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News - Medienmitteilung

Es ist angerichtet

13. November 2024

Unsere Gartenvögel finden im Winter grundsätzlich selbst ausreichend Nahrung. Die Fütterung von Kleinvögeln erfreut sich dennoch grosser Beliebtheit. Dabei sollten ein paar Punkte beachtet werden: Das Futter sollte den natürlichen Nahrungsgewohnheiten der Arten entsprechen und Hygiene an der Futterstelle ist unerlässlich.

Kleinvögel sind gern gesehene Gäste im Garten. Im Winter möchten viele Menschen den Vögeln mit einer Futterstelle über die Runden helfen. Wenn über längere Zeit eine geschlossene Schneedecke liegt, Eisregen oder Bodenfrost herrscht, kann die Winterfütterung für manche Individuen eine Überlebenshilfe sein.

Grundsätzlich sind die bei uns bleibenden Kleinvögel gut an die winterlichen Bedingungen angepasst, und sie finden selbst ausreichend Nahrung. Doch ist die Fütterung für viele Menschen ein direkter Kontakt zur Natur und zur Vogelwelt, der schöne Beobachtungen ermöglicht und das Interesse weckt. Aus Sicht der Schweizerischen Vogelwarte ist deshalb gegen die Winterfütterung von Kleinvögeln nichts einzuwenden, solange sie fachgerecht und massvoll erfolgt. Es ist wichtig, auf gute Hygiene zu achten, das Futter nach den Bedürfnissen der Vögel auszuwählen genauso wie den Standort des Futterhauses.

Wer den Garten mit einheimischen Pflanzen gestaltet, bietet den Vögeln das ganze Jahr hindurch ein reiches und natürliches Buffet. Frische Insekten, saftige Beeren oder schmackhafte Sämereien – in einem vogelfreundlichen Garten ist all das vorhanden und bietet verschiedenen Vogelarten ein ganzjährig passendes und natürliches Nahrungsangebot.

FACHGERECHTE VOGELFÜTTERUNG
  • Das Futter sollte möglichst der natürlichen Nahrung der Vögel entsprechen. Für Körnerfresser wie Finken, Sperlinge, aber auch Kleiber und Meisen, empfehlen sich Mischungen, die hauptsächlich aus Sonnenblumenkernen und Hanfsamen bestehen. Weichfresser wie Amsel und Rotkehlchen nehmen Äpfel, Baumnüsse, Haferflocken oder Weinbeeren.
  • Um Krankheiten vorzubeugen, sollte Vogelkot nicht in Kontakt mit dem Futter kommen. Es empfehlen sich daher Futterhäuser mit schmalen Krippen oder säulenförmige Futterautomaten. Das Gemisch aus Futterresten und Kot, welches unter Futterhäusern anfällt, sollte regelmässig weggeräumt werden.
  • Zum Schutz vor Feinden sollte das Futterhaus so platziert werden, dass im Umkreis von 2 bis 5 Metern keine Strukturen vorhanden sind. Nahe gelegene Rückzugsmöglichkeiten (Bäume, Sträucher) sind allerdings von Vorteil.
  • Das Futter sollte täglich frisch angeboten werden, am besten abends rund zwei Stunden vor der Dämmerung und so viel, dass es für 24 Stunden reicht.

Weitere Tipps sowie Informationen zu den häufigsten Gästen an der Futterstelle finden Sie online in unserem neu gestalteten Ratgeber-Bereich unter www.vogelwarte.ch/ratgeber sowie unter www.vogelwarte.ch/fuetterung-von-kleinvoegeln..

100 JAHRE EINSATZ FÜR DIE VOGELWELT

Die Vogelwarte wurde 1924 als Beringungszentrale gegründet, um den Vogelzug zu untersuchen. Sie hat sich seither zu einem Kompetenzzentrum für die Erforschung und den Schutz unserer einheimischen Vögel entwickelt. 2024 feiert sie ihr 100-jähriges Bestehen mit zahlreichen Veranstaltungen und einem Buch über ihre Geschichte.

Events

News - Medienmitteilung

So viele Kraniche wie noch nie

29. Oktober 2024

Jetzt im Herbst können in der Schweiz durchziehende Kraniche beobachtet werden. Mit ihren lauten, trompetenden Rufen sind sie sehr auffällig, wenn sie in typischer V-Formation Richtung Süden fliegen. Obwohl die Zugzeit des Kranichs erst begonnen hat, wurde bereits ein Trupp von rund 800 Individuen beobachtet – so viele wie noch nie in der Schweiz.

Der Auftakt zur Zugzeit in diesem Jahr ist vielversprechend. Bereits jetzt wurden mehrere sehr grosse Kranichtrupps beobachtet, darunter auch ein Trupp von rund 800 Vögeln – so viele wie noch nie in der Schweiz. Auch im benachbarten Bayern wurden Rekordzahlen durchziehender Kraniche gemeldet. Wer in diesen Tagen aufmerksam in den Himmel schaut und die Ohren spitzt, hat vielleicht das Glück, die imposanten Vögel zu sehen.

Kraniche sind für ihre traditionellen Zugrouten bekannt. Der westlichste Zugweg führt von Skandinavien und Nordosteuropa in einem sehr engen Korridor nach Südwesten und endet in Spanien. Ein weiterer Weg führt von Finnland via Ungarn und Italien nach Nordafrika. Somit liegt die Schweiz nicht direkt auf einer «Kranich-Autobahn». Weil zudem diese Hauptzugrouten recht schmal sind, war der Kranich bei uns bis vor wenigen Jahren nur selten als Durchzügler zu beobachten.

2011 aber geschah Aussergewöhnliches: In der Schweiz wurden während des Herbstzugs über 10-mal mehr Kraniche beobachtet als üblich. Seither blieb die Zahl beobachteter Kraniche mit Schwankungen hoch. Was ist passiert? Ein Teil der Kraniche, die normalerweise den ungarischen Hortobágy-Nationalpark passieren, um dann via Italien nach Nordafrika zu gelangen, änderte die Route. Statt über Italien nach Nordafrika flogen sie über die südfranzösische Camargue nach Spanien. 2011 wurde dieser Routenwechsel vermutlich durch starke Ostwinde unterstützt, aber auch in den Folgejahren wurde der neue Zugweg rege genutzt. Kraniche haben keine genetisch definierten Zugrouten, die erfahrenen Tiere geben ihr Wissen an die anderen weiter. Die neue Zugroute durch Mitteleuropa scheint den Kranichen zu behagen. Da die Schweiz auf dem Weg zwischen Hortobágy und Camargue liegt, dürfen auch wir uns vermehrt an den sehnsüchtig anmutenden Rufen durchziehender Kraniche erfreuen.

100 JAHRE EINSATZ FÜR DIE VOGELWELT

Die Vogelwarte wurde 1924 als Beringungszentrale gegründet, um den Vogelzug zu untersuchen. Sie hat sich seither zu einem Kompetenzzentrum für die Erforschung und den Schutz unserer einheimischen Vögel entwickelt. 2024 feiert sie ihr 100-jähriges Bestehen mit zahlreichen Veranstaltungen und einem Buch über ihre Geschichte.

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Vogelperspektiven

15. Oktober 2024

Aus rund 8500 Fotografien hat eine fachkundige Jury die Gewinnerbilder des diesjährigen Fotowettbewerbs der Schweizerischen Vogelwarte ausgewählt. Sie wurden in Partnerschaft mit Canon (Schweiz) AG und weiteren Partnern für einzelne Kategorien ausgezeichnet und können auf photo.vogelwarte.ch bestaunt werden.

Das Bild eines Rebhuhns von Christian Höfs wurde zum Gesamtsieger erkoren. «Das Foto sieht aus wie ein Gemälde in Pastellfarben, nur der Vogel ist scharf – eine tolle Aufnahme!», lobt Martin Wieser, der für Canon Mitglied der Jury war. Bei uns ist ein solches Foto nicht mehr möglich: Durch die intensive Landwirtschaft ist das Rebhuhn aus der Schweiz verdrängt worden. «Das Foto ist auch ein Symbol für eine ökologische und intakte Landwirtschaft», ergänzt Jurymitglied Flurin Leugger.

Ebenso künstlerisch war das Bild einer Dreizehenmöwe von Jonathan Lhoir, das die Kategorie «Allgemein» gewann. Ausschlaggebend dafür waren die ungewöhnliche und surreal anmutende Perspektive. Mit einer solchen konnte auch der Sieger der Kategorie «Jugend», Konrad Gräter, punkten. Sein Foto eines Blässhuhns auf dem Nest spiegelt sich perfekt und erzeugt eine schöne Symmetrie, erklärt Martin Wieser. Bei der Kategorie «Emotion» wiederum ist der Name Programm: «Das vom Regen geschützte Graugans-Küken scheint es kuschelig warm zu haben, das bringt die Emotionen schön zur Geltung», meint Flurin Leugger zum Siegerbild von Christoph Kaula.

Das Siegerbild der Kategorie «Action» von Sebastian Inhofer eines trinkenden Mauerseglers besticht durch seine dynamische Komposition und rundet die Auswahl der Gewinnerbilder ab. Rund 8500 Bilder von fast 600 Fotografierenden wurden beim Fotowettbewerb 2024 der Vogelwarte eingesendet, entsprechend schwierig war die Auswahl der Gewinnerbilder.

Fotowettbewerb 2024 der Schweizerischen Vogelwarte Sempach

Faszination durch die Kunst der Fotografie: Das ist der Grundgedanke hinter dem Fotowettbewerb der Schweizerischen Vogelwarte. Sie möchte damit die Schönheit und Vielfalt unserer gefiederten Freunde aufzeigen und die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit erregen, um ihren Bemühungen zum Schutz und zur Erhaltung der Schweizer Vögel zum Erfolg zu verhelfen. Dies gilt ganz besonders in diesem Jahr, in dem die Vogelwarte ihr 100-jähriges Bestehen feiert.

Die Fotos der Endauswahl sind auf photo.vogelwarte.ch zur Ansicht verfügbar. Der nächste Fotowettbewerb wird im Mai 2025 stattfinden.

Jury

Marcel Burkhardt, Projektleiter Schweizerische Vogelwarte;
Flurin Leugger, Naturfotograf und Umweltnaturwissenschaftler;
Pierre-André Perrin, Vorstandsmitglied der Association suisse des photographes et cinéastes naturalistes;
Martin Wieser, Segment Development Manager bei Canon (Schweiz) AG;
Marc Zahnd, Mitglied im Vorstand Naturfotografen Schweiz

Hauptpartner und Kategorienpartner
Hauptpartner: Canon (Schweiz) AG
Kategorienpartner : Sony Europe B.V. («Allgemein»), OM Digital Solutions GmbH («Emotion»), Nikon Europe B.V. («Jugend»)

photo.vogelwarte.ch – Portfolio 12

Die besten Fotos in der Endauswahl des Wettbewerbs 2024 werden auch als Fotoband publiziert, der ab Mitte November unter www.vogelwarte.ch/shop/ erhältlich ist.

News - Medienmitteilung

Blick hinter die Kulissen: Tage der offenen Tür an der Vogelwarte

27. August 2024

Am Wochenende des 7. und 8. September erhalten Neugierige je von 10 bis 17 Uhr die Gelegenheit, in Sempach das Besuchszentrum der Vogelwarte zu entdecken, einen Blick hinter die Kulissen des Instituts zu werfen und sich direkt mit den Mitarbeitenden auszutauschen.

Ein weiterer Anlass zum 100-Jahr-Jubiläum der Schweizerischen Vogelwarte rückt näher: Am Wochenende des 7. und 8. September öffnen das Institut und das benachbarte Besuchszentrum für Vogelfreundinnen und –freunde ihre Türen. Interessierte können dann das Besuchszentrum entdecken oder einen Blick hinter die Kulissen der Vogelwarte werfen. Dieser Anlass bietet die Möglichkeit, sich mit verschiedenen Mitarbeitenden aus Forschung, Förderung, Öffentlichkeitsarbeit oder Betrieb zu Fragen aus der Vogelwelt, den neuesten Forschungserkenntnissen und aktuellen Herausforderungen auszutauschen.

Das kostenlose Jubiläums-Programm richtet sich an die ganze Familie: Gäste haben die Wahl, ob sie mit einem Flugsimulator abheben und wie ein Adler durch die Luftsegeln, an den Infoständen besondere Vögel kennenlernen, faszinierende Details über den Vogelzug erfahren, in der Bibliothek schmökern oder das besondere Umweltbildungsangebot für Schulklassen kennenlernen wollen. Und wer nach ein paar Inspirationen für die Gestaltung eines vogelfreundlichen Gartens oder Balkons sucht, kann sich bei kundigen Fachleuten im naturnahen Garten des Instituts erkundigen.

Auch das ganzjährig geöffnete Besuchszentrum wartet an diesem September-Wochenende mit einem besonderen Programm auf. Einige Stände erwarten die Gäste mit verschiedenen Informationsangeboten. So gibt es Einblicke in die Funktionsweise des Vogelradars zur Ortung von Vögeln, die Rangerin vor Ort beantwortet Fragen zur Vogelwelt, Kinder können zwischen verschiedenen Motiven ihr Vogeltattoo wählen und an einem Fotopoint können die Gäste ihr persönliches Erinnerungsfoto schiessen.

In einem Festzelt wird den Gästen zur Stärkung Getränke und eine Auswahl an Speisen angeboten. Die Vogelwarte bittet darum, für die Anreise Bus und Bahn zu nutzen. Als besonderen Service bietet die Vogelwarte an beiden Tagen einen Shuttle-Bus ab dem Bahnhof Sempach Station an.

WICHTIGE INFORMATIONEN

Alle wichtigen Informationen zu den Tagen der offenen Tür (Programm, Verpflegung, Zeiten, Plan) finden Sie unter
www.vogelwarte.ch/de/100-jahre/tage-der-offenen-tuer/

Zeiten: Samstag und Sonntag, 7. und 8. September 2024, je 10:00 bis 17:00 Uhr

Bitte benützen Sie die öffentlichen Verkehrsmittel. Gratis Shuttle-Bus ab Bahnhof Sempach-Neuenkirch, Haltestelle Sempach Station und Parkplatz Seevogtei (Shuttlebus Haltestelle Sempach-Stadt, Luzernertor).

100 JAHRE EINSATZ FÜR DIE VOGELWELT

Die Vogelwarte wurde 1924 als Beringungszentrale gegründet, um den Vogelzug zu untersuchen. Sie hat sich seither zu einem Kompetenzzentrum für die Erforschung und den Schutz unserer einheimischen Vögel entwickelt. 2024 feiert sie ihr 100-jähriges Bestehen mit zahlreichen Veranstaltungen und einem Buch über ihre Geschichte.

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Respektvoll die Natur geniessen

16. Juli 2024

Die Sommerferien sind endlich da und mit ihnen die Aussicht auf Aktivitäten im Freien. Ob beim Wandern in den Bergen oder beim Stand-Up-Paddeln auf einem See, immer sollte man sich respektvoll verhalten, um sensible Tiere nicht zu stören. Die Regeln sind einfach: Abstand halten, Schutzgebiete respektieren, Hunde an der Leine führen und auf den Wegen bleiben.

Viele Gebiete, in denen Vögel leben, werden auch von Ausflüglern und Sportbegeisterten genutzt, was je nach Aktivität unterschiedlich starke Störungen mit sich bringt. Eine Störung ist aber nicht immer offensichtlich: Vögel sind oft schon wesentlich in ihrem Verhalten, bei der Nahrungssuche oder beim Nisten gehemmt, bevor sie auffliegen.

In den Bergen haben noch nicht alle Vögel ihr Brutgeschäft abgeschlossen, so etwa Alpenschneehuhn oder Birkhuhn. In dieser besonders kritischen Phase kann jede Störung, ob beabsichtigt oder nicht, schwere Konsequenzen haben: Unnötige Energieverschwendung, weniger Zeit zur Nahrungssuche oder ein höherer Spiegel von Stresshormonen.

Auf unseren Seen wiederum kann Stand-Up-Paddeln Wasservögel und andere Wildtiere empfindlich stören. Zwar wird der Sport oft leise und bedächtig ausgeübt. Doch Untersuchungen zeigen, dass Wasservögel die menschliche Silhouette und die Bewegungen der Paddelnden als bedrohlich wahrnehmen. Sie können bereits auf einen einzelnen Paddelnden in 1000 m Abstand mit Flucht reagieren. Das kann ihr Überleben und ihren Fortpflanzungserfolg schmälern.

Um Störungen zu vermeiden, sollte man sich an einige einfache Regeln halten: Abstand halten, insbesondere zu Wasservogelschwärmen auf Seen, und auf Anzeichen von Nervosität bei den Tieren achten. Ausserdem sollten Wildruhezonen und Schutzgebiete respektiert, markierte Wege nicht verlassen und Hunde an der Leine geführt werden, um die Tiere in ihrem «Wohnzimmer» nicht zu stören.

NÜTZLICHE LINKS

10 goldene Regeln für eine naturfreundliche Freizeitgestaltung: respect-nature.ch

Wie man sich richtig auf einen Stand-Up-Paddel-Ausflug vorbereitet: www.vogelwarte.ch/sup/

100 JAHRE EINSATZ FÜR DIE VOGELWELT

Die Vogelwarte wurde 1924 als Beringungszentrale gegründet, um den Vogelzug zu untersuchen. Sie hat sich seither zu einem Kompetenzzentrum für die Erforschung und den Schutz unserer einheimischen Vögel entwickelt. 2024 feiert sie ihr 100-jähriges Bestehen mit zahlreichen Veranstaltungen und einem Buch über ihre Geschichte.

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Der Ruf der Berge

04. Juni 2024

Für die Wirksamkeit von Schutzmassnahmen sind Informationen über Aufenthaltsort und Bestandsgrösse von Vögeln entscheidend. Einige sensible Arten leben aber in abgelegenen Gebieten, was die Datenerhebung stark erschwert. Seit einiger Zeit setzt die Vogelwarte hier das passive akustische Monitoring ein. Eine neue Studie über das Alpenschneehuhn in den Schweizer Alpen zeigt die Möglichkeiten, die diese neue Methode bietet.

Um Vögel in einem Gebiet nachzuweisen, denken wohl die meisten automatisch an eine Sichtbeobachtung. Oft ist das Hören aber wichtiger, da Vögel singen oder mit Rufen in Kontakt bleiben. Dies gilt besonders für Arten, die schwer zu entdecken sind, weil sie beispielsweise nachts oder in schwer zugänglichen Lebensräumen leben. Hier kommt das passive akustische Monitoring zum Einsatz, bei dem Aufnahmegeräte in bestimmten Gebieten aufgestellt werden. Einmal gespeichert, werden die Aufnahmen mithilfe von Algorithmen analysiert, die darauf trainiert sind, die Rufe der Zielart zu erkennen.

Diese neue Methode hat die Vogelwarte unter anderem bei einem Projekt zum Alpenschneehuhn eingesetzt. Dieses ist potenziell gefährdet, da sich sein Lebensraum durch den Klimawandel verändert. Dank passivem akustischem Monitoring konnten Alpenschneehühner in einem Gebiet nachgewiesen werden, von dem man bis dahin glaubte, dass es verlassen sei. Die Aufnahmen zeigten auch, dass der Höhepunkt der Gesangsaktivität zwischen Mitte März und Ende April liegt, also etwa einen Monat früher als der Zeitraum, in dem die bisherigen Felderhebungen durchgeführt wurden.

Das passive akustische Monitoring ermöglicht es also, die bisher stattfindenden Kartierungen zu ergänzen und zu verbessern. So erfahren wir mehr über Arten, die der herkömmlichen Zählung entgehen. Dies trägt auch dazu bei, Schutzmassnahmen zu verbessern.

QUELLE

Serrurier, A., Zdroik, P., Isler, R., Kornienko, T., Peris-Morente, E., Sattler, T. & J.-N. Pradervand (2024), Moutain is calling – decrypting the vocal phenology of an alpine bird species using passive acoustic monitoring, International Journal of Avian Science IBIS, https://doi.org/10.1111/ibi.13314.

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Die Vogelwarte wurde 1924 als Beringungszentrale gegründet, um den Vogelzug zu untersuchen. Sie hat sich seither zu einem Kompetenzzentrum für die Erforschung und den Schutz unserer einheimischen Vögel entwickelt. 2024 feiert sie ihr 100-jähriges Bestehen mit zahlreichen Veranstaltungen und einem Buch über ihre Geschichte.

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Ein Vierteljahrhundert eines “Fiebermessers” der Natur

02. Mai 2024

Seit 25 Jahren zählen jeden Frühling Hunderte Freiwillge für die Schweizerische Vogelwarte im ganzen Land die brütenden Vögel. Dank diesem Überwachungsprogramm weiss die Vogelwarte, wie sich die Bestände unserer Brutvögel entwickeln und kann langfristige Trends aufzeigen. Diese “Fieberkurven” sind ein wichtiges Instrument für den Naturschutz in der Schweiz.

Die Überwachung der Bestände unserer Brutvögel ist eine zentrale Aufgabe der Schweizerischen Vogelwarte. Aus diesem Grund hat sie 1999 das „Monitoring häufige Brutvögel“ (MHB) ins Leben gerufen. Jedes Jahr zählen Freiwillige auf 267 über das ganze Land verteilten Quadratkilometern systematisch alle Vögel, die sie zur Brutzeit sehen oder hören. Daraus lässt sich die Bestandsentwicklung für alle häufigeren Vogelarten für das ganze Land hochrechnen.

In den vergangenen 25 Jahren kamen dabei eindrückliche Datenmengen zusammen: „Dank der treuen Unterstützung von über 500 Freiwilligen im Rahmen des MHB erhalten wir Informationen zur Bestandsentwicklung von fast 130 Brutvogelarten“, freut sich Samuel Wechsler, Ressortleiter Monitoring an der Vogelwarte.

Dadurch werden Rückgänge häufiger Arten sichtbar: In den letzten 25 Jahren ist zum Beispiel der Bestand des Grünfinken nach und nach um rund einen Drittel zurückgegangen. Andere Arten wie die Tannenmeise zeigen dagegen sehr starke jährliche Schwankungen, langfristig bleibt ihr Bestand aber stabil. Nur dank der Jahr für Jahr systematisch durchgeführten Erhebungen können solche Aussagen gemacht und bedrohliche Entwicklungen von unbedenklichen kurzfristigen Fluktuationen unterschieden werden.

„Mit der fundierten und umfassenden Datengrundlage des MHB können wir aufzeigen, wie sich die Bestände der einzelnen Brutvogelarten langfristig entwickeln“, erläutert Samuel Wechsler. Der Zustand der Vogelwelt widerspiegelt nämlich den Umgang des Menschen mit der Natur. Das Wissen aus dem MHB dient also auch als „Fiebermesser“ für die Natur allgemein und ist deshalb ein wichtiges Instrument für den Naturschutz in der Schweiz.

100 JAHRE EINSATZ FÜR DIE VOGELWELT

Die Vogelwarte wurde 1924 als Beringungszentrale gegründet, um den Vogelzug zu untersuchen. Sie hat sich seither zu einem Kompetenzzentrum für die Erforschung und den Schutz unserer einheimischen Vögel entwickelt. 2024 feiert sie ihr 100-jähriges Bestehen mit zahlreichen Veranstaltungen und einem Buch über ihre Geschichte.

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Hände weg von Jungvögeln

16. April 2024

Viele Jungvögel verlassen das Nest, bevor sie richtig fliegen können. Sie werden jedoch von ihren Eltern weiterhin gefüttert und beschützt. Wer in nächster Zeit ein auf dem Boden sitzendes Vögelchen findet, muss sich erst einmal keine Sorgen machen – in der Regel braucht es keine Hilfe.

Derzeit sind viele Vögel mit Brüten oder der Versorgung der Nestlinge beschäftigt. Mancherorts haben die ersten Jungvögel bereits das Nest verlassen. Bei einigen Vogelarten, unter ihnen Amsel und Hausrotschwanz, wagen die Jungen den Sprung aus dem Nest bereits, bevor sie richtig fliegen können. Dadurch verringert sich das Risiko, dass ein Fressfeind alle Jungen frisst, wenn er das Nest entdeckt.

Selbst wenn sie noch nicht richtig fliegen können, so sind Jungvögel gut für das Überleben ausserhalb des Nests gerüstet. Sie dürfen zudem weiterhin auf die elterliche Fürsorge zählen und werden noch einige Zeit mit Nahrung versorgt. Jungvögel benötigen daher meist keine menschliche Hilfe. Es wäre sogar falsch, sie mitzunehmen, da selbst die kompetenteste Pflegeperson die Aufzucht nie so geschickt meistert wie die Vogeleltern.

Manchmal landen Jungvögel bei ihrem ersten Ausflug allerdings an einem unglücklichen Ort, beispielsweise auf einer Strasse oder in unmittelbarer Nähe einer Katze. Befindet sich ein Jungvogel in akuter Gefahr, so ist ein wenig Unterstützung sinnvoll. Dabei reicht es, den Vogel in ein nahe gelegenes Gebüsch zu setzen. Der Geruch des Menschen stört die Vogeleltern nicht. Auch angefasste Jungvögel werden weiterhin umsorgt.

Ist man unsicher, ob die Vogeleltern in der Nähe sind, so beobachtet man den Jungvogel aus mindestens 50 Metern Distanz. Wenn er während einer Stunde nicht von den Eltern mit Futter versorgt wird, empfiehlt es sich, mit einer Pflegestation Kontakt aufzunehmen. Der Gang zu einer Pflegestation wird zudem dann nötig, wenn man verletzte Vögel oder kaum befiederte Nestlinge am Boden auffindet. Da die Haltung und Pflege einheimischer Singvögel nicht nur Fachwissen, sondern auch eine kantonale Bewilligung erfordert, ist auf eine Aufzucht zu Hause zu verzichten.

WANN BRAUCHT EIN JUNGVOGEL HILFE?

Gelegentlich kommt es vor, dass Vogelkinder tatsächlich zu früh aus dem Nest fallen. Solche Pechvögelchen sind verloren, wenn sie nicht in eine Pflegestation gebracht werden. Man erkennt sie daran, dass sie nicht herumhüpfen können und meist kaum befiedert sind.
Ist man unsicher, ob es sich wirklich um einen zu früh aus dem Nest gefallenen Jungvogel handelt, so empfiehlt es sich, ihn zu fotografieren und sich bei einer Pflegestation nach einer Einschätzung zu erkundigen.

Die Schweizerische Vogelwarte Sempach betreibt eine eigene Pflegestation. Diese kann unter Tel. 041 462 97 00 (Mo-Fr 8-12 Uhr und 13.30-17 Uhr) erreicht werden; an Wochenenden und Feiertagen ist ein Pikettdienst organisiert (9-12 Uhr und 13.30-17 Uhr).

VOGEL GEFUNDEN - WAS TUN?

Es kommt gelegentlich vor, dass man auf dem Spaziergang oder bei sich zuhause einen Vogel findet, der nicht wegfliegt. In gewissen Fällen braucht der Vogel die professionelle Hilfe einer Pflegestation, in anderen ist ein Eingreifen hingegen nicht nötig. Ein Entscheidungsbaum soll helfen, auf die häufigsten Situationen richtig zu reagieren.

Mehr Informationen: vogelwarte.ch/vogel-gefunden

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Die Vogelwarte wurde 1924 als Beringungszentrale gegründet, um den Vogelzug zu untersuchen. Sie hat sich seither zu einem Kompetenzzentrum für die Erforschung und den Schutz unserer einheimischen Vögel entwickelt. 2024 feiert sie ihr 100-jähriges Bestehen mit zahlreichen Veranstaltungen und einem Buch über ihre Geschichte.

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100 Jahre Engagement für Vogelkunde und Vogelschutz

06. April 2024

Auf den Tag genau 100 Jahre nach ihrer Gründung hat die Schweizerische Vogelwarte ihr Jubiläum mit einem Festakt gefeiert. Bundespräsidentin Viola Amherd überbrachte die Glückwünsche der Landesregierung.

Seit ihrer Gründung verfolgt die Vogelwarte die Ziele, die noch heute Bestand haben. «Unsere Vision ist es, die heimische Vogelwelt zu verstehen und sie in ihrer Vielfalt für kommende Generationen zu bewahren», heisst es im Leitbild der Vogelwarte. «Aus der überzeugenden Vision unserer Vorgänger ist eine Stiftung geworden, die die Vogelkunde und den Vogelschutz in unserem Land massgebend mitgestaltet. Geblieben ist die Grundhaltung als Richtschnur: fundierte fachliche Grundlagen über Vögel zu erarbeiten und sich darauf gestützt für das Wohl der Vögel und ihrer Lebensräume einzusetzen», sagte Institutsleiter Dr. Matthias Kestenholz beim Festakt in Sempach.

Die Arbeit und das Engagement der Vogelwarte würden auch in Zukunft unverzichtbar sein, denn nach wie vor seien viele Vogelarten bedroht. «Sie sind ein Indiz dafür, wie wir Menschen mit den Vögeln, ihren Lebensräumen und den natürlichen Ressourcen umgehen. Mit ihrem thematischen Fokus, der exzellenten Forschung und der ambitionierten Schutzarbeit leistet die Vogelwarte einen unverzichtbaren Beitrag auf dem Weg in eine nachhaltigere Schweiz», so Kestenholz: «Die Schweiz braucht die Vögel, sie sind Teil ihres Naturerbes, sie müssen hier dauerhaft leben können.» Die Vogelwarte zähle darauf, dass Behörden, Partnerorganisationen, Firmen und Bevölkerung diesen Weg mit ihr gemeinsam beschritten, etwa mit einem Ja zur Biodiversitätsinitiative, über die im September abgestimmt wird.

Bundespräsidentin Viola Amherd hob hervor, dass der sorgfältige Umgang mit der Natur letztlich auch uns Menschen diene: «Die Biodiversität ist dem Bundesrat wichtig, aber sie ist in der Schweiz unter Druck. Das zeigen uns die Vögel. Sie sind die Botschafter unserer biologischen Vielfalt. Gefragt ist unser aktives Zutun, einerseits auf allen politischen Ebenen, und andererseits auf gesellschaftlicher Ebene. Die Erfolgsgeschichten der Vogelwarte beweisen, dass ihre Arbeit wirkt», so die Bundespräsidentin.

Der Luzerner Regierungspräsident Fabian Peter wiederum dankte der Vogelwarte für die sehr gute und geschätzte Zusammenarbeit. Die Vogelwarte sei ein verlässlicher Partner für den Kanton wie auch die Land- und Forstwirtschaft. Auch freute er sich über das attraktive Besuchszentrum in Sempach, das nicht nur von der Luzerner Bevölkerung rege besucht wird.

Die Vogelwarte verfügt über beste Voraussetzungen, um die Erfolgsgeschichte der ersten hundert Jahre fortzuschreiben: Sie geniesst in der Bevölkerung einen grossen Rückhalt und darf auf die unschätzbare Zusammenarbeit mit ihren 2000 freiwilligen Mitarbeitenden und den Partnerorganisationen zählen. Sie deckt mit ihrem kompetenten und motivierten Team eine breite Palette an wichtigen Aufgaben ab, die von der Vogelpflege über die Bestandsüberwachungen bis zu Grundlagen- und angewandter Forschung, Umweltbildung, Artenförderung und Lebensraumaufwertungen reichen.

100 JAHRE EINSATZ FÜR DIE VOGELWELT

Die Vogelwarte wurde 1924 als Beringungszentrale gegründet, um den Vogelzug zu untersuchen. Sie hat sich seither zu einem Kompetenzzentrum für die Erforschung und den Schutz unserer einheimischen Vögel entwickelt. 2024 feiert sie ihr 100-jähriges Bestehen mit zahlreichen Veranstaltungen und einem Buch über ihre Geschichte.

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Sorgsamer Umgang mit Gebäudebrütern

19. März 2024

Manche Vogelarten bauen ihre Nester an oder auf Gebäuden. Dabei können Interessenskonflikte zwischen den Bedürfnissen des Vogels und menschlichen Ansprüchen entstehen. Gerade jetzt zu Beginn der Brutsaison hilft die Entscheidungshilfe der Vogelwarte dabei, den richtigen Umgang mit Vogelnestern zu finden, und gleichzeitig Gebäudebrütern unter die Flügel zu greifen.

Jeden Frühling müssen Vögel einen geeigneten Standort für ihr Nest finden. Während manche Vogelarten beispielsweise in Bäumen oder Büschen nisten, wählen andere Gebäude als Brutplatz aus. Mauersegler oder Haussperling beispielsweise ziehen ihre Jungen in Hohlräumen unter Ziegeln, in Gemäuern oder auch in Storenkästen gross. Eine spezielle Strategie haben Mehl- und Rauchschwalbe – sie kleben ihr aus Hunderten Lehmklümpchen bestehendes Nest an die Aussenwand von Gebäuden oder ans Deckengebälk von Ställen.

Gebäudebrüter haben es heutzutage allerdings oft schwer. Die Akzeptanz für Vögel als unsere direkten Nachbarn hat vielerorts abgenommen, oftmals wird ihnen der Zugang zu Nistplätzen am Gebäude verwehrt. Auch aus bautechnischen Gründen wird der Wohnraum für Vögel knapper: Moderne Gebäude weisen oftmals keine geeigneten Brutplätze auf, während ältere Gebäude, die noch reich an Nischen oder Hohlräumen sind, vielfach abgerissen oder saniert werden. So gehen Jahr für Jahr etliche Brutplätze verloren. Gebäudebrüter brauchen daher unsere Unterstützung.

Erschwerend kommt hinzu, dass sich beim Thema Gebäudebruten nicht selten die Interessen von Vögeln und Menschen gegenüberstehen. Umso wichtiger ist die Tatsache, dass Nester mit Eiern oder Jungvögeln darin per Gesetz geschützt sind und auch das Brutgeschäft von Vögeln nicht gestört werden darf. Gleichwohl entstehen in der Praxis oft Unsicherheiten, wie mit Nestern an Gebäuden zu verfahren ist. Die digitale Entscheidungshilfe der Schweizerischen Vogelwarte in  Zusammenarbeit mit der Jagd- und Fischereiverwalter-Konferenz der Schweiz und des Fürstentums Liechtenstein (JFK) unterstützt dabei, das richtige Vorgehen mit Vogelnestern zu finden. Gerade mehrjährig genutzte Nester, etwa von Seglern und Schwalben, sollen erhalten werden. Ist das in bestimmten Fällen nicht möglich, sollten Nisthilfen als Ersatz angeboten werden. Nur so werden wir uns auch in Zukunft in unseren Siedlungen an diesen Flugkünstlern und Frühlingsboten erfreuen können.

WAS TUN BEI VOGELNESTERN AN GEBÄUDEN?

Der Umgang mit Nestern an Gebäuden wirft oft Fragen auf. Die digitale Entscheidungshilfe der Schweizerischen Vogelwarte in Zusammenarbeit mit der Jagd- und Fischereiverwalter-Konferenz der Schweiz und des Fürstentums Liechtenstein (JFK) hilft, die richtige Vorgehensweise zu wählen: vogelwarte.ch/gebaeudebruten

100 JAHRE EINSATZ FÜR DIE VOGELWELT

Die Vogelwarte wurde 1924 als Beringungszentrale gegründet, um den Vogelzug zu untersuchen. Sie hat sich seither zu einem Kompetenzzentrum für die Erforschung und den Schutz unserer einheimischen Vögel entwickelt. 2024 feiert sie ihr 100-jähriges Bestehen mit zahlreichen Veranstaltungen und einem Buch über ihre Geschichte.

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© Daniele Occhiato

Watvögel wie der Kampfläufer sind auf offene Flächen mit nassen Böden angewiesen, wo sie während der Zugzeit rasten und nach Nahrung stochern können.

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Vogelparadiese für die Schweiz

28. Februar 2024

Rund 40 % der Brutvögel stehen auf der Roten Liste, vor allem, weil viele naturnahe, hochwertige Lebensräume verloren gegangen sind. Mit ihrem Rahmenprogramm «Aufschwung für die Vogelwelt» schafft die Schweizerische Vogelwarte gemeinsam mit Partnern neue Flächen für die Vögel und die Biodiversität in der ganzen Schweiz.

Ob im Rahmen einer Bautätigkeit, für die landwirtschaftliche Produktion oder aufgrund unseres Bedürfnisses nach Ordnung – Tag für Tag wird in der Schweiz Natur zerstört, wobei der Lebensraum für Wildtiere und -pflanzen schwindet. Dies bleibt nicht ohne Folgen: Rund ein Drittel aller einheimischen Pflanzen-, Tier- und Pilzarten ist bedroht, bei den Vögeln sind es 40 %.

Möchten wir uns weiterhin an einer reichen Flora und Fauna erfreuen, so braucht es wieder viel mehr attraktive Lebensräume, in denen die Biodiversität langfristig erhalten wird. Dem stetig steigenden Nutzungsdruck auf Flächen durch uns Menschen entgegenzuwirken, ist allerdings keine leichte Aufgabe. «Aufschwung für die Vogelwelt» beweist, dass es dennoch gelingen kann.

Landauf, landab ergreift die Schweizerische Vogelwarte seit drei Jahren die Gelegenheit, Gebiete aufzuwerten und dauerhafte Vogelparadiese zu schaffen. So sind bereits über 450 Hektare hochwertige Flächen in 12 Kantonen entstanden – weitere sollen in den kommenden Jahren folgen. Möglich wird dies dank Partnerinnen und Partnern, die langfristig ihr Land zur Verfügung stellen und mithelfen, dieses in hochwertige Lebensräume umzuwandeln.
Die Rolle der Vogelwarte ist dabei vielfältig: wir beraten, planen und kofinanzieren die Aufwertungen. Zudem begleiten wir die Projekte über die Umsetzung von Massnahmen hinaus langfristig mit Erfolgskontrollen.

Die in den Projektgebieten umgesetzten Massnahmen sollen vor allem den in diesem Lebensraum typischen Arten zugute kommen, die zudem meist gefährdet sind. Im Kulturland werden zum Beispiel Buntbrachen eingerichtet, Hecken und Hochstamm-Obstgärten gepflanzt sowie Kleinstrukturen bereitgestellt. Davon profitieren Neuntöter, Gartenrotschwanz, Feldhase und Zauneidechse. Bei Waldprojekten werden etwa durch selektives Ausholzen mehr Licht auf den Waldboden gebracht oder gezielt alte Bäume erhalten, was Trauerschnäpper, Spechte oder verschiedene Schmetterlinge freut. In Feuchtgebieten schliesslich werden Büsche entfernt und Tümpel angelegt. So finden Watvögel wie Kiebitz und Kampfläufer, aber auch Libellen- und Amphibienarten neuen Lebensraum.

AUFSCHWUNG FÜR DIE VOGELWELT
  • Kriterien für Projekte: Mindestens 3 Hektare aufzuwertende Fläche; die Lebensräume bleiben mindestens 6 Jahre erhalten und gepflegt; Mehrwert für die für diesen Lebensraum typischen Arten geplant; Wirkung wird mit Erfolgskontrolle überprüft, falls angezeigt werden weitere Massnahmen umgesetzt.
  • Neue Projekteingaben: Bis mindestens 2028 möglich.
  • Umsetzungsstand: 23 laufende Projekte, über 450 Hektare, 12 Kantone

Informationen zum Projekt: www.vogelwarte.ch/aufschwung

100 JAHRE EINSATZ FÜR DIE VOGELWELT

Die Vogelwarte wurde 1924 als Beringungszentrale gegründet, um den Vogelzug zu untersuchen. Sie hat sich seither zu einem Kompetenzzentrum für die Erforschung und den Schutz unserer einheimischen Vögel entwickelt. 2024 feiert sie ihr 100-jähriges Bestehen mit zahlreichen Veranstaltungen und einem Buch über ihre Geschichte.

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© Markus Varesvuo
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So gelingt das Winterbuffet

15. November 2023

Die Fütterung von Kleinvögeln erfreut sich im Winter grosser Beliebtheit, und auch bei den gefiederten Gästen an der Futterstelle ist das Zubrot oft willkommen. Dabei sollten ein paar Punkte beachtet werden: Das Futter sollte den natürlichen Nahrungsgewohnheiten der Arten entsprechen und es sollte unbedingt auf die Hygiene an der Futterstelle geachtet werden.

Kleinvögel sind gern gesehene Gäste im Garten. Während wir uns bei klirrender Kälte in unsere Wohnungen zurückziehen, harren Vögel und andere Wildtiere im Freien aus. Viele Menschen möchten den Vögeln mit einer Futterstelle über die Runden helfen. Wenn über längere Zeit eine geschlossene Schneedecke liegt, Eisregen oder Bodenfrost herrscht, kann die Winterfütterung für manche Individuen eine Überlebenshilfe sein.

Die Fütterung ist für viele Menschen ein direkter Kontakt zur Natur und zur Vogelwelt, der schöne Beobachtungen ermöglicht und das Interesse weckt. Aus Sicht der Schweizerischen Vogelwarte ist deshalb gegen die Winterfütterung von Kleinvögeln nichts einzuwenden, solange sie fachgerecht und massvoll erfolgt. Welches Futter angeboten wird und wie man es auftischt, sollte den Vögeln nicht zum Verhängnis werden. Es ist wichtig, auf gute Hygiene zu achten, das Futter nach den Bedürfnissen der Vögel auszuwählen genauso wie den Standort des Futterhauses.

Wer den Garten mit einheimischen Pflanzen gestaltet, bietet den Vögeln das ganze Jahr hindurch ein reiches und natürliches Buffet. Frische Insekten, saftige Beeren oder schmackhafte Sämereien – in einem vogelfreundlichen Garten ist all das vorhanden und bietet verschiedenen Vogelarten ein ganzjährig passendes und natürliches Nahrungsangebot.

FACHGERECHTE VOGELFÜTTERUNG
  • Das Futter sollte möglichst der natürlichen Nahrung der Vögel entsprechen. Für Körnerfresser wie Finken, Sperlinge, aber auch Kleiber und Meisen, empfehlen sich Mischungen, die hauptsächlich aus Sonnenblumenkernen und Hanfsamen bestehen. Weichfresser wie Amsel und Rotkehlchen nehmen Äpfel, Baumnüsse, Haferflocken oder Weinbeeren.
  • Manche Krankheitserreger werden mit dem Kot von Vogel zu Vogel übertragen. Der Kot darf daher nicht in Kontakt mit dem Futter kommen. Es empfehlen sich Futterhäuser mit schmalen Krippen oder säulenförmige Futterautomaten. Das Gemisch aus Futterresten und Kot, welches unter Futterhäusern anfällt, sollte regelmässig weggeräumt werden.
  • Zum Schutz vor Feinden sollte das Futterhaus so platziert werden, dass im Umkreis von 2 bis 5 Metern keine Strukturen vorhanden sind. Nahe gelegene Rückzugsmöglichkeiten (Bäume, Sträucher) sind allerdings von Vorteil.
  • Das Futter sollte täglich frisch angeboten werden, am besten abends rund zwei Stunden vor der Dämmerung. Am besten füllt man jeweils so viel Futter ein, dass es für 24 Stunden reicht.

Weitere Tipps sowie Informationen zu den häufigsten Gästen an der Futterstelle finden Sie online unter www.vogelwarte.ch/fuetterung-von-kleinvoegeln.

100 JAHRE EINSATZ FÜR DIE VOGELWELT

Die Vogelwarte wurde 1924 als Beringungszentrale gegründet, um den Vogelzug zu untersuchen. Sie hat sich seither zu einem Kompetenzzentrum für die Erforschung und den Schutz unserer einheimischen Vögel entwickelt. 2024 feiert sie ihr 100-jähriges Bestehen mit zahlreichen Veranstaltungen und einem Buch über ihre Geschichte.

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Fichtenkreuzschnabel © Irmi Zwahlen
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Rekordjahr beim Fichtenkreuzschnabel

24. Oktober 2023

Die Zugzeit neigt sich dem Ende zu und die Beringungsstation der Vogelwarte auf dem Walliser Col de Bretolet schliesst ihre Netze. In diesem Jahr wurden dort so viele Fichtenkreuzschnäbel beringt wie noch nie zuvor.

Die Beringungsstation auf dem Col de Bretolet wird seit 1958 von der Schweizerischen Vogelwarte betrieben. Sie fängt, beringt und vermisst Zugvögel, die über den Pass in ihre weiter südlich gelegenen Winterquartiere fliegen. So sammelt sie wertvolle Informationen über den Vogelzug, etwa das durchschnittliche Durchzugsdatum, die Anzahl der durchziehenden Individuen und die körperliche Verfassung der Zugvögel.

In diesem Jahr wurden dort zwischen August und Oktober mehr als 2500 Fichtenkreuzschnäbel beringt – ein Rekord! Der nomadische Finkenvogel ist gerne in kleinen Schwärmen unterwegs und frisst vor allem Samen von Nadelbäumen, insbesondere Fichten. Die Verfügbarkeit von Fichtensamen hat deshalb grossen Einfluss auf seine Zugbewegungen. Es ist nicht ungewöhnlich, dass Trupps auf der Suche nach Nahrung sich in alle Himmelsrichtungen zerstreuen und dabei mehrere hundert oder sogar tausende Kilometer zurücklegen. Auch das Brutgeschäft richtet sich nach der Verfügbarkeit von Fichtensamen, und bei genügend Nahrung kann der Fichtenkreuzschnabel selbst mitten im Winter brüten!

Mit seiner kräftigen Färbung, die zwischen rot (Männchen) und gelbgrün (Weibchen) variiert, und dem grossen Schnabel erinnert der Fichtenkreuzschnabel an einen Papagei. Der spezielle Schnabel ist an das Öffnen von Fichtenzapfen angepasst. Man unterscheidet zwischen «rechts-» oder «linksschnäbligen» Vögeln, je nachdem, wie die Schnabelspitzen gekreuzt sind.

100 JAHRE EINSATZ FÜR DIE VOGELWELT

Die Vogelwarte wurde 1924 als Beringungszentrale gegründet, um den Vogelzug zu untersuchen. Sie hat sich seither zu einem Kompetenzzentrum für die Erforschung und den Schutz unserer einheimischen Vögel entwickelt. 2024 feiert sie ihr 100-jähriges Bestehen mit zahlreichen Veranstaltungen und einem Buch über ihre Geschichte.

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Zwischen Klippen und Kornfeldern

12. Oktober 2023

Die Wahl ist getroffen: Ganz schlicht und farblich minimalistisch, aber dennoch ausdrucksstark, präsentieren sich die Siegerbilder der 12. Ausgabe des Fotowettbewerbs der Schweizerischen Vogelwarte. Sie wurden in Partnerschaft mit der Canon AG und weiteren Partnern für einzelne Kategorien ausgezeichnet und können auf photo.vogelwarte.ch bestaunt werden.

Sempach. – Anlässlich des Fotowettbewerbs 2023 gingen bei der Vogelwarte über 8500 Bilder ein. Aus diesen Fotos stach Andreas Volz’ Mauerläufer heraus und wurde zum Gesamtsieger gekürt. Das Foto, das in den österreichischen Alpen aufgenommen wurde, fand einhellig Zustimmung. Jurymitglied Flurin Leugger meint dazu: «Es ist der Kontrast zwischen dem farbenfrohen, scharfen Vogel und den verschwommenen Klippen im Hintergrund, die das Foto besonders gelungen machen. Es ist ausserdem technisch äusserst anspruchsvoll, einen gelungenen Mitzieher dieses Vogels mit seinem wellenförmigen Flug zu machen.»

In der Naturfotografie sehr beliebt ist die perspektivische Darstellung eines Vogels in seinem Lebensraum. Ein Beispiel dafür liefert das Bild von Christoph Kaula, der mit seiner akrobatischen Alpendohle die Kategorie «Aktion» gewann. Sein schwarz-weisses Foto im quadratischen Format – laut Martin Wieser, dem Vertreter von Canon, eine ungewöhnliche und mutige Entscheidung – setzt den alpinen Lebensraum dieser Art perfekt in Szene. Auch László Tóth entschied sich für ein Schwarz-Weiss-Bild: Mit einem Kranich, dessen Kopf aus einem Kornfeld ragt, errang er den Sieg in der Kategorie «Allgemein». Für Christine Sersch, Vorstandsmitglied der Naturfotografen Schweiz, ist dies eine ungewöhnliche Perspektive auf ein beliebtes Fotomotiv. Lobend erwähnt sie auch den Kontrast und die Struktur des Fotos und den Eindruck von Sanftheit, der durch die Ähren entsteht.

Auch das Gewinnerbild der Kategorie «Emotion» zeigt zwar eine oft abgelichtete Szene, sie ist deshalb aber nicht weniger atemberaubend: Bergfinken, die sich in einem riesigen Schlafplatz auf den Bäumen versammeln. Es ist ein aussergewöhnliches Spektakel, das Christoph Kaula besonders stimmungsvoll eingefangen hat. Die Komposition ist mit einer vertikalen Struktur auf horizontaler Ebene äusserst komplex, wie Nicolas Blanc erklärt, der als Vorstandsmitglied der Association suisse des photographes et cinéastes naturalistes der Jury angehörte. Die Vögel wirkten wie die Herbstblätter der Bäume, die vom Winde verweht werden.

Fotowettbewerb 2023 der Schweizerischen Vogelwarte Sempach

Faszination durch die Kunst der Fotografie: Das ist der Grundgedanke hinter dem Fotowettbewerb der Schweizerischen Vogelwarte. Sie möchte damit die Schönheit und Vielfalt unserer gefiederten Freunde aufzeigen und die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit erregen, um ihren Bemühungen zum Schutz und zur Erhaltung der Schweizer Vögel zum Erfolg zu verhelfen. Dies gilt ganz besonders für das kommende Jahr, in dem die Vogelwarte ihr 100-jähriges Bestehen feiert.

Die Fotos der Endauswahl sind auf photo.vogelwarte.ch zur Ansicht verfügbar. Hier finden Sie auch alle Angaben zum nächsten Fotowettbewerb, der im Mai 2024 stattfinden wird.

Jury

Nicolas Blanc, Vorstandsmitglied der Association suisse des photographes et cinéastes naturalistes;
Marcel Burkhardt, Projektleiter Schweizerische Vogelwarte;
Flurin Leugger, Naturfotograf;
Christine Sersch, Vorstandsmitglied der Naturfotografen Schweiz NFS;
Martin Wieser, Segment Development Manager bei Canon (AG).

Hauptpartner und Kategorienpartner
Hauptpartner: Canon (Schweiz) AG
Kategorienpartner : OM Digital Solutions GmbH («Aktion»); Sony Europe B.V. («Emotion»)

photo.vogelwarte.ch – Portfolio 11

Die besten Fotos in der Endauswahl des Wettbewerbs 2023 werden auch als Fotoband publiziert, der ab Mitte November unter www.vogelwarte.ch/shop erhältlich ist.

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© Schweizerische Vogelwarte
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Neues Federkleid für die Schweizerische Vogelwarte Sempach

19. September 2023

2024 feiert die Schweizerische Vogelwarte Sempach ihr 100-jähriges Engagement für die Vögel. Dafür hat sie sich ein neues Prachtkleid zugelegt: Neues Logo, neuer visueller Auftritt und neue Website.

Medienkontakt

Livio Rey
Schweizerische Vogelwarte
6204 Sempach
Tel. +41 41 462 97 14
livio.rey@vogelwarte.ch

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Sempach. – Die Schweizerische Vogelwarte Sempach wurde am 6. April 1924 als Beringungszentrale gegründet und unterstützte als Fachstelle die wissenschaftlichen Untersuchungen zum Vogelzug. Ein Jahrhundert später ist sie eine prosperierende Stiftung für Vogelkunde und Vogelschutz, die mithilfe modernster Technologien die Vögel untersucht und sich für ihren Schutz einsetzt. Sie beschäftigt heute über 150 Mitarbeitende.

In ihrem hundertjährigen Bestehen zierten bereits mehrere Logos die Vogelwarte:

Das 100-Jahr-Jubiläum ist ein geeigneter Zeitpunkt, um frisch gemausert ins neue Jahrhundert zu fliegen. Das neue Logo der sechsten Generation ist symmetrisch aufgebaut. In Rot und Weiss gehalten nimmt es Bezug zum Schweizer Wappen und symbolisiert unseren landesweiten Einsatz für die einheimische Vogelwelt. Der Vogel wird aerodynamischer und bringt die Leistungsfähigkeit der Vogelwarte zum Ausdruck.

Trotz neuem Auftreten bleiben die Werte und Ziele dieselben. Die Vogelwarte erforscht und fördert nach Kräften die Vogelwelt getreu unserer Vision, die heimische Vogelwelt zu verstehen und sie in ihrer Vielfalt für kommende Generationen zu bewahren.

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Kleiner Steinschmätzer in grossen Höhen unterwegs

16. August 2023

Auch wenn der Sommer noch im Gange ist – für viele Vögel hat der Zug in die afrikanischen Winterquartiere bereits begonnen. Unter ihnen befindet sich auch der in Berggebieten brütende Steinschmätzer. Auf seiner 4500 Kilometer langen Reise, die rund 30 Tage dauert, kann der kleine Vogel auf eine Höhe von über 5000 Meter aufsteigen. Dies zeigt eine neue Studie der Vogelwarte.

Sempach. – Eine wichtige Grundlage für den Schutz und den Erhalt von Zugvögeln sind Kenntnisse darüber, wo sich die Vögel im Laufe des Jahres aufhalten. Dank neuartigen Geolokatoren, die den Luftdruck messen, erfuhren Forschende bei Untersuchungen zum Steinschmätzer nun mehr zu dessen Zugverhalten und den von ihm genutzten Rastgebieten. Auch zur Anpassungsfähigkeit dieses Bergvogels an das Hochgebirge enthüllten die Aufzeichnungsgeräte Erstaunliches.

Geolokatoren wiegen kaum mehr als ein Gramm und eröffnen daher neue Möglichkeiten, um den Lebenszyklus von «Leichtgewichten» unter den Vögeln wie dem Steinschmätzer zu erforschen. Auf ihrem Weg in die Sahelzone Afrikas legen Steinschmätzer offensichtlich kurze Zwischenstopps auf den Mittelmeerinseln und eine längere Rast zum «Auftanken» in den Höhen des Atlasgebirges ein. Unterwegs sind sie hauptsächlich nachts und in Höhenlagen, die zwischen 2000 und 4000 Metern schwanken. Das festgestellte Maximum der Flughöhe lag bei 5150 Metern: eine reife Leistung für einen nur 25 Gramm schweren Vogel.

Ausserdem deckte die Untersuchung der lokalen Bewegungen im Brutgebiet ein unerwartetes Verhalten auf: Um bei der Rückkehr im Frühling mit den schwierigen Bedingungen im Hochgebirge zurechtzukommen, fliegen Steinschmätzer bei Schneefällen tagsüber zur Nahrungssuche ins Tal und anschliessend wieder zurück ins Gebirge.

Quelle
Rime, Y., Nussbaumer, R., Briedis, M., Sander, M. M., Chamberlain, D., Amrhein, V., Helm, B., Liechti, F. & Meier, C. M. (2023). Multi-sensor geolocators unveil global and local movements in an Alpine-breeding long-distance migrant. Movement Ecology, 11:19. https://doi.org/10.1186/s40462-023-00381-6.

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Erste Brut des Kuhreihers in der Schweiz

27. Juli 2023

Die Schweiz hat einen neuen Brutvogel: Zum ersten Mal hat der Kuhreiher in unserem Land gebrütet. Dies ist der Höhepunkt einer längeren Entwicklung. Schon seit einigen Jahren werden immer mehr der kleinen weissen Reiher bei uns beobachtet.

Sempach. – Der Kuhreiher zeigt die wohl spektakulärste Ausbreitungsgeschichte aller Vögel. Noch bis ins 19. Jahrhundert kam er nur in Afrika südlich der Sahara vor. Danach folgte eine beispiellose weltweite Ausbreitung: Er besiedelte alle Kontinente ausser der Antarktis und wurde auch in Europa sesshaft, wo mittlerweile rund 90 000 Paare brüten.

Diese Ausbreitung in Europa machte sich auch in der Schweiz bemerkbar: Innert weniger Jahre hat er sich vom seltenen Frühlingsgast zur ganzjährig vorkommenden Art gemausert. Wahrscheinlich aus einer Gruppe von fast 40 im Tessin überwinternden Kuhreihern hat sich in diesem Jahr nun sogar ein Paar gebildet und erfolgreich eine Brut mit vier Jungen aufgezogen – zum ersten Mal in der Schweiz.

Dass die Kuhreiher in einem Schutzgebiet brüten, zeigt, dass sie trotz Anpassungsfähigkeit zur Brutzeit sensibel auf Störungen reagieren. Weitere Reiherarten stehen vor den Toren der Schweiz und könnten bei uns brüten – wenn Feuchtgebiete renaturiert und vor Störungen geschützt werden.

Aufschwung der Stelzvögel

Seit einigen Jahren zeigen verschiedene Stelzvögel eine markante Bestandszunahme in der Schweiz. Weitere Informationen dazu finden Sie im Brutvogelatlas 2013-2016 unter www.vogelwarte.ch/de/atlas/focus/neuer-aufschwung-der-schreitvoegel und im Themenheft der Vogelwarte über die Stelzvögel: www.vogelwarte.ch/de/shop/broschueren/stelzvoegel.

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Vögel und die Hitze

11. Juli 2023

In den letzten Tagen war es aussergewöhnlich heiss. Nicht nur wir Menschen spüren die Auswirkungen der aktuellen Wetterlage, auch die Vögel müssen sich mit den hohen Temperaturen arrangieren. Zwar sind sie dafür gut gerüstet, dennoch können wir unsere gefiederten Freunde unterstützen: Einheimische Büsche im Garten spenden Schatten, und Vogelbäder mit täglich frischem Wasser werden gerne besucht.

Sempach. – Derzeit haben die hohen Temperaturen die Schweiz fest im Griff. Nicht nur die Menschen, auch die Natur muss mit der Hitze zurechtkommen. Die Vögel müssen sich ebenfalls damit arrangieren, sie haben aber Anpassungen, die ihnen das Leben bei hohen Temperaturen erleichtern.

Vögel haben eine Körpertemperatur von rund 41°C und tolerieren Hitze deshalb weit besser als Menschen. Zudem verkraften sie eine Zunahme der Körpertemperatur auf bis zu 46°C in der Regel gut. Vögel verlieren sehr wenig Flüssigkeit, da ihr Kot sehr wenig Wasser enthält.

Zudem können Vögel im Gegensatz zu uns Menschen nicht schwitzen. Das mindert den Flüssigkeitsverlust zusätzlich, erschwert aber die Abkühlung. Um sich abzukühlen, hecheln Vögel wie Hunde. Beim Ein- und Ausatmen durch den offenen Schnabel verdunstet Wasser, wodurch Wärme abgegeben wird. Zusätzlich bewegen sich Vögel bei hohen Temperaturen weniger, verlegen die Aktivität in die kühleren Morgen- und Abendstunden, suchen vermehrt schattige Plätze auf und baden und trinken häufiger.

Um den Vögeln zu helfen, sind im Garten nun einheimische Büsche und Sträucher wertvoll. Sie liefern Schatten, kühlen die Umgebung und liefern Nahrung in Form von Insekten. Dasselbe gilt für begrünte Aussenfassaden.
Sorgen, dass die Vögel verdursten könnten, muss man sich keine machen, da sie leicht zur nächsten Wasserstelle fliegen können. Ein Vogelbad wird aber in der Regel gerne angenommen. Wichtig ist, dass das Wasser mindestens einmal täglich gewechselt wird, damit die Hygiene gewährleistet ist. So kommen unsere Vögel ohne grössere Probleme durch diese Hitzewelle.

Was tun mit einem Mauersegler?

An heissen Sommertagen werden aus den Nestern gefallene junge Mauersegler am Boden gefunden. Die jungen Mauersegler leiden unter Hitzestress, wenn es in den Nestern unter Dachziegeln tagsüber mehr als 50 °C heiss wird. Die noch nicht flugfähigen Jungvögel versuchen dann der Hitze auszuweichen, verlassen das Nest vorzeitig und landen unsanft am Boden. Ohne Hilfe würden sie sterben, da sie ausserhalb des Nestes von ihren Eltern nicht weiter gefüttert werden. Sie sollten daher in eine Pflegestation gebracht werden, wo sie fachkundig versorgt werden können.
Weitere Informationen: www.vogelwarte.ch/was-tun-mit-einem-mauersegler

Vogelfreundlicher Garten

Vogelfreundliche Gärten können die Lebensbedingungen für Vögel erheblich verbessern. Solche Gärten zeichnen sich durch einheimische Pflanzen, vielfältige und naturnahe Lebensräume und eine selektive, fachgerechte Pflege aus.
Weitere Informationen: www.vogelwarte.ch/garten

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Waldgeist mit dem weissesten Weiss

04. Juli 2023

Die Waldschnepfe lebt heimlich und ist hauptsächlich nachtaktiv. Als regelrechter «Waldgeist» bekommt man sie kaum zu Gesicht. Umso erstaunlicher ist, dass ihre weissen Schwanzfedern das Restlicht so stark reflektieren, wie sonst keine andere Vogelfeder.

Sempach. – Sie ist nachtaktiv und lebt äusserst zurückgezogen in feuchten Wäldern: die Waldschnepfe. Als «Waldgeist» ist sie kaum je zu beobachten, meist entdeckt man sie nur beim Aufscheuchen von einem Wanderweg und sieht gerade noch einen taubengrossen, braungesprenkelten Vogel davonfliegen.

Einzig während der Balzzeit kann man die Waldschnepfe etwas einfacher feststellen, wenn die Männchen auf gemeinsamen Plätzen beim sogenannten «Schnepfenstrich» um die Weibchen buhlen. Um auch im Mondlicht für potenzielle Partner sichtbar zu sein, präsentieren dann sowohl Männchen als auch Weibchen ihre weissen Schwanzspitzen. Ein Forschungsteam unter Beteiligung des Federspezialisten und ehemaligen Wissenschaftlichen Leiters der Schweizerischen Vogelwarte Lukas Jenni konnte nun eine Besonderheit zeigen: Die Schwanzspitzen der Waldschnepfe reflektieren aufgrund ihrer Struktur so viel Licht wie keine andere Feder. Sie stellen somit das weisseste Weiss der gesamten Vogelwelt dar.

Die Waldschnepfe zeigt exemplarisch, wie viele faszinierende Dinge es auch in unserer einheimischen Vogelwelt noch zu entdecken gibt. Dabei ist die Waldschnepfe bei uns bedroht. Auf der Roten Liste wird sie als verletzlich geführt, zudem ist sie eine Prioritätsart für die Artenförderung. In den letzten 30 Jahren ist sie praktisch vollständig aus tiefergelegenen Regionen verschwunden, in höheren Lagen ist der Bestand noch stabil. Mögliche Gründe dafür sind etwa die Verdichtung der Wälder oder Störungen.

Ausserdem ist die Waldschnepfe in der Schweiz immer noch jagdbar. Den geschätzten 1000–4000 Männchen der Schweizer Brutpopulation stehen 1500–2500 Waldschnepfen gegenüber, die jeden Herbst geschossen werden. Selbst wenn es sich wohl hauptsächlich um durchziehende Vögel aus Nord- und Osteuropa handelt: Auch in der Schweiz müssen für den Erhalt dieser Art neben Lebensraumaufwertungen auch Einschränkungen der Jagd umgesetzt werden. Zur Diskussion stehen beispielsweise eine Ausdehnung der Schonzeit bis Mitte November oder niedrigere Abschussquoten. Dann werden wir auch in Zukunft das weisseste Weiss der Vogelwelt in unserem Land bewundern können – sofern sich der scheue Waldgeist denn zeigen will.

Quellen

Dunning, J., A. Patil, L. D’Alba, A. L. Bond, G. Debruyn, A. Dhinojwala, M. Shawkey & L. Jenni (2023): How woodcocks produce the most brilliant white plumage patches among the birds. Journal of the Royal Society, Interface 20: 20220920. https://doi.org/10.1098/rsif.2022.0920.

Bohnenstengel, T., V. Rocheteau, M. Delmas, N. Vial, E. Rey, B. Homberger & Y. Gonseth (2020): Projet national sur la Bécasse des bois. Rapport final. Info fauna, Neuchâtel (nur auf französisch).

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© Marcel Burkhardt
Gänsegeier
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Faszinierende Geier sind wieder da

31. Mai 2023

Früher war die Sichtung eines Gänsegeiers in der Schweiz aussergewöhnlich, doch seit rund zehn Jahren kreisen sie wieder regelmässig bei uns am Himmel. Weltweit sind viele Geierarten vom Aussterben bedroht. Die Rückkehr des Gänsegeiers in Europa ist dagegen eine Erfolgsgeschichte des Naturschutzes.

Medienkontakt

Livio Rey
Schweizerische Vogelwarte
6204 Sempach
Tel. +41 41 462 97 14
livio.rey@vogelwarte.ch

Daniel Hegglin
Stiftung Pro Bartgeier
8003 Zürich
Tel. 079 352 75 46
daniel.hegglin@swild.ch

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Sempach. – In den 1960er Jahren war der Gänsegeier aus Westeuropa praktisch verschwunden und kam nur noch in Spanien vor. Dank einem Wiederansiedlungsprojekt in Frankreich in den 1980er Jahren nahm der Bestand dort zu, so dass aktuell wieder über 3000 Paare in Frankreich brüten.

Zwar wurden schon immer Gänsegeier bei uns beobachtet, auch aus Spanien und dem Balkan. Das französische Wiederansiedlungsprojekt hat aber zu deutlich mehr Beobachtungen bei uns geführt. Mittlerweile dürften einige Hundert Gänsegeier den Sommer in unseren Bergen verbringen. Da es sich aber hauptsächlich um Jungvögel handelt, gibt es jedoch keine Bruten in der Schweiz. Auch historisch ist der Gänsegeier bei uns nicht als Brutvogel bekannt.

Die Reise zu uns stellt für die begnadeten Flieger keine Herausforderung dar: Ausgerüstet mit einer gewaltigen Flügelspannweite von über 2,5 Metern kann ein Gänsegeier in der Thermik segelnd mehrere Hundert Kilometer an einem Tag zurücklegen! Diese Eigenschaft ist eine Anpassung an sein Nahrungsverhalten. Als Aasfresser muss der Gänsegeier oft weite Strecken fliegen, bis er einen Kadaver findet. Bei der Nahrungssuche helfen ihm auch seine scharfen Augen:

Der Gänsegeier ist in der Lage, ein 30 cm grosses Nahrungsstück noch aus über 3,5 Kilometer Entfernung zu erkennen. Trotz dieser Sehkraft finden Gänsegeier bei weitem nicht täglich Nahrung. Dank grosser Fettdepots kann ein ausgewachsener Gänsegeier jedoch ohne Weiteres zwei bis drei Wochen ohne Nahrung überleben.

Trotz dieser faszinierenden Eigenschaften geniessen Geier nicht den besten Ruf. Sie gelten als todbringend und schmutzig. Doch nichts könnte weiter von der Wahrheit entfernt sein: Durch die rasche Kadaverwertung sorgen Geier dafür, dass verwesendes Fleisch schnell beseitigt wird und sich krankheitserregende Mikroorganismen nicht ausbreiten. Sie können damit eine wichtige ökologische Funktion erfüllen.

Der Rückgang verschiedener Geierarten in Afrika und Asien, etwa durch Abschüsse und Vergiftungen, ist daher besorgniserregend. Umso mehr sollten wir uns bei dieser Erfolgsgeschichte des Naturschutzes darüber freuen, dass nach der erfolgreichen Wiederansiedlung des Bartgeiers in den Alpen nun auch der Gänsegeier regelmässig bei uns zu beobachten ist.

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Der Schneesperling – Ein Kältespezialist im Klimawandel

24. Mai 2023

Weniger hochwertige Nahrung und weniger Platz: Dies sind die Probleme, mit denen der Schneesperling in der Schweiz zukünftig zu kämpfen haben könnte. Seine Zukunft hängt davon ab, was wir tun, um die Auswirkungen des Klimawandels abzuschwächen.

Sempach. – In den letzten 35 Jahren hat der Klimawandel den Zeitpunkt der Schneeschmelze um durchschnittlich 26 Tage nach vorne verschoben. Für den Schneesperling, der die Nestlingsnahrung grossteils an den Rändern der schmelzenden Schneefelder sucht, wird diese vorzeitige Schneeschmelze zunehmend zum Problem. Seine Bestände sind seit den 1990er Jahren um fast 15 % zurückgegangen.

Im Rahmen eines mehrjährigen Forschungsprojekts will die Vogelwarte mehr über den Schneesperling und seine Lebensraumansprüche erfahren. Bereits bekannt ist, dass Schneesperlinge vermehrt an Orten brüten, in denen der Schnee später schmilzt als an anderen Standorten in vergleichbarer Höhenstufe. Das durchschnittliche Schlupfdatum hat sich allerdings trotz einer deutlichen Verschiebung der Schneeschmelze über 20 Jahre kaum verändert. Dies beeinflusst die Qualität der Nahrung, die für die Aufzucht der Jungen zur Verfügung steht, und wirkt sich negativ auf die Entwicklung der Jungen aus.

Auch über die Betrachtung der Schneefeldränder hinaus führt das wärmere Klima dazu, dass der verfügbare Lebensraum für hochalpine Arten schrumpft. Mehr als die Hälfte von ihnen haben ihr Verbreitungsgebiet in den letzten 20 Jahren im Durchschnitt um 75 Meter nach oben verschoben. Mit einer Fläche, die zu 70 % aus Bergen besteht, trägt die Schweiz eine grosse internationale Verantwortung für typische Bergarten. So brütet beispielsweise jeder sechste europäische Schneesperling in der Schweiz.

Ressourcen

Hören Sie auch unseren Podcast zu unserem Forschungsprojekt über den Schneesperling: www.vogelwarte.ch/de/vogelwarte/news/podcast

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Hochwertige Biodiversitätsförderflächen als Chance

09. Mai 2023

Biodiversitätsförderflächen im Ackerland sind wichtige Lebensräume für viele, teilweise selten gewordene Tierarten. Ab 2024 sind sie deshalb auf mindestens 3,5 % der Ackerfläche vorgeschrieben. Jetzt ist der ideale Zeitpunkt, um solche Elemente zu planen. Davon profitiert nicht nur die Tierwelt, auch aus agronomischer Sicht bieten hochwertige Förderflächen Vorteile.

Sempach. – Seit Jahrhunderten ist das Kulturland Lebensraum für Vogelarten wie Wachtel, Feldlerche und Grauammer, aber auch für weitere Tiere wie beispielsweise den Feldhasen. Durch Intensivierungsprozesse haben sich in den letzten Jahrzehnten jedoch vielerorts die Lebensbedingungen für diese Tiere zum Schlechteren verändert. Als Folge davon sind viele auf das Kulturland spezialisierte Arten selten geworden oder sogar bereits ganz verschwunden. Biodiversitätsförderflächen (BFF) sind deshalb zu wichtigen Refugien für die Tier- und Pflanzenwelt geworden. In Ackergebieten wurden solche Elemente aber bisher nur selten umgesetzt. Dies ändert sich nun: Ab 2024 schreibt der Bund auf Ackerflächen mindestens 3,5 % BFF vor.

Damit bieten sich für die Biodiversität, aber auch für die Landwirtschaft grosse Chancen. Dies gilt ganz besonders dann, wenn hochwertige BFF angelegt werden, wie beispielsweise Buntbrachen oder Säume auf Ackerland. Diese weisen eine hohe Vielfalt an Wildpflanzen auf und ziehen deshalb Insekten an, die für die Bestäubung der Kulturen wichtig sind. Auch können sich in den Förderflächen räuberisch lebende Kleintiere wie Spinnen, Laufkäfer oder Raubwanzen vermehren, die unerwünschte Insekten wie Blattläuse in den Produktionsflächen vertilgen. So entsteht ein natürliches Gleichgewicht. Die Nutzpflanzen sind robuster und bringen mehr Ertrag. Weiter können Pflanzenschutzmittel eingespart werden.

Durch die Vielfalt an Insekten, Blüten und Pflanzensamen entsteht zudem ein optimales Nahrungsangebot für zahlreiche Vogelarten. Zudem bleiben hochwertige BFF das ganze Jahr über bestehen und bieten Wildtieren nicht nur eine sichere Kinderstube zur Aufzucht ihres Nachwuchses, sondern auch Rückzugsorte im Winter. So haben Feldlerche, Feldhase und Co. wieder bessere Überlebenschancen.

Die Schweizerische Vogelwarte erinnert deshalb daran: Jetzt ist der ideale Zeitpunkt, um solche Flächen zu planen. Lassen wir die Chance nicht ungenutzt verstreichen, denn von hochwertigen BFF im Ackerland profitieren längst nicht nur Vögel und andere Wildtiere, sondern auch wir Menschen.

Hochwertige Biodiversitätsförderflächen im Ackerland
  • Buntbrachen & Rotationsbrachen:
    Mehrjährige, in die Fruchtfolge integrierte Flächen mit Ackerwildkräutern
  • Säume auf Ackerland:
    Dauerhafte, streifenförmig angelegte Flächen mit Ackerwildkräutern
  • Mehrjährige Nützlingsstreifen:
    Streifenförmig angelegte Flächen mit Wildblumen
Weiterführende Informationen

Positionspapier «Biodiversitätsförderflächen auf Acker»:
vogelwarte.ch/bff-auf-acker

Faktenblatt «Ökologischer Nutzen von Biodiversitätsförderflächen auf Acker»:
vogelwarte.ch/oekologischer-nutzen-acker-bff

Biodiversitätsförderung auf dem Landwirtschaftsbetrieb:
agrinatur.ch

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Hände weg von Jungvögeln

11. April 2023

Viele Jungvögel verlassen das Nest, bevor sie richtig fliegen können. Sie werden jedoch von ihren Eltern weiterhin gefüttert und beschützt. Wer in nächster Zeit ein auf dem Boden sitzendes Vögelchen findet, muss sich erst einmal keine Sorgen machen – in der Regel braucht es keine Hilfe.

Sempach. – Derzeit sind viele Vögel mit Brüten oder der Versorgung der Nestlinge beschäftigt. Mancherorts haben die ersten Jungvögel bereits das Nest verlassen. Bei einigen Vogelarten, unter ihnen Amsel und Hausrotschwanz, wagen die Jungen den Sprung aus dem Nest bereits, bevor sie richtig fliegen können. Dadurch verringert sich das Risiko, dass eine Brut ganz verloren geht, wenn etwa ein Fressfeind das Nest entdeckt.

Selbst wenn sie noch nicht richtig fliegen können, so sind Jungvögel gut für das Überleben ausserhalb des Nests gerüstet. Sie dürfen zudem weiterhin auf die elterliche Fürsorge zählen und werden noch einige Zeit mit Nahrung versorgt. Jungvögel benötigen daher meist keine menschliche Hilfe. Es wäre sogar falsch, sie mitzunehmen, da selbst die kompetenteste Pflegeperson die Aufzucht nie so geschickt meistert wie die Vogeleltern.

Manchmal landen Jungvögel bei ihrem ersten Ausflug allerdings an einem unglücklichen Ort, beispielsweise auf einer Strasse oder in unmittelbarer Nähe einer Katze. Befindet sich ein Jungvogel in akuter Gefahr, so ist ein wenig Unterstützung sinnvoll. Dabei reicht es, den Vogel in ein nahe gelegenes Gebüsch zu setzen. Der Geruch des Menschen stört die Vogeleltern nicht. Auch angefasste Jungvögel werden weiterhin umsorgt.

Ist man unsicher, ob die Vogeleltern in der Nähe sind, so beobachtet man den Jungvogel aus mindestens 50 m Distanz. Wenn er während einer Stunde nicht von den Eltern mit Futter versorgt wird, empfiehlt es sich, mit einer Pflegestation Kontakt aufzunehmen. Der Gang zu einer Pflegestation wird zudem dann nötig, wenn man verletzte Vögel oder kaum befiederte Nestlinge am Boden auffindet. Da die Haltung und Pflege einheimischer Singvögel nicht nur Fachwissen, sondern auch eine kantonale Bewilligung erfordert, ist auf eine Aufzucht zu Hause zu verzichten.

Wann braucht ein Jungvogel Hilfe?

Gelegentlich kommt es vor, dass Vogelkinder tatsächlich zu früh aus dem Nest fallen. Solche Pechvögelchen sind verloren, wenn sie nicht in eine Pflegestation gebracht werden. Man erkennt sie daran, dass sie nicht herumhüpfen können und meist kaum befiedert sind.
Ist man unsicher, ob es sich wirklich um einen zu früh aus dem Nest gefallenen Jungvogel handelt, so empfiehlt es sich, ihn zu fotografieren und sich bei einer Pflegestation nach einer Einschätzung zu erkundigen.

Die Schweizerische Vogelwarte Sempach betreibt eine eigene Pflegestation. Diese kann unter Tel. 041 462 97 00 (Mo-Fr 8-12 Uhr und 13.30-17 Uhr) erreicht werden; an Wochenenden und Feiertagen ist ein Pikettdienst organisiert (9-12 Uhr und 13.30-17 Uhr).

Vogel gefunden – was tun?

Es kommt gelegentlich vor, dass man einen Vogel findet, der nicht wegfliegt. In gewissen Fällen braucht der Vogel die professionelle Hilfe einer Pflegestation, in anderen ist ein Eingreifen hingegen nicht nötig. Ein Entscheidungsbaum soll helfen, auf die häufigsten Situationen richtig zu reagieren.

Weitere Informationen: vogelwarte.ch/vogel-gefunden

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Für das Alpenschneehuhn wird es eng

23. Januar 2023

Das Alpenschneehuhn ist besonders vom Klimawandel betroffen. Sein Lebensraum schrumpft wegen des Anstiegs der Waldgrenze, und neue Tourismusprojekte im Hochgebirge drohen noch mehr Störung in die Alpen zu bringen.

Sempach. – Der viel zu milde Winter hat Diskussionen angestossen, die auch das Alpenschneehuhn betreffen und ihm schaden könnten: Infrastruktur für Wintersportanlagen sollen in immer höheren Lagen gebaut werden, notfalls auch auf Kosten des Naturschutzes. Für den Fortbestand des Alpenschneehuhns in der Schweiz gilt es aber, die verbleibenden vielfältigen Lebensräume zu erhalten und vor Wintersport-Infrastrukturen freizuhalten und menschliche Störungen zu minimieren. Sonst droht das Alpenschneehuhn langfristig aus den Alpen zu verschwinden.

Schwindender Lebensraum und mehr Störungen

In seinem Revier benötigt das Alpenschneehuhn offene Gebiete mit wenig Vegetation und eine hohe Vielfalt an Steinen und Felsformationen. Lebensräume mit Skipisten, Bäumen, einer dichten Vegetation oder sogar Wald in der Nähe werden kaum besiedelt. Mit den immer höheren Temperaturen steigt allerdings die Baumgrenze an, was den Lebensraum des Alpenschneehuhns verkleinert. Die letzten verbleibenden Naturräume im Hochgebirge für den Ausbau von Wintersportanlangen zu opfern wäre fatal, ganz zu schweigen von den zusätzlichen Störungen durch die zunehmende Präsenz des Menschen in Winter und Sommer.

Negativer Bestandstrend und internationale Verantwortung

Weniger verfügbarer Lebensraum und sinkende Bestände führen zu einer Isolation der Populationen voneinander – ein ideales Rezept, um das Aussterben zu beschleunigen. Und tatsächlich: Seit Mitte der 1990er Jahre ist der Bestand um rund ein Drittel zurückgegangen. Auch wenn in den letzten Jahren keine weiteren Rückgänge festgestellt wurden, sind die langfristigen Aussichten für das Alpenschneehuhn schlecht. Dabei trägt die Schweiz eine hohe internationale Verantwortung für das Überleben dieser Art – immerhin brüten 40 % der mitteleuropäischen Population in unserem Land.

Vier Regeln für mehr Natur

Schneesport zu betreiben und Rücksicht auf die Natur zu nehmen ist möglich, indem man:

  • Wildruhezonen und Wildschutzgebiete respektiert,
  • auf markierten Wegen bleibt und sich an bezeichnete Routen hält,
  • Waldränder und schneefreie Flächen meidet,
  • Hunde an der Leine führt.

Weitere Informationen:

natur-freizeit.ch

vogelwarte.ch/im-land-der-unbegrenzten-freizeitmoeglichkeiten

Tagung der Vogelwarte «Vögel im Einfluss des Menschen»

Die nächste Tagung der freiwilligen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Schweizerischen Vogelwarte findet am 28. und 29. Januar in Sursee LU statt. Thema sind die «Vögel im Einfluss des Menschen». Medienschaffende können sich bei Interesse an einer Teilnahme der Tagung gerne bei der Kontaktperson unten melden.

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© Dirk Hoogenstein
Weissstorch
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Klimaerwärmung und Biodiversitätsverlust zusammen angehen

11. Dezember 2022

Klimaerwärmung und Biodiversitätsverlust dürfen nicht gegeneinander ausgespielt werden. Mit den richtigen Massnahmen können beide Krisen Hand in Hand angegangen werden.

Die Folgen der Coronapandemie und der Angriffskrieg der russischen Führung in der Ukraine verlangen momentan gleichzeitig nach Lösungen und erhalten – zurecht – auch viel Aufmerksamkeit. Daneben drohen aber die Klimakrise und der Notstand bei der Biodiversität vergessen zu gehen. Da rächt sich, dass diese chronischen Probleme bislang nur halbherzig angegangen wurden. Dabei wird schon seit mindestens fünfzig Jahren vor dem Rückgang der Vielfalt an Pflanzen und Tiere gewarnt, und auch über die menschgemachte globale Erwärmung herrscht seit dreissig Jahren Konsens in der Wissenschaft.

Jetzt gilt es, Klima und Biodiversität gleichzeitig zu retten. Die Schweiz soll einerseits mehr Energie sparen und mehr einheimische erneuerbare Energie produzieren. Andererseits muss sie die letzten natürlichen Lebensräume schützen und mehr naturnahe Lebensräume schaffen. Beides braucht Platz, und die Zeit drängt.

Doch überhastet unberührte Berglandschaften zu erschliessen und mit Solarpanels zuzupflastern, wäre verheerend. Einzigartige Naturlandschaften werden so zerstört, und der Lebensraum unzähliger bedrohter Wildtiere wird entwertet. Auch wenn es der bequemste Weg wäre, sind solche Schnellschüsse daher keine Lösung. Es stehen nämlich unzählige versiegelte Siedlungsflächen für den Ausbau der Solarenergie zur Verfügung. Zudem entsteht so der Strom gleich dort, wo er auch verbraucht wird. Das Bundesamt für Energie BFE schätzt das Potenzial für Solarstrom allein auf Schweizer Gebäuden auf jährlich 67 Terawattstunden. Das ist mehr als der jährliche Stromverbrauch der Schweiz!

Bei der Bereitstellung der ökologischen Infrastruktur, Vorrangflächen für die Natur, sind sogar Win-Win-Lösungen für Klima und Biodiversität möglich. Ein gutes Beispiel dafür ist die Wiedervernässung von Moorböden: Sie dämpft die Klimaerwärmung und seine Folgen und fördert die Biodiversität. Jede vierte gefährdete Pflanzenart würde davon profitieren.

Die Reduktion des CO2-Ausstosses sowie der Schutz und die Renaturierung von Ökosystemen wirken gegen beide Krisen. Klimaschutz und die Förderung der Biodiversität gelingen dann am besten, wenn nicht Sektorialpolitik betrieben wird, sondern wenn diese Herausforderungen gemeinsam angegangen werden. Klima- und Biodiversitätskrise müssen gemeinsam gelöst werden und dürfen nicht gegeneinander ausgespielt werden. Ansonsten werden nachfolgende Generationen die Quittung für unsere jetzigen Entscheidungen erhalten.

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Zu Tisch bei Familie Vogel

30. November 2022

Vögel füttern stellt im Winter eine beliebte Beschäftigung dar. Für die Vögel ist die zusätzliche Nahrungsquelle oftmals willkommen. Damit die gut gemeinte Geste für die Vögel nicht zum Bumerang wird, muss die Fütterung fachgerecht erfolgen.

Sempach. – Wir Menschen empfinden den Winter oft als ungemütliche Jahreszeit; ganz besonders, wenn klirrende Kälte herrscht, der Wind über das Land peitscht oder längere Zeit Schnee liegt. Rasch denken wir dann auch an unsere gefiederten Freunde und beschliessen, die Vögel mit Futter zu unterstützen. Dabei taucht immer wieder die Frage auf, wie man dies am besten umsetzt.

Wann füttern?

In Zeiten mit Nahrungsmangel, also vornehmlich bei geschlossener Schneedecke, Eisregen oder Dauerfrost, kann die Zufütterung für Kleinvögel eine Überlebenshilfe darstellen.
Am besten füllt man das Futter abends rund 2 Stunden vor der Dämmerung auf, wobei nur so viel Futter eingefüllt werden sollte, dass es für 24 Stunden reicht.

Wie füttern?

Bei der Vogelfütterung ist Hygiene angezeigt. Eine wichtige Rolle spielt dabei die Auswahl eines passenden Futterhauses. Da es Krankheitserreger gibt, welche mit dem Kot von Vogel zu Vogel übertragen werden können, darf der Kot nicht in Kontakt mit dem Futter kommen. Es empfehlen sich daher vor allem Futterhäuser mit schmalen Krippen oder säulenförmige Futterautomaten. Das Gemisch aus Körnerresten und Kot, welches unter Futterhäusern jeweils anfällt, sollte regelmässig weggeräumt werden.
Wenn sich Vögel an einer Futterstelle versammeln, bleibt dies auch den Fressfeinden wie Katzen nicht verborgen. Damit die gut gemeinte Fütterung nicht zur Henkersmahlzeit wird, sollte die Futterstelle an einem übersichtlichen Ort platziert sein. Dennoch sind Zufluchtsorte wie Sträucher oder Bäume in der Nähe der Futterstelle wichtig, dies allerdings mit einem Abstand von ca. 2 bis 5 Metern, sodass die Übersicht gewährleistet ist.

Was füttern?

Das Futter sollte möglichst der natürlichen Nahrung der Vögel entsprechen. Für Finken, Sperlinge und andere Vogelarten, welche sich von Körnern und Sämereien ernähren, empfehlen sich Mischungen mit einem hohen Anteil an Hanfsamen oder Sonnenblumenkernen.
Ein Futterhaus wird jedoch nicht nur von Körnerfressern besucht. Auch sogenannte Weichfresser, darunter Amsel und Rotkehlchen, bedienen sich an einer Futterstelle. Ihnen kann man Äpfel, Weinbeeren, Haferflocken oder gehackte Baumnüsse anbieten.

Welchen Wert hat die Vogelfütterung?
  • Der grosse Wert der Vogelfütterung liegt insbesondere in den schönen Beobachtungen, welche ein Futterhaus ermöglicht. Getreu dem Spruch „was man liebt, das schützt man“ kann so der Grundstein für ein Natur- und Umweltbewusstsein gelegt werden.
  • Die bei uns überwinternden Vogelarten kommen mit den vorherrschenden Verhältnissen grundsätzlich gut zurecht. Bei harschen Bedingungen kann eine Futterstelle gewissen Kleinvögeln aber das Überleben erleichtern. Diese gehören jedoch zu Arten, welche nicht gefährdet sind.
  • Seltene oder gefährdete Vogelarten lassen sich mit einem Futterhaus nicht fördern, denn sie kommen kaum an die Futterstellen. Vorrangig für den Schutz einer artenreichen Vogelwelt ist deshalb die Erhaltung von vielfältigen und intakten Lebensräumen, welche auch den Insektenfressern unter den Vögeln im Sommer genügend Nahrung bieten.
Weitere Informationen

Video: youtu.be/Kr9jE1pLuiU
Merkblatt «Fütterung von Kleinvögeln»: vogelwarte.ch/fuetterung-von-kleinvoegeln
Die häufigsten Gäste an der Futterstelle: vogelwarte.ch/voegel-am-futterhaus

Vogelwarte-Futterhäuser

Futterhäuser, die allen Anforderungen entsprechen, können montiert oder als Bausatz bei der Schweizerischen Vogelwarte bestellt werden. Sie werden in geschützten Werkstätten der Stiftung Brändi aus FSC-zertifiziertem Holz hergestellt.
vogelwarte.ch/nisthilfen-und-futterhaeuser

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Sanft, mysteriös und technisch perfekt

11. Oktober 2022

Die Qualität der beim Fotowettbewerb der Schweizerischen Vogelwarte eingereichten Fotos wird immer höher, was die Auswahl der Gewinnerbilder umso schwieriger macht. Der diesjährige Sieger überzeugte die Jury mit einer technisch perfekten Aufnahme verschiedener Wasservögel in Grau- und Weisstönen.

Sempach. – Ein stoisch wirkender Silberreiher inmitten eines turbulenten Möwenschwarms. Das ist das Bild des Hauptgewinners Mateusz Piesiak. Die meisterhafte Aufnahme zeigt mehrere Ebenen von Schärfe und künstlerischer Unschärfe – ein echtes Kunststück. Das wird unter anderem durch den technischen Fortschritt ermöglicht, mit dem immer bessere Fotos aufgenommen werden können, erläutert Martin Wieser, Vertreter von Canon und Mitglied der Jury. Adrian Schmids Rauchschwalbe, die den ersten Platz in der Kategorie «Aktion» belegte, ist ebenfalls eine technische Meisterleistung, die von der Jury als «perfekt» bezeichnet wurde.

Die Naturfotografie ist sehr vielfältig und beinhaltet auch künstlerische und interaktive Aspekte, wie das Bild von Agnieszka Florczyk zeigt, das in der Kategorie «Allgemein» gewonnen hat. Mel Weber, Naturfotografin und Mitglied der Jury, meint dazu: «Es ist wie ein Wimmelbild! Je länger man das Bild betrachtet, desto mehr neue Elemente entdeckt man darin.» Die Jury lobte auch Matt Engelmanns Foto eines Storchenpaares, das den ersten Platz in der Kategorie «Emotion» belegte: Romantische Stimmung, gedämpftes Licht und ein Gefühl der Ruhe. Mit diesen Worten bezeichnete die Jury das künstlerische Bild.

Nicht alle Fotografien zeigen aber diese Sanftheit: Mit der Entscheidung, starke Fotografien – einige zeigen auch den Tod – in der Kategorie «Vogel und Mensch» zu prämieren, möchten die Jurymitglieder auf den mangelnden Respekt hinweisen, den der Mensch in seiner Beziehung zur Natur haben kann. Ist der tote Waldkauz auf dem Foto des Gewinners László Tóth ein düsteres Vorzeichen für das, was unsere Gesellschaft erwartet, wenn wir nicht jetzt etwas für den Erhalt der Artenvielfalt tun?

Fotowettbewerb 2022 der Schweizerischen Vogelwarte Sempach

Faszination durch die Kunst der Fotografie: Das ist der Grund für den Fotowettbewerb der Schweizerischen Vogelwarte. Sie möchte damit die Schönheit und Vielfalt unserer gefiederten Freunde aufzeigen und die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit erregen, um ihren Bemühungen zum Schutz und zur Erhaltung der Schweizer Vögel zum Erfolg zu verhelfen. Fast 9800 Bilder sind bei der Ausgabe 2022 eingereicht worden – ein Rekord. Die Fotos der Endauswahl sind auf photo.vogelwarte.ch zur Ansicht verfügbar. Hier finden Sie auch alle Angaben zum nächsten Fotowettbewerb, der im Mai 2023 stattfinden wird.

Jury

Marcel Burkhardt, Projektleiter Schweizerische Vogelwarte; Danièle Revaz Bays, Vorstandsmitglied der Association suisse des photographes et cinéastes naturalistes; Christine Sersch, Vorstandsmitglied der Naturfotografen Schweiz NFS; Mel Weber, Naturfotografin; Martin Wieser, Segment Development Manager bei Canon (Schweiz) AG.

Haupt- und Kategoriensponsoren

Hauptsponsor: Canon (Schweiz) AG
Kategoriensponsoren: Canon (Schweiz) AG («Vogel und Mensch»); OM Digital Solutions GmbH («Allgemein»); Panasonic Europe GmbH («Emotion»); Sony Europe B.V. («Aktion»)

photo.vogelwarte.ch – Portfolio 10

Die besten Fotos in der Endauswahl des Wettbewerbs 2022 werden auch als Fotoband publiziert, der ab Mitte November unter www.vogelwarte.ch/shop erhältlich ist.

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Globine und die Vögel

08. September 2022

Ein Buch mit grossem Herz für alle Vögel und die Natur! In Kooperation mit der Vogelwarte Sempach, die ein ornithologisches Auge auf Text und Bild geworfen hat.

Sempach. – Der Haselnusstee von Mathilda ist alle! Schnell muss neuer besorgt werden. Auf dem Weg ins Dorf sieht Globine wie eine Bäuerin auf ihrem Traktor von einem Vogel angegriffen wird. Warum bloss? Globine stoppt den Traktor und schaut sich um. Aha, die Vogelmutter will ihr Nest schützen. Das liegt im Gras verborgen. Damit beginnt eine turbulente Geschichte, in der Globine und ihre Freund:innen sich für die Vögel einsetzen. Natürlich fehlt es nicht an Spannung und waghalsigen Aktionen.

Shop

Buchvernissage an der Vogelwarte

Am 14. September um 11 Uhr wird «Globine und die Vögel» im Rahmen einer Buchvernissage im Besuchszentrum der Vogelwarte Sempach vorgestellt. Das Verlagsteam, die Vogelwarte, Globine höchstpersönlich sowie Illustrator Samuel Glättli werden vor Ort sein und für Fragen und Interviews zu Verfügung stehen.

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Ein aussergewöhnlicher Gast

29. August 2022

Bei Bergvögeln denkt man spontan an Alpendohle, Steinadler oder Schneehuhn. Zurzeit sind unsere Berge aber auch ein Rastplatz des Mornellregenpfeifers. Vertauschte Geschlechterrollen und sein zutrauliches Wesen machen den Watvogel zu einem aussergewöhnlichen Gast in unserem Land.

Sempach. – Ob Ornithologin oder Wanderer, wer auf einer Bergwanderung von einem Mornellregenpfeifer überrascht wird, ist entzückt. Der Durchzug des zutraulichen Watvogels ist einer der ornithologischen Höhepunkte im August. Mit seinem alpinen Rastplatz tanzt er aber ziemlich aus der Reihe: Seine nahen Verwandten, etwa der Kiebitz, sind vor allem in den Feuchtgebieten des Mittellandes anzutreffen.

Der Mornellregenpfeifer brütet hauptsächlich in Skandinavien und macht auf dem Zug in seine nordafrikanischen Winterquartiere Rast in den Schweizer Bergen. Eine Begegnung mit dem hübschen Watvogel vergisst man nicht so schnell: Sein geschupptes Gefieder und auffällige weisse Überaugenstreifen, die auf der Rückseite des Kopfes ein «V» bilden, sorgen für ein unverwechselbares Aussehen. Seinem Namen macht er alle Ehre – «Mornell» stammt vom lateinischen Wort für «Narr» ab – ist er doch Menschen gegenüber äusserst zutraulich. Dennoch bleibt jede Sichtung eines Mornellregenpfeifers ein Glücksfall.

Der drollige Vogel hat weitere interessante Eigenheiten: Das Männchen brütet die Eier aus und kümmert sich um die Jungen. Die Geschlechterrollen sind komplett vertauscht, und das Weibchen balzt im Frühling um die Männchen. Sie trägt daher auch das schönere Prachtkleid als er.

All diese spannenden Verhaltensweisen zeigen auf eindrückliche Weise die Vielfalt der Natur auf. Der Mornellregenpfeifer ist aber auch ein mahnendes Beispiel für die Auswirkungen unseres Verhaltens: Europaweit gehen seine Bestände zurück, Grund dafür sind die Jagd und die Klimakrise. Auch Tourismusprojekte in seinen Rastgebieten spielen eine Rolle. Der Mornellregenpfeifer ist damit auch ein Beispiel für die Komplexität des Zugvogelschutzes: Zugvögel müssen über Grenzen hinaus in Brut-, Rast- und Wintergebieten geschützt werden, sollen sie auch weiterhin über tausende Kilometer hinweg ziehen können.

Internationaler Zugvogelschutz

Für den Schutz der Zugvögel ist eine internationale Zusammenarbeit notwendig. Der Schutz der Landvögel, die zwischen ihren eurasischen Brutgebieten und den afrikanischen Winterquartieren ziehen, ist im AEMLAP (für «African-Eurasian Migratory Landbirds Action Plan») geregelt. Dieser Aktionsplan umfasst rund 550 Arten. Die Schweizerische Vogelwarte hat die Koordination des Aktionsplans im Rahmen eines Mandats der Vereinten Nationen inne.
Weitere Informationen: vogelwarte.ch/internationaler-zugvogelschutz-in-sempach.

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Ein kleiner Hoffnungsschimmer

09. August 2022

In den letzten Jahrzehnten hat die Grauammer wegen der intensiven Landwirtschaft einen dramatischen Bestandseinbruch erlitten und kann sich nur noch in ökologisch stark aufgewerteten Lebensräumen halten. Dieses Jahr aber wurden so viele Grauammern beobachtet, wie schon lange nicht mehr.

Sempach. – Einst war die Grauammer ein regelmässiger Brutvogel in offenen Acker- und Gemüseanbaugebieten. Mittlerweile ist sie durch die Intensivierung der Landwirtschaft aber praktisch verschwunden. Nach einem dramatischen Bestandseinbruch von rund 60 % schon nur in den letzten 10 Jahren bevölkern kaum mehr hundert Paare unser Land! In der neuen Roten Liste der Brutvögel gilt sie deshalb als «vom Aussterben bedroht».

Zum Überleben ist sie auf qualitativ hochwertige Biodiversitätsförderflächen angewiesen, insbesondere grosse Buntbrachen oder extensive Wiesen, in denen es Strukturen wie Hecken oder Einzelbäume gibt. Sie kommt deshalb in der Schweiz nur noch dort vor, wo ihr stark unter die Flügel gegriffen wird: Rund drei Viertel des Bestands konzentrieren sich heute auf drei ökologisch grossflächig aufgewertete Landwirtschaftsgebiete. Es sind dies die Champagne genevoise und der Schaffhauser Klettgau, wo sich die Schweizerische Vogelwarte seit Jahrzehnten engagiert, und das Grosse Moos in den Kantonen Bern und Freiburg, wo sich BirdLife Schweiz für die Förderung der Art einsetzt.

In diesem Jahr nun erhielt die Vogelwarte so viele Meldungen von Grauammern während der Brutzeit wie seit über 20 Jahren nicht mehr. Dies dürfte zwar zu einem grossen Teil auf einen aussergewöhnlichen Einflug aus anderen Regionen Europas zurückzuführen sein, dennoch ist dies ein kleiner Hoffnungsschimmer.

So haben beispielsweise im luzernischen Wauwilermoos mindestens drei Paare erfolgreich in Flächen gebrütet, welche die Vogelwarte gemeinsam mit lokalen Landwirten ökologisch aufwertet. Zuletzt gab es im Wauwilermoos vor fast 10 Jahren eine erfolgreiche Brut. Dass die Grauammern dieses Jahr Junge aufziehen konnten, lag unter anderem an der späten Mahd, wodurch die Nester verschont wurden. Um das längerfristige Überleben der Grauammer in der Schweiz zu sichern, braucht es aber mehr strukturreiche und ungestörte Flächen wie Buntbrachen. So wird die ökologische Aufwertung von Landwirtschaftsgebieten zum Erfolg – für die Grauammer und die Biodiversität insgesamt.

Die Gruamammer

Trotz ihres schlichten Federkleids ist die Grauammer ein auffälliger Vogel, zumindest zur Brutzeit. Von einer Busch- oder Baumspitze lässt das Männchen unablässig seinen charakteristischen metallisch-knirschenden Gesang ertönen. Der ursprüngliche Steppenvogel bewohnt bei uns weite, offene und abwechslungsreiche Kulturlandschaften.
Weitere Informationen: vogelwarte.ch/grauammer.

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Weitgereiste Wandervögel

19. Juli 2022

Wer in den kommenden Tagen einen Ausflug in die Berge unternimmt, hat gute Chancen, auf einen Steinschmätzer zu treffen. Dieser Singvogel brütet aktuell in Berggebieten, und wird gegen Ende des Sommers wieder Richtung Afrika ziehen. Obwohl er ein häufiger Brutvogel ist, konnte ein Forscherteam erst jetzt das Geheimnis lüften, auf welchen Wegen mitteleuropäische Vögel in den Süden fliegen.

Sempach. – Bei sommerlichen Temperaturen zieht es viele von uns in die Berge. Derzeit stehen die Chancen gut, einem besonders ausdauernden «Wandervogel» zu begegnen: dem Steinschmätzer. Ungefähr seit Ende April kann man den sperlingsgrossen Singvogel auf mit Steinen und Geröll durchsetzten Alpweiden antreffen.

Mit seiner kontrastreichen Zeichnung und der dunklen Gesichtsmaske ist er eine auffällige Erscheinung. Das spektakulärste am Steinschmätzer ist aber sein Zugverhalten. Er brütet zwar auf der gesamten Nordhalbkugel, und dennoch überwintern alle Populationen in der Sahelzone Afrikas. Die Steinschmätzer Alaskas legen dabei einen der längsten Zugwege überhaupt zurück: Sie fliegen über ganz Asien nach Afrika und bewältigen dabei eine Strecke von unglaublichen 15 000 Kilometern! Die Leistung der ostkanadischen Vögel ist aber nicht minder spektakulär, fliegen sie doch 3000 Kilometer ohne Unterbruch über den Atlantik, um via Strasse von Gibraltar nach Afrika zu gelangen.

Ganz so weit müssen die Schweizer Steinschmätzer nicht fliegen. Welchen Weg in den Süden unsere Vögel aber wählen, war bislang unklar. Fachleute der Vogelwarte und anderer Forschungseinrichtungen konnten nun dieses fehlende Puzzleteil zum faszinierenden Zugverhalten des Steinschmätzers hinzufügen. Um ihre Zugwege erforschen zu können, statteten sie Vögel aus dem Tessin, den Hohen Tauern (Österreich) und Rheinland-Pfalz (Deutschland) mit Geolokatoren aus.

So fanden sie heraus, dass die in den Schweizer und österreichischen Alpen brütenden Steinschmätzer für den Zug den direktesten Weg über Italien und das Mittelmeer wählen. Vögel aus Rheinland-Pfalz hingegen versuchen, die Alpen und das Meer zu umfliegen und ziehen via Iberische Halbinsel und Strasse von Gibraltar nach Afrika. Noch sind die Steinschmätzer aber nicht losgezogen, und so können wir noch einige Wochen diesen weitgereisten Wandervogel bei uns bestaunen.

Quelle
Meier, C. M., Y. Rime, S. Lisovski, M. Buchmann & F. Liechti (2022): Locally adapted migration strategies? Comparing routes and timing of northern wheatears from alpine and lowland European populations. Journal of Avian Biology 2: 271. doi.org/10.1111/jav.02932.
Der Steinschmätzer

Die Brutgebiete des Steinschmätzers liegen auf der Nordhalbkugel und umfassen ganz Eurasien, Alaska und Teile Kanadas sowie Grönlands. Dabei bevorzugt der Insektenfresser offene Lebensräume mit kurzer Vegetation wie Steppen, Weiden oder Heideland. In der Schweiz ist der Steinschmätzer ein typischer Bergvogel, der die Alpen und lokal den Westjura besiedelt.
Alle Steinschmätzer überwintern in der afrikanischen Sahelzone. Sogar Vögel aus dem Norden Amerikas haben ihre Zugwege im Verlaufe der Jahrtausende nicht verändert und überwintern nach wie vor in Afrika, statt in Richtung Mittelamerika zu ziehen. Vögel aus Alaska durchqueren ganz Asien und gelangen via Nahen Osten in die Sahelzone. Dabei legen sie rund 15 000 Kilometer zurück. Vögel aus Grönland und Kanada dagegen fliegen mehr als 3000 Kilometer ohne Unterbrechung über den Atlantik nach Europa, um über die Strasse von Gibraltar nach Afrika zu ziehen.
Weitere Informationen: vogelwarte.ch/steinschmaetzer

Geolokatoren

Die Routen der Steinschmätzer wurden mithilfe von Geolokatoren eruiert. Dabei handelt es sich um ultraleichte Messgeräte, die ähnlich einem kleinen Rucksack dem Vogel angezogen und zum Auslesen der Daten wieder entfernt werden.
Geolokatoren messen während eines Jahres die Intensität des Sonnenlichts und die Uhrzeit. Anhand dieser Daten lassen sich Rückschlüsse auf die Reiseroute ziehen.
Weitere Informationen: vogelwarte.ch/geolocator.

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Neuer Leiter Förderung der Vogelwelt

07. Juni 2022

Der Stiftungsrat der Schweizerischen Vogelwarte hat Peter Knaus per 1. Juli 2022 zum neuen Leiter Förderung der Vogelwelt gewählt. Der in Luzern wohnende Biologe wird Mitglied der neu vier Personen umfassenden Institutsleitung. Damit verstärkt die Vogelwarte ihre Vogelschutzarbeit wesentlich.

Sempach. – Peter Knaus wird sein neues Amt am 1. Juli 2022 antreten. Er bringt einen eindrücklichen Leistungsausweis mit. Der ausgewiesene Ornithologe ist Autor mehrerer Standardwerke zur Vogelwelt unseres Landes, unter anderem des «Schweizer Brutvogelatlas 2013–2016» und der in diesem Frühling erschienenen neuen Roten Liste der Brutvögel. Er studierte Biologie an der Universität Zürich und schloss mit einer Studie über die Alpen-Smaragdlibelle ab. Seit dem Jahr 2000 arbeitet er an der Vogelwarte, wo er aktuell den Fachbereich Lagebeurteilung der Vogelwelt leitet.

Zudem amtet er als Co-Redaktor der Fachzeitschrift «Ornithologischer Beobachter». Als Privatperson präsidierte er von 2001 bis 2013 den WWF Zürich und seit 2014 BirdLife Luzern. Der gebürtige St. Galler wohnt in Luzern, ist 49-jährig, verheiratet und Vater zweier schulpflichtiger Kinder.

Die Leitung der Schweizerischen Vogelwarte Sempach

Die Schweizerische Vogelwarte Sempach ist eine gemeinnützige Stiftung für Vogelkunde und Vogelschutz. Ihr oberstes Aufsichtsgremium ist der Stiftungsrat, präsidiert von Dr. Kurt Bollmann. Die Institutsleitung umfasst neu den Leiter Förderung der Vogelwelt (Peter Knaus), den Leiter Forschung (PD Dr. Gilberto Pasinelli), die Leiterin Betrieb (Barbara Trösch) und den Leiter Öffentlichkeitsarbeit (Dr. Matthias Kestenholz), der den Vorsitz innehat.
vogelwarte.ch/team

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Sommergrüsse aus dem Süden

02. Juni 2022

Die Zugzeit ist längst vorbei, und auch das morgendliche Vogelkonzert nimmt nun merklich ab. Dennoch sind im Juni spannende Vogelbeobachtungen möglich. In den vergangenen Jahren etwa wurde zu Sommerbeginn der seltene Gleitaar vermehrt in der Schweiz beobachtet. Das schreibt die Vogelwarte in ihrem jährlichen Bericht über den Zustand der Vogelwelt in der Schweiz.

Sempach. – Auf den ersten Blick könnte man ihn für eine Möwe halten, würde er nicht rüttelnd nach Mäusen jagen oder von einer Buschspitze die Umgebung überwachen: der Gleitaar. Mit seiner reinweissen Unterseite, der blaugrauen Oberseite und den bernsteinroten Augen ist er eine prächtige Erscheinung. Daraus könnte sich auch sein Name ableiten lassen, «Aar» ist nämlich eine alte poetische Umschreibung für «Adler». Das ist aber etwas übertrieben: Der Gleitaar ist nur ein wenig grösser als ein Turmfalke und nicht sehr nahe mit Adlern verwandt.

Das Verbreitungsgebiet des Gleitaars erstreckt sich über ganz Afrika und Asien, in Europa brütet er nur auf der Iberischen Halbinsel und in Westfrankreich. Erst 1990 wurde er zum ersten Mal in unserem Land gesichtet! Bis 2010 blieb er eine Ausnahmeerscheinung und wurde nur sieben Mal nachgewiesen, seither sind die Beobachtungszahlen regelrecht explodiert: Seit 2014 wird er alljährlich bei uns festgestellt. In den letzten beiden Jahren gab es zusammen mindestens18 Nachweise des Gleitaars in der Schweiz.

Der Gleitaar nahm auf der Iberischen Halbinsel stark zu, weil er dort savannenartige Lebensräume mit starken Mäusepopulationen findet. Von hier aus breitet er sich langsam nach Nordwesten aus. In der Schweiz brütet er zwar noch nicht. Doch mit der aktuellen Ausbreitung ist es nicht ausgeschlossen, dass er sich auch bei uns dauerhaft ansiedeln wird. Ob als zukünftiger Brutvogel oder regelmässiger Gast: Die Herzen der Ornithologinnen und Ornithologen lässt der Gleitaar als Sommergast aus dem Süden allemal höherschlagen.

Zustandsbericht

Alljährlich fasst die Schweizerische Vogelwarte die neuesten Entwicklungen in der Vogelwelt zusammen und publiziert sie als Zustandsbericht: vogelwarte.ch/zustand

Weitere Themen:

  1. Einige im Kulturland brütende Arten profitieren von Massnahmen zur Biodiversitätsförderung und konnten 2021 deutlich zulegen. Allerdings erleiden andere wegen der intensiven Landwirtschaft nach wie vor Einbussen.
  2. Auf Armeearealen sind Vogelarten überdurchschnittlich gut vertreten, die offene Habitate, Feuchtbiotope, Hecken oder extensiv bewirtschaftetes Kulturland bevorzugen.
  3. Im Januar 2022 wurden in der Schweiz 430 000 Wasservögel gezählt, so wenige wie letztmals um 1970. Die Winterbestände von häufigen Arten wie Reiherente, Tafelente und Stockente sinken.
Quelle

Knaus, P., T. Sattler, H. Schmid, N. Strebel & B. Volet (2022): Zustand der Vogelwelt in der Schweiz: Bericht 2022. Schweizerische Vogelwarte, Sempach.

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Vögeliwohl im Garten

31. Mai 2022

Das Wohl der Vogelwelt liegt vielen Menschen am Herzen. Mit naturnah gestalteten Gärten und Grünarealen kann man verschiedene Vogelarten unterstützen. Gleichzeitig tun wir auch uns selbst etwas Gutes, denn Naturgärten dienen als Wohlfühloasen und ermöglichen spannende Entdeckungen.

Sempach. – Naturerlebnisse bieten eine willkommene Abwechslung zum oftmals stressigen Alltag und machen uns glücklicher und gesünder. Naturnahe Lebensräume sind aber nicht nur für den Mensch wertvoll – etliche Vogel- und andere Tierarten sind zum Überleben darauf angewiesen.

Vielerorts sind naturnahe Lebensräume allerdings stark unter Druck oder sogar bereits verschwunden. Dies zeigt sich auch im Siedlungsraum. Alte Bäume, üppige Gärten mit vielen Sträuchern oder blütenreiche Wiesen mussten Gebäuden weichen oder wurden durch sterile Schottergärten, monotone Rasenflächen oder exotische Gewächse ersetzt.

Höchste Zeit also, Gegensteuer zu geben! Die Natur in der eigenen Umgebung zu fördern, ist nämlich gar nicht so schwer. Insbesondere Gärten und Grünareale haben ein hohes Potenzial, aber auch Balkone bieten Platz für einheimische Pflanzen. So lässt sich nicht nur eine Wohlfühloase kreieren, sondern auch den Vögeln wieder mehr Lebensraum geben.

Das Zauberwort dabei heisst Vielfalt, denn es geht darum, möglichst viele unterschiedliche Lebensräume zu schaffen. In Obstbäumen findet unter anderem der Girlitz einen Brutplatz, während eine Kletterpflanze ein geeigneter Niststandort für den Grauschnäpper ist. Asthaufen wiederum sind attraktiv für Rotkehlchen und Zaunkönig.

Vielfalt ist auch im Hinblick auf die Pflanzenwahl Trumpf. Pflanzen dienen vielen Insekten als Nahrung, mit mehr Pflanzenarten lockt man also auch mehr an. Dabei sollte man einheimische Wildpflanzen bevorzugen, da unsere Tierwelt an diese deutlich besser angepasst ist als an exotische Gewächse.

Vögel profitieren dabei gleich doppelt von einheimischen Wildpflanzen: Einerseits können sich viele Vogelarten direkt von den Samenständen und Beeren ernähren, andererseits ziehen einheimische Pflanzen Insekten an. Diese sind wiederum eine unverzichtbare Nahrung für insektenfressende Vogelarten – und für Jungvögel. Mit naturnahen Elementen und einheimischen Pflanzen kann man also die Vögel bei der Brut unterstützen. Belohnt wird man dafür mit einer Naturoase und spannenden Beobachtungen vor der eigenen Haustür.

5 Grundsätze für naturnahe Gärten und Grünareale
  • Förderung einheimischer Pflanzen
  • Anlegen einer Vielfalt an Lebensräumen und Strukturen
  • Fachgerechte, naturschonende Pflege
  • Verzicht auf chemische Hilfsmittel
  • Keine Verwendung von Torf
Weitere Informationen

In vier neuen Videos zeigt die Schweizerische Vogelarte die Schönheit naturnaher Gärten rund ums Jahr und gibt Tipps zur Gartengestaltung, zur Förderung der Natur auf Balkonen sowie zur fachgerechten Pflege.
www.vogelwarte.ch/garten

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Hinaus in die weite Welt

19. April 2022

Der Frühling ist für Singvögel eine umtriebige Zeit, da sie mit Nestbau, Brut und Jungenaufzucht beschäftigt sind. Und auch nachdem die Jungen das Nest verlassen haben, kümmern sich die Eltern noch um sie. Aufgefundene Jungvögel brauchen daher meist keine Hilfe, selbst wenn sie verlassen wirken.

Sempach. – Derzeit sind viele Vögel mit Brüten oder der Versorgung ihrer Nestlinge beschäftigt. Mancherorts haben bereits die ersten Jungvögel das Nest verlassen. Bei einigen Vogelarten wie beispielsweise der Amsel wagen die Jungen den Sprung aus dem Nest noch bevor sie richtig fliegen können.

Trotz dieser noch ungeschickten Flugversuche sind solche «Frühstarter» gut für das Überleben ausserhalb des Nests gerüstet. Sie tragen ein wärmendes Federnkleid, können umherhüpfen und werden von ihren Eltern noch einige Zeit mit Nahrung versorgt. Jungvögel ausserhalb des Nests benötigen daher meist keine menschliche Hilfe. Es wäre sogar falsch, sie mitzunehmen, da selbst die kompetenteste Pflegeperson die Aufzucht nie so geschickt meistert wie die Vogeleltern.

Manchmal landen Jungvögel allerdings an einem unglücklichen Ort, beispielsweise auf einer Strasse oder in unmittelbarer Nähe einer Katze. Befindet sich ein Jungvogel in akuter Gefahr, so ist es sinnvoll, ihn in ein nahegelegenes Gebüsch zu setzen. Der Geruch des Menschen stört die Vogeleltern nicht, sie sorgen weiterhin für ihren Nachwuchs.

Gelegentlich kommt es vor, dass Vogelkinder tatsächlich zu früh aus dem Nest fallen. Man erkennt sie daran, dass sie nicht herumhüpfen können und meist kaum befiedert sind. In solchen Fällen ist der Gang in eine Pflegestation angebracht. Auch verletzte Jungvögel gehören in die Hände von Fachpersonen. Einheimische Singvögel darf man nicht selbst pflegen oder aufziehen, denn ihre Haltung und Pflege erfordert viel Fachwissen sowie eine kantonale Bewilligung.

Woran erkennt man einen Jungvogel?

Jungvögel erkennt man am besten an ihren hellen Wülsten im Schnabelwinkel. Ist man unsicher, ob es sich bei einem Findling um einen Jungvogel handelt, so sollte man sich bei einer Pflegestation nach deren Einschätzung zu erkundigen.

Die Schweizerische Vogelwarte betreibt eine eigene Pflegestation. Diese kann unter Tel. 041 462 97 00 (Mo-Fr 8-12 Uhr und 13.30-17 Uhr, an Wochenenden und Feiertagen 9-12 Uhr und 13.30-17 Uhr) erreicht werden.

Vogel gefunden – was tun?

Es kommt gelegentlich vor, dass man einen Vogel findet, der nicht wegfliegt. In gewissen Fällen braucht der Vogel die professionelle Hilfe einer Pflegestation, in anderen ist ein Eingreifen hingegen nicht nötig. Ein Entscheidungsbaum soll helfen, auf die häufigsten Situationen richtig zu reagieren.

Weitere Informationen: www.vogelwarte.ch/vogel-gefunden

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© Marcel Burkhardt

Die Kolbenente ziert das Logo der diesjährigen EBCC-Konferenz. Sie brütet hauptsächlich in Südwesteuropa, immer häufiger aber auch in der Schweiz und insbesondere in Luzern. Dank international koordinierten Zählungen kennen wir das gesamteuropäische Bild der Verbreitung und Häufigkeit von Vogelarten.

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Grenzenlose Begeisterung für Vögel

13. April 2022

Vögel kennen keine Grenzen. Und in allen Ländern und Kontinenten leben Menschen, die sich für Vögel begeistern. Vergangene Woche trafen sich über 250 Vogelzählerinnen und Vogelzähler aus 3 Kontinenten und fast 50 Ländern im Verkehrshaus in Luzern zur 22. Konferenz des European Bird Census Council (EBCC), der die europaweite Zählung der Vögel koordiniert. Als wichtiger nationaler Partner des EBCC durfte die Schweizerische Vogelwarte diese Konferenz organisieren.

Sempach. – Wer Vögel erforschen, schützen und fördern will, muss wissen, wo sie brüten und welche Zugwege sie nutzen, weshalb eine internationale Zusammenarbeit über alle möglichen Grenzen hinweg essenziell ist. «In den Projekten des EBCC arbeiten wir als Individuen und Organisationen in ganz Europa zusammen, um gemeinsame Ziele zu erreichen. Unabhängig von Unterschieden in Sprache, Kultur, Religion oder politischen Ansichten hat das Netzwerk der EBCC stets im Geiste der Kooperation und Solidarität zusammengearbeitet», erklärt Mark Eaton, Vorstandsvorsitzender des EBCC.

Viele Zugvögel Europas überwintern in Afrika, weshalb an der Konferenz in Luzern auch 20 Ornithologinnen und Ornithologen aus Afrika eingeladen waren. Ziel war es, die in Europa gemachten Erfahrungen mit den Kolleginnen und Kollegen aus Afrika zu teilen, um dereinst auch dort über eine solide Datenbasis der Verbreitung von Vogelarten zu verfügen. Diese ist letztlich die Basis für alle Naturschutzarbeit.

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Eine glasklare Sache

30. März 2022

Glas ist aus unserem Leben kaum mehr wegzudenken und gehört zu einem modernen «Lifestyle». Für die wichtige Rolle, die Glas in unserer Gesellschaft spielt, haben die Vereinten Nationen 2022 zum «Jahr des Glases» erkoren. Glas hat jedoch auch Schattenseiten: Jährlich sterben Millionen Vögel an Kollisionen mit Glas – was sich mit einfachen Massnahmen leicht verhindern liesse.

Sempach. – Trotz ihrer hervorragenden Augen sind Vögel nicht in der Lage, Glas zu erkennen. Der Tod an Scheiben ist heute eines der grössten Vogelschutzprobleme überhaupt. Millionen von Vögeln kommen allein in der Schweiz jedes Jahr um, weil sie mit Glas kollidieren. Es stellt eine doppelte Gefahrenquelle dar: Transparente Scheiben werden von Vögeln nicht als Hindernis erkannt, und stark spiegelnde Scheiben reflektieren Bäume, Büsche oder den Himmel und täuschen so einen Lebensraum vor.

Aber nicht jede Scheibe ist gleich problematisch: Besonders gefährlich sind etwa stark spiegelnde Scheiben, transparente Balkon- und Eckverglasungen, gläserne Lärmschutzwände oder Wintergärten. An bestehenden Scheiben lässt sich die Gefahr dadurch bannen, dass Glas mittels Markierungen sichtbar gemacht wird Auf Markierungen im UV-Bereich und die bekannten Greifvogelsilhouetten sollte dabei verzichtet werden. Sie schrecken Vögel nicht ab und wirken kaum.

Nur eine flächig wirkende, sich möglichst von der Umgebung abhebende Markierung bringt den nötigen Schutz. Dabei haben sich Lösungen mit Streifen und Punktraster in Tests als besonders wirkungsvoll erwiesen. Auf der Fensteraussenseite angebracht, können aber auch Jalousien, Dekorationen, Firmensignete oder Zeichnungen mit Fingerfarben helfen, die Gefahr für Vögel zu reduzieren. Die Vögel freuen sich, wenn weitere fantasievolle und ästhetisch interessante Lösungen umgesetzt werden!

Noch wirkungsvoller ist es, wenn beim Bau so weit wie möglich auf Glas verzichtet wird oder bereits bei der Planung für Vögel gefährliche Stellen entschärft werden. So können Zeit, Nerven und Folgekosten für Nachrüstungen eingespart werden und gleichzeitig viele Vögel vom Tod an Scheiben bewahrt werden – eine glasklare Sache!

Weitere Informationen

Vogelkollisionen an Glas vermeiden: vogelwarte.ch/glas
Vogelfreundliches Bauen mit Glas: vogelglas.vogelwarte.ch

Glasopfer – was tun?

Gelegentlich findet man einen Vogel, der teilnahmslos am Boden sitzt und trotz Annäherung nicht wegfliegt. Wenn er keine sichtbaren Verletzungen aufweist, handelt es sich wahrscheinlich um ein Scheibenopfer. Solche Vögel legt man am besten in eine Schuhschachtel mit Luftlöchern und stellt die Schachtel für 2-3 Stunden an einen warmen, dunklen und ruhigen Ort. Die Schachtel kann mit Haushaltpapier ausgekleidet werden, der Vogel sollte aber nicht gefüttert oder mit Wasser versorgt werden. Nach 2-3 Stunden kann man draussen die Schachtel öffnen. Fliegt der Vogel nicht von selbst weg, gehört er in eine Pflegestation. Die Vogelwarte ist während der Bürozeiten unter 041 462 97 00 erreichbar und kann die nächste Pflegestation vermitteln.

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Brütende Vögel brauchen Rücksicht

22. März 2022

Die ersten Frühlingstage laden uns ein, draussen das schöne Wetter zu geniessen und beim Gesang der Vögel Energie zu tanken. Dabei ist es wichtig, die Vögel während der kritischen Phase der Brutzeit nicht zu stören. Auch wenn Störungen in vielen Formen auftreten können, sind die allgemeinen Regeln zu deren Vermeidung stets dieselben: Abstand halten, Wildruhezonen und Schutzgebiete respektieren und auf Wegen bleiben.

Sempach. – Der Frühling markiert bei den meisten Vögeln den Beginn der Brutzeit. Sie sind nun besonders verletzlich, und Störungen können rasch gravierende Auswirkungen haben, etwa das Verlassen der Brut. Gleichzeitig ist der Frühling auch die Zeit, in der wir Menschen nach einem langen Winter draussen die milden Temperaturen geniessen möchten.

Unsere Ansprüche als Erholungssuchende und die der Vögel dürfen dabei nicht miteinander in Konflikt geraten. Und die Vogelwelt ist auf gute Brutbedingungen angewiesen: Rund 40 % der Schweizer Vogelarten sind bedroht, wie die neue Rote Liste der Brutvögel zeigt. Das widerspiegelt sich auch in der Abnahme des Vogelgesangs, der für unsere Beziehung zur Natur so wertvoll ist und den Frühling ankündigt. In Europa und Nordamerika haben seine Vielfalt und Intensität in den letzten 25 Jahren abgenommen – und mit ihnen die Vogelpopulationen, wie eine kürzlich publizierte und vielbeachtete Studie zeigt.

Störungen müssen dabei nicht unbedingt auffällig oder laut sein. Bereits die reine Anwesenheit von Spazierenden im Wald kann langfristige Auswirkungen haben, wie eine neue Studie mit Kohlmeisen zeigt: Diese an sich kleinen Störungen haben schon einen negativen Einfluss auf die Lebenserwartung und die Anzahl gelegter Eier. Sie wirken sogar über mehrere Generationen, denn die durch Störungen ausgeschütteten Stresshormone beeinflussen die Qualität des Geleges und verringern so die Überlebenschancen der Jungvögel. Dabei ist die Kohlmeise ein häufiger Brutvogel und grundsätzlich gut an menschliche Nähe angepasst. Umso mehr müssen solche Resultate zu denken geben, wenn es um Störungen bedrohter und sensibler Arten geht, wie etwa Raufusshühner, Greifvögel oder Reiher.

Um Störungen insbesondere für diese sensiblen Arten zu minimieren, sollten folgende Grundregeln unbedingt eingehalten werden: Beim Antreffen eines Vogels Abstand halten und Anzeichen von Stress beachten, Beschilderungen von Wildruhezonen und Schutzgebieten berücksichtigen. Zudem sollen vom Menschen weitgehend unberührte Gebiete der Natur überlassen und nur von markierten Wegen aus erkundet werden. Hier sind wir nämlich nur zu Gast im Wohn- und Kinderzimmer sensibler Vogelarten und weiterer Tiere.

Quellen

Morrison, C.A. et al. (2021). Bird population declines and species turnover are changing the acoustic properties of spring soundscapes, Nature Communications, 12:617, doi.org/10.1038/s41467-021-26488-1

Tablado, Z., et al. (2022). Effect of Human Disturbance on Bird Telomere Length: An Experimental Approach, Frontiers in Ecology and Evolution, 9:792492, doi.org/10.3389/fevo.2021.792492

Rote Liste der Brutvögel der Schweiz: vogelwarte.ch/neue-rote-liste-der-brutvoegel

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Die bewegte Geschichte eines Superjägers

10. März 2022

Der Wanderfalke hat in der Schweiz eine bewegte Geschichte: Wegen Pestiziden fast ausgestorben, erlebte er nach deren Verbot ein Comeback. Nun holen aber neue Gefahren das schnellste Tier der Welt ein.

Sempach. – Wer jetzt in der Nähe von Felswänden spazieren geht, kann mit viel Glück balzende Wanderfalken entdecken. Lautstark vollführen die Partner Sturzflüge und festigen so ihre Paarbindung. Dieses eindrückliche Naturschauspiel wäre um ein Haar aus der Schweiz verschwunden: In den 1960er und 1970er Jahren ging der Bestand des Wanderfalken weltweit wegen des massiven Einsatzes von DDT und verwandter Pestizide stark zurück. Wenige Jahre später wurden die Umweltgifte verboten und der Wanderfalke unter Schutz gestellt, worauf seine Bestände zu einer spektakulären Rückkehr ansetzten.

Diese Entwicklung liess sich auch in der Schweiz beobachten, wo 1971 ausserhalb des Alpenraums nur noch ein erfolgreiches Brutpaar gefunden werden konnte. Heute wird der Bestand des Wanderfalken wieder auf rund 300 Paare geschätzt. Die Bestandsentwicklung des Wanderfalken ist in der Schweiz insbesondere dank der Zählungen durch Freiwillige so gut bekannt. In der Westschweiz beispielsweise erstreckt sich die Zählreihe über die vergangenen 60 Jahre und ist somit eine der längsten Populationsstudien der Welt!

Alles gut also? Mitnichten! Seit einigen Jahren ist der Bestand wieder rückläufig, sodass der Wanderfalke auf die Rote Liste gesetzt werden musste und neu als «verletzlich» gilt. Besonders gut dokumentiert ist der Sinkflug des Wanderfalken im Jurabogen, wo der Bestand in etwas mehr als den letzten 10 Jahren um rund 20 % zurückging, wie eine neue Studie der Vogelwarte basierend auf Daten engagierter Zählerinnen und Zählern zeigt.

Zu den Rückgangsursachen gehört die an sich erfreuliche Zunahme des Uhus, der ein natürlicher Fressfeind des Wanderfalken ist. Aber auch der Mensch macht dem schnellen Jäger zu schaffen. Ein zunehmendes Phänomen und entschieden zu bekämpfen ist die illegale gezielte Vergiftung, die in den letzten Jahren Schlagzeilen machte. Die Vogelwarte engagiert sich daher in der Arbeitsgruppe Wanderfalke, die von BirdLife Schweiz koordiniert wird. Aber auch Störungen durch Freizeitaktivitäten an Brutfelsen sind ein ernstzunehmendes Problem, denn sie können dazu führen, dass die Vögel ihre Brut aufgeben. Die Vogelwarte setzt sich mit Partnern dafür ein, Konflikte zwischen Erholungssuchenden und Felsbrütern wie dem Wanderfalken zu entschärfen, so dass wir auch in Zukunft die eindrückliche Balz der Wanderfalken erleben können.

Quelle
Kéry, M., G. Banderet, C. Müller, D. Pinaud, J. Savioz, H. Schmid, S. Werner & R. Monneret (2021): Spatio‐temporal variation in post‐recovery dynamics in a large Peregrine Falcon (Falco peregrinus) population in the Jura mountains 2000–2020. Ibis 156: 217–239. doi.org/10.1111/ibi.12999.
Der Wanderfalke

Der Wanderfalke ist der grösste einheimische Falke. Als rasanter Jäger erbeutet er seine Nahrung, hauptsächlich Vögel, vor allem im Sturzflug und erreicht dabei die höchsten Geschwindigkeiten im Tierreich. Er brütet bevorzugt in Felsenwänden und Steinbrüchen, selten auch an hohen Gebäuden. Der Wanderfalke ist ein Kosmopolit und kommt praktisch auf der ganzen Welt vor. Trotz seines Namens sind nur die Populationen im hohen Norden Zugvögel, in der Schweiz ist der Wanderfalke ein Standvogel.
Weitere Informationen unter: vogelwarte.ch/wanderfalke.

Vorsätzliche Vergiftung von Wanderfalken
Ein Merkblatt der Arbeitsgruppe Wanderfalke erklärt, wie man Verdachtsfälle erkennt und meldet: birdlife.ch.
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Keine heile Welt

22. Februar 2022

Obwohl schon lange bekannt ist, unter welchen Problemen die Schweizer Vogelwelt leidet, sind diese noch nicht behoben. Gemäss der neuen Roten Liste der Brutvögel sind immer noch rund 40 % der in der Schweiz brütenden Vogelarten gefährdet. Intensive Landwirtschaft, Feuchtbiotope in schlechtem Zustand und zunehmende Störung setzen den Vögeln weiterhin zu.

Sempach. – Die neue Rote Liste der Brutvögel sorgt für Ernüchterung: Noch immer gelten rund 40 % der 205 in der Schweiz brütenden Vogelarten als gefährdet, dreimal mehr als im europaweiten Vergleich. Damit rangiert die Schweiz auf einem der letzten Plätze in ganz Europa. In den letzten 20 Jahren hat sich die Situation insgesamt sogar leicht verschlechtert, weil immer mehr Arten als «potenziell gefährdet» eingestuft werden mussten. Der Anteil der Vogelarten in dieser als «Vorwarnliste» geltenden Kategorie stieg auf 20 %. Die Schweiz ist also bei weitem keine Musterschülerin in Sachen Vogelschutz.

Der Zustand der Vögel ist stets auch ein Abbild der Lebensraumqualität. Heile Welt herrscht offensichtlich nirgends, denn in allen Lebensräumen sind gefährdete Arten zu verzeichnen. Besonders prekär ist die Situation nach wie vor in den Feuchtbiotopen, wo 64 % der Vogelarten auf der Roten Liste stehen, und im Kulturland. Hier ist mit 48 % fast die Hälfte der Vogelarten bedroht, darunter auch viele einstige «Allerweltsarten» wie Feldlerche und Wachtel. Der Rückgang vieler Kulturlandarten ist eine Folge der weiterhin anhaltenden Intensivierung der Landwirtschaft.
Beunruhigende Tendenzen zeigen sich auch in den Bergen. Mittlerweile gelten 38 % der Bergvögel als bedroht, was unter anderem mit der Klimaerwärmung sowie der zunehmenden Freizeitnutzung zusammenhängen dürfte.

Ein paar Lichtblicke gibt es dennoch: Beispielsweise konnten sich Arten erholen, welche mit Fördermassnahmen unterstützt werden. Dazu gehören Dohle, Weissstorch und Kiebitz. Dies zeigt, wie wichtig Lebensraumaufwertungen, biodiversitätsfreundliche Bewirtschaftungsmethoden und gezielte Artenförderung sind. Insbesondere die Landwirtschaftspolitik ist gefordert, die Bewirtschaftungsintensität zu verringern, Fördermassnahmen für die Biodiversität zu optimieren und naturnahe Strukturen stärker zu fördern. Gross ist der Handlungsbedarf auch in den Feuchtgebieten, um ein Netz ausreichend grosser, störungsarmer und nasser Feuchtbiotope zu schaffen und zu fördern.

Quelle

Knaus P., Antoniazza S., Keller V., Sattler T., Schmid H., Strebel, N. 2021: Rote Liste der Brutvögel. Gefährdete Arten der Schweiz. Bundesamt für Umwelt (BAFU), Bern, und Schweizerische Vogelwarte, Sempach. Umwelt-Vollzug Nr. 2124: 53 S.
Mehr Informationen: www.vogelwarte.ch/rote-liste

Rote Liste

Rote Listen zeigen auf, wie stark einzelne Arten vom Aussterben bedroht sind. Sie gelten als wichtiges Instrument für den Naturschutz. Für die Schweizer Brutvögel wird die Rote Liste jeweils durch die Schweizerische Vogelwarte und das Bundesamt für Umwelt BAFU herausgegeben. Sie wird nach den Kriterien der Weltnaturschutzunion IUCN erstellt.
Die beurteilten Vogelarten werden in folgende Gefährdungskategorien eingestuft:

Rote Liste der gefährdeten Arten (RE, CR, EN, VU)
RE = in der Schweiz ausgestorben (Regionally Extinct)
CR = vom Aussterben bedroht (Critically Endangered)
EN = stark gefährdet (Endangered)
VU = verletzlich (Vulnerable)

NT = potenziell gefährdet (Near Threatened)
LC = nicht gefährdet (Least Concern)

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Störungen durch Wintersport

25. Januar 2022

Seine eigene Spur in den Schnee ziehen, den Menschenmassen entfliehen und die Schönheit der Natur erleben. Immer mehr Personen suchen sich für ihren Wintersport Gebiete abseits der Skipisten. Damit dringen wir aber immer weiter in den Lebensraum der einheimischen Tierwelt ein. Um die Natur respektvoll zu geniessen, sollten deshalb ein paar einfache Regeln beachtet werden.

Sempach. – Der Wintersport verändert sich: Immer mehr Schweizerinnen und Schweizer geniessen den Winter abseits der Piste, sei es beim Freeriden, Schneeschuhlaufen oder auf einer Skitour. Überfüllte Skigebiete und das Gefühl von Abenteuer und Freiheit verlocken dazu, auf eigenen Routen bisher unberührte Regionen zu erkunden.

Unser Wunsch nach Einsamkeit kann aber schwerwiegende Konsequenzen für die Tierwelt haben, die bereits mit den schwierigen Bedingungen des Winters zu kämpfen hat: In der kalten Jahreszeit gibt es kaum Nahrung, und es stehen nur wenige helle Stunden für deren Suche zur Verfügung. Das Aufrechterhalten der Körpertemperatur benötigt zudem viel Energie. Kräfte zu sparen ist deshalb eine Frage von Leben und Tod für Bergvögel wie Birkhuhn, Auerhuhn und Alpenschneehuhn, die auch zu den Prioritätsarten für die Artenförderung gehören.

Werden Tiere durch Freerider oder Schneeschuhläuferinnen und -läufer aufgescheucht, verschwenden sie ihre Energie bei der Flucht oder haben weniger Zeit für die Nahrungssuche. Störungen erhöhen ausserdem den Pegel von Stresshormonen, was sich negativ auf den Bruterfolg auswirken kann. Dabei muss eine Störung nicht immer offensichtlich sein: Vögel sind oft schon gestresst, lange bevor sie sich zur Flucht entscheiden und wir sie entdecken.

Um Schneesport mit Rücksicht auf die Natur zu betreiben, ist es wichtig, Wildruhezonen und Wildschutzgebiete zu respektieren, auf markierten Wegen zu bleiben und sich an bezeichnete Routen zu halten. Weiter sollte man Hunde an der Leine führen und Waldränder und schneefreie Flächen meiden, da dies besonders sensible Zonen sind, die für die Nahrungssuche genutzt werden.

Vier Regeln für mehr Natur

Schneesport zu betreiben und Rücksicht auf die Natur zu nehmen ist möglich, indem man:

  1. Wildruhezonen und Wildschutzgebiete respektiert
  2. auf markierten Wegen bleibt und sich an bezeichnete Routen hätt
  3. Waldränder und schneefreie Flächen meidet
  4. Hunde an der Leine führt

Weitere Informationen:

natur-freizeit.ch

vogelwarte.ch/im-land-der-unbegrenzten-freizeitmoeglichkeiten

Wildruhezonen und Schutzgebiete

Viele Arten benötigen zum Überleben grosse Rückzugsgebiete. Wildruhezonen und Schutzgebiete eignen sich bestens, um diesen Arten einen Lebensraum zu bieten. Solche Gebiete sollten von Freizeitsportlerinnen und -sportlern nicht oder nur unter bestimmten Bedingungen genutzt werden. Zu ihnen gehören unter anderem der Nationalpark, Wasser- und Zugvogelreservate, Eidgenössische Jagdbanngebiete sowie Waldreservate. Das Ausscheiden solcher Gebiete und das Umsetzen der Regeln darin sind für den Erhalt der Schweizer Vogelwelt essenziell.

Weitere Informationen: wildruhezonen.ch

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Wenn schon, denn schon: Vögel richtig füttern

30. November 2021

Die Fütterung von Kleinvögeln erfreut sich im Winter grosser Beliebtheit, und auch bei den gefiederten Gästen an der Futterstelle ist die zusätzliche Nahrung oft willkommen. Der Nutzen für den Vogelschutz sollte allerdings nicht überschätzt werden. Und wenn gefüttert wird, sollte dies fachgerecht erfolgen.

Sempach. – Kleinvögel sind gern gesehene Gäste im Garten. Vielen Menschen ist es ein Bedürfnis, ihnen im Winter mit einer Futterstelle über die Runden zu helfen. Doch wie füttert man richtig, und brauchen Kleinvögel diese gut gemeinte Hilfe überhaupt?

Grundsätzlich sind die bei uns ausharrenden Kleinvögel gut an die winterlichen Bedingungen angepasst, und sie finden selbst ausreichend Nahrung. Trotzdem ist die Zufütterung oftmals willkommen. Die Winterfütterung kann dann eine Überlebenshilfe sein, wenn über längere Zeit eine geschlossene Schneedecke liegt oder Bodenfrost herrscht.
Diejenigen Vögel, die von einer Zufütterung profitieren, zählen allerdings zu häufigen Arten und sind meist nicht bedroht. Gefährdete oder seltene Arten hingegen kommen kaum an eine Futterstelle. Für sie sind der Erhalt und die Förderung vielfältiger Lebensräume unabdingbar.

Eine Fütterung ermöglicht schöne Beobachtungen und weckt Interesse an der Vogelwelt. Somit kann sie zum Türöffner für mehr Naturbewusstsein werden. Aus Sicht der Schweizerischen Vogelwarte ist deshalb gegen die Fütterung von Kleinvögeln nichts einzuwenden, solange sie fachgerecht erfolgt. Was man den Vögeln auftischt, und wie man es auftischt, sollte ihnen also nicht zum Verhängnis werden. Es lohnt sich daher, auf eine gute Hygiene zu achten, ein Augenmerk auf die Wahl des Futters sowie des Futterhauses zu haben und auch den Standort des Futterhauses sorgfältig auszuwählen.

Der Kauf von Vogelfutter ist nicht zwingend notwendig, wenn man die Vögel mit Nahrung unterstützen möchte. Wer seinen Garten vogelfreundlich gestaltet und auf einheimische Pflanzen setzt, bietet den Vögeln ein reichhaltiges und ganz natürliches Buffet. Ob saftige Beeren, schmackhafte Sämereien oder frische Insekten, welche durch die einheimischen Pflanzen angelockt werden – in einem vogelfreundlichen Garten finden verschiedenste Vogelarten ganzjährig Nahrung, die perfekt auf ihre Bedürfnisse abgestimmt ist.

Fachgerechte Vogelfütterung
  • Das Futter sollte möglichst der natürlichen Nahrung der Vögel entsprechen. Für Körnerfresser empfehlen sich Mischungen, die hauptsächlich aus Sonnenblumenkernen und Hanfsamen bestehen. Weichfresser nehmen Äpfel, Baumnüsse, Haferflocken oder Weinbeeren. Gewürztes, Essensreste oder Brot sowie Mischungen mit Ambrosia-Samen sind zu vermeiden.
  • Manche Krankheitserreger werden mit dem Kot von Vogel zu Vogel übertragen. Der Kot darf daher nicht in Kontakt mit dem Futter kommen. Es empfehlen sich folglich vor allem Futterhäuser mit schmalen Krippen oder säulenförmige Futterautomaten. Das Gemisch aus Körnerresten und Kot, welches unter Futterhäusern jeweils anfällt, sollte regelmässig weggeräumt werden.
  • Zum Schutz vor Feinden sollte das Futterhaus an einem übersichtlichen Ort mit nahe gelegenen Rückzugsmöglichkeiten (Bäume, Büsche) platziert werden.
  • Das Futter sollte täglich frisch angeboten werden, am besten abends rund zwei Stunden vor der Dämmerung. Optimalerweise füllt man jeweils so viel Futter ein, dass es für 24 Stunden reicht.

Weitere Informationen

Merkblatt „Fütterung von Kleinvögeln“: vogelwarte.ch/fuetterung-von-kleinvoegeln
Die häufigsten Gäste an der Futterstelle: vogelwarte.ch/voegel-am-futterhaus
Merkblatt „Vogelfreundlicher Garten“: vogelwarte.ch/vogelfreundlicher-garten

Vogelwarte-Futterhäuser

Futterhäuser, die allen Anforderungen entsprechen, können montiert oder als Bausatz bei der Schweizerischen Vogelwarte bestellt werden. Sie werden in geschützten Werkstätten der Stiftung Brändi aus FSC-zertifiziertem Holz hergestellt.
vogelwarte.ch/nisthilfen-und-futterhaeuser

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Ein wahrer Überflieger

16. November 2021

Der Rotmilan ist einer der bekanntesten und beliebtesten Vögel der Schweiz. In den letzten Jahrzehnten wuchs die Population stark an. Die Vogelwarte untersucht die Gründe für diese Bestandszunahme. Eine Rolle spielen dürfte die Anpassungsfähigkeit des eleganten Segelfliegers.

Sempach. – Wer im Schweizer Mittelland seinen Blick gen Himmel richtet, hat gute Chancen, einen Rotmilan zu entdecken. Dabei geht gerne vergessen, wie aussergewöhnlich dies eigentlich ist: Der Rotmilan brütet nämlich ausschliesslich in Europa. Die 2800-3500 Brutpaare der Schweiz entsprechen rund 10 % des Weltbestands! Die Schweiz hat daher eine hohe internationale Verantwortung zum Schutz des Rotmilans.

Weshalb der Rotmilan sich gerade in der Schweiz so wohl fühlt, untersucht die Schweizerische Vogelwarte seit 2015 in einem gross angelegten Forschungsprojekt. Diese Arbeiten ergänzen das Bild um weitere Puzzleteile: Der Rotmilan ist bei der Wahl seiner Nahrung sehr anpassungsfähig und nicht wählerisch. Er frisst Aas, Abfälle, Würmer oder kleine Säugetiere wie Mäuse, die er kreisend entdeckt. Auf frisch gemähten Wiesen und gepflügten Äckern können sich grosse Gruppen von Rotmilanen versammeln, um gemeinsam verletzte oder tote Tiere zu fressen. In seiner ökologischen Funktion erinnert der Rotmilan eher an einen Geier denn einen agilen Jäger.

Anpassungsfähig ist er auch in seinem Zugverhalten: Früher zogen im Herbst alle Schweizer Rotmilane auf die Iberische Halbinsel, um dort zu überwintern. Dank zahlreichen besenderten Vögeln konnte die Schweizerische Vogelwarte zeigen, dass die meisten Jungvögel nach wie vor nach Südwesten ziehen. Je älter die Vögel werden, desto eher bleiben sie aber in der Schweiz. Mittlerweile überwintert rund die Hälfte der Schweizer Rotmilane bei uns. Ein beachtlicher Teil dieser Vögel versammelt sich abends jeweils an gemeinsamen Schlafplätzen, die über 100 Individuen umfassen können.

Trotz seines Bestandsaufschwungs ist der Rotmilan nach wie vor zahlreichen Gefahren ausgesetzt: Kollisionen und Tod durch Stromschlag an nicht vogelfreundlich konstruierten Freileitungen kommen immer wieder vor, aber auch vor Vergiftungen und illegalen Abschüssen ist der Greifvogel nicht gefeit. Auch wenn es dem Rotmilan in der Schweiz zurzeit gut geht, setzt sich die Vogelwarte dafür ein, diese Gefährdungsursachen zu vermindern.

Das Rotmilanprojekt der Vogelwarte

Seit 2015 wurden im Rahmen des Rotmilanprojekts der Vogelwarte rund 450 Jung- und 70 Altvögel mit solarbetriebenen GPS-Sendern ausgestattet. Untersucht werden unter anderem die Nahrungszusammensetzung, die Entwicklung des Zugverhaltens und die Entscheidungen, wo sich ein Rotmilan ansiedelt.

Weitere Informationen: vogelwarte.ch/populationsdynamik-rotmilan

Neues Buch: Der Rotmilan – Ein Greifvogel im Aufwind

Das reich bebilderte Werk gibt ungewohnte Einblicke in die Lebensweise des Rotmilans und erklärt diese detailliert und verständlich zugleich. Auf über 200 Seiten fasst das Buch nicht nur den aktuellen Wissensstand der internationalen Fachliteratur zusammen, sondern lässt auch Resultate des Rotmilanprojekts der Vogelwarte Sempach sowie die persönlichen Erfahrungen der Autoren in das Werk mit einfliessen. Die Autoren sind Patrick Scherler, Mitarbeiter im Rotmilanprojekt der Schweizerischen Vogelwarte, sowie Adrian Aebischer, welcher sich seit mehr als 20 Jahren der Erforschung des Rotmilans widmet. Das vom Haupt-Verlag herausgegebene Buch kann hier bestellt werden:
www.haupt.ch/buecher/natur-garten/der-rotmilan.html.

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Einflug des Eichelhähers

03. November 2021

Auf der Beringungsstation der Vogelwarte Sempach auf dem Col de Bretolet wurden noch nie so viele Eichelhäher gefangen wie in diesem Jahr. Grund für diesen Rekord ist ein Einflug von Vögeln aus dem Norden.

Sempach. – Im Jahr 2021 konnten auf der im Unterwallis gelegenen Beringungsstation Col de Bretolet so viele Eichelhäher beringt werden wie noch nie zuvor: Insgesamt wurden 154 Individuen markiert, im Durchschnitt sind es pro Saison 13 Eichelhäher.

Diese hohen Zahlen deuten auf einen Einflug hin. Der letzte Einflug fand im Jahr 2019 statt, als während der gesamten Zugzeit über dem Bodensee mehr als 130 000 Individuen gezählt werden konnten!

Einflüge sind Massenfluchten, die manche nordeuropäische Vögel in unregelmässigen Abständen Richtung Süden oder Westen unternehmen. Ein Blick auf den Nahrungserwerb des Eichelhähers liefert mögliche Erklärungen für dieses Phänomen: Wie sein Name andeutet, ist der kleine Rabenvogel stark von Eicheln als Nahrungsquelle abhängig. Einflüge kommen daher nur in Jahren vor, in denen es in nordischen Ländern wenige Eicheln und einen frühen Wintereinbruch gibt, aber nur wenn der Bruterfolg im Vorjahr hoch war und es viele Eicheln gab.

In der Schweiz ist der Eichelhäher ein Teilzieher. Die Mehrheit der Vögel verbringt den Winter hier, ein Teil allerdings – dazu zählen insbesondere die Jungvögel – zieht in den Mittelmeerraum. Zu den bei uns überwinternden Vögeln gesellen sich im Winter solche aus nördlicheren Ländern. Der Eichelhäher kommt in Wäldern aller Art vor und gilt als fleissiger Förster: Jedes Jahr versteckt er grosse Mengen an Eicheln als Wintervorräte, findet jedoch nicht alle dieser Verstecke wieder. So trägt er zur Waldverjüngung und Verbreitung der Eiche bei.

Die Vogelberingung auf dem Col de Bretolet

Vögel, welchen ein Ring angelegt wird, können individuell erkannt werden. Werden die Vögel oder ihre Aluminiumringe später wiedergefunden, so erhält man Informationen darüber, in welchen Gebieten sie sich aufhalten. Die Beringung ermöglicht auch einen wertvollen Einblick in globale Trends, wie etwa Einflüge einer Art. Da nicht alle durchziehenden Vögel beringt werden können, widerspiegelt die Zahl der beringten Individuen jedoch nie das gesamte Ausmass eines Phänomens.

Auf dem Gebirgspass Col de Bretolet (VS) führt die Schweizerische Vogelwarte eine Langzeitstudie über den Vogelzug durch. Zwischen Anfang August und Ende Oktober wird dort der Vogelzug untersucht, was nur dank der Mitarbeit von Freiwilligen möglich ist.

Weitere Informationen: www.vogelwarte.ch/de/vogelwarte/mitarbeit/beringung/col-de-bretolet

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Auszeichnung für ornithologisches Lebenswerk

15. Oktober 2021

Sempach & Thetford GB. – Der im letzten Jahr pensionierte wissenschaftliche Leiter der Schweizerischen Vogelwarte Lukas Jenni wurde vorgestern vom British Trust for Ornithology (BTO) mit dem „Marsh Award for International Ornithology“ ausgezeichnet. Dieser Preis wird an Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler verliehen, deren Engagement auf internationaler Ebene einen bedeutenden Einfluss auf die britische Ornithologie hat. Die Marsh Awards werden vom Marsh Charitable Trust unterstützt.

Lukas Jenni war über 40 Jahre an der Schweizerischen Vogelwarte tätig. Während seiner Karriere hat Lukas Jenni nicht nur die Forschungstätigkeit an der Schweizerischen Vogelwarte geleitet, sondern auch über die Schweizer Grenze hinaus die Vogelkunde wesentlich geprägt. Als Experte für die Mauser der Vögel verfasste Lukas Jenni unter anderem zwei Bücher zu diesem Thema, welche schon bald Standardwerke für Ornithologinnen und Ornithologen in ganz Europa wurden. Sein enormes Wissen und Schaffen widerspiegelt sich auch in den rund 200 wissenschaftlichen Publikationen, an denen Lukas Jenni beteiligt ist. Daneben betreute er als Dozent für Ornithologie an der Universität Zürich zahlreiche Studierende und prägte somit eine ganze Generation von Forscherinnen und Forschern.

Für seinen bedeutenden Einfluss wurde Lukas Jenni nun mit diesem internationalen Preis ausgezeichnet. Die Schweizerische Vogelwarte Sempach gratuliert Lukas Jenni und dankt ihm für seinen langjährigen Einsatz für die Vogelwelt in der Schweiz und in Europa.

Der Mauser der Vögel

Gemeinsam mit Raffael Winkler vom Naturhistorischen Museum Basel verfasste Lukas Jenni 1994 das Standardwerk «Moult and Ageing of European Passerines». Mittlerweile vergriffen, wurde es 2020 durch eine revidierte und erweiterte Neuauflage ersetzt und mit dem Buch «The Biology of Moult in Birds» ergänzt.

Weitere Informationen

BTO: www.bto.org
Marsh Charitable Trust: www.marshcharitabletrust.org

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Foto eines Schwarzspechts gewinnt den Vogelwarte-Fotowettbewerb 2021

04. Oktober 2021

Der Fotowettbewerb der Schweizerischen Vogelwarte stösst alljährlich auf reges Interesse. Dieses Jahr wurde mit 9450 eingereichten Bildern ein neuer Rekord erreicht. Die kritischen Augen der Jury überzeugte der Schnappschuss eines Schwarzspechts aus ungewohnter Perspektive.

Sempach. – Ziel des Vogelwarte-Fotowettbewerbs ist es, Menschen für die Welt der Vögel zu begeistern. In Fotografien lassen sich die Schönheit und Vielfalt der heimischen Vogelwelt eindrücklich darstellen. Die Vogelwarte hofft, dadurch die Bevölkerung zu motivieren, sich auch für den Schutz und Erhalt dieser wunderbaren Vielfalt einzusetzen. Dieses Jahr nutzten über 700 Fotografinnen und Fotografen aus 21 Ländern die Gelegenheit, ihre besten Fotos einzureichen. In den bewährten Kategorien «Allgemein», «Emotion» und «Aktion» sowie der neuen Kategorie «Vogel und Mensch» kamen so rund 9450 Bilder zusammen. Der Wettbewerb wurde in Zusammenarbeit mit dem Hauptpartner Canon (Schweiz) AG, den Kategoriensponsoren OM Digital Solutions GmbH, Panasonic Europe GmbH und Sony Europe B.V. sowie weiteren Sponsoren durchgeführt.

Nach eingehender Prüfung wählte die Jury ein Bild des Fotografen Markus Varesvuo zum Gesamtsieger: Es zeigt einen Schwarzspecht an einem verschneiten Baumstamm. Die ungewohnte Perspektive wurde erreicht, indem eine am Baum befestigte Kamera mit nach unten gerichtetem Weitwinkelobjektiv per Fernsteuerung ausgelöst wurde. «Die Aufnahme ist wirklich aussergewöhnlich, da der Vogel sehr nah ist. Es handelt sich um ein sehr ästhetisches Bild, das den Blick förmlich auf sich zieht: Chromatischer Minimalismus in Perfektion. Das Bild zeugt von viel Vorbereitung und Geduld seitens des Fotografen, das Sujet ist gut gewählt und gut ausgeführt», fasst Martin Wieser, Jurymitglied und Vertreter von Canon, zusammen.

Die grösste Herausforderung für die Jury stellte die Kategorie «Emotion» dar: «Diese Kategorie ist insofern speziell, weil die Gefühle, die ein Bild hervorruft, stets subjektiv sind», erklärt Bertrand Gabbud, welcher in der Jury die Association suisse des photographes et cinéastes naturalistes vertritt. Diesjähriger Gewinner ist Etienne Morel, der einen Eisvogel in dessen typischem Lebensraum abgelichtet hat. Und die Emotionen dahinter? «Die Harmonie», flüstert Mel Weber, ihres Zeichens Naturfotografin und Mitglied der Jury.

In der Kategorie «Aktion» machte die Fotografie einer Auseinandersetzung zwischen Amsel und Wacholderdrossel das Rennen. Jurymitglied Hansruedi Weyrich dazu: «Dies ist ein seltenes Ereignis: Zwei verschiedene Drosselarten auf demselben Bild. Ausserdem schauen sie sich direkt in die Augen, was ungewöhnlich ist. Bei einem Kampf werden die Augen normalerweise geschlossen gehalten, um sie zu schützen.», so Weyrich.

2021 wurde zudem die neue Kategorie «Vogel und Mensch» eingeführt. Gewinner ist Christof Wermter mit dem Bild eines Uhus, der den Tag in einem Industriegebiet verbringt. Das geometrisch anmutende Bild hat die Jury auch durch seine Botschaft überzeugt: Der Vogel ist gezwungen, seinen Platz in der vom Menschen veränderten Welt zu suchen – und an uns ist es wiederum, ihn darin überhaupt erst wieder zu entdecken.

Fotowettbewerb 2021 der Schweizerischen Vogelwarte Sempach

Die Fotos der Endauswahl sind auf photo.vogelwarte.ch zur Ansicht verfügbar. Hier finden Sie auch alle Angaben zum nächsten Fotowettbewerb, der im Mai 2022 stattfinden wird.

Jury

Marcel Burkhardt, Projektleiter Schweizerische Vogelwarte; Bertrand Gabbud, Vorstandsmitglied der Association suisse des photographes et cinéastes naturalistes; Mel Weber, Naturfotografin; Hansruedi Weyrich, Naturfotografen Schweiz NFS und Martin Wieser, Segment Development Manager bei Canon (SA).

Haupt- und Kategoriensponsoren

Hauptsponsor: Canon (Schweiz) AG
Kategoriensponsoren: Canon (Schweiz) AG («Vogel und Mensch»); OM Digital Solutions GmbH («Allgemein»); Panasonic Europe GmbH («Emotion»); Sony Europe B.V. («Aktion»)

photo.vogelwarte.ch – Portfolio 9

Die besten Fotos in der Endauswahl des Wettbewerbs 2021 werden auch als Fotoband publiziert, der ab Mitte November unter vogelwarte.ch/shop erhältlich ist.

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© Stefan Werner

Insbesondere Wasservögel können sehr empfindlich auf die Silhouette eines Stand Up Paddelnden reagieren. Wie in einer Kettenreaktion flieht der ganze Schwarm, wenn wenige Vögel auffliegen.

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Rücksicht beim Stand Up Paddeln

19. Juli 2021

Stand Up Paddeln kann Wasservögel und andere Wildtiere empfindlich stören. Zwar wird der Sport oft leise und bedächtig ausgeübt. Doch Erfahrungen zeigen, dass Tiere die menschliche Silhouette und die Bewegungen als bedrohlich wahrnehmen. Verschiedene Akteure aus Sport- und Naturschutzkreisen erinnern nun gemeinsam mit den Behörden an die Empfehlungen, wie beim Stand Up Paddeln Störungen für Vögel und andere Wildtiere reduziert werden können.

Medienkontakt

Michael Schaad
Schweizerische Vogelwarte
6204 Sempach
Tel. +41 41 462 97 35
michael.schaad@vogelwarte.ch

Annalena Kuttenberger
Schweizerischer Kanu-Verband SKV
Tel. 043 222 40 77
annalena.kuttenberger@swisscanoe.ch

Andreas Boldt
Pro Natura
Tel. 061 317 91 26
andreas.boldt@pronatura.ch

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Basel, Bern, Sempach, Zürich. – Immer mehr Menschen praktizieren Stand Up Paddeln. Weil die Sportart nahezu geräuschlos erfolgt, wird deren  Störpotenzial für Tiere unterschätzt. Insbesondere Wasservögel nehmen jedoch die Silhouette und die Bewegungen von Paddelnden als Bedrohung wahr. Sie können bereits auf einen einzelnen Paddelnden in 1000 m Abstand mit Flucht reagieren. Das kann ihr Überleben und ihren Fortpflanzungserfolg beeinträchtigen.

Stand Up Paddeln wird ganzjährig und insbesondere auch im flachen Wasser in Ufernähe ausgeübt. So gelangen Menschen in bisher wenig gestörte Gebiete. Durch die Störwirkung werden wichtige Lebensräume und insbesondere Brut- und Rastgebiete gefährdet.

Die Schweizerische Vogelwarte hat vergangenes Jahr gemeinsam mit dem Schweizerischen Kanu-Verband, Pro Natura, der Jagd- und Fischereiverwalter-Konferenz und dem Bundesamt für Umwelt BAFU Empfehlungen erarbeitet, wie Paddelnde ihre Störungen reduzieren und so den Stress für die Tiere verringern können. Besonders wichtig ist, dass man sich vor dem Stand Up Paddeln informiert, wo Ein- und Auswasserstellen liegen und, ob es am entsprechenden Gewässer Schutzgebiete gibt.

Die Regeln, die wichtigsten Informationsquellen und weiterführende Links sind in einem Merkblatt aufgeführt, das als Flyer an Verkaufs- und Verleihstationen von SUP aufliegt. In digitaler Form kann das Merkblatt bei den beteiligten Organisationen bezogen werden.

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Eine schillernde Persönlichkeit zu Gast

30. Juni 2021

Der exotisch anmutende Sichler wird in der Schweiz immer häufiger beobachtet. Die Gründe nennt die Schweizerische Vogelwarte in ihrem jährlichen Bericht über den Zustand der Vogelwelt in der Schweiz: Die Bestände dieses Zugvogels wachsen in Südeuropa, weshalb manche der eleganten Vögel auf dem Herbst- und Frühlingszug auch die Schweiz erreichen, wo sie gerne in Feuchtbiotopen rasten.

Sempach. – Der Sichler ist eine schillernde Persönlichkeit. Sein braunes Gefieder reflektiert im Sonnenlicht grün und purpurn. Obschon er nicht in der Schweiz brütet, kann man ihn mit ein wenig Glück auch bei uns beobachten. Noch Ende des 20. Jahrhunderts galt der Sichler in der Schweiz als unregelmässiger Gast. Zwischen 1980 und 2010 wurden nur wenige Individuen des eleganten Stelzvogels in der Schweiz beobachtet. Seit 2010 aber wird er alljährlich in der Schweiz registriert. Mittlerweile hat sich die Zahl der jährlich beobachteten Sichler auf knapp 40 eingependelt.

Die starke Zunahme der Beobachtungen in der Schweiz erfolgt im Rahmen einer grossräumigen Arealerweiterung des Sichlers. Nach einem massiven Bestandsrückgang im Verlauf des 20. Jahrhunderts setzte in den 1990er-Jahren dank einem besseren Schutz vor Abschüssen sowie der Schaffung von Schutzgebieten eine Erholung ein. Im Zuge dieser Erholung besiedelte der Sichler auch Spanien und die Camargue in Südfrankreich, von wo ein Teil der in der Schweiz beobachteten Sichler stammt.

Bei uns rastet der Sichler bevorzugt in Feuchtbiotopen des Mittellands, wo er mit seinem langen, nach unten gebogenen Schnabel im weichen Boden oder im Wasser nach Nahrung stochert. Dabei spürt er seine Beute, meist Insekten und deren Larven, Würmer oder Krebstiere, dank dem Tastsinn in der Schnabelspitze auf.

Zustandsbericht

Alljährlich fasst die Schweizerische Vogelwarte die neuesten Entwicklungen in der Vogelwelt zusammen und publiziert sie als Zustandsbericht: vogelwarte.ch/zustand

Weitere Themen:

  1. Viele Schweizer Brutvögel profitierten 2020 von einem milden Winter und optimalen Brutbedingungen. Dennoch kam es insbesondere bei störungsempfindlichen Arten wie dem Purpurreiher zu Brutausfällen, was eine Folge der Störung durch erholungssuchende Menschen in Schutzgebieten sein dürfte.
  2. Viele Bergvögel haben in Europa seit den 1980er-Jahren deutliche Arealverluste erlitten, vor allem in Gebirgen, die niedriger sind als die Alpen. Die Schweiz als zentrales Alpenland erhält dadurch eine noch höhere Verantwortung.
  3. In Europa lassen sich bei den Vögeln grossräumige Arealverschiebungen nach Norden beobachten. Etliche Singvogelarten haben ihr Brutgebiet seit den 1980er-Jahren deutlich nordwärts ausgedehnt. Im Süden gibt es hingegen Verluste.
  4. In Europa lassen sich bei den Vögeln grossräumige Arealverschiebungen nach Norden beobachten. Etliche Singvogelarten haben ihr Brutgebiet seit den 1980er-Jahren deutlich nordwärts ausgedehnt. Im Süden gibt es hingegen Verluste.
Quelle

Knaus, P., T. Sattler, H. Schmid, N. Strebel & B. Volet (2021): Zustand der Vogelwelt in der Schweiz: Bericht 2021. Schweizerische Vogelwarte, Sempach.

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Gezielte Massnahmen dank guter Grundlagen

22. Juni 2021

Aktuelle Zählungen zeigen, dass das Val Müstair im Kulturland noch eine reichhaltige Vogelwelt aufweist. Trotzdem sind Abnahmen zu verzeichnen, die aufhorchen lassen. Insbesondere die Feldlerche hat Bestandseinbussen erlitten. Dank den erarbeiteten Grundlagen können gemeinsam mit den Bewirtschaftern gezielt Fördermassnahmen angegangen werden.

Medienkontakt

Erica Nicca
Schweizerische Vogelwarte
6204 Sempach
Tel. +41 81 250 63 66
erica.nicca@vogelwarte.ch

Yves Schwyzer
Naturpark Biosfera Val Müstair
7532 Tschierv
Tel. 081 851 60 74
yves.schwyzer@biosfera.ch 

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Viele typische Vogelarten des Landwirtschaftsgebiets sind im Mittelland praktisch verschwunden. Für einige dieser Arten sind die Berggebiete als noch verbliebene Rückzugsorte von hohem Wert. Aufgrund der zunehmend intensiveren Bewirtschaftung sind jedoch auch diese Gebiete – und die von ihnen abhängigen Vogelarten – unter Druck. Um die Situation im Val Müstair zu kennen, wurde auf Initiative des Naturparks Biosfera Val Müstair und mit fachlicher Unterstützung der Schweizerischen Vogelwarte im vergangenen Frühjahr das Vorkommen von zehn typischen Vogelarten des Kulturlandes im Tal untersucht.

Unter ihnen befinden sich Wiesenbrüter wie das Braunkehlchen und die Feldlerche, welche ihr Nest am Boden anlegen und auf spät gemähte, vielfältige Wiesen oder, im Falle der Feldlerche, alternativ auf Ackerkulturen mit relativ niedriger und lückiger Vegetation angewiesen sind. Ein Vergleich mit einer früheren Untersuchung aus dem Jahr 2006 zeigt, dass das Braunkehlchen zwar noch gut vertreten ist, mittlerweile aber in höhere Lagen ausweichen musste. Die Feldlerche konnte in den verstreuten Ackerflächen leider nur noch vereinzelt beobachtet werden. Ihr Bestand ist um ein Drittel zurückgegangen. Dies hängt vermutlich mit der Bewässerung der Wiesen und der intensiveren Bewirtschaftung zusammen.

Weiter wurden Vögel, welche in vielfältigen Hecken brüten, erfasst. Unter ihnen befinden sich beispielsweise der Neuntöter und die Goldammer. Diese beiden Arten wurden denn auch am häufigsten nachgewiesen. Die heckenbewohnenden Vögel konzentrieren sich auf die südexponierten Hanglagen, welche noch reich strukturiert sind. In der weniger strukturreichen Talebene waren diese Arten deutlich seltener.

Die nun erarbeiteten Grundlagen bilden für die Schweizerische Vogelwarte und den Naturpark Biosfera Val Müstair die Basis für eine gezielte Information und Beratung der lokalen Partner und Landwirte. Zusammen sollen gebietsspezifische Fördermassnahmen geplant und umgesetzt werden. Gemeinsam bietet sich die Chance, den Bestand an Kulturlandvögeln im Tal zu erhalten und zu fördern.

Bestandstrends der Wiesenbrüter (Untersuchungen 2006 und 2020)

Beim Braunkehlchen zeigte sich eine Arealverschiebung in höhere Lagen, der Bestand (42 Reviere) blieb insgesamt stabil. Eine negative Entwicklung zeigte sich bei der Feldlerche: Wurden 2006 noch 24 Reviere nachgewiesen, waren es 2020 nur noch 8 Reviere. Die Wachtel und der Wachtelkönig sind unregelmässig vorkommende Brutvögel, beide konnten im Val Müstair wiederum nachgewiesen werden. Ein positiver Trend zeigt sich beim Baumpieper (59 Reviere, 2006: 45 Reviere), im Gegensatz zu den anderen Wiesenbrütern bevorzugt dieser Brutvogel halboffene Kulturlandschaften mit reichlich Bäumen.

Erfasste Heckenbrüter 2020

Die Heckenbrüter Goldammer (55 Reviere), Neuntöter (49 Reviere) und Bluthänfling (13 Reviere) konzentrieren sich insbesondere auf die südexponierten Hanglagen im Tal, welche vielfältige Hecken und Kleinstrukturen wie Stein- und Asthaufen aufweisen. Die Gartengrasmücke (19 Reviere) findet in den Ufergehölzen des Rombachs einen für sie passenden Lebensraum. Die Dorngrasmücke, welche im Kanton Graubünden ein regelmässiger, aber nicht häufiger Brutvogel ist, konnte nicht nachgewiesen werden.

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Einem Geist auf der Spur

01. Juni 2021

Er ist nachtaktiv und sieht dank seiner perfekten Tarnung aus wie ein Stück Holz. Kein Wunder ist zu den Lebensraumansprüchen des legendenumrankten Ziegenmelkers noch vieles unklar. Die Vogelwarte hat in einem neuen Projekt nun Licht ins Dunkel gebracht und überraschende Erkenntnisse zur Biologie dieser stark gefährdeten Art zu Tage gefördert.

Sempach. – Der Ziegenmelker brütet in lichten Wäldern mit Eichen und Föhren. Förderprojekte für die stark gefährdete Art fokussierten deshalb bislang auf die Aufwertung dieser Waldhabitate. Zurzeit liegt der Bestand schweizweit bei etwa 40-50 Paaren, die sich hauptsächlich in den Trockentälern im Wallis und Tessin konzentrieren.

Die Aufwertungen an den Brutplätzen haben aber bislang nicht zur erhofften Bestandserholung des Ziegenmelkers geführt. Daher wollte die Vogelwarte Sempach in einem Projekt herausfinden, welche Lebensraumansprüche der Ziegenmelker hat, die in Förderprojekten noch zu wenig berücksichtigt werden.

Mit seiner nachtaktiven Lebensweise und der perfekten Tarnung, dank derer sich der Ziegenmelker kaum vom Untergrund abhebt, ist es herausfordernd, mehr über die Lebensweise dieses «Geistes» unter den Vögeln herauszufinden. Dennoch gelang es einem Team der Schweizerischen Vogelwarte im Wallis, über 40 Individuen mit GPS-Sendern auszurüsten, um mehr über die Lebensraumnutzung des Ziegenmelkers herauszufinden.

Die Resultate sind erstaunlich, zeigen sie doch, dass der Ziegenmelker viel stärker das offene Landwirtschaftsgebiet zur Nahrungssuche nutzt, als bisher bekannt war. Die mit GPS-Sendern ausgerüsteten Ziegenmelker suchten vor allem naturnahe Rebberge und extensiv bewirtschaftete Wiesen auf, die nicht zu stark gedüngt und bewässert werden. Selbst hoch gelegene Alpwiesen wurden im Hochsommer regelmässig aufgesucht. In diesen unterschiedlichsten Lebensräumen, die zum Teil mehrere Kilometer vom Brutplatz in den lichten Wäldern entfernt waren, fanden sie grosse Fluginsekten wie Nachtfalter und Käfer, die ihnen als Nahrung dienen.

Mit diesem Wissen kann dem Ziegenmelker nun besser unter die Flügel gegriffen werden. Insbesondere durch eine biodiversitätsfreundliche Bewirtschaftung von Rebbergen ohne Herbizideinsatz können Insekten gefördert werden, die dem Ziegenmelker als Nahrung dienen. Ebenso wichtig sind der Erhalt und die Förderung traditionell genutzter Grünflächen mit geringem Düngereinsatz und ohne Sprinklerbewässerung.

Quelle

Evens, R., A. Jacot, T. Artois, E. Ulenaers, T. Neyens, L. Rappaz, C. Theux & J.‐N. Pradervand (2020): Improved ecological insights commission new conservation targets for a crepuscular bird species. Anim Conserv 89: 1. doi.org/10.1111/acv.12650.

Der Ziegenmelker

Der wärmeliebende Ziegenmelker ist nachtaktiv und verschläft den Tag am Boden, wo er auch brütet. Er verlässt sich dabei auf seine perfekte Tarnfärbung: Erst bei genauem Hinsehen kann man ihn von einem Stück Holz unterscheiden. Seinen Namen erhielt er bereits von den alten Griechen, die glaubten, er sauge Milch bei Ziegen, worauf diese erblinden oder sterben würden. Dies ist natürlich nur eine Legende, in Wahrheit suchte er wohl nach grossen Insekten, die von Weidetieren aufgescheucht wurden. Da er bei uns im Winter keine grossen Insekten findet, überwintert er in Afrika. Erst Mitte Mai kehrt er zurück und lässt an seinen Brutplätzen seinen typisch schnurrenden Gesang ertönen.

Weitere Informationen: vogelwarte.ch/ziegenmelker.

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Hände weg von Jungvögeln

13. April 2021

Viele Jungvögel verlassen das Nest, bevor sie richtig fliegen können. Sie werden jedoch von ihren Eltern weiterhin gefüttert und beschützt. Wer in nächster Zeit ein auf dem Boden sitzendes Vögelchen findet, muss sich erst einmal keine Sorgen machen – in der Regel braucht es keine Hilfe.

Sempach. – Derzeit sind viele Vögel mit Brüten oder der Versorgung der Nestlinge beschäftigt. Mancherorts haben die ersten Jungvögel bereits das Nest verlassen. Bei einigen Vogelarten, unter ihnen Amsel und Hausrotschwanz, wagen die Jungen den Sprung aus dem Nest bereits, bevor sie richtig fliegen können. Dadurch verringert sich das Risiko, dass ein Fressfeind alle Jungen frisst, wenn er das Nest entdeckt.

Selbst wenn sie noch nicht richtig fliegen können, so sind Jungvögel gut für das Überleben ausserhalb des Nests gerüstet. Sie dürfen zudem weiterhin auf die elterliche Fürsorge zählen und werden noch einige Zeit mit Nahrung versorgt. Jungvögel benötigen daher meist keine menschliche Hilfe. Es wäre sogar falsch, sie mitzunehmen, da selbst die kompetenteste Pflegeperson die Aufzucht nie so geschickt meistert wie die Vogeleltern.

Manchmal landen Jungvögel bei ihrem ersten Ausflug allerdings an einem unglücklichen Ort, beispielsweise auf einer Strasse oder in unmittelbarer Nähe einer Katze. Befindet sich ein Jungvogel in akuter Gefahr, so ist ein wenig Unterstützung sinnvoll. Dabei reicht es, den Vogel in ein nahe gelegenes Gebüsch zu setzen. Der Geruch des Menschen stört die Vogeleltern nicht. Auch angefasste Jungvögel werden weiterhin umsorgt.

Ist man unsicher, ob die Vogeleltern in der Nähe sind, so beobachtet man den Jungvogel aus mindestens 50 m Distanz. Wenn er während einer Stunde nicht von den Eltern mit Futter versorgt wird, empfiehlt es sich, mit einer Pflegestation Kontakt aufzunehmen. Der Gang zu einer Pflegestation wird zudem dann nötig, wenn man verletzte Vögel oder kaum befiederte Nestlinge am Boden auffindet. Da die Haltung und Pflege einheimischer Singvögel nicht nur Fachwissen, sondern auch eine kantonale Bewilligung erfordert, ist auf eine Aufzucht zu Hause zu verzichten.

Wann braucht ein Jungvogel Hilfe?

Gelegentlich kommt es vor, dass Vogelkinder tatsächlich zu früh aus dem Nest fallen. Solche Pechvögelchen sind verloren, wenn sie nicht in eine Pflegestation gebracht werden. Man erkennt sie daran, dass sie nicht herumhüpfen können und meist kaum befiedert sind.
Ist man unsicher, ob es sich wirklich um einen zu früh aus dem Nest gefallenen Jungvogel handelt, so empfiehlt es sich, ihn zu fotografieren und sich bei einer Pflegestation nach einer Einschätzung zu erkundigen.

Die Schweizerische Vogelwarte Sempach betreibt eine eigene Pflegestation. Diese kann unter Tel. 041 462 97 00 (Mo-Fr 8-12 Uhr und 13.30-17 Uhr) erreicht werden; an Wochenenden und Feiertagen ist ein Pikettdienst organisiert (9-12 Uhr und 13.30-17 Uhr).

Vogel gefunden – was tun?

Es kommt gelegentlich vor, dass man auf dem Spaziergang oder bei sich zuhause einen Vogel findet, der nicht wegfliegt. In gewissen Fällen braucht der Vogel die professionelle Hilfe einer Pflegestation, in anderen ist ein Eingreifen hingegen nicht nötig. Ein Entscheidungsbaum soll helfen, auf die häufigsten Situationen richtig zu reagieren.

Mehr Informationen: vogelwarte.ch/vogel-gefunden

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Am seidenen Faden

30. März 2021

Eigentlich wissen wir alle, dass Abfall nicht in die Natur gehört. Trotzdem landet aus Bequemlichkeit oder Unachtsamkeit viel Müll in der Natur. Für Vögel sind insbesondere Schnüre und Fäden gefährlich, da sie sich darin verheddern können. Herumliegender Abfall sollte daher konsequent entsorgt werden.

Sempach. – Der Frühling hält Einzug, die Blumen öffnen ihre Blüten und sorgen für Farbtupfer in der Natur. Farbtupfer auf Feld und Flur haben manchmal jedoch einen weitaus weniger erfreulichen Grund: Abfall, achtlos liegengelassen oder mit dem Wind verweht. Die negativen Auswirkungen von Abfall auf die Natur sind unterschiedlich und abhängig vom Material sowie dessen Form. Für Vögel ist nicht jedes Objekt gleichermassen gefährlich, relevant sind insbesondere Schnüre, Seile, Fäden oder Bänder, da sie sich darin verheddern können.

Die Pflegestation der Schweizerischen Vogelwarte behandelt immer wieder Vögel, welche durch Schnüre und Fäden in ihrer Mobilität oder Nahrungsaufnahme beeinträchtigt wurden oder Einschnürungen an ihren Gliedmassen erlitten. Da solcher Abfall teilweise auch als Nistmaterial verwendet wird, sind sogar im Nest sitzende Jungvögel nicht vor der Gefahr des Verhedderns gefeit. Im Falle der Wasservögel besteht ferner das Risiko, dass sich Haken von Angelschnüren in das Gewebe bohren können.

In Extremfall können längliche Objekte auch mit Regenwürmern oder anderer Nahrung verwechselt und gefressen werden. Bekannt ist dies beispielsweise beim Weissstorch.

Es ist daher wichtig, dass Zivilisationsabfall nicht liegengelassen wird. Hier können wir alle etwas dazu beitragen. Nicht nur, indem wir den eigenen Müll konsequent entsorgen – auch mit regelmässigen Kontrollen des eigenen Gartens auf herumliegende Schnüre sowie dem Auflesen von Abfall beim nächsten Spaziergang kann man etwas Gutes tun.

Was tun mit gefiederten Patienten?

Verletzte und kranke Vögel gehören in die Hände von Fachleuten. Im Zweifelsfall kann man sich telefonisch an die Vogelwarte wenden. Die Fachpersonen können abschätzen, welche Hilfe der Vogel braucht, und auch Tipps zum Transport oder zu nähergelegenen Pflegestationen geben. Tel: 041 462 97 00 bzw. www.vogelwarte.ch/pflegestation

Von einer Pflege zu Hause sei abgeraten. Die Haltung und Pflege einheimischer Vögel erfordert nämlich nicht nur Fachwissen und adäquate Haltungsbedingungen, sondern auch eine kantonale Bewilligung.

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Auswirkungen von Störungen auf Vögel

17. März 2021

Die Einschränkungen der letzten Monate animieren immer mehr Schweizerinnen und Schweizer zu Freizeitaktivitäten im Freien. Die Natur zu geniessen bedeutet aber auch, in den Lebensraum der dort ansässigen Tierwelt vorzustossen. Da viele Arten sensibel auf Störungen reagieren, ist es wichtig, sich an einfache Regeln zu halten.

Sempach. – Die länger werdenden Tage und der Neuschnee werden auch dieses Wochenende zahlreiche Leute ins Freie locken. Für einige Vogelarten hat allerdings die Brutzeit bereits begonnen. In dieser Zeit sind sie besonders verletzlich und können durch Störungen schnell negativ beeinflusst werden. Daher ist es wichtig, beim Wandern im Wald und in den Bergen Wildruhezonen und Schutzgebiete zu respektieren und auf den markierten Wegen zu bleiben. Zudem gilt es, Abstand zu den Vögeln zu halten und sie auf keinen Fall an ihrem Nest zu stören.

Viele Gebiete, die von Vögeln bewohnt werden, werden auch von Ausflüglern und Sportbegeisterten genutzt, was je nach Aktivität unterschiedlich starke Störungen nach sich zieht. Als Störungen gelten dabei alle Ereignisse, die zu plötzlichen Änderungen im Verhalten oder Stoffwechsel führen. Eine Störung ist aber nicht immer offensichtlich: Vögel sind oft schon wesentlich in ihrem Verhalten, bei der Nahrungssuche oder beim Nisten gehemmt bevor sie auffliegen.

Selbst wenn sie unbeabsichtigt erfolgen, können menschliche Störungen weitreichende Konsequenzen haben: So gelten sie als eine der wichtigsten Ursachen für den Rückgang von Vogelarten. Bereits die Anwesenheit einer einzelnen Person in einem Wald kann dazu führen, dass sich dort weniger Vögel niederlassen. Ein Grund mehr, stets auf den Wegen zu bleiben.

Vögel reagieren mit Flucht, Unterbrechung der Nahrungssuche oder einen erhöhten Stresslevel auf Störungen, was einen unnötigen Energieverbrauch zur Folge hat. Während der Brutzeit sind die Auswirkungen von Störungen am gravierendsten und können im Extremfall zum Verlassen der Brut führen. Stresshormone beeinflussen zudem die Qualität des Geleges und verringern damit die Überlebenschancen der Küken. Dank unserer Rücksichtnahme und dem Einhalten einfacher Regeln können wir uns an der Natur erfreuen und gleichzeitig unseren gefiederten Freunden ein ruhiges Leben ermöglichen.

Die Natur respektvoll geniessen

Freizeitaktivitäten im Freien ausüben und die Natur geniessen, gleichzeitig aber respektvoll mit ihr und ihren Bewohnern umgehen? Das ist möglich, wenn man:

  • Wildruhezonen und Schutzgebiete respektiert
  • auf markierten Wegen bleibt
  • Abstand zu den Vögeln hält
  • die Vögel nicht am Nest stört
Wildruhezonen und Schutzgebiete

Viele Arten benötigen zum Überleben grosse Rückzugsgebiete. Wildruhezonen und Schutzgebiete eignen sich bestens, um diesen Arten einen Lebensraum zu bieten. Solche Gebiete sollten von Freizeitsportlern nicht oder nur unter bestimmten Bedingungen, genutzt werden. Dazu gehören unter anderem der Nationalpark, Wasser- und Zugvogelreservate sowie Waldreservate. Das Ausscheiden solcher Gebiete und das Umsetzen der Regeln darin sind für den Erhalt der Schweizer Vogelwelt essenziell.

Weitere Informationen: wildruhezonen.ch

Achtung Hühner… und Watvögel!

Die Brutzeit ist für alle Vogelarten eine sensible Phase, aber einige Arten reagieren auch im Winter besonders stark auf Störungen. Insbesondere Raufusshühner (Auerhuhn, Birkhuhn, Alpenschneehuhn) müssen während des Winters haushälterisch mit ihren Energiereserven umgehen. Störungen durch Schneesport wie Schneeschuhwandern oder Skitouren können zu Flucht führen, deren zusätzlicher Energieaufwand die Überlebenschancen verringert. Zudem kann der dadurch erzeugte Stress den Bruterfolg im Frühjahr beeinträchtigen.

Wer es etwas gemässigter mag und sich bei schönem Wetter am Fluss entspannt, sollte auf Flussregenpfeifer und Flussuferläufer achten. Diese Watvögel brüten auf den steinigen Uferflächen und auf Kiesinseln naturnaher Flüsse. Ihr Bestand ist bereits durch den massiven Lebensraumverlust bedroht, Störungen während der Brutzeit setzen sie zusätzlich unter Druck.

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Der Frühling naht

25. Februar 2021

Wenn morgens die Vögel wieder zwitschern, steht der Frühling vor der Tür. Nach und nach beginnen die einzelnen Vogelarten morgens mit Gesang ihr Revier zu verteidigen und Weibchen anzulocken. Es ist der Auftakt zur Brutzeit der Vögel.

Sempach. – Die Tage werden länger, und das Thermometer steigt. Es besteht kein Zweifel: Der Frühling steht vor der Tür. Wer die Ohren spitzt, kann nicht überhören, dass nun auch die Vögel zu singen begonnen haben. Der Gesang der Vögel ist zwar mit den höheren Temperaturen vermehrt zu hören, aber nicht von diesen abhängig. Die Brutzeit und damit auch der Gesang werden durch Hormone gesteuert, die erst ab einer bestimmten Tageslänge aktiviert werden. Die Vögel singen also, wenn die Tage genügend lang sind, selbst wenn das Wetter wenig frühlingshaft ist.

Der Gesang bildet den Auftakt zur Brutzeit. Männchen singen vor allem, um ihr Revier gegen Konkurrenten zu verteidigen und gleichzeitig Weibchen anzulocken. Der Gesang dient aber auch dazu, die Paarbindung zu stärken und das Brutverhalten aufeinander abzustimmen. Zwar singen vor allem Männchen, aber auch die Weibchen können ein Lied anstimmen, so etwa beim Hausrotschwanz und der Amsel.

Um die Weibchen zu verführen, schrecken die Männchen einiger Arten auch vor Plagiaten nicht zurück: Um ihr Talent zu zeigen und sich von Konkurrenten abzuheben, imitieren sie den Gesang anderer Arten. Die bekanntesten Beispiele sind der Star und der Sumpfrohrsänger. Eine ganz andere Strategie haben die Spechte entwickelt: Die meisten Arten singen gar nicht. Bei ihnen übernimmt das Trommeln die Funktion des Gesangs.

Nicht alle Vogelarten beginnen ihr Konzert zur gleichen Tages- oder Jahreszeit, genauso wie sich auch der Zeitpunkt der Jungenaufzucht zwischen den Arten unterscheidet. Meisen, Amsel und Grünfink stimmen ihr Konzert bereits Ende Winter an, im Verlauf des Frühlings kommen immer mehr Arten dazu.

Noch früher haben die Wasseramsel und der Fichtenkreuzschnabel mit brüten begonnen. Die Wasseramsel bewohnt Fliessgewässer und muss mit der Aufzucht ihrer Jungen fertig sein, bevor die Schneeschmelze einsetzt und Überschwemmungen ihr Nest zerstören könnten. Der Fichtenkreuzschnabel brütet komplett unabhängig von der Temperatur, benötigt aber trockenes und sonniges Wetter. Unter diesen Bedingungen öffnen sich nämlich die Fichtenzapfen, von denen er sich ernährt.

Fünf Schweizer Meistersänger

Vögel sind für ihren Gesang berühmt. Eine Auswahl von Meistersängern finden Sie hier:

  1. Amsel – die opulente Flötistin
  2. Nachtigall – die Opernsängerin
  3. Mönchsgrasmücke – das versteckte Talent
  4. Star – der Meisterimitator
  5. Pirol – der Sänger aus den Tropen

Hören Sie sich ihre Stimmen an und entdecken Sie weitere Vogelstimmen unter: vogelwarte.ch/voegel-der-schweiz

Rückkehr der Zugvögel

Die ersten Frühlingstage kündigen auch die Rückkehr der Zugvögel an. Wann Sie Ihren Lieblingszugvogel wieder sehen und hören können, erfahren Sie hier: vogelwarte.ch/rueckkehr-der-zugvoegel

Die Schweizer Vögel (wieder)entdecken

Nach langer Schliessung aufgrund der Massnahmen zur Bekämpfung des Coronavirus, öffnet das Besuchszentrum der Schweizerischen Vogelwarte in Sempach am 2. März 2021 wieder seine Tore. Hier können Sie die Vögel und ihre Gesänge kennenlernen, insbesondere im mechanischen Theater der „Singfonie“. Weitere Informationen und Öffnungszeiten: vogelwarte.ch/besuch

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Winterliche Schlafplatzzählung der Lachmöwe

25. Januar 2021

Ob in Luzern, Lausanne oder Lugano: Bei winterlichen Spaziergängen an Schweizer Seen ist die Lachmöwe nicht zu übersehen. Doch wie viele dieser kleinen Möwen verbringen den Winter wirklich bei uns? Die erste schweizweite Zählung seit 1979 soll nun helfen, Klarheit zu schaffen.

Sempach. – Wer am Winter an einem See spazieren geht, kennt sie: Die Lachmöwe. Neugierig und immer auf der Suche nach etwas Fressbarem, lässt sie sich meist leicht beobachten und traut sich oft sogar bis auf wenige Meter an Menschen heran.

Doch wenn der Frühling naht, verlassen die meisten Lachmöwen die Schweiz wieder. Nur einige Hundert Paare brüten in rund einem Dutzend Kolonien in der Schweiz, weshalb die Art im Sommer bei uns oft erstaunlich schwer zu beobachten ist. Alle anderen Lachmöwen fliegen zu den Feuchtbiotopen, Seen, Flüssen und Küsten in ganz Mittel- und Osteuropa zurück, um dort zu brüten.

Erst nach der Brutzeit kommen die Lachmöwen in grosser Zahl in die Schweiz: Die Vogelwarte schätzt, dass über 40 000 Individuen aus ganz Europa in der Schweiz überwintern. Doch die Schätzung ist ungenau, weil sich die regulären Zählungen von Wasservögeln auf Gewässer beschränken. Lachmöwen halten sich tagsüber aber oft weitab der Gewässer auf, um auf Äckern und Wiesen nach Würmern zu suchen.

Erst wenn sich die Lachmöwen abends an gemeinsamen Schlafplätzen an grösseren Seen versammeln, ist es möglich, den gesamten Bestand zu erfassen. An rund 20 Seen sowie am Dreiländereck in Basel werden deshalb Ende Januar über 200 Freiwillige Wind, Wetter und Kälte trotzen, um bei dieser speziellen Zählung mitzumachen.

Die letzte nationale Schlafplatzzählung liegt bereits weit zurück: Sie datiert aus dem Jahr 1979. Von der bevorstehenden Zählung, erhoffen sich die Schweizerische Vogelwarte und die internationale Vogelkunde einen verlässlichen Überblick über die Bestandsentwicklung der Lachmöwe, bei der in den letzten Jahren in ganz Mitteleuropa Bestandsrückgänge verzeichnet wurden.

Lachmöwe

Die Lachmöwe erhielt ihren deutschen Namen wegen ihres «kichernden» oder «lachenden» Rufs, der ihr auch den französischen und wissenschaftlichen Namen gab. Die Lachmöwe brütet in der Schweiz an wenigen Seen und Feuchtgebieten im Mittelland. Die aktuellen Brutplätze liegen auf Flössen und Plattformen, aber auch auf künstlich angelegten Inseln, Molen, Dämmen und selten in überspülten Riedwiesen. Der Schweizer Brutbestand von 560-800 Paaren verteilt sich auf rund 15 Kolonien im Mittelland.
Die Lachmöwe ist bei der Nahrungssuche nicht sehr wählerisch und frisst Fische, Würmer, Insekten und Abfall. Im akrobatischen und geschickten Flug schnappen sie blitzschnell das den Enten zugeworfene Brot noch in der Luft weg.
Weitere Informationen: www.vogelwarte.ch/lachmoewe

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Keiner zu klein, ein Pechvogel zu sein

29. Dezember 2020

2020 wurden rund 1700 Vögel in die Pflegestation der Schweizerischen Vogelwarte gebracht – so viele wie noch nie. Haussperling, Amsel und Mauersegler führen die Liste der gefiederten Patienten an. Die Mitarbeitenden der Pflegestation versorgen die Vögel und unterstützen sie bei einem Neustart in die Freiheit.

Sempach. – Zum Jahreswechsel zieht auch die Pflegestation der Vogelwarte Bilanz. Für die Sempacher Vogelpflege war 2020 nach 2019 das zweite Rekordjahr in Folge! Heuer wurden rund 1700 verletzte, geschwächte oder verwaiste Vögel eingeliefert; gut 200 mehr als letztes Jahr. Ein Teil der Zunahme ist sicher teilweise darauf zurückzuführen, dass die Aufmerksamkeit der Bevölkerung dieses Jahr wegen der ungewöhnlichen Bedingungen höher war. Im vergangenen Frühling wendeten sich nämlich auch aussergewöhnlich viele Personen mit Fragen zu Vögeln an die Schweizerische Vogelwarte.

Gut die Hälfte der Pechvögel, welche die Pflegestation entgegennahm, waren Jungvögel. Unter den Eingängen befanden sich jedoch auch zahlreiche verletzte Vögel, die von aufmerksamen Menschen aufgefunden und vorbeigebracht worden waren. Die Vögel erhalten professionelle Pflege und werden nach ihrer Genesung wieder in die Freiheit entlassen. Manche von ihnen weisen jedoch derart schwere Verletzungen auf, dass sie trotz Behandlung keine Chance mehr haben, gesund zu werden.
Verletzungen entstehen oft dann, wenn Vögel mit einer Glasscheibe oder einem Fahrzeug kollidieren. Gerade der Zusammenstoss mit Glasscheiben gehört im Siedlungsraum zu den grössten Vogelschutzproblemen. Viele Verletzungen und Todesfälle könnten vermieden werden, wenn beim Bau eines Gebäudes Massnahmen getroffen und bestehende Scheiben für die Vögel mit Markierungen sichtbar gemacht werden.

Wie im Vorjahr zählten Haussperling und Amsel zu den am häufigsten entgegengenommenen Vogelarten. An dritter Stelle standen Mauersegler, unter ihnen viele Jungvögel, die an heissen Sommertagen auf der Suche nach Abkühlung aus den Brutnischen stürzten. Mauersegler brüten oft direkt unter Hausdächern; bei starker Sonneneinstrahlung kann die Temperatur im Nest enorm ansteigen.

Verglichen mit den betriebsamen Frühlings- und Sommermonaten, wo das Zwitschern und Piepsen der zahlreichen gefiederten Patienten eine beständige Geräuschkulisse darstellt, ist es während des Winters in der Pflegestation schon fast besinnlich ruhig. Dennoch gilt es auch jetzt noch gefiederte Patienten zu versorgen, die hoffentlich im neuen Jahr in Freiheit entlassen werden können.

Vogel gefunden – was nun?

Verletzte und kranke Vögel, aber auch Jungvögel gehören in die Hände von Fachleuten. Im Zweifelsfall kann man sich telefonisch an die Vogelwarte wenden: 041 462 97 00. Die Fachpersonen können abschätzen, welche Hilfe der Vogel braucht, und auch Tipps zum Transport geben.
www.vogelwarte.ch/pflegestation
Von einer Pflege zu Hause sei abgeraten. Die Haltung und Pflege einheimischer Vögel erfordert nämlich nicht nur Fachwissen und adäquate Haltungsbedingungen, sondern auch eine kantonale Bewilligung.

Vogelkollisionen an Glas:

Die Vogelwarte stellt umfassendes Informationsmaterial zur Verfügung, wie die Gefahr von Glas für Vögel reduziert werden kann:
https://vogelglas.vogelwarte.ch

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Jeder Spatz zählt

10. Dezember 2020

Gewusst? Unser Haussperling hat einen nahen Verwandten, den Italiensperling. Er brütet bei uns nur in der Südschweiz. In einem neuen Monitoringprojekt möchte die Schweizerische Vogelwarte den Bestand dieses international bedrohten Spatzen besser überwachen.

Sempach. – Sperlinge gehören zum Landschaftsbild, in Stadt und Land gleichermassen. Die kleinen Vögel sind einfach zu beobachten und wecken mit ihrem drolligen Verhalten auch viele Sympathien. Weniger bekannt ist dagegen, dass in unserem Land mehrere Sperlingsarten vorkommen: Sechs Arten sind es insgesamt, vier davon brüten auch in der Schweiz.

In Dörfern und Städten ist vor allem der Haussperling anzutreffen. Auf dem Land findet man den Feldsperling, der insbesondere im Winter auch in Gärten und an Futterstellen auftaucht. Er ähnelt dem Haussperling, hat aber im Gegensatz zu diesem ganz weisse Wangen mit einem schwarzen Fleck. Anders als beim Haussperling sind Männchen und Weibchen des Feldsperlings identisch gefärbt.

Eine dritte Art ist erst in den letzten Jahren in den Fokus des Interesses gerückt: Der Italiensperling, der den Haussperling in Italien und im Tessin ablöst, und -auch im Wallis und in Graubünden brütet. Er gleicht dem Haussperling stark. Das Männchen hat aber einen komplett rotbraunen Scheitel und weisse Wangen, während die Weibchen der beiden Arten am Aussehen nicht voneinander unterschieden werden können. Nach langen taxonomischen Debatten wird der Italiensperling seit einigen Jahren als eigene Art anerkannt.

Der Italiensperling ist auf der internationalen Roten Liste der gefährdeten Arten als „verletzlich“ eingestuft, da in Italien lokal Rückgänge von bis zu 50% festgestellt wurden. In der Schweiz geht es dem Italiensperling noch etwas besser. Aber auch hierzulande zeigt sein Bestandstrend nach unten, weshalb er für den Vogelschutz im Tessin sehr wichtig ist. Die Schweizerische Vogelwarte startete deshalb 2020 ein Langzeitmonitoring, um die Bestandsentwicklung des Italiensperlings in der Schweiz besser zu kennen.

Die Ursachen für den Bestandsrückgang scheinen vielfältig. Vermutet wird der Rückgang von Nahrungsquellen durch übermässigen Pestizideinsatz. Auch der Verlust von Nistmöglichkeiten in Dörfern und Städten durch die Renovation alter Gebäude sowie die moderne Bauweise, bei der der Italiensperling keine Nischen zum Brüten mehr findet, scheinen wahrscheinlich. Auch wenn die international bedrohte Art bei uns stellenweise sehr häufig sein kann, ist der Italiensperling auf unsere Toleranz angewiesen und kann mit dem Anlegen eines Naturgartens und der Bereitstellung von Nistkästen gefördert werden.

Die Sperlinge der Schweiz

In der Schweiz kommen sechs Sperlingsarten vor: Nebst den oben erwähnten Arten Haussperling, Feldsperling und Italiensperling sind dies der Schneesperling, eine typische Art des Hochgebirges, der Steinsperling, der das Mittelmeergebiet bewohnt und sich erst vier Mal in die Schweiz verirrt hat, und der Weidensperling, der 2019 zum ersten und bisher einzigen Mal in der Schweiz beobachtet wurde.
Weitere Informationen zu den Sperlingen der Schweiz: vogelwarte.ch/sperlinge

Hybriden bei Vögeln

Vögel pflanzen sich normalerweise nur mit Individuen derselben Art fort. Es kommt aber gelegentlich vor, dass sich auch Vögel unterschiedlicher Arten paaren. Dies ist auch bei Italiensperling und Haussperling der Fall. Nur die Männchen der daraus hervorgehenden Hybriden sind als solche erkennbar. Sie zeigen intermediäre Merkmale, wie einen graubraunen Scheitel und verwaschen grauweisse Wangen, jeweils in individuell unterschiedlich starker Ausprägung. In der Schweiz kann man neben den Sperlingen weitere Hybriden beobachten, so bei Entenvögeln und Singvögeln. Bekanntes Beispiel bei Letztgenannten sind Hybriden zwischen Rabenkrähe und Nebelkrähe.
Weitere Informationen: vogelwarte.ch/genau-hingeschaut:-kraehen,-sperlinge-und-hybriden

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Meilenstein der Vogelkunde

03. Dezember 2020

Der zweite europäische Brutvogelatlas ist erschienen. Er beschliesst das grösste je durchgeführte Citizen-Science-Projekt im Bereich Biodiversität: Rund 120 000 Personen haben in rund 50 Ländern Vögel gezählt. Die Vogelwarte war massgeblich an der Erstellung beteiligt.

Sempach/Barcelona/Prag. – Der zweite europäische Brutvogelatlas (EBBA2) zeigt: In Europa brüten 596 Vogelarten. Die artenreichsten Regionen liegen in Osteuropa und Russland. Hier gibt es noch ausgedehnte Wälder und Feuchtbiotope, aber auch deutlich weniger intensiv bewirtschaftete Landwirtschaftsgebiete als im Westen. Seit der letzten internationalen Volkszählung der Vögel vor 30 Jahren wurden in ganz Europa viele Vogelarten durch Intensivierung des Landwirtschaftsgebiets weiter zurückgedrängt. Zugenommen haben Arten, die von einem verbesserten Schutz profitieren konnten, wie der Seeadler. Das zeigt, dass ein verbesserter Schutz Wirkung hat.

Der Klimawandel und die Rolle der Schweiz

Insgesamt haben viele Arten ihren Verbreitungsschwerpunkt nach Norden verschoben. Dies ist ein deutlicher Hinweis auf den Einfluss des Klimawandels. Insbesondere für arktische Vogelarten könnte dies zum Problem werden, da sie nicht weiter nach Norden vordringen können. Einige Arten haben sich auch in die Höhe verschoben. Dabei gab es Verluste in den weniger hohen Gebirgen Europas. Vogelarten, die wie die Alpenbraunelle über der Waldgrenze brüten, leiden besonders: Ihr Lebensraum schrumpft, weil die Waldgrenze wegen des Klimawandels ansteigt. Mit dem Verschwinden der Vögel aus diesen Gebirgszügen erhalten die Alpen eine immer stärkere Bedeutung für den Erhalt dieser spezialisierten Vogelwelt. Die Schweiz muss als zentrales Alpenland ihre internationale Verantwortung wahrnehmen und den Schutz der alpinen Biodiversität verbessern.

Diese und viele weitere Erkenntnisse aus dem neuen Standardwerk konnten nur dank dem immensen Einsatz von rund 120 000 Personen gewonnen werden, die in rund 50 Ländern Vögel gezählt haben, teilweise fernab jeglicher Zivilisation. Zwei Mitarbeitende der Schweizerischen Vogelwarte waren massgeblich am Projekt beteiligt: Pietro Milanesi erstellte die modellierten Verbreitungskarten. Verena Keller war als Vorstandsmitglied des European Bird Census Council (EBCC) für die Leitung des Koordinationsteams verantwortlich. Sie ist damit auch die Erstautorin des zweiten Europäischen Brutvogelatlas.

Quelle
Keller, V., Herrando, S., Voříšek, P., Franch, M., Kipson, M., Milanesi, P., Martí, D., Anton, M., Klvaňová, A., Kalyakin, M.V., Bauer, H.-G. & Foppen, R.P.B. (2020). European Breeding Bird Atlas 2: Distribution, Abundance and Change. European Bird Census Council & Lynx Edicions, Barcelona.
Bezug

Der neue europäische Brutvogelatlas EBBA2 existiert nur in englischer Sprache. Die Vogelwarte verkauft das Buch nicht. Es kann zum Preis von 90 Euro bezogen werden unter: lynxeds.com

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Zu Tisch bei Familie Vogel

17. November 2020

Vögel füttern stellt für Herr und Frau Schweizer im Winter eine beliebte Beschäftigung dar. Für die Vögel ist die zusätzliche Nahrungsquelle oftmals willkommen. Damit die gut gemeinte Geste für die Vögel nicht zum Bumerang wird, muss die Fütterung fachgerecht erfolgen.

Sempach. – Wir Menschen empfinden den Winter oft als ungemütliche Jahreszeit; ganz besonders, wenn klirrende Kälte herrscht, der Wind über das Land peitscht oder längere Zeit Schnee liegt. Rasch denken wir dann auch an unsere gefiederten Freunde und beschliessen, die Vögel mit Futter zu unterstützen. Dabei taucht immer wieder die Frage auf, wie man dies am besten umsetzt.

Wann füttern?

In Zeiten mit Nahrungsmangel, also vornehmlich bei geschlossener Schneedecke, Eisregen oder Dauerfrost, kann die Zufütterung für Kleinvögel eine Überlebenshilfe darstellen.
Am besten füllt man das Futter abends rund 2 Stunden vor der Dämmerung auf, wobei nur so viel Futter eingefüllt werden sollte, dass es für 24 Stunden reicht.

Wie füttern?

Auch bei der Vogelfütterung ist Hygiene angezeigt. Eine wichtige Rolle spielt dabei die Auswahl eines passenden Futterhauses. Da es Krankheitserreger gibt, welche mit dem Kot von Vogel zu Vogel übertragen werden können, darf der Kot nicht in Kontakt mit dem Futter kommen. Es empfehlen sich daher vor allem Futterhäuser mit schmalen Krippen oder säulenförmige Futterautomaten. Das Gemisch aus Körnerresten und Kot, welches unter Futterhäusern jeweils anfällt, sollte regelmässig weggeräumt werden.
Wenn sich Vögel an einer Futterstelle versammeln, bleibt dies auch den Fressfeinden wie beispielsweise Katzen nicht verborgen. Damit die gut gemeinte Fütterung nicht zur Henkersmahlzeit wird, sollte die Futterstelle an einem übersichtlichen Ort platziert sein. Dennoch sind Zufluchtsorte wie Sträucher oder Bäume in der Nähe der Futterstelle wichtig, dies allerdings mit einem Abstand von ca. 2 bis 5 Metern, sodass die Übersicht gewährleistet ist.

Was füttern?

Das Futter sollte möglichst der natürlichen Nahrung der Vögel entsprechen. Für Finken, Sperlinge und andere Vogelarten, welche sich von Körnern und Sämereien ernähren, empfehlen sich Mischungen mit einem hohen Anteil an Hanfsamen oder Sonnenblumenkernen.
Ein Futterhaus wird jedoch nicht nur von Körnerfressern besucht. Auch sogenannte Weichfresser, darunter Amsel und Rotkehlchen, bedienen sich an einer Futterstelle. Ihnen kann man Äpfel, Weinbeeren, Haferflocken oder gehackte Baumnüsse anbieten.

Welchen Wert hat die Vogelfütterung?
  • Der grosse Wert der Vogelfütterung liegt insbesondere in den schönen Beobachtungen, welche ein Futterhaus ermöglicht. Getreu dem Spruch „was man liebt, das schützt man“ kann so der Grundstein für ein Natur- und Umweltbewusstsein gelegt werden.
  • In Zeiten mit Nahrungsmangel kann eine Futterstelle gewissen Kleinvögeln zudem das Überleben erleichtern. Diese gehören jedoch zu Arten, welche nicht gefährdet sind.
  • Seltene oder gefährdete Vogelarten lassen sich mit einem Futterhaus nicht fördern, denn sie kommen kaum an die Futterstellen. Für den Schutz einer artenreichen Vogelwelt sind deshalb vielfältige Lebensräume, welche auch den Insektenfressern im Sommer genügend Nahrung bieten, vorrangig.
Weitere Informationen

Merkblatt «Fütterung von Kleinvögeln»: www.vogelwarte.ch/fuetterung-von-kleinvoegeln
Die häufigsten Gäste an der Futterstelle: www.vogelwarte.ch/voegel-am-futterhaus

Vogelwarte-Futterhäuser

Futterhäuser, die allen Anforderungen entsprechen, können montiert oder als Bausatz bei der Schweizerischen Vogelwarte bestellt werden. Sie werden in geschützten Werkstätten der Stiftung Brändi aus FSC-zertifiziertem Holz hergestellt.
www.vogelwarte.ch/de/shop/nisthilfen-und-futterhaeuser

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In wenigen Tagen nach Afrika

03. November 2020

Der Einsatz von Geolokatoren hat für einen sprunghaften Anstieg der Kenntnisse über den Jahreszyklus des Alpenseglers gesorgt: Kein Vogel zieht schneller ins Winterquartier, und auch die genauen Reiseziele sind mittlerweile bekannt.

Sempach. – Eine neue Studie der Schweizerischen Vogelwarte über den Jahreszyklus des Alpenseglers lüftet bislang unerforschte Geheimnisse: Die Zugperiode dieses Langstreckenziehers ist so kurz wie bei keiner anderen bisher untersuchten Vogelart; sie dauert pro Zugsaison nämlich nur rund eine Woche! Dies legt nahe, dass diese Vögel ihre mehrere Tausend Kilometer lange Reise ohne Zwischenlandung hinter sich bringen. Zu diesen Erkenntnissen gelangten die Forscher dank Geolokatoren von 215 aus der Schweiz, Spanien, Bulgarien und der Türkei stammenden Alpenseglern. Am schnellsten waren die türkischen Vögel, die für ihre Reise in den Südsudan lediglich 58 Stunden brauchten.

Hauptautor Christoph Meier und seine Kollegen konnten zudem die Winterquartiere der untersuchten Alpensegler bestimmen, die alle im tropischen Afrika südlich der Sahelzone liegen. Vögel aus der Schweiz ziehen dabei über die iberische Halbinsel und überwintern schliesslich in Westafrika, vor allem in Mali und Guinea. Vor dieser Studie gab es erst wenige Hinweise darauf, dass diese Art im tropischen Afrika überwintert.

Weiter zeigt die Studie, dass Alpensegler, die in nördlicheren Regionen mit kürzeren Sommern brüten, ihren Jahreskalender entsprechend anpassen und weniger Zeit im Brutgebiet verbringen. Im Schnitt sinkt die Dauer der zum Brüten geeigneten Saison mit jedem zusätzlichen Breitengrad um 3,4 Tage. Die Schweizer Alpensegler als nördlichste der vier untersuchten Populationen dürften also am kürzesten im Brutgebiet verweilen.

Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang allerdings, dass alle untersuchten Alpensegler trotzdem länger in Europa bleiben als für die Fortpflanzung nötig wäre. Was sie in dieser Zeit tun, ist nicht bekannt – dieses Rätsel gilt es also noch zu lösen.

Quelle
Meier C. M., Karaardiç, H., Aymí, R., Peev, S. G., Witvliet, W., Liechti, F. (2020). Population-specific adjustment of the annual cycle in a super-swift trans-Saharan migrant. Journal of Avian Biology; doi.org/10.1111/jav.02515.

Geolokatoren

Die indirekte Ortung mit Geolokatoren basiert auf dem alten Prinzip der Positionsbestimmung anhand des Zeitpunkts von Sonnenauf– und –untergang. Die von der Schweizerischen Vogelwarte konzipierten und von der Berner Fachhochschule Burgdorf weiterentwickelten Geräte wiegen lediglich 0.5 g und werden dem Vogel ähnlich einem kleinen Rucksack angezogen. Während eines Jahres messen die Geolokatoren nun die Intensität des Sonnenlichts und die Uhrzeit. Anhand dieser Daten lassen sich Rückschlüsse auf die Reiseroute ziehen. Hierfür muss man dem Vogel nach seiner Rückkehr den „Rucksack“ wieder abnehmen.Der Alpensegler ist für Studien mit Geolokatoren bestens geeignet, weil er an dieselben Brutplätze zurückkehrt und sich die Geolokatoren folglich leicht zurückgewinnen lassen.

Weitere Informationen: vogelwarte.ch/geolocator

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Sempacher Ornithologin erhält internationalen Preis

30. Oktober 2020

Sempach & Thetford GB. – Die Schweizer Ornithologin Verena Keller wurde am vergangenen 28. Oktober vom British Trust for Ornithology (BTO) mit dem „Marsh Award for International Ornithology“ ausgezeichnet. Verena Keller arbeitet an der Schweizerischen Vogelwarte Sempach in der Abteilung „Überwachung der Vogelwelt“ und ist Vorstandsmitglied des European Bird Census Council.

In den vergangenen 10 Jahren leitete die promovierte Biologin die Arbeiten am Europäischen Brutvogelatlas („European Breeding Bird Atlas EBBA2“), der im Dezember 2020 erscheinen wird. Für ihren immensen Einsatz als Vorsitzende des Lenkungsausschuss des internationalen Projekts wird sie nun mit diesem internationalen Preis ausgezeichnet. Die Schweizerische Vogelwarte Sempach gratuliert Verena Keller und dankt ihr für ihren langjährigen Einsatz für die Vogelwelt in der Schweiz und in Europa.

Der „Marsh Award for International Ornithology“ wird an Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler verliehen, deren Engagement auf internationaler Ebene einen bedeutenden Einfluss auf die britische Ornithologie hat. Die Marsh Awards werden vom Marsh Christian Trust unterstützt.

Weitere Informationen
Zeremonie vom 28. Oktober 2020: www.youtube.com/watch?v=DIRzRvJQKs8
BTO: www.bto.org
EBBA2: www.ebba2.info
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© Levi Fitze

Das stimmungsvolle Bild eines im Morgenlicht balzenden Birkhahns ist der Gesamtsieger des Fotowettbewerbs 2020 der Schweizerischen Vogelwarte. Das Foto wurde mit Hilfe eines Fernauslösers und einem Weitwinkelobjektiv aufgenommen.

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Trittst im Morgenrot daher

17. September 2020

Die Ausgabe 2020 des Fotowettbewerbs der Schweizerischen Vogelwarte war ein Erfolg: 700 Naturfotografinnen und -fotografen aus 28 Ländern haben fast 9 000 Vogelfotos eingereicht. Das eindrückliche Bild eines im Morgenlicht balzenden Birkhahns wurde nun zum Gewinner gekürt.

Sempach. – Die zahlreichen phänomenalen Vogelbilder machen die Schönheit und Vielfalt unserer gefiederten Freunde sichtbar. Fast 9 000 Fotos wurden beim Fotowettbewerb 2020 der Schweizerischen Vogelwarte in den Kategorien „Allgemein“, „Emotion“, „Aktion“ und „Jugend“ eingereicht. Der Wettbewerb wurde in Zusammenarbeit mit dem Hauptpartner Canon (Schweiz) AG und den Kategoriensponsoren Sony Europe B.V., Panasonic Europe GmbH und Olympus Schweiz AG durchgeführt. Eine professionelle Jury hat nun die besten Bilder des Fotowettbewerbs prämiert.

Diesjähriger Gesamtsieger ist der Schweizer Levi Fitze mit seinem Bild eines balzenden Birkhahns vor der aufgehenden Sonne. Das spektakuläre Bild entstand mit einem Fernauslöser, denn Birkhühner sind sehr störungsempfindlich. Die Jury ist begeistert: „Das ausgesprochen stimmungsvolle Foto mit dem genau zur richtigen Zeit am richtigen Ort aufgenommenen Birkhahn ist aussergewöhnlich“ urteilt Martin Wieser, Vertreter von Canon und Mitglied der Jury. Andi Hofstetter, Naturfotograf, ergänzt: „Das Licht ist sehr speziell, und es brauchte einiges an Vorbereitung, um diesen perfekten Moment einzufangen.“ Dazu komme, dass nur selten Weitwinkel-Aufnahmen von Birkhühnern eingereicht werden. Besonders erfreulich ist ausserdem, dass mit Levi Fitze nicht nur ein Schweizer Fotograf, sondern auch ein Jugendlicher den Sieg in diesem gesamteuropäischen Wettbewerb davontrug.

Die Qualität der eingereichten Bilder war dieses Jahr aussergewöhnlich hoch, weswegen der Jury die Entscheidung nicht leicht fiel. In der Kategorie „Jugend“, die für Teilnehmende unter 18 Jahren offen steht, machte Antoine Lavorel das Rennen. Sein Porträt eines Mornellregenpfeifers besticht mit einer grossartigen Lichtkomposition und einer schönen Zentrierung des Vogels vor der aufgehenden Sonne.

Gewinner der Kategorie „Aktion“ ist Claudio Comis Aufnahme einer Wasseramsel, welche durch einen Wasserfall auf den Fotografen zufliegt. „Es ist nicht einfach, einen so kurzen Moment perfekt in Szene zu setzen“, so Stéphane Bruchez, Vertreter der Association suisse des photographes et cinéastes naturalistes in der Jury. Auch technisch sei es eine Herausforderung, den Vogel trotz der vielen Wassertropfen und des grossen Kontrastes so gut abzubilden.

Fotowettbewerb 2020 der Schweizerischen Vogelwarte Sempach

Die Finalistenfotos sind auf photo.vogelwarte.ch zur Ansicht verfügbar. Hier finden Sie auch alle Angaben zum nächsten Fotowettbewerb, der im Mai 2021 stattfinden wird.

Jury

Stéphane Bruchez, Vorstandsmitglied der Association suisse des photographes et cinéastes naturalistes; Marcel Burkhardt, Projektleiter Schweizerische Vogelwarte; Andi Hofstetter, Naturfotograf; Hansruedi Weyrich, Vizepräsident Naturfotografen Schweiz NFS und Martin Wieser, Segment Development Manager Canon (AG)

Haupt- und Kategoriensponsoren

Hauptsponsor: Canon (Schweiz) AG
Kategoriensponsoren: Canon (Schweiz) AG (Jugend); Sony Europe B.V. (Allgemein); Panasonic Europe GmbH (Emotion); Olympus Schweiz AG (Aktion)

photo.vogelwarte.ch – Portfolio 8

Die besten Fotos in der Endauswahl des Wettbewerbs 2020 werden auch als Fotoband publiziert, der ab Mitte November unter www.vogelwarte.ch/shop erhältlich ist.

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Picknickplatz für arktische Gäste

09. September 2020

Schnepfen und Regenpfeifer sind auf ihrer Reise von Nordeuropa und der Arktis nach Afrika auf nasse Wiesen und Äcker als Rastplätze angewiesen. Diese sind in der Schweiz jedoch vielerorts trockengelegt worden. Um den Vögeln auf Ihrer Reise das Erholen zu ermöglichen, werden von August bis Oktober 5 Hektar Kulturland bei Yverdon-les-Bains geflutet.

 

Yverdon-les-Bains. – Watvögel, zu denen die Schnepfen und Regenpfeifer gehören, sind nur etwa starengross, legen während des Zugs aber mehrere Tausend Kilometer zurück und vollbringen damit wahre Meisterleistungen. Im Frühling und Herbst überqueren sie zu Tausenden auch die Schweiz.

Dabei sind gute Raststätten unentbehrlich, denn sie bieten Nahrung und Ruhe. Wie wir Menschen auch, brauchen die Vögel auf ihren Reisen zwischendurch eine Pause, um zu fressen, sich zu putzen und sich zu erholen. Umso mehr, weil sie im Gegensatz zu uns diese beschwerliche Reise über mehrere Tausend Kilometer aus eigener Kraft zurücklegen! Die meisten Watvögel bevorzugen zum Rasten flache Gewässer und feuchten, weichen Boden, in welchem sie nach Insekten und Würmern stochern können. Diese Raststätten sind in der Schweiz jedoch rar geworden, da Flüsse begradigt, Feuchtbiotope entwässert, Seen reguliert und feuchte Böden für die Landwirtschaft trockengelegt wurden.

Um dies zu ändern, werden in Yverdon von August bis Oktober 5 Hektar Kulturland vorübergehend geflutet. Landwirte, Vogelschützer und die Stadtbehörden arbeiten seit 2015 Hand in Hand, um als gute Gastgeber den Watvögeln auf dem Zug einen guten Rastplatz anzubieten. Das Projekt wird namentlich von der Schweizerischen Vogelwarte Sempach, der Gesellschaft „Nos Oiseaux“, dem Verein CH Club 300, der Stiftung Montagu, der Stadt Yverdon, dem Kanton Waadt und dem Bund unterstützt.

„Die temporär überflutete Fläche ist der beliebteste Rastplatz für Watvögel in der Schweiz!“, freut sich Pierre Iseli von der Vereinigung „Limikolen-Rastplätze und Landwirtschaft“ und Mitinitiator des Projekts. Seit Anfang August rasten hier täglich bis zu 120 Watvögel aus 20 verschiedenen Arten, darunter auch Seltenheiten wie der Sichelstrandläufer. Diese Art legt in Yverdon einen Zwischenstopp ein, um von ihren Brutgebieten in der russischen Arktis in das über 4 000 Kilometer entfernte tropische Winterquartier in Westafrika zu fliegen.

Neben den Vogelzählungen werden auch Untersuchungen zu den Auswirkungen auf die Böden durchgeführt. Die Projektdauer ist aber noch zu kurz, um eine mögliche Erhöhung der Fruchtbarkeit der Böden durch die temporäre Überflutung festzustellen. Dies wäre ein willkommener Nebeneffekt des Projekts. Denn dann würden alle profitieren – die Landwirte in Yverdon und die Zugvögel aus der Arktis.

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Zum Wohl der Heidelerche

01. September 2020

Die Walliser Rebberge sind ein wichtiger Lebensraum für verschiedene, mittlerweile selten gewordene Vogelarten. Intensive Bewirtschaftungsformen führen allerdings dazu, dass diesen Arten zunehmend die Lebensgrundlage entzogen wird. Die Vogelwarte setzt sich dafür ein, dass sich die Heidelerche und die Zaunammer in den Rebbergen wieder wohl fühlen.

Sempach. – Die südexponierten, sonnendurchfluteten Hänge machen das Wallis zu einem idealen Weinanbaugebiet. Solche Rebberge sind auch die Heimat vieler Vogelarten, darunter die Heidelerche oder die Zaunammer. Beide Arten sind auf das Leben in warmen und trockenen Gegenden spezialisiert. Die Heidelerche schätzt es, wenn der Boden zwischen den Rebzeilen partiell begrünt ist, denn so findet sie ein reiches und gut zugängliches Insektenangebot. Die Zaunammer indes benötigt in ihrem Revier Sträucher und Bäume, welche sie zum Brüten sowie als Singwarten nutzt.

Doch in vielen Rebbergen sind Bäume, Sträucher und eine partielle Bodenbegrünung  Mangelware. Vielmehr werden Rebberge heute oft intensiv bewirtschaftet: Die Bodenvegetation wird mit Herbiziden abgetötet, und wertvolle Kleinstrukturen wie Trockenmauern, Einzelsträucher und -bäume oder Niederhecken mussten zunehmend weichen. Das hat Spuren hinterlassen: Viele der spezialisierten Vogelarten der Rebberge mussten in den vergangenen Jahrzehnten das Feld räumen.

Seit 20 Jahren engagiert sich die Schweizerische Vogelwarte dafür, dass die Produktion von Wein im Wallis wieder vogelfreundlicher wird. In den Rebbergen von Chamoson-Leytron unterstützt ihre Walliser Aussenstelle die lokalen Winzer bei der vogelfreundlichen Begrünung der Böden und dem Anlegen von Kleinstrukturen. Alain Jacot, Leiter der Aussenstelle Wallis, betont: „Wir achten darauf, dass die Bodenbegrünung artenreich ist und gleichzeitig lückig bleibt. Dadurch fördern wir die Insektenvielfalt und damit auch die Heidelerche.“

Das Anlegen von Strukturelementen ist eine weitere Massnahme, Vögel in Weinbaugebieten zu fördern. In den Rebbergen der Vernetzungsprojekte Chamoson-Leytron sowie Salgesch-Varen-Leuk konnte die Aussenstelle dank einer erfolgreichen Zusammenarbeit mit den Verantwortlichen des Vernetzungsprojekts sowie lokalen Winzern rund 2 000 Bäume und Sträucher pflanzen. So entstanden wieder mehr Nistplätze, beispielsweise für die Zaunammer.

20 Jahre Artenförderung im Wallis

Das Wallis ist mit einer vielfältigen Vogelwelt gesegnet, darunter auch mehrere andernorts in der Schweiz selten gewordene Arten. Aufgrund der Bedeutung des Südschweizer Bergkantons für die Schweizer Avifauna war es der Schweizerischen Vogelwarte ein Anliegen, der Vogelförderung vor Ort einen besonderen Stellenwert einzuräumen und dabei auf die Zusammenarbeit mit lokalen Akteuren zu setzen. Vor 20 Jahren gründete sie deshalb im Wallis die erste ihrer mittlerweile drei Aussenstellen. Die untenstehend zum Download verfügbare pdf-Datei der Medienmitteilung enthält eine Tabelle, welche einen Auszug der wichtigsten Förderungsmassnahmen und -projekte der Aussenstelle Wallis zeigt.

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Die Verantwortung liegt bei uns

14. Juli 2020

Vielen Vögeln des Landwirtschaftsgebiets geht es schlecht, besonders den Arten, die in Afrika überwintern. Sind also Veränderungen in Zug- und Überwinterungsgebieten für diesen Rückgang verantwortlich? Eine neue Studie unter Mitwirkung der Vogelwarte zeigt nun, dass dies zumindest für das Braunkehlchen nicht der Fall ist. Die Verantwortung liegt bei uns in Europa.

Sempach. – Es gibt drei Möglichkeiten, weshalb eine Population zurückgeht: Abwanderung in andere Gebiete, sinkende Überlebensrate oder rückläufiger Bruterfolg. Eine neue Studie unter Mitwirkung der Vogelwarte Sempach ging der Frage nach, welcher dieser Faktoren für den europaweiten Rückgang des Braunkehlchens verantwortlich ist. Dazu haben sie acht Populationen in sechs Ländern untersucht.

Da das Braunkehlchen in ganz Europa stark zurückgeht, kann die Abwanderung in andere Gebiete als Ursache dafür ausgeschlossen werden. Aufgrund langjähriger Beringungsdaten war es dem Forscherteam möglich, Braunkehlchen individuell zu erkennen und über mehrere Jahre zu beobachten. Daraus konnte es die jährliche Überlebensrate der erwachsenen Vögel schätzen. Das Resultat überraschte: Diejenigen Populationen mit den höchsten Überlebensraten wiesen die stärksten Rückgänge auf.

Die Überlebensrate hat beim Braunkehlchen also kaum einen Einfluss auf die Bestandsentwicklung. Somit scheidet auch dieser Faktor als wesentlicher Treiber für den Rückgang des Braunkehlchens aus, und damit auch beispielsweise die Zerstörung des Lebensraums in den afrikanischen Winterquartieren. Als einzige Erklärung bleibt der Rückgang des Bruterfolgs, der massgeblich durch die fortschreitend intensivere landwirtschaftliche Nutzung im Brutgebiet verursacht wird.

Ehemals naturnahe Wiesen werden immer intensiver gedüngt und bewässert. Dadurch wächst das Gras schneller, weshalb es immer früher und häufiger geschnitten wird. Für wiesenbrütende Vögel, zu denen auch das Braunkehlchen gehört, ist diese Entwicklung fatal, da ihre Bruten vermäht werden. Zusätzlich mangelt es dem Braunkehlchen als reinen Insektenfresser an Nahrung, da die einstigen insektenreichen Blumenwiesen zu sterilen Grünflächen umgewandelt werden.

Als Folge davon hat sich der Schweizer Bestand des Braunkehlchens in den letzten 20 Jahren halbiert! Mittelland und Jura sind mittlerweile praktisch verlassen, und auch in den Bergregionen zeichnet sich zunehmend eine bedenkliche Entwicklung ab. Um dem Braunkehlchen zu helfen, muss der Dünger- und Pestizideinsatz reduziert werden. In Wiesen mit Braunkehlchenbruten ist zudem eine späte Mahd vonnöten, je nach Höhenlage zwischen Anfang und Ende Juli. Wenn das Braunkehlchen in der Schweiz eine Zukunft haben soll, müssen wir jetzt handeln. Es liegt nämlich in unserer Verantwortung.

Quelle

Fay, R., M. Schaub, V. Banik, J. A. Border, I. G. Henderson, G. Fahl, J. Feulner, P. Horch, F. Korner, M. Müller, V. Michel, H. Rebstock, D. Shitikov, D. Tome, M. Vögeli, M. U. Grüebler. (2020). Whinchat survival estimates across Europe: can excessive adult mortality explain population declines? Animal Conservation; https://doi.org/10.1111/acv.12594.

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„Wilde Tage“ an der Vogelwarte

17. Juni 2020

Typische Vögel unserer Dörfer und Städte sind auf dem Rückzug. Mit ihrer Aktion „Wilde Tage“ vom 20.–28. Juni lädt die Vogelwarte in ihrem Besuchszentrum deshalb dazu ein, mehr Natur vor die eigene Haustür zu holen. Denn schon kleine Massnahmen können viel bewirken: Dank einheimischen Gewächsen und artenreichen Blumenwiesen sind 25 Vogel- und über 50 Wildbienenarten im Garten der Vogelwarte zu Hause.

Sempach. – Naturnahe Gärten und Parks mit einheimischen Bäumen und Sträuchern, bunten Blumenwiesen sowie Verstecken und Nistplätzen: Das ist die Lebensgrundlage für Schmetterlinge, Wildbienen, Igel, Vögel und viele weitere Tiere. Und es steigert das menschliche Wohlbefinden, wie verschiedene Untersuchungen zeigen. Doch trotz der Zunahme der überbauten Fläche in der Schweiz sind die Bestände typischer Siedlungsvögel wie Stieglitz, Mehlschwalbe und Grauschnäpper in den letzten 20 Jahren zum Teil massiv zurückgegangen. Allzu oft verhindern die schlechte Planung von Grünräumen und die wenig naturgerechte Organisation deren Pflege sowie übertriebener Ordnungssinn, dass sich die Natur in unseren Städten und Dörfern entfalten kann.

Tipps aus erster Hand

Doch was kann man vor der eigenen Haustüre unternehmen, um mehr Lebensraum für die Tierwelt und Wohlfühloasen für uns Menschen zu schaffen? Inputs hierfür liefert die Aktion „Wilde Tage“, welche die Vogelwarte Sempach vom 20.–28. Juni durchführt: Im wohl grössten begehbaren Vogelnest der Schweiz und in Kurzführungen an den Wochenenden erhalten die Gäste Informationen und Tipps zum Thema Naturgarten. Im Garten des Besuchszentrums kann man sich anschliessend gleich selbst vom Reiz einer naturnahen Umgebung überzeugen.

Höchste Zeit für mehr Natur im Garten

Dass Vögel gerne naturnahe Gebiete rund ums Haus besuchen, zeigt sich im Naturgarten der Vogelwarte beispielhaft: „Letztes Jahr brüteten hier 25 Vogelarten“, freut sich Felix Tobler, Leiter des Besuchszentrums und fügt an: „Die Vögel finden hier Nistplätze und ein reiches Insektenangebot“. Apropos Insekten: In einer 2019 durchgeführten Untersuchung konnten 51 Wildbienenarten im Vogelwarte-Garten nachgewiesen werden. Zehn davon sind gefährdet und stehen auf der Roten Liste der Wildbienen der Schweiz. Das Beispiel zeigt: Höchste Zeit, etwas für die Natur in unserer nächsten Umgebung zu tun. Und: Schon relativ kleine Änderungen können viel bewirken!

„Wilde Tage“ an der Vogelwarte

Vom 6. Juni bis 4. Oktober kann im Besuchszentrum der Vogelwarte Sempach die Freiluftausstellung zum Naturgarten besucht werden. Vom 20.–28. Juni geben Fachleute an den Wochenenden Infos, Tipps und Kurzführungen. Details unter www.vogelwarte.ch/besuch.

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Neue Aussenstelle in Graubünden

16. Juni 2020

Aufgrund seiner Grösse und seiner landschaftlichen Vielfalt spielt der Kanton Graubünden beim Erhalt der Schweizer Vogelwelt eine zentrale Rolle. Die Schweizerische Vogelwarte verstärkt deshalb ihr Engagement für den Vogelschutz in Graubünden mit der Gründung einer neuen Aussenstelle.

Sempach. – Mit seiner Grösse und seiner landschaftlichen Vielfalt bietet der Kanton Graubünden unzähligen Vogelarten Heimat. Zahlreiche Brutvögel, welche durch menschliche Aktivitäten aus dem Schweizer Mittelland verdrängt wurden, finden hier noch intakte Lebensräume. Zu ihnen gehören Wiesenbrüter wie das Braunkehlchen oder Auenbewohner wie der Flussuferläufer. Besonders wichtig ist der Bergkanton ausserdem für alpine Vögel wie das Alpenschneehuhn und den Schneesperling.

Das Engagement der Schweizerischen Vogelwarte für den Vogelschutz im Engadin reicht bis in die Achtzigerjahre zurück. In den vergangenen Jahren setzte sie sich bei Revitalisierungen von Fliessgewässern für die Anliegen der Vögel ein und verstärkte die Zusammenarbeit mit den Regionalen Naturpärken im Wiesenbrüterschutz. Dabei arbeitete die Vogelwarte im gesamten Kanton eng mit Behörden, Naturschutzorganisationen, Ökobüros und weiteren Partnerorganisationen zusammen.

Zur weiteren Stärkung des Vogelschutzes in der Region hat die Vogelwarte nun in Chur eine Aussenstelle gegründet. „Wir möchten in diesem für die einheimische Vogelwelt besonders interessanten und bedeutenden Kanton wichtige Vogelschutzanliegen voranbringen“, erklärt Roman Graf, der in Sempach für die Leitung der Aussenstelle zuständig ist. „Dabei setzen wir auf eine Zusammenarbeit mit Behörden und Partnerorganisationen.“ Weiter ermöglicht es eine Aussenstelle, den Kontakt zu den zahlreichen freiwilligen Mitarbeitenden zu verstärken. Die Schweizerische Vogelwarte verfügt auch im Wallis (Sion) und im Tessin (Contone) über Aussenstellen.

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Gefiederte Nachbarn willkommen heissen

29. April 2020

Die Corona-Krise führt uns vor Augen, wie abwechslungsreich ein Stück Natur vor der eigenen Haustür für uns Menschen sein kann. Für Vögel ist eine naturnahe Umgebung entscheidend. Schon kleine Massnahmen können helfen, Balkon und Garten vogelfreundlicher zu gestalten.

Sempach. – Studien zeigen, dass Menschen glücklicher und gesünder sind, wenn sie von vielfältiger Natur umgeben sind. Auch ein vielstimmiges Vogelkonzert wirkt sich positiv auf unser Wohlbefinden aus. Gerade jetzt ist dies ein guter Grund, die Natur im Siedlungsraum zu fördern. Denn Steingärten, gebietsfremde Pflanzen, hoher Gifteinsatz und häufiges Rasenmähen führen vielerorts dazu, dass sich Vögel in unserer Nachbarschaft nicht wohlfühlen.

Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, wie man den Vögeln im Siedlungsraum helfen kann. Deshalb widmet die Vogelwarte Sempach ihre neue Broschüre den Vögeln in Städten und Dörfern und ihrer Förderung. Besonders wichtig für die Biodiversität ist der Erhalt alter Bäume, da sie zahlreichen Tieren einen Lebensraum bieten. Beispielsweise finden Amseln, Stieglitze und andere Vögel hier sichere Nistmöglichkeiten. Zudem reinigen Bäume die Luft und kühlen die Umgebung, was gerade in heissen Sommern auch für uns Menschen immer wichtiger wird.

Entscheidend ist, dass vor allem einheimische Pflanzen erhalten und gefördert werden. Auf der ortsansässigen Süsskirsche beispielsweise finden über 45 Vogelarten Nahrung, auf dem gebietsfremden Kirschlorbeer hingegen nur 3! Im Gegensatz zu exotischen Pflanzen leben auf einheimischen Bäumen und Sträuchern auch viel mehr Insekten. Dabei ist Vielfalt Trumpf: Je mehr verschiedene einheimische Pflanzen gepflanzt werden, umso mehr Tiere finden Nahrung und Unterschlupf.

Auch in einer naturnahen Blumenwiese, die nicht öfter als 2-3 mal pro Jahr gemäht wird, finden Bienen, Schmetterlinge und Heuschrecken Nahrung und Unterschlupf. Insekten wiederum sind essenziell, denn sie dienen den Vögeln und ihren Jungen als Nahrung. Wichtig ist deshalb der Verzicht auf Gifteinsatz. Blumenlose, häufig gemähte Rasenflächen und Grünanlagen voller exotischer Gewächse sind aber auch ohne Gifteinsatz für die Natur nicht wertvoll.

Gestaltet man Gärten und Stadtparks naturnah, wird man mit reichlich Vogelgesang und einer beeindruckenden Artenvielfalt an Pflanzen und Tieren belohnt. Schon die Bereitstellung weniger naturnaher Elemente wie einer Hecke aus Wildsträuchern oder einem Asthaufen ist ein Anfang und ermöglicht es vielen Tieren, auch in unserer direkten Umgebung einen Lebensraum zu finden. Davon profitiert die Biodiversität und nicht zuletzt auch wir selber.

Themenheft «Gefiederte Nachbarn»

Das Themenheft 2020 der Vogelwarte Sempach ist den Vögeln in Städten und Dörfern gewidmet, unseren „gefiederten Nachbarn“. Das Themenheft zeigt auf, was die Vögel im Siedlungsraum brauchen und wie wir Ihnen im Siedlungsraum und im eigenen Garten einen Lebensraum schaffen können.
Die Broschüre kann im Internet bestellt werden unter vogelwarte.ch/broschueren oder per Telefon unter 041 462 97 00.

Häufige Vögel im Garten

Vögel bewohnen nicht nur Wälder, Felder, Wiesen und Berge. Viele Arten können auch im eigenen Garten beobachtet werden. Dabei leben hier umso mehr Arten, je vielfältiger der Garten gestaltet ist. Eine Übersicht über die häufigsten Gartenvögel finden Sie hier: vogelwarte.ch/gartenvoegel.

Der vogelfreundliche Garten

In unserem Merkblatt „Der vogelfreundliche Garten“ erfahren Sie, wie Sie Ihren Garten für Vögel attraktiver gestalten können: vogelwarte.ch/garten.

Einheimische Pflanzen für Ihren Garten

Auf der Website floretia.ch können Sie einheimische Pflanzen für Ihren Garten oder Balkon auswählen. Mit wenigen Klicks und Angaben erfahren Sie, welche Pflanze für Ihre Wünsche am besten geeignet ist.

News - Medienmitteilung

Allein, aber nicht verlassen

15. April 2020

Der Frühling liegt in der Luft, und dies spüren auch unsere Singvögel. Viele Arten haben schon vor einiger Zeit zu brüten begonnen und ziehen nun ihre Jungen auf. Auch die ersten Vogelkinder verspüren bereits den Drang, sich in die Welt ausserhalb des Nests zu wagen – teilweise sogar, bevor sie richtig fliegen können. Die Eltern sorgen aber für sie, weswegen unsere Hilfe meist nicht benötigt wird.

Sempach. – Unsere Singvögel zählen zu den sogenannten Nesthockern. Nach dem Schlüpfen sind die Jungen zunächst blind und unbefiedert, sie sind folglich vollständig von der Fürsorge ihrer Eltern abhängig. Während rund zwei bis drei Wochen werden die Jungvögel von ihren Eltern gefüttert und anfänglich auch gewärmt. Anschliessend fliegen sie aus. Amseln, Hausrotschwänze und viele andere Arten verlassen das schützende Nest manchmal bereits, bevor sie richtig fliegen können. Sie sind aber gut gerüstet, um ausserhalb des Nestes zu überleben, und werden von ihren Eltern noch einige Zeit gefüttert, bis sie selbstständig sind. Für die Vogelfamilie ist dieses frühe Losziehen des Nachwuchses ein Vorteil – getrennt voneinander sind die Jungvögel für Feinde nämlich schwieriger zu entdecken.

In den meisten Fällen sind am Boden oder in einem Gebüsch sitzende Jungvögel nicht hilfsbedürftig. Es wäre falsch, sie mitzunehmen, zumal selbst die kompetenteste Pflegeperson die Aufzucht nie so geschickt meistert wie die Vogeleltern. In menschlicher Obhut aufgezogene Jungvögel dürften daher eine geringere Überlebenschance haben.

Befinden sich die Jungvögel in akuter Gefahr, beispielsweise durch lauernde Katzen oder Strassenverkehr, so können sie in ein nahe gelegenes Gebüsch gesetzt werden. Der Geruch des Menschen stört die Vogeleltern nicht, angefasste Jungvögel werden nach wie vor umsorgt. Wenn man unsicher ist, ob die Vogeleltern in der Nähe sind, so beobachtet man den Jungvogel aus mindestens 50 m Distanz. Wenn er während einer Stunde nicht von den Eltern mit Futter versorgt wird, gehört er in eine Pflegestation. Von einer Aufzucht zu Hause raten wir ab – die Haltung und Pflege einheimischer Singvögel erfordert nämlich nicht nur Fachwissen, sondern auch eine kantonale Bewilligung.

Wann braucht ein Jungvogel Hilfe?

Gelegentlich kommt es vor, dass Vogelkinder versehentlich aus dem Nest fallen, wenn beispielsweise der Platz eng und ein Junges an den Rand gedrängt wird. Zu früh aus dem Nest gefallene Jungvögel erkennt man daran, dass sie nicht fähig sind, herumzuhüpfen. Sie sind zudem meist kaum befiedert. Solche zu früh aus dem Nest gefallenen Pechvögelchen sind verloren, wenn sie nicht in eine Pflegestation gebracht werden.
Ist man unsicher, ob es sich wirklich um einen zu früh aus dem Nest gefallenen Jungvogel handelt, so empfiehlt es sich, den Vogel zu fotografieren und sich bei einer Pflegestation nach deren Einschätzung zu erkundigen.

Weitere Informationen

Merkblatt „Jungvögel – was tun?“: vogelwarte.ch/jungvoegel-was-tun
Verletzte und kranke Vögel sowie verwaiste Jungvögel gehören in die Hände von Fachleuten! Die Schweizerische Vogelwarte Sempach betreibt eine eigene Pflegestation. Diese kann unter Tel. 041 462 97 00 (Mo-Fr 8-12 Uhr und 13.30-17 Uhr) erreicht werden; an Wochenenden und Feiertagen ist ein Pikettdienst organisiert.

Spezialfälle

Mauersegler, welche am Boden liegen, brauchen immer Hilfe und sollten umgehend in eine Pflegestation gebracht werden. Weitere Informationen hierzu: vogelwarte.ch/was-tun-mit-einem-mauersegler
Stockenten brüten in Dörfern und Städten manchmal auf Balkonen oder Flachdächern. Der Weg ans Wasser ist für die Entenfamilie oft sehr gefährlich und unter Umständen nur mit menschlicher Hilfe zu bewältigen. Wie dies am besten geschieht, kann man hier nachlesen: vogelwarte.ch/entenbruten-auf-flachdaechern-und-balkonen

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© Markus Jenny

Feldhasen leben gerne in Gebieten mit einem hohen Anteil an ökologisch wertvollen Flächen vor. Fehlen Buntbrachen und ähnliche Elemente, bleibt auch der Feldhase fern, wie langjährige Zählungen der Vogelwarte im schaffhausischen Klettgau zeigen.

News - Medienmitteilung

Wohin der Hase hoppelt

08. April 2020

Wo Ackerland ökologisch stark aufgewertet wird, fühlen sich Feldhasen und bedrohte Vögel wohl. Das zeigen langjährige Zählungen der Schweizerischen Vogelwarte im schaffhausischen Klettgau. Die Region hat sich dank einer engen partnerschaftlichen Zusammenarbeit zwischen Naturschutz und Landwirtschaft zu einem Hotspot für die Biodiversität entwickelt.

Sempach. – Mohn, Labkraut und Wiesensalbei sorgen für rote, gelbe und violette Farbtupfer. Nicht nur für das menschliche Empfinden sind Buntbrachen und artenreiche Wiesen eine Augenweide in den ansonsten monotonen Produktionslandschaften, auch die Natur profitiert: Wo es im Ackerland viele Buntbrachen und andere ökologisch wertvolle Lebensräume gibt, finden Feldhasen, zahlreiche weitere Tiere und Pflanzen ein Zuhause. Das zeigen langjährige Zählungen der Vogelwarte Sempach im schaffhausischen Klettgau.

Besonders eindrücklich sichtbar sind diese Unterschiede beim Feldhasen: In einem ökologisch stark aufgewerteten Ackerbaugebiet des Klettgau mit einem hohen Anteil an wertvollen Biodiversitätsförderflächen ist die Dichte mit rund 16 Feldhasen pro km² 5-mal so hoch wie im schweizweiten Durchschnitt. In einem angrenzenden Gebiet, wo der Anteil ökologisch wertvoller Flächen sehr viel geringer ist, sind es dagegen nur 2 Feldhasen pro km², also 8-mal weniger. Das geht aus den diesjährigen Feldhasenzählungen hervor.

„Wir wissen also, wohin der Hase läuft: In die Gebiete m