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© Hubert Schürmann

Rotationsbrachen sind in die Fruchtfolge integrierte Flächen mit eingesäten Ackerwildkräutern. Sie bieten ein stetiges Nahrungsangebot für Insekten von Frühjahr bis Herbst. Feldlerchen finden in Rotationsbrachen Platz und Nahrung für die Jungenaufzucht.

News - Hintergrund

Biodiversitätsförderflächen auf Acker als Chance

August 2023

Biodiversitätsförderflächen sind im Kulturland für viele Tier- und Pflanzenarten unverzichtbare Lebensräume. Insbesondere im Ackerland bräuchte es aber deutlich mehr hochwertige Flächen, damit bedrohte Arten in der Schweiz langfristig überleben können.

Seit Jahrhunderten ist das Kulturland Lebensraum für Vogelarten wie Wachtel, Feldlerche und Grauammer, aber auch für weitere Tiere wie beispielsweise den Feldhasen. Zahlreiche Arten haben sich an diesen vom Menschen geprägten Lebensraum angepasst und können bei uns nur im Ackerland überleben.

Durch Intensivierungsprozesse haben sich in den letzten Jahrzehnten jedoch vielerorts die Lebensbedingungen für diese Tiere zum Schlechteren verändert. Als Folge davon sind viele auf das Kulturland spezialisierte Arten selten geworden oder sogar bereits ganz verschwunden. Die Bestände der Brutvögel im Ackerland sind in den letzten 20 Jahren entsprechend massiv zurückgegangen, insbesondere im zentralen und östlichen Mittelland. Das Rebhuhn ist sogar komplett aus der Schweiz verdrängt worden. Gleichzeitig sind die Insekten sowohl in ihrer Biomasse als auch bei der Artenvielfalt deutlich zurückgegangen. Zahlreiche Ackerpflanzen stehen mittlerweile auf der Roten Liste der gefährdeten Arten.

 

Deshalb sind Biodiversitätsförderflächen (BFF) zu wichtigen Refugien für die Tier- und Pflanzenwelt geworden. In Ackergebieten wurden solche Elemente aber bisher leider nur selten umgesetzt. Dies ändert sich nun: Ab 2024 schreibt der Bund auf Ackerflächen mindestens 3,5 % BFF vor.

Damit bieten sich für die Biodiversität, aber auch für die Landwirtschaft grosse Chancen. Dies gilt ganz besonders dann, wenn hochwertige BFF angelegt werden, wie etwa Buntbrachen oder Säume auf Ackerland. Diese weisen eine hohe Vielfalt an Wildpflanzen auf und ziehen deshalb Insekten an, die für die Bestäubung der Kulturen wichtig sind. Auch können sich in den Förderflächen jagende Kleintiere wie Spinnen, Laufkäfer oder Raubwanzen vermehren, die unerwünschte Insekten wie Blattläuse in den Produktionsflächen vertilgen. So wird das ursprüngliche, natürliche Gefüge unterstützt. Die Nutzpflanzen werden in der Folge robuster und bringen mehr Ertrag. Ausserdem können Pflanzenschutzmittel eingespart werden.

Durch die Vielfalt an Insekten, Blüten und Pflanzensamen verbessert sich zudem das Nahrungsangebot für zahlreiche Vogelarten. Brachflächen und Säume bieten ungestörte Brutplätze für Vögel, die am Boden (Feldlerche) oder in der Krautschicht (Schwarzkehlchen, Grauammer) brüten. Kleine Buschgruppen bieten Brutmöglichkeiten für weitere Arten wie Dorngrasmücke, Neuntöter und Goldammer. Da hochwertige BFF das ganze Jahr über bestehen bleiben, bieten sie Wildtieren nicht nur eine sichere Kinderstube zur Aufzucht ihres Nachwuchses, sondern auch Rückzugsorte im Winter. So haben Feldlerche, Feldhase und Co. wieder bessere Überlebenschancen.

Jetzt ist der ideale Zeitpunkt für die Planung solch hochwertiger Flächen. Um die Landwirte und Berater dabei zu unterstützen hat die Schweizerische Vogelwarte ein Faktenblatt erstellt und gemeinsam mit Partnern auf der Plattform agrinatur.ch Videos realisiert und Merkblätter zusammengestellt.

Lassen wir die Chance nicht ungenutzt verstreichen, denn von hochwertigen BFF im Ackerland profitieren längst nicht nur Vögel und andere Wildtiere, sondern auch wir Menschen.

Weiterführende Informationen

Faktenblatt «Ökologischer Nutzen von Biodiversitätsförderflächen auf Acker»: www.vogelwarte.ch/oekologischer-nutzen-acker-bff

Biodiversitätsförderung auf dem Landwirtschaftsbetrieb: www.agrinatur.ch/bff/bff-auf-acker