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© Heinz Rothacher

Das Braunkehlchen ist eine der fünf Arten von Wiesenbrütern, für die wir hochaufgelöste Vorkommenskarten entwickelt haben. Damit können langfristig die wertvollen Wiesen und Weiden erhalten werden, wo das Braunkehlchen zu Hause ist.

News - Hintergrund

Genaue Karten für besseren Wiesenbrüter-Schutz

April 2025

Mithilfe der Daten unserer freiwilligen Mitarbeitenden haben wir hochaufgelöste Karten zu Brutzeitvorkommen und Habitatpotenzial von fünf Arten von Wiesenbrütern entwickelt. Sie sollen zukünftig die Planung von Fördermassnahmen und Erfolgskontrollen sowie die Beurteilung von Zielkonflikten unterstützen.

Die sogenannten Wiesenbrüter sind eine Gruppe von Vogelarten, die sich auf das Leben in Wiesen und Weiden spezialisiert hat. Durch ihr tarnfarbenes Gefieder gut geschützt nisten sie am Boden. Heidelerche, Wiesenpieper und Braunkehlchen sind einige für unser Land typische Wiesenbrüter.

Wiesenbrüter unter Druck

Im Mittelland sind diese Arten durch die Intensivierung der Landwirtschaft komplett verdrängt worden oder werden immer seltener. Wiesen und Weiden im Schweizer Berggebiet gelten als letzte Refugien für die Wiesenbrüter. Doch auch dort stehen sie zunehmend unter Druck durch Infrastrukturprojekte, landwirtschaftliche Intensivierung, aber auch durch Vergandung.

Für den Erhalt dieser wertvollen Lebensräume sind genaue Kenntnisse über das Vorkommen der darauf angewiesenen Arten notwendig. Zur Förderung der Wiesenbrüter haben wir deshalb Karten für fünf Arten erarbeitet: Braunkehlchen, Feldlerche, Heidelerche, Baum- und Wiesenpieper. Diese Bodenbrüter sind auf der Roten Liste als potenziell gefährdet oder verletzlich eingestuft und die meisten gehören zu den national prioritären Vogelarten. Sie unterscheiden sich zwar in ihren spezifischen Lebensraumansprüchen wie etwa Offenheit des Geländes oder Bedarf an Gehölzen und Sitzwarten. Alle profitieren sie aber von wenig Beweidung während der Brutzeit. Besonders wichtig ist auch eine späte Mahd ab dem 1. bzw. 15. Juli, je nach Höhenlage, auf möglichst grosser Fläche.

Karten zeigen wichtige Gebiete

Für die Planung von Fördermassnahmen und Erfolgskontrollen sowie die Beurteilung von Zielkonflikten ist es wichtig zu wissen, wo Wiesenbrüter vorkommen resp. vorkommen könnten. Dazu haben wir aktuelle, hochaufgelöste Umweltdaten kombiniert mit Beobachtungsdaten und systematischen Vogelerhebungen aus den Brutsaisons 2013–2024 und daraus Karten erstellt.

Zuerst haben wir für jede der fünf Arten potenziell geeignete Brutgebiete im Berg- und Sömmerungsgebiet bestimmt. Dies geschah mit Hilfe von hochaufgelösten Umweltvariablen, mit Präsenz- und Absenzdaten von systematischen Brutvogelerhebungen wie dem Monitoring Häufige Brutvögel, Literaturangaben sowie Einschätzungen von Fachpersonen. Danach erfolgte mit räumlichen Analyseverfahren pro Art die Unterteilung der Potenzialgebiete in vier Kategorien: «Art nachgewiesen», «Art wahrscheinlich », «Art wenig wahrscheinlich » und «Art abwesend». Nur dank den 2013–2024 gemeldeten Beobachtungen von Freiwilligen, insbesondere vollständige Beobachtungslisten, und der gezielten Suche nach Wiesenbrütern im Jahr 2024 war eine weiträumige Abdeckung möglich. Die fünf Einzelartkarten wurden zudem zu einer kombinierten Karte überlagert, die das Lebensraumpotenzial und die Vorkommen der fünf untersuchten Wiesenbrüter zusammenfasst.

Verschiedenste Anwendungen

Die nationalen Karten helfen Akteuren aus Natur- und Landschaftsschutz z. B. bei der Planung von Fördermassnahmen sowie deren Erfolgskontrollen im Rahmen von Aktionsplänen, Artenförderungsprojekten oder Projekten zur regionalen Förderung der Biodiversität und Landschaftsqualität. Auch in der Raumplanung bei Richt- und Zonennutzungsplänen, Meliorationen oder Projekten der ökologischen Infrastruktur erlauben die Karten eine schnelle und effiziente Beurteilung des Brutzeitvorkommens und der potenziell geeigneten Flächen. Für die Erhebung der Bestandsgrösse sind weiterhin Revierkartierungen nötig.
Die Karten bieten weitere Möglichkeiten: Infrastrukturprojekte etwa bedürfen einer Beurteilung der kurzund langfristigen Umweltauswirkungen nach Jagdgesetz und Natur- und Heimatschutzgesetz. Bei kurzfristigen Auswirkungen können Auflagen gemacht werden, die Bauarbeiten ausserhalb der Brutzeit durchzuführen. Langfristige Auswirkungen betreffen Projekte, die wertvolle Lebensräume auf grösserer Fläche beeinflussen können, z. B. bei Erschliessungsstrassen oder Meliorationen. Unsere kombinierte Karte erleichtert Fachstellen die Beurteilung solcher Projekte, da in Gebieten der Kategorie «≥ 1 Art nachgewiesen » entsprechend keine Suche nach Daten nötig ist, während in Gebieten der Kategorie «≥ 1 Art wahrscheinlich » Felderhebungen stattfinden sollten. Dies kann die Effizienz der Bewilligungsverfahren erhöhen, indem der Abklärungsaufwand über das Vorkommen der Wiesenbrüter deutlich reduziert wird. Zudem wird sichergestellt, dass sensible Gebiete besser geschützt werden.
So können die Karten dabei helfen, langfristig die wertvollen Wiesen und Weiden zu erhalten, wo die Wiesenbrüter noch vorkommen.

Die hier vorgestellten Karten sind online und kostenlos auf dem Web-GIS Portal der Schweizerischen Vogelwarte als WMS abrufbar. Zudem ist eine Begleitdokumentation mit Handlungsempfehlungen verfügbar. Die Karten werden periodisch aktualisiert, um neue Erkenntnisse zeitnah abzubilden.
Kontakt: grasslandbirdmaps@vogelwarte.ch
Web-GIS: https://webgis.vogelwarte.ch/projects/grassland-birds
Mehr Infos: Vorkommens- und Potenzialgebiete von Wiesenbrütern im Berg- und Sömmerungsgebiet

Projekte

Im Beitrag erwähnte Vogelarten

Vogelarten
Braunkehlchen
Als typischer Wiesenvogel bewohnt das Braunkehlchen blumenreiche, vielfältige und extensiv genutzte Wiesen. Für das Brutgeschäft benötigt es etwas mehr als einen Monat. Doch soviel Zeit bleibt ihm in intensiv genutzten Wiesen nicht, die Bodennester werden regelmässig vermäht. Im Mittelland ist de...
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