Jeder Spatz zählt (10.12.2020)

    Gewusst? Unser Haussperling hat einen nahen Verwandten, den Italiensperling. Er brütet bei uns nur in der Südschweiz. In einem neuen Monitoringprojekt möchte die Schweizerische Vogelwarte den Bestand dieses international bedrohten Spatzen besser überwachen.

    Unser häufigster Sperling ist der Haussperling. Das Männchen ist mit seinem schwarzen Latz, seinen grauen Wangen und dem grauen Scheitel einfach zu erkennen.
    Unser häufigster Sperling ist der Haussperling. Das Männchen ist mit seinem schwarzen Latz, seinen grauen Wangen und dem grauen Scheitel einfach zu erkennen.
    Foto © Marcel Burkhardt Bild in Druckqualität
    Der Feldsperling ist mit seinem weissen Halsband und dem schwarzen Wangenfleck unverwechselbar. Bei dieser Art sind Männchen und Weibchen identisch gefärbt.
    Der Feldsperling ist mit seinem weissen Halsband und dem schwarzen Wangenfleck unverwechselbar. Bei dieser Art sind Männchen und Weibchen identisch gefärbt.
    Foto © Marcel Burkhardt Bild in Druckqualität
    Der Italiensperling kommt in der Schweiz hauptsächlich im Tessin vor. Das Männchen hat im Gegensatz zum Männchen des Haussperlings einen rotbraunen Scheitel und weisse Wangen. Die Weibchen der beiden Arten können nicht voneinander unterschieden werden.
    Der Italiensperling kommt in der Schweiz hauptsächlich im Tessin vor. Das Männchen hat im Gegensatz zum Männchen des Haussperlings einen rotbraunen Scheitel und weisse Wangen. Die Weibchen der beiden Arten können nicht voneinander unterschieden werden.
    Foto © Niklaus Zbinden Bild in Druckqualität
    Verbreitung von Haussperling (grün) und Italiensperling (violett) 2013–2016. Gebiete, in denen Haus- und Italiensperling vorkommen, sind gelb gefärbt. Atlasquadrate mit Nachweisen von Hybriden haben zusätzlich ein kleines schwarzes Quadrat.
    Verbreitung von Haussperling (grün) und Italiensperling (violett) 2013–2016. Gebiete, in denen Haus- und Italiensperling vorkommen, sind gelb gefärbt. Atlasquadrate mit Nachweisen von Hybriden haben zusätzlich ein kleines schwarzes Quadrat.
    Foto © Schweizerische Vogelwarte Bild in Druckqualität
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    Sempach. – Sperlinge gehören zum Landschaftsbild, in Stadt und Land gleichermassen. Die kleinen Vögel sind einfach zu beobachten und wecken mit ihrem drolligen Verhalten auch viele Sympathien. Weniger bekannt ist dagegen, dass in unserem Land mehrere Sperlingsarten vorkommen: Sechs Arten sind es insgesamt, vier davon brüten auch in der Schweiz.

    In Dörfern und Städten ist vor allem der Haussperling anzutreffen. Auf dem Land findet man den Feldsperling, der insbesondere im Winter auch in Gärten und an Futterstellen auftaucht. Er ähnelt dem Haussperling, hat aber im Gegensatz zu diesem ganz weisse Wangen mit einem schwarzen Fleck. Anders als beim Haussperling sind Männchen und Weibchen des Feldsperlings identisch gefärbt.

    Eine dritte Art ist erst in den letzten Jahren in den Fokus des Interesses gerückt: Der Italiensperling, der den Haussperling in Italien und im Tessin ablöst, und -auch im Wallis und in Graubünden brütet. Er gleicht dem Haussperling stark. Das Männchen hat aber einen komplett rotbraunen Scheitel und weisse Wangen, während die Weibchen der beiden Arten am Aussehen nicht voneinander unterschieden werden können. Nach langen taxonomischen Debatten wird der Italiensperling seit einigen Jahren als eigene Art anerkannt.

    Der Italiensperling ist auf der internationalen Roten Liste der gefährdeten Arten als „verletzlich“ eingestuft, da in Italien lokal Rückgänge von bis zu 50% festgestellt wurden. In der Schweiz geht es dem Italiensperling noch etwas besser. Aber auch hierzulande zeigt sein Bestandstrend nach unten, weshalb er für den Vogelschutz im Tessin sehr wichtig ist. Die Schweizerische Vogelwarte startete deshalb 2020 ein Langzeitmonitoring, um die Bestandsentwicklung des Italiensperlings in der Schweiz besser zu kennen.

    Die Ursachen für den Bestandsrückgang scheinen vielfältig. Vermutet wird der Rückgang von Nahrungsquellen durch übermässigen Pestizideinsatz. Auch der Verlust von Nistmöglichkeiten in Dörfern und Städten durch die Renovation alter Gebäude sowie die moderne Bauweise, bei der der Italiensperling keine Nischen zum Brüten mehr findet, scheinen wahrscheinlich. Auch wenn die international bedrohte Art bei uns stellenweise sehr häufig sein kann, ist der Italiensperling auf unsere Toleranz angewiesen und kann mit dem Anlegen eines Naturgartens und der Bereitstellung von Nistkästen gefördert werden.

    Die Sperlinge der Schweiz
    In der Schweiz kommen sechs Sperlingsarten vor: Nebst den oben erwähnten Arten Haussperling, Feldsperling und Italiensperling sind dies der Schneesperling, eine typische Art des Hochgebirges, der Steinsperling, der das Mittelmeergebiet bewohnt und sich erst vier Mal in die Schweiz verirrt hat, und der Weidensperling, der 2019 zum ersten und bisher einzigen Mal in der Schweiz beobachtet wurde.
    Weitere Informationen zu den Sperlingen der Schweiz: www.vogelwarte.ch/sperlinge

    Hybriden bei Vögeln
    Vögel pflanzen sich normalerweise nur mit Individuen derselben Art fort. Es kommt aber gelegentlich vor, dass sich auch Vögel unterschiedlicher Arten paaren. Dies ist auch bei Italiensperling und Haussperling der Fall. Nur die Männchen der daraus hervorgehenden Hybriden sind als solche erkennbar. Sie zeigen intermediäre Merkmale, wie einen graubraunen Scheitel und verwaschen grauweisse Wangen, jeweils in individuell unterschiedlich starker Ausprägung. In der Schweiz kann man neben den Sperlingen weitere Hybriden beobachten, so bei Entenvögeln und Singvögeln. Bekanntes Beispiel bei Letztgenannten sind Hybriden zwischen Rabenkrähe und Nebelkrähe.
    Weitere Informationen: www.vogelwarte.ch/de/atlas/focus/genau-hingeschaut:-kraehen,-sperlinge-und-hybriden

    Weitere Auskünfte

    Martina Schybli
    Schweizerische Vogelwarte
    6204 Sempach
    Tel. 041 462 99 29
    martina.schybli@vogelwarte.ch

    Italiensperling