert Meter hoch in die Luft auf und kehrten danach wieder auf die Ausgangsflughöhe zurück. Der Grund für diese Aufstiege in der Dämmerung bleibt ein Rätsel, aber es könnte ein Teil eines bisher noch unerforschten Sozialverhaltens sein.
Solche und weitere Einsichten zum Verhalten sind ein unerwartetes Produkt aus der Forschung mit Geolokatoren. Mit Geolokatoren ausgerüstete Bienenfresser offenbarten, dass mehrere nicht miteinander verwandte Individuen das gesamte Jahr über zusammenbleiben. Man könnte dabei vielleicht sogar von einer Gruppe von «Freunden » sprechen. Diese «Freunde» nutzten nicht nur dieselben Überwinterungsplätze, sondern zeigten auch ein koordiniertes soziales Verhalten bei der Nahrungssuche. Besonders erstaunlich war, dass sich solche «Freunde» manchmal auf dem Zug trennten, sich jedoch später in den mehr als 5000 km entfernten Überwinterungsgebieten wieder trafen!