Der Zustand der Vögel ist stets auch ein Abbild der Lebensraumqualität. Heile Welt herrscht offensichtlich nirgends, denn in allen Lebensräumen sind gefährdete Arten zu verzeichnen. Besonders prekär ist die Situation nach wie vor in den Feuchtbiotopen, wo 64 % der Vogelarten auf der Roten Liste stehen, und im Kulturland. Hier ist mit 48 % fast die Hälfte der Vogelarten bedroht, darunter auch viele einstige «Allerweltsarten» wie Feldlerche und Wachtel. Der Rückgang vieler Kulturlandarten ist eine Folge der weiterhin anhaltenden Intensivierung der Landwirtschaft.
Beunruhigende Tendenzen zeigen sich auch in den Bergen. Mittlerweile gelten 38 % der Bergvögel als bedroht, was unter anderem mit der Klimaerwärmung sowie der zunehmenden Freizeitnutzung zusammenhängen dürfte.
Ein paar Lichtblicke gibt es dennoch: Beispielsweise konnten sich Arten erholen, welche mit Fördermassnahmen unterstützt werden. Dazu gehören Dohle, Weissstorch und Kiebitz. Dies zeigt, wie wichtig Lebensraumaufwertungen, biodiversitätsfreundliche Bewirtschaftungsmethoden und gezielte Artenförderung sind. Insbesondere die Landwirtschaftspolitik ist gefordert, die Bewirtschaftungsintensität zu verringern, Fördermassnahmen für die Biodiversität zu optimieren und naturnahe Strukturen stärker zu fördern. Gross ist der Handlungsbedarf auch in den Feuchtgebieten, um ein Netz ausreichend grosser, störungsarmer und nasser Feuchtbiotope zu schaffen und zu fördern.