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Dank dem jahrelangen Einsatz der Vogelwarte und ihrer Partner zeichnet sich der Klettgau im Kanton Schaffhausen heute durch reich strukturierte Landwirtschaftsgebiete mit einem hohen Anteil an hochwertigen Biodiversitätsförderflächen aus…

News - Hintergrund

Eine Landschaft blüht auf

April 2022

Seit den 1990er Jahren engagiert sich die Vogelwarte für die ökologische Aufwertung des Schaffhauser Klettgaus. Mit Erfolg: Der Klettgau gehört heute zu den vielfältigsten und ökologisch reichhaltigsten Landwirtschaftsgebieten der Schweiz.

Zu Beginn der 1990er-Jahren setzte sich die Vogelwarte das Ziel, die letzten beiden Populationen des Rebhuhns in der Schweiz in der Champagne genevoise und im Schaffhauser Klettgau zu erhalten. Dazu musste der Lebensraum in den beiden offenen Ackerbaugebieten sehr stark aufgewertet werden, um mit Buntbrachen, Rotationsbrachen, extensiv genutzten Wiesen von hoher Qualität, Ackersäumen und Niederhecken mindestens einen Anteil von 10 % der Fläche zu erreichen. Von diesen Aufwertungsmassnahmen sollten mit dem Rebhuhn weitere Arten profitieren. In beiden Gebieten gelang es, dank der guten Zusammenarbeit der Vogelwarte-Mitarbeitenden mit den lokalen Landwirten, und unterstützt durch die Kantone, ein dichtes Netz an qualitativ hochwertigen Lebensräumen anzulegen. Im Klettgau wurden diese naturnahen Lebensräume seit 1994 zusätzlich durch extensiv bewirtschaftete Emmerund Einkornfelder ergänzt. Entsprechend ihrer landwirtschaftlichen Eignung und der jeweiligen Interessen der Landwirtinnen und Landwirte, entwickelten sich die Klettgauer Teilgebiete sehr unterschiedlich. Im Gebiet Widen stieg der Anteil an qualitativ hochwertigen Biodiversitätsförderflächen (BFF) auf 14,1 % im Jahr 2019. Auch in den anderen Gebieten war der Anteil im Vergleich zur übrigen Schweiz überdurchschnittlich, betrug aber lediglich 6,4 % bzw. 4,8 %.

Dank diesen Aufwertungen zeigten zahlreiche Vogelarten beträchtliche Bestandszunahmen. Diese waren im Gebiet Widen deutlich positiver, dort also wo sich der höchste Anteil BFF befand. Untersuchungen zeigten, dass für einige Brutvogelarten mindestens 14 % naturnahe Flächen, wie qualitativ hochwertige BFF oder Flächen ausserhalb der landwirtschaftlichen Nutzfläche vorhanden sein müssen, um eine bestandssichernde Dichte zu gewährleisten. Trotz der Aufwertungen gab es aber auch Rückschläge: So kam für das Rebhuhn jede Hilfe zu spät und in neuster Zeit bricht der Bestand der Grauammer ein, obwohl er sich bis 2010 sehr positiv entwickelte.

Nebst der Landwirtschaft schaffen Bauprojekte immer wieder Herausforderungen: Mitten durch den Klettgau führt zum Beispiel das Trassee der Deutschen Bahn. Die Bahndämme waren ein besonders wertvoller Lebensraum, wo Neuntöter und Dorngrasmücken brüteten. Beim Ausbau der Linie auf Doppelspur wurde ein grosser Teil dieses Lebensraums zerstört. Dank dem Engagement der Vogelwarte und des lokalen Naturschutzes wurden inzwischen Kompensationsmassnahmen realisiert, mit der Folge, dass sich die Habitatqualität wieder verbesserte.

Die grossflächige ökologische Aufwertung einer Landschaft wie im Klettgau erfordert das Engagement und die Zusammenarbeit vieler verschiedener Akteure, in diesem Fall waren dies die Vogelwarte, Bäuerinnen und Bauern, Naturschützerinnen und Naturschützer sowie die kantonalen Behörden. Der Klettgau ist ein Vorzeigebeispiel für die ganze Schweiz, das belegt, dass Landwirtschaft und Ökologie durchaus Hand in Hand gehen können.

Neue Regionalstelle Nordostschweiz

Auch nach der Pensionierung von Markus Jenny, der die Projekte im Klettgau während Jahren vorantrieb und koordinierte, wird sich die Vogelwarte im Gebiet weiter engagieren. Dazu betreibt sie ab Mai 2022 eine Regionalstelle in Schaffhausen. Die Regionalstelle wird nebst den Projekten im Klettgau verschiedenste Engagements in der Nordostschweiz betreuen, insbesondere in den Kantonen Schaffhausen und Thurgau.