Sempach. – Der Kuhreiher zeigt die wohl spektakulärste Ausbreitungsgeschichte aller Vögel. Noch bis ins 19. Jahrhundert kam er nur in Afrika südlich der Sahara vor. Danach folgte eine beispiellose weltweite Ausbreitung: Er besiedelte alle Kontinente ausser der Antarktis und wurde auch in Europa sesshaft, wo mittlerweile rund 90 000 Paare brüten.
Diese Ausbreitung in Europa machte sich auch in der Schweiz bemerkbar: Innert weniger Jahre hat er sich vom seltenen Frühlingsgast zur ganzjährig vorkommenden Art gemausert. Wahrscheinlich aus einer Gruppe von fast 40 im Tessin überwinternden Kuhreihern hat sich in diesem Jahr nun sogar ein Paar gebildet und erfolgreich eine Brut mit vier Jungen aufgezogen – zum ersten Mal in der Schweiz.
Dass die Kuhreiher in einem Schutzgebiet brüten, zeigt, dass sie trotz Anpassungsfähigkeit zur Brutzeit sensibel auf Störungen reagieren. Weitere Reiherarten stehen vor den Toren der Schweiz und könnten bei uns brüten – wenn Feuchtgebiete renaturiert und vor Störungen geschützt werden.