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© Pius Korner

Der Gemeine Grashüpfer (Pseudochorthippus parallelus) ist in zwanzig Jahren stark zurückgegangen, obwohl sich der Vegetationstyp im Untersuchungsgebiet kaum verändert hat.

News - Hintergrund

Langzeitdaten zeigen starken Rückgang bei Heuschrecken

April 2025

In den vergangenen Jahren mehrten sich die Hinweise auf teils starke Rückgänge bei Insekten. Um das Ausmass dieser Rückgänge und deren Ursachen zu verstehen, sind Datenreihen nötig, die über möglichst lange Zeiträume gesammelt wurden.

In der Nordwestschweiz hat Georg Artmann-Graf seit den 1980er-Jahren systematisch Insektenbeobachtungen notiert. Mit diesem Datenschatz hat er nun zusammen mit Pius Korner von der Vogelwarte untersucht, wie sich die Häufigkeit der Kurzfühlerschrecken über rund zwanzig Jahre verändert hat.

Dazu haben sie Daten ausgewertet, die Georg Artmann-Graf zwischen 1992 und 2011 an über 600 Standorten um Olten SO gesammelt hat. Während der Vegetationstyp der Standorte – oft Feuchtwiesen, Trockenrasen, Fromentalwiesen, Krautsäume oder Ruderalstandorte – weitgehend konstant blieb, ging die Gesamtzahl der Kurzfühlerschrecken- Individuen um etwa die Hälfte zurück. Bei vielen anderen Insektengruppen gab es im gleichen Zeitraum an den gleichen Standorten einen geringeren Rückgang. Die grössten Verluste an Kurzfühlerschrecken stellten sie in trockeneren Lebensräumen und an steileren Hängen fest, was darauf hindeutet, dass die Bodenaustrocknung ein wichtiger Faktor für den Rückgang sein könnte. Ausserdem gab es in nährstoffreicheren Lebensräumen grössere Verluste. Mögliche Gründe dafür sind kleinräumige Vegetationsveränderungen in diesen Lebensräumen, etwa durch Stickstoffeinträge aus der Luft, oder die zunehmende Isolierung von anderen Standorten. Im Gegensatz zur Häufigkeit ging die Anzahl der Arten viel weniger stark zurück. Ein Befund, der es in sich hat: Wenn nämlich nur reine Artenzahlen betrachtet werden, besteht die Gefahr, dass wichtige ökologische Veränderungen stark unterschätzt werden. Die starken Rückgänge an den untersuchten Standorten – oft Flächen der kommunalen Naturschutzinventare – sind alarmierend. Sie zeigen, dass selbst wenn sich die lokalen Gegebenheiten nicht massiv ändern, grossräumige Entwicklungen negative Auswirkungen haben können. Klimawandel und Stickstoffeintrag aus der Luft als treibende Kräfte solcher Entwicklungen müssen daher dringend bekämpft werden. Gleichzeitig muss die Gebietspflege an die erwarteten Auswirkungen des Klimawandels angepasst werden, mit dem Ziel, eine vielfältige, ökologisch robuste Insektengemeinschaft zu fördern.