Die naturnahe Gestaltung und Pflege von Gärten und Grünarealen kann die Lebensbedingungen für verschiedene Vogelarten und weitere Tiere im Siedlungsraum erheblich verbessern. Sogar auf Balkonen sind gewisse Aufwertungen/Verbesserungen möglich.
Zentrale Aspekte naturnaher Gärten und Grünareale sind einheimische Wildpflanzen, vielfältige Lebensräume und Strukturen, Verzicht auf Giftstoffe sowie eine fachgerechte, schonende Pflege. Mit einem naturnahen Garten oder Balkon tun wir auch uns selbst etwas Gutes, denn sie dienen uns als Wohlfühloasen und ermöglichen allerlei spannende Entdeckungen. Dieses Merkblatt gibt Ihnen Tipps, wie Sie Ihren Garten zum Lebensraum für Vögel aufwerten können.
Der vogelfreundliche Garten
Impressum
© Schweizerische Vogelwarte & BirdLife Schweiz, Sempach und Zürich, 2023
Das Kopieren des Textes mit Quellenangabe ist erwünscht.
Die häufigsten Fragen zum Thema
Ich sehe und höre weniger Vögel als früher – was sind die Gründe?
Insbesondere bei Arten des Kulturlands und der Feuchtgebiete kam es in den letzten Jahrzehnten zu teilweise dramatischen Bestandseinbussen. Bei typischen Gartenvogelarten besteht aber mehrheitlich kein Grund zur Sorge – die meisten Arten zeigten in den letzten drei Jahrzehnten schweizweit stabile oder sogar positive Bestandstrends.
Sieht man weniger Vögel in der Umgebung, so kann dies beispielsweise folgende Gründe haben:
- Veränderungen der Lebensraumqualität: Vögel schätzen Strukturen wie einheimische Sträucher, ältere Bäume, Wildstauden, Blumenwiesen, Asthaufen etc. Verschwinden diese mit der Zeit, so sinkt die Attraktivität des Gebiets für Vögel.
- Saisonale Aspekte:
- Nach der Brutzeit im Sommer kommen die Vögel in die Mauser (Phase des Gefiederwechsels). In dieser Zeit leben sie zurückgezogen und verhalten sich unauffällig. Durch das oft dichte Laub sind sie zudem schlechter zu entdecken als im Winterhalbjahr.
- Während der Brutzeit im Frühling sind Singvögel auf der Suche nach Insekten, um ihre Jungen damit zu füttern. Futterhäuser werden daher meist weniger stark besucht.
- In Jahren mit einem üppigen Angebot an natürlicher Nahrung (z. B. Beeren, Buchnüsschen, Eicheln) nutzen Vögel diese bevorzugt und kommen tendenziell seltener zu Futterstellen.
- In milden Wintern finden die Vögel mehr Nahrung als während Phasen mit Dauerfrost / geschlossener Schneedecke. In diesen Zeiten haben Vögel ein geringeres Interesse an einem Futterhaus.
- «Faktor Mensch»:
- Vögel sind frühmorgens am aktivsten und folglich am leichtesten zu bemerken. Veränderungen in unserem eigenen Lebensrhythmus können auch dazu führen, dass wir Vögel stärker oder weniger stark wahrnehmen.
- Kenntnisse: Wer die Gesänge und Rufe der verschiedenen Singvögel kennt, wird ihre Anwesenheit feststellen, auch wenn sich die Vögel gerade verstecken.
Wie Sie Ihren Garten für Vögel attraktiver machen können, erfahren Sie in unserem Merkblatt.
Wann soll ich Vögel füttern?
Für den Vogelschutz ist die Fütterung nicht notwendig. Diejenigen Arten, die ein Futterhaus besuchen, sind in der Schweiz durchwegs nicht gefährdet und an die bei uns herrschenden Lebensbedingungen gut angepasst.
Futterstellen werden aber im Winter teilweise gerne angenommen und können vor allem bei Dauerfrost, Eisregen oder geschlossener Schneedecke unter Umständen eine Überlebenshilfe darstellen.
Eine Zufütterung im Frühling und Sommer ist nicht nötig und auch nicht empfehlenswert. Einerseits sind die Vögel für die Jungenaufzucht vor allem auf frische Insekten angewiesen. Andererseits ermöglichen es hohe Temperaturen manchen Krankheitserregern, besser in Futter oder Wasser zu überdauern, was eine Übertragung von Krankheiten von Vogel zu Vogel an den Futterstellen begünstigt.
Mein Nistkasten bleibt unbewohnt - was kann ich tun?
Ob ein Nistkasten besiedelt wird, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Dazu gehören das Vorkommen der Zielart im betreffenden Gebiet, ein passender Nistkasten und ein passender Standort. Manchmal ist das betreffende Areal auch zu klein, um mehrere Paare derselben Art zu beherbergen (z. B. Arten mit territorialem Verhalten wie Meisen).
Basisinformationen zum Standort finden Sie in unseren Merkblättern sowie im verlinkten Artikel. Bei weiterführenden Fragen können Sie uns eine E-Mail schicken mit Fotos des Nistkastens und seiner Umgebung sowie der Adresse, an dem sich der Nistkasten befindet.
Kontakt: info@vogelwarte.ch
Jedem Vogel seinen Familiensitz (Zeitschrift)
Welche Pflanzen empfehlen Sie mir für meinen Garten/Balkon?
Für Vögel und Insekten sind vor allem einheimische Wildpflanzen wertvoll. Diese kaufen Sie bevorzugt in Wildstaudengärtnereien. Dabei sollten die jeweiligen Standortansprüche der Pflanzen an Licht und Bodenverhältnisse und die Platzverhältnisse beachtet werden. Für den Start finden Sie Tipps in unserem Merkblatt sowie den Videos. Das Online-Tool floretia kann Sie ebenfalls bei der Auswahl unterstützen. Bei Fragen können Sie uns auch eine E-Mail senden: info@vogelwarte.ch
Floretia (Online-Tool)
Vogelfreundliche Gärten: warum und wie (Video)
Vogelfreundliche Gärten: auch in der Stadt (Video)
Vogelfreundliche Gärten: in einfachen Schritten zur Naturoase (Video)
Wie kann ich Brutvögel vor Elstern, Mardern oder Katzen schützen?
Achten Sie beim Aufhängen von Nistkästen darauf, dass Katzen oder Marder nicht leicht an den Kasten herankommen können. Für manche Nistkästen gibt es einen Marderschutz zu kaufen. Bäume können Sie mit Manschetten oder Katzenabwehrgürteln versehen.
Freibrüter wie Amseln finden in dichten und dornigen Sträuchern wie Schwarzer Holunder, Weissdorn oder Wildrosen geschütztere Brutplätze. Achten Sie zudem auf viele Versteckmöglichkeiten im Garten wie Asthaufen oder wilde Ecken mit dichten Stauden.
Bei mir kommen nur Spatzen und Tauben ans Futterhaus, was soll ich tun?
Prüfen Sie Ihre Futtermischung. Manche Mischungen enthalten relativ viel Getreide – dieses wird meistens nur von Sperlingen und Tauben gefressen.
Wer Kleinvögel füttern will, sollte ein Futter auswählen, das möglichst der natürlichen Nahrung der Vögel entspricht. Für Körnerfresser wie Finken sind dies Mischungen, die ganz oder zu einem hohen Anteil aus ungeschälten Sonnenblumenkernen und Hanfsamen bestehen. Weichfressern wie Rotkehlchen füttert man Haferflocken, zerhackte Hasel- oder Baumnüsse, ungeschwefelte Rosinen oder Äpfel.