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News - Medienmitteilung

Ein wahrer Überflieger

16. November 2021

Der Rotmilan ist einer der bekanntesten und beliebtesten Vögel der Schweiz. In den letzten Jahrzehnten wuchs die Population stark an. Die Vogelwarte untersucht die Gründe für diese Bestandszunahme. Eine Rolle spielen dürfte die Anpassungsfähigkeit des eleganten Segelfliegers.

Sempach. – Wer im Schweizer Mittelland seinen Blick gen Himmel richtet, hat gute Chancen, einen Rotmilan zu entdecken. Dabei geht gerne vergessen, wie aussergewöhnlich dies eigentlich ist: Der Rotmilan brütet nämlich ausschliesslich in Europa. Die 2800-3500 Brutpaare der Schweiz entsprechen rund 10 % des Weltbestands! Die Schweiz hat daher eine hohe internationale Verantwortung zum Schutz des Rotmilans.

Weshalb der Rotmilan sich gerade in der Schweiz so wohl fühlt, untersucht die Schweizerische Vogelwarte seit 2015 in einem gross angelegten Forschungsprojekt. Diese Arbeiten ergänzen das Bild um weitere Puzzleteile: Der Rotmilan ist bei der Wahl seiner Nahrung sehr anpassungsfähig und nicht wählerisch. Er frisst Aas, Abfälle, Würmer oder kleine Säugetiere wie Mäuse, die er kreisend entdeckt. Auf frisch gemähten Wiesen und gepflügten Äckern können sich grosse Gruppen von Rotmilanen versammeln, um gemeinsam verletzte oder tote Tiere zu fressen. In seiner ökologischen Funktion erinnert der Rotmilan eher an einen Geier denn einen agilen Jäger.

Anpassungsfähig ist er auch in seinem Zugverhalten: Früher zogen im Herbst alle Schweizer Rotmilane auf die Iberische Halbinsel, um dort zu überwintern. Dank zahlreichen besenderten Vögeln konnte die Schweizerische Vogelwarte zeigen, dass die meisten Jungvögel nach wie vor nach Südwesten ziehen. Je älter die Vögel werden, desto eher bleiben sie aber in der Schweiz. Mittlerweile überwintert rund die Hälfte der Schweizer Rotmilane bei uns. Ein beachtlicher Teil dieser Vögel versammelt sich abends jeweils an gemeinsamen Schlafplätzen, die über 100 Individuen umfassen können.

Trotz seines Bestandsaufschwungs ist der Rotmilan nach wie vor zahlreichen Gefahren ausgesetzt: Kollisionen und Tod durch Stromschlag an nicht vogelfreundlich konstruierten Freileitungen kommen immer wieder vor, aber auch vor Vergiftungen und illegalen Abschüssen ist der Greifvogel nicht gefeit. Auch wenn es dem Rotmilan in der Schweiz zurzeit gut geht, setzt sich die Vogelwarte dafür ein, diese Gefährdungsursachen zu vermindern.

Das Rotmilanprojekt der Vogelwarte

Seit 2015 wurden im Rahmen des Rotmilanprojekts der Vogelwarte rund 450 Jung- und 70 Altvögel mit solarbetriebenen GPS-Sendern ausgestattet. Untersucht werden unter anderem die Nahrungszusammensetzung, die Entwicklung des Zugverhaltens und die Entscheidungen, wo sich ein Rotmilan ansiedelt.

Weitere Informationen: vogelwarte.ch/populationsdynamik-rotmilan

Neues Buch: Der Rotmilan – Ein Greifvogel im Aufwind

Das reich bebilderte Werk gibt ungewohnte Einblicke in die Lebensweise des Rotmilans und erklärt diese detailliert und verständlich zugleich. Auf über 200 Seiten fasst das Buch nicht nur den aktuellen Wissensstand der internationalen Fachliteratur zusammen, sondern lässt auch Resultate des Rotmilanprojekts der Vogelwarte Sempach sowie die persönlichen Erfahrungen der Autoren in das Werk mit einfliessen. Die Autoren sind Patrick Scherler, Mitarbeiter im Rotmilanprojekt der Schweizerischen Vogelwarte, sowie Adrian Aebischer, welcher sich seit mehr als 20 Jahren der Erforschung des Rotmilans widmet. Das vom Haupt-Verlag herausgegebene Buch kann hier bestellt werden:
www.haupt.ch/buecher/natur-garten/der-rotmilan.html.

BETROFFENE VOGELARTEN

Vogelarten
Rotmilan
Der Rotmilan ist nach Bartgeier und Steinadler der drittgrösste einheimische Greifvogel. Die Vögel können stundenlang auf ihren schmalen, langen Flügeln kreisen und steuern dabei unablässig mit dem langen Gabelschwanz. Zur Balzzeit vollführen die Paare richtige Kunstflüge und äussern häufig ein w...
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