Schon seit Beginn des Wiederansiedlungsprojekts in der Schweiz werden die Weissstörche zur Erfolgskontrolle wo immer möglich beringt und das Brutgeschehen an den Horsten verfolgt. So haben wir in der Schweiz eine der am besten dokumentierten Populationen in Europa. Zusätzlich werden Weissstörche seit 1999 besendert, um besser zu verstehen, welchen Gefahren die Tiere auf ihren Zugrouten ausgesetzt sind. Dank Beringung, Besenderung und Monitoring wissen wir heute sehr viel über die Entwicklung der Populationen, Gefahren, das Zugverhalten sowie Überwinterungsund Rastgebiete der europäischen Weissstörche.
Todesursachen für ausgewachsene Weissstörche sind unter anderem Kollisionen mit Stromleitungen und Abschüsse auf den Zugrouten und in den Überwinterungsgebieten. Das Zugverhalten hat sich aber im Laufe der letzten Jahrzehnte stark verändert. Die meisten, und vor allem ältere Tiere, verbringen heute den Winter auf offenen Mülldeponien in Spanien und Portugal. Zudem sind wegen des Klimawandels die Winter auch in der Schweiz milder geworden, so dass die Störche oft hierbleiben. Im Winter 2022/23 waren es rund 650 Tiere. So sparen sie sich die anstrengende und risikoreiche Reise bis nach Afrika, wodurch auch ihre Überlebenswahrscheinlichkeit steigt.
Analysen zeigen denn auch, dass der aktuelle Bestandsanstieg vor allem auf einen Rückgang der Sterblichkeit von Altvögeln zurückzuführen ist. Luft nach oben besteht jedoch beim Bruterfolg. Dieser sollte für eine selbsterhaltende Population laut Berechnungen bei durchschnittlich zwei Jungen pro Brutpaar liegen, was in den meisten Jahren nicht erreicht wird. Um den guten Bestand zu sichern, brauchen Weissstörche ausreichend Brutmöglichkeiten, Nahrungshabitate in der Nähe der Nester und entschärfte Gefahrenquellen. Auch heute verenden immer noch Störche etwa durch Stromschlag an Mittelspannungsleitungen. Die Förderung des Weissstorchs ist nicht ohne Aufwand möglich, der hierzulande vor allem durch ein Netzwerk aus Freiwilligen geleistet wird, koordiniert von Storch Schweiz. Diese überwachen die Horste, beringen Nestlinge, lesen Ringe ab, leisten Unterstützung beim Unterhalt von Horsten und sensibilisieren die Bevölkerung. Leider hat der Aktionsplan nicht zum gewünschten Erfolg bei der Schaffung von Nahrungshabitaten geführt. Der Weissstorch ist zwar eine Schirmart für eine extensive Bewirtschaftung des Kulturlands, aber die agrarpolitischen Rahmenbedingungen für das Anlegen von extensivem Grünland oder Feuchtwiesen sind nach wie vor schwierig.