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Wildtierfreundliche Landwirtschaft

Von einer nachhaltigen Schweizer Landwirtschaft erwarten wir, dass sie den einheimischen Wildtieren im Kulturland eine dauerhafte Existenz ermöglicht.

Ziele

Mit der Revitalisierung des Landwirtschaftsraums können die Schweizer Bauern bleibende Werte für Natur und Landschaft schaffen. Unsere Vision sind 15 % hochwertige Biodiversitätsförderflächen auf der landwirtschaftlichen Nutzfläche und der Einsatz schonender Formen der Bearbeitung und Ernte auf den Produktionsflächen. Insbesondere im Ackerland sind mindestens 5 % hochwertige Biodiversitätsförderflächen notwendig, um die Zukunft der Wildtiere im Kulturland zu sichern.

Unser Standpunkt: Wildtierfreundliche Landwirtschaft

Positionspapier: «Biodiversitätsförderflächen auf Acker»

Faktenblatt: Ökologischer Nutzen von Acker-BFF

Vorgehen

Mit Information, Aufklärung und Vorzeigeprojekten setzt sich die Schweizerische Vogelwarte Sempach für eine wildtierfreundliche Landwirtschaft ein.

Wir erwarten, dass

  • die Landwirtschaft auf die in der Bundesverfassung verankerte Multifunktionalität setzt und nicht nur Lebensmittel, sondern auch Artenvielfalt produziert,
  • die Landwirtschaft die Vielfalt an typischen Wildtieren und Wildpflanzen des Kulturlandes mit qualitativ hochwertigen Biodiversitätsförderflächen und mit angepassten Anbaumethoden fördert,
  • die landwirtschaftliche Ausbildung und Beratung ökologische Aspekte verstärkt gewichtet und wildtierfreundliche Anbauverfahren vermittelt,
  • die Politik für eine schrittweise Verlagerung zu den ökologischen Direktzahlungen sorgt,
  • die Politik die ökologischen Direktzahlungen stärker mit den Lebensraumansprüchen typischer und bedrohter Wildtiere des Kulturlandes verbindet.

Ab 2024 sind die Betriebe dazu verpflichtet, 3.5% der Ackerfläche als Biodiversitätsförderfläche zu bewirtschaften. Die Vogelwarte setzt sich dafür ein, dass hochwertige Elemente (Rotationsbrache, Buntbrache, Saum auf Ackerland, mehrjähriger Nützlingsstreifen) an geeigneter Lage angelegt werden. Somit fördert die Schweizerische Vogelwarte die Natur, unterstützt die Nahrungsmittelproduktion und sorgt für wunderschöne Kulturlandschaften.

Informationen für Landwirte und Berater: agrinatur.ch

Bedeutung

Eine wildtierfreundliche Landwirtschaft ist für das Überleben zahlreicher Tierarten von existenzieller Bedeutung. Eine intakte Biodiversität bringt auch aus agronomischer Sicht grosse Vorteile und ist der Grundstein für eine nachhaltige und langfristige landwirtschaftliche Nutzung. Mit einer wildtierfreundlichen Landwirtschaft entsteht für die Bevölkerung eine belebte und bunte Landschaft mit mehr Lebensqualität.

Ergebnisse

Gemeinsam mit den lokalen Landwirten und weiteren Partnern können wir aufzeigen, wie Landwirtschaftsgebiete aufgewertet werden können (Klettgau, Wauwiler Ebene, St. Galler Rheintal, Kulturlandschaft Weidist) und dass solche regionalen Aufwertungsprojekte auch zu einer Zunahme der Artenvielfalt führen. Für die Förderung der Biodiversität ist entscheidend, dass genügend Biodiversitätsförderflächen angelegt werden und dass diese eine hohe ökologische Qualität aufweisen. Als sehr wertvoll zeichnen sich immer wieder Bunt- und Rotationsbrachen aus.

Massnahmen zur Förderung der Biodiversität werden von den Landwirten auf ihren Betrieben umgesetzt. Eine gute Beratung ist dazu sehr förderlich. Insbesondere die gesamtbetriebliche Beratung, wo der Betrieb sowohl ökologisch als auch ökonomisch als Ganzes betrachtet wird, hat sich sehr bewährt. In den Projekten "Mit Vielfalt punkten" und "Lebensraumverbundsystem St. Galler Rheintal" haben so über 50 Landwirte Vereinbarungen zur ökologischen Aufwertung ihrer Betriebe abgeschlossen. Bei der Beratung haben sich auch die Leitartenkarten und das Punktesystem Biodiversität bewährt.

In enger Zusammenarbeit mit Landwirtschaftsorganisationen und Marktpartnern sorgen wir dafür, dass naturnah produzierte Lebensmittel auf dem Markt angeboten und fair entschädigt werden (Wiederanbau Emmer u. Einkorn und IP-Suisse).

Atlas Focus: Die Landwirtschaft trägt Verantwortung

Projektleitung

Hubert Schürmann, Simon Hohl

Partner

IP Suisse
Zahlreiche lokale und regionale Partner

Donatoren

Zahlreiche Projekt-Donatoren

Publikationen

Graf, R., D. Hagist, J. Zellweger-Fischer, V. Chevillat, R. von Sury & S. Birrer (2020):
Quantität und Qualität naturnaher Lebensräume im Agrargebiet.
Zellweger-Fischer, J., P. Althaus, S. Birrer, M. Jenny, L. Pfiffner & S. Stöckli (2016):
Biodiversität auf Landwirtschaftsbetrieben mit einem Punktesystem erheben.
Birrer, S., M. Jenny, F. Korner-Nievergelt, K. Meichtry-Stier, L. Pfiffner, J. Zellweger-Fischer & J.L. Zollinger (2013):
Ökologische Vorrangflächen fördern Kulturlandvögel
Birrer, S., P. Mosimann-Kampe, M. Nuber, S. Strebel & N. Zbinden (2013):
Ökologischer Ausgleich und Brutvögel - das Beispiel Grosses Moos 1997-2009.
Pasinelli, G., K. Meichtry-Stier, S. Birrer, B. Baur & M. Duss (2013):
Habitat Quality and Geometry Affect Patch Occupancy of Two Orthopteran Species.
Zollinger, J. L., S. Birrer, N. Zbinden & F. Korner-Nievergelt (2013):
The optimal age of sown field margins for breeding farmland birds.
Chevillat, V., O. Balmer, S. Birrer, V. Doppler, R. Graf, M. Jenny, L. Pfiffner, C. Rudmann & J. Zellweger-Fischer (2012):
Gesamtbetriebliche Beratung steigert Qualität und Quantität von Ökoausgleichsflächen.