Der Gänsegeier ist in der Lage, ein 30 cm grosses Nahrungsstück noch aus über 3,5 Kilometer Entfernung zu erkennen. Trotz dieser Sehkraft finden Gänsegeier bei weitem nicht täglich Nahrung. Dank grosser Fettdepots kann ein ausgewachsener Gänsegeier jedoch ohne Weiteres zwei bis drei Wochen ohne Nahrung überleben.
Trotz dieser faszinierenden Eigenschaften geniessen Geier nicht den besten Ruf. Sie gelten als todbringend und schmutzig. Doch nichts könnte weiter von der Wahrheit entfernt sein: Durch die rasche Kadaverwertung sorgen Geier dafür, dass verwesendes Fleisch schnell beseitigt wird und sich krankheitserregende Mikroorganismen nicht ausbreiten. Sie können damit eine wichtige ökologische Funktion erfüllen.
Der Rückgang verschiedener Geierarten in Afrika und Asien, etwa durch Abschüsse und Vergiftungen, ist daher besorgniserregend. Umso mehr sollten wir uns bei dieser Erfolgsgeschichte des Naturschutzes darüber freuen, dass nach der erfolgreichen Wiederansiedlung des Bartgeiers in den Alpen nun auch der Gänsegeier regelmässig bei uns zu beobachten ist.