Die beiden grössten Herausforderungen sind die geringe Verfügbarkeit von Nahrung sowie die Kälte. Um warm zu bleiben, plustern sich die Vögel auf und schliessen so eine Luftschicht zwischen ihrem Körper und ihrem Gefieder ein. Diese wirkt isolierend und ermöglicht es, die Wärme zu speichern. Gerade kleine Arten wie das Rotkehlchen oder der Haussperling sehen mit aufgeplustertem Gefieder aus wie Federbälle. An Futterstellen oder am Rande von Stadtparks kann man diese Strategie einfach beobachten.
Das Birkhuhn hingegen wendet eine Strategie an, die wir zwar kaum je beobachten können, die uns aber vom Konzept her vertraut ist: Es gräbt Schneehöhlen, um sich vor der Kälte in der Umgebung zu schützen. Diese Höhlen befinden sich etwa zehn Zentimeter unter der Schneeoberfläche am Ende eines bis zu einem Meter langen Ganges. Dort ist es deutlich wärmer als in der klirrenden Bergkälte. Das Birkhuhn hält sich dort nachts und einen Teil des Tages auf und minimiert so seinen Energieverbrauch. Deshalb ist es sehr wichtig, dass die Hühner im Winter in Ruhe gelassen werden, etwa indem wir Wildruhezonen respektieren und nicht abseits der Pisten fahren.
Die Verfügbarkeit von Nahrung ist für viele Vögel im Winter ein Problem, weshalb viele von ihnen Jahr für Jahr in den Süden ziehen. Aber was fressen die Vögel, die den Winter über in der Schweiz bleiben? Einige sammeln im Herbst fleissig Nahrung und legen Vorräte an, um in der kalten Jahreszeit genügend zu fressen zu haben. Der Tannenhäher etwa versteckt jeden Herbst rund 100 000 Arvensamen. Mit seinem unglaublichen Gedächtnis findet er drei Viertel davon wieder, selbst bei einer Schneedecke von einem halben Meter!
Alpendohlen wiederum, die kecken Begleiter unserer Wanderungen im Sommer und der Bergrestaurants im Winter, sind Pendler zwischen Berg und Tal: Im Winter fliegen sie zur Nahrungssuche ins Tal und bei Einbruch der Dunkelheit wieder in die Berge, um dort zu schlafen.