Wer nachts über Europa fliegt, sieht unter sich ein weites Lichtermeer. Für viele Zugvögel wird das zum Problem, besonders wenn sie in Gegenden mit dichten Wolken oder Nebel einfliegen. Wenn Lichtquellen nach oben abstrahlen oder weithin sichtbar sind, kann das den Orientierungssinn der Vögel trüben. Sie werden z. B. vom Lichtdom einer Stadt in den Bann gezogen und fliegen ungerichtet umher, oft stundenlang. In Extremfällen fallen Vögel in Folge von Stress und Erschöpfung tot vom Himmel. Weitaus häufiger werden sie jedoch von hell beleuchteten Gebäuden, Scheinwerfern oder Leuchtfeuern immer stärker angezogen, und kollidieren letztendlich mit solchen Strukturen.
Lichtverschmutzung beeinflusst auch nicht ziehende Vogelarten, sogenannte Standvögel. Ein Beispiel ist die Störung der Tag-Nachtrhythmik, wie sich beispielsweise an nächtlich singenden Amseln und Rotkehlchen in der Umgebung von Strassenlaternen beobachten lässt. An beleuchteten Orten sind viele Vogelarten morgens früher aktiv. Da sie aber den Tag nicht früher beenden, und nachts auch unruhiger sind, finden sie weniger Ruhe. Neben dem tageszeitlichen Verhalten kann Lichtexposition auch das jahreszeitliche Verhalten von Vögeln ändern. Viele Arten brüten deutlich früher im Jahr, wenn sie künstlichem Nachtlicht ausgesetzt sind. Studien haben gezeigt, dass durch Nachtlicht der Hormonhaushalt und viele weitere Körperfunktionen von Vögeln gestört werden. Auch zum Insektensterben, das sich auf viele Vogelarten negativ auswirkt, trägt Nachtlicht stark bei. Lichtverschmutzung schadet Vögeln also sowohl direkt als auch indirekt durch ihre Wirkung auf andere Lebewesen.