Spiegelfechter

Die Vögel halten ihr Spiegelbild für einen fremden Artgenossen, der attackiert und vertrieben werden muss.

Wenn bei Ihnen eine Krähe andauernd ans Fenster klopft, handelt es sich nicht um einen Vogel, der ins Zimmer will, sondern um einen «Spiegelfechter». Zu diesem eigenartigen Verhalten kommt es aus folgendem Grund: Viele Vogelarten besetzen zur Brutzeit ein Revier. Damit sichern sie sich die Nahrungsgrundlage für die Aufzucht ihrer Jungen. Dringt ein fremder Artgenosse ins Revier ein, wird er bedroht, angegriffen und möglichst vertrieben.

Manchmal entdecken nun Vögel auf Fensterscheiben oder in Autorückspiegeln ihr Spiegelbild oder wenigstens Umrisse davon. Meistens handelt es sich um Vogelarten, die um Häuser herum leben wie Bachstelzen, Buchfinken, Amseln oder Rabenkrähen. Die Vögel halten ihr Spiegelbild für einen fremden Artgenossen, der attackiert und vertrieben werden muss. Nur mit dem Vertreiben ist dies bei einem Spiegelbild so eine Sache!

Der Spuk verschwindet wieder

Es kommt vor, dass Vögel über Wochen nicht aufgeben, immer wieder zu den Scheiben zurückkehren und aufs neue auf sie einhacken. Dies bedeutet für die Vögel zwar Stress, doch kommt es nur in Ausnahmefällen vor, dass sie sich dabei verletzen. Manchmal flattern sie über die ganze Scheibe hoch und verursachen lästige Verschmutzungen. Krähen hacken gelegentlich auch in Fugendichtungen und in hölzerne Fensterrahmen, so dass Schäden entstehen.

Mit Ausnahme der Rabenvögel zeigen Vögel dieses Verhalten in der Regel nur zur Brutzeit, also vorwiegend in den Monaten März bis Juni. Der Spuk verschwindet meist nach ein paar Tagen oder Wochen, so wie er gekommen ist. Wenn Sie an einer Stelle Abwehrmassnahmen ergreifen, kommt es leider oft vor, dass der Vogel zur nächsten Scheibe wechselt und sich dort weiter «abreagiert».

Abwehrmassnahmen

Dort, wo es Sie am meisten stört, können Sie Abhilfe schaffen, indem Sie

  • im unteren Teil der Scheibe aussen für ein paar Tage einen Karton, Stoff, eine Folie oder ein Fliegengitter anbringen;
  • die Scheibe allenfalls aussen mit Dekorspray etwas besprayen, so dass die Spiegelung verschwindet;
  • die Storen ein paar Tage lang nicht hochziehen, sondern nur quer stellen.

Das Anbringen von Greifvogelsilhouetten ist hingegen zwecklos, denn Vögel erkennen darin keinen Feind, und ihr Spiegelbild ist weiterhin sichtbar.

In ganz hartnäckigen Fällen hilft am ehesten das temporäre Anbringen von Fliegen- oder Maschengittern (maximale Maschenweite: 20 mm), möglichst in einigem Abstand von den Scheiben.

Impressum: Merkblätter für die Vogelschutzpraxis

© Schweizerische Vogelwarte & SVS/BirdLife Schweiz, Sempach und Zürich, 2012.
Autor: H. Schmid
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